Übernachten *** Ronco, beim zentralen Parkplatz. Sehr schöne Bleibe in einem früheren Kloster aus dem 18. Jh. Das Haus wird mit den Geschwistern Guido und Nadia Casparais in der vierten Generation von derselben Familie geführt. Die schönsten Zimmer haben einen Balkon mit Seeblick. Sonst begnügt man sich mit dem Blick auf den Lago beim Abendessen im Panoramarestaurant. In der Vor- und Nachsaison ist die Küche allerdings nur Do-Sa geöffnet. Swimmingpool. DZ ab 200 CHF je nach Saison und Zimmerlage, inkl. Frühstücksbuffet. Geöffnet März-Okt. Piazza della Madonna 1, 6622 Ronco s/Ascona, Tel. 091-7915265, www.hotel-ronco.ch.
Chillen in bester Lage
Elisabetta, über dem Dorf an der Straße nach Arcegno gelegen, nach dem Friedhof an der rechten Straßenseite. Relativ einfache Zimmer, aber in schöner Lage. Terrassenrestaurant und Garten mit Swimmingpool und Seeblick. DZ ab 160 CHF, inkl. Frühstück. In der Regel wird ein Mindestaufenthalt von 2 Tagen verlangt. Geöffnet März-Nov. Via Livurcio 50, 6622 Ronco s/Ascona, Tel. 091-7919396, www.pensione-elisabetta.com.
Essen & Trinken Del Centro, an der Durchfahrtsstraße, oberhalb des zentralen Parkplatzes. Sehr populär, angenehmer, schattiger Garten (ohne Seeblick). Durchschnittsqualität zu Durchschnittspreisen, auch Pasta und Pizza. Via Livurcio 4, Tel. 091-7857568.
Grotto Lauro, außerhalb, im Nachbarort Arcegno, dort praktisch im Ortszentrum. Größeres Grotto mit schönem Garten, in dem es recht lebendig zugeht. Ado Siegel ist Koch, Maler und exprimentierfreudig: Tessiner und italienische Küche. Mo Ruhetag, im Winter auch Di. Via Ceu 3, 6618 Arcegno, Tel. 091-7914296.
Grotto La Risata, ebenfalls im Nachbarort Arcegno, am Ortsausgang Richtung Losone. Klein, aber in traumhaft schattiger Lage am Zusammenfluss zweier Bäche. Polenta, Risotto oder frische Forellen. Außerhalb der Saison Mo geschlossen. 6618 Arcegno, Tel. 079-6853666.
Mein Tipp Crodolo Palm & Beach, am Seeufer zwischen Porto Ronco und Brissago mit Blick auf die Brissago-Inseln. Hübsch gelegene Lounge mit kleiner Badewiese, Chaiselongues und Kinderspielplatz. Das Baden ist zwar offiziell verboten - angeblich wegen des nahen Elektrizitätswerks -, doch wird das Verbot nicht weiter beachtet. Drinks und kleine Speisekarte, manchmal abends Live-Musik (Jazz, Rock). Ein wunderbares Plätzchen! Geöffnet Mai bis Mitte Sept.. Via Cantonale 61, 6613 Porto Ronco, Tel. 091-7918405.
Grotto da Peo, hoch oben in den Bergen, seit 2014 von Peos Tochter Elisabetta geführt. Gegessen wird an Holztischen im gemütlichen Gewölbe oder im Garten mit Blick auf den See, das Maggiadelta und die Brissago-Inseln. Die hausgemachten Ravioli und Gnocchi schmecken ebenso wie die deftigen Fleischgerichte, die mit Kräutern aus dem eigenen Garten gewürzt sind. Geöffnet März -Okt., Do Ruhetag. Anfahrt: Auf fast 1000 m Höhe, von Gruppaldo 4,7 km die Bergstraße hochfahren, beim Schild „Da Peo“ die Treppe hochgehen. Falls die paar Parkplätze an der Straße besetzt sind, 200 m weiterfahren: In der Kurve hinter dem „Grotto La Ginestra“ gibt es mehrere Parkplätze. Monti di Ronco, Tel. 091-7917000.
Isole di Brissago
Vom Standpunkt des Botanikers aus gesehen sind die Brissago-Inseln vermutlich ein botanischer Park wie andere auch. Das Besondere ist ihre Lage. Obendrein hat der Garten eine besondere Geschichte, deren steinernes Überbleibsel der neoklassizistische Palazzo mit seinem Bootshaus ist.
Botanischer Garten im See
Die Brissago-Inseln setzen sich aus zwei Inseln zusammen: San Pancrazio, die Hauptinsel mit dem botanischen Garten, wo das Schiff anlegt, und Sant’ Apollinare, eine kleine, unzugängliche Insel, auf der die Natur sich selbst überlassen bleibt.
Die rund 1700 vertretenen Pflanzenarten des botanischen Gartens sind geografisch gruppiert, der Spaziergang ist ein Streifzug durch Kontinente und Länder, Wegweiser helfen bei der Orientierung, und ein Begleitblatt verrät die Blütezeiten einiger Pflanzen: in Australien die Kängurublume (Juni), in Kalifornien der Flanellstrauch (August), in Südafrika der goldene Zuckerbusch (Oktober). Und irgendwann kommt man beim „römischen Bad“ vorbei, wo die Heilpflanzen versammelt sind und man einen Blick bis Ascona hat. Nicht zu übersehen ist der neoklassizistische Palazzo, zu Zeiten seines Erbauers eine eher frivole Örtlichkeit (→ Kastentext „Als man Inseln noch kaufen konnte“), heute Café und Kongresszentrum.
♦ Überfahrt: Mehrmals tägl. 9-18 Uhr von Ascona, Porto Ronco und Brissago aus. Am kürzesten (1 km, 4 Min.) ist die Fahrt von Porto Roncohin/zurück 10 CHF, 6-16 J. 5 CHF. Geöffnet von der ersten Schiffsankunft bis zur letzten Schiffsabfahrt. Eintritt 8 CHF, 6-16 J. 2,50 CHF.
Als man Inseln noch kaufen konnte
Die Geschichte des Botanischen Gartens Brissago führt in eine Zeit zurück, in der man noch Inseln kaufen konnte, ohne ans Ende der Welt fahren zu müssen. Im Jahr 1885 erwarb Antoinette de Saint-Léger, eine begnadete Pianistin und zeitweise Liszt-Schülerin, die beiden verwilderten Inseln San Pancrazio und Sant’Apollinare und benannte sie sich selbst zu Ehren in „Isole Saint Léger“ um. Die Dame unsicherer väterlicherer Abkunft (Gerüchte sprechen von einer unehelichen Tochter des russischen Zaren Alexander II., der sich mit 13 beglaubigten Nachkommen zumindest als zeugungsfähig auswies) hatte sich zuvor in dritter Ehe den Adelstitel einer Baronin erheiratet. Der Gemahl, ein irischer Offizier namens Richard Fleming, durfte sich nicht nur Baron von Saint-Léger nennen, er war nebenbei auch steinreich und verstand einiges von der Pflanzenwelt. So konnte sich Antoinette ihre Träume vom Paradies auf Erden erfüllen. Viel guter Mist als Dünger und Samen aus aller Welt wurden auf die Insel geschafft: Der Grundstein für den heutigen botanischen Garten war gelegt.
Über zehn Jahre lang ging alles gut, man hielt ausgiebig Hof, illustre und weniger illustre Lebemänner aller Couleur stellten sich ein, die schöne Baronin zeigte sich von ihrer besten Seite, doch leider auch mit einem fatalen Hang zu finanziellen Spekulationen. Ob aufgrund ihrer Fehlinvestitionen in die transkaukasische Eisenbahn oder wegen ihrer erotischen Eskapaden, ist heute nicht mehr auszumachen. Jedenfalls verließ der reiche Fleming 1897 das Paradies und ließ Baronin Antoinette auf der Insel sitzen. Die machte erst einmal weiter mit dem fröhlichen Leben, empfing mit Vorliebe Künstler - der Maler Segantini schaute vorbei, James Joyce und auch Rilke - und spekulierte daneben munter weiter. Doch 1927 war ausgezockt, und Antoinette musste die Inseln verkaufen. Sie zog nach Ascona und schließlich nach Intragna, wo sie 1948 im begnadeten Alter von 92 Jahren als Sozialhilfeempfängerin in einem Altersheim starb.
Der Käufer und neue Besitzer der Isole di Brissago, Max Emden, hatte seine Millionen mit Warenhäusern gemacht, war am Berliner KaDeWe beteiligt, an Karstadt und anderen mehr. Emden war durchaus an der Parkanlage interessiert, er baute sie sogar wesentlich aus. Ansonsten sind von ihm zwei Vorlieben bekannt, eine für Kunst und eine für schöne Mädchen. Wenn man der Malerin Marianne von Werefkin Glauben schenken darf, so kaufte er zwar viel Kunst auf, aber ohne etwas davon zu verstehen. Und was die schönen Mädchen betrifft, so vergnügte der Millionär sich angeblich damit, ihnen zuzusehen, wenn sie nackt in seinen Swimmingpool sprangen, um nach Goldstücken zu suchen, die er zuvor hineingeworfen hatte. Schließlich aber geriet auch der frivole Lebemann, der auf der Insel den noch heute stehenden neoklassizistischen Palazzo errichten ließ, in Not. Er war jüdischer Herkunft, sein Vermögen in Deutschland wurde beschlagnahmt. Schon hatte er begonnen, seine noch rechtzeitig in die Schweiz geschafften oder vor Ort erworbenen Kunstwerke zu verkaufen, als er 1940 plötzlich starb.
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