Endlich war Heiligabend gekommen. Melinda und ihre Eltern gingen zur Kirche und wie jedes Jahr hatten sie einen wunderschön geschmückten Baum, unter dem die bunt und glänzend verpackten Geschenke lagen. Als Melinda zur Bescherung ins Wohnzimmer kam, war nur ihre Mutter da. Wenig später kam ihr Vater herein, blass und ernst starrte er sie an, als hätte er einen Geist gesehen. Melinda bekam weiche Knie, weil sie ahnte, was nun geschehen würde.
Ihre Mutter musterte besorgt ihren Mann. „Michael, ist dir nicht gut?“
Er schüttelte eine Weile stumm den Kopf, dann sagte er: „In unserem Gartenhaus steht ein Pferd!“
„Was hast du denn dort zu suchen gehabt?“, rief Melinda verzweifelt aus.
Die Blicke ihrer Eltern richteten sich auf sie. „Melinda“, sagte ihre Mutter streng, „was hat das zu bedeuten?“ Was blieb ihr anderes übrig, als die ganze Geschichte zu beichten? Als sie fertig erzählt hatte, saß sie mit hängendem Kopf da und ihre Eltern waren fassungslos.
„Ich kann nicht glauben, dass du ein Pferd gestohlen hast!“, rief ihre Mutter mit einem hysterischen Ton in der Stimme. „Connie, bitte beruhige dich. Wenn wir jetzt anfangen herumzuschreien, hilft das auch nichts.“ Melindas Mutter warf ihrem Mann einen giftigen Blick zu, erwiderte aber nichts. Melinda wurde in ihr Zimmer geschickt und die Geschenke blieben vorerst eingepackt.
Sie sah ihre Eltern erst wieder am nächsten Morgen. Mit ernsten Gesichtern forderten sie ihre Tochter auf, sich hinzusetzen. Melinda gehorchte und machte sich auf eine schlimme Predigt und Strafen gefasst. „Wir waren bei dem Besitzer“, begann ihr Vater. „Zunächst einmal haben wir ihm gesagt, wo sein Pony ist, und ihn gebeten, nachsichtig zu sein. Das war nicht einfach, er war sehr aufgebracht und verärgert und ich muss sagen, zurecht! Wir sind ebenfalls immer noch sehr wütend, das kannst du mir glauben.“ Melinda nickte und kaute schuldbewusst auf ihrer Unterlippe. Sie fühlte sich wirklich miserabel. Natürlich wusste sie, dass sie etwas Falsches getan hatte, aber sie hatte doch keine Wahl gehabt!
„Weil wir aber auch wissen, dass du die Wahrheit gesagt hast und es dem Tier dort sehr schlecht ging, haben wir ihn gefragt, ob er es uns verkaufen würde.“
Melinda konnte es kaum glauben. War das möglich? Ihre Eltern waren doch immer dagegen gewesen, dass sie ein eigenes Pferd hatte.
Ihre Mutter hob warnend den Zeigefinger. „Moment, Fräulein, das war ganz bestimmt noch nicht alles. Es gibt Bedingungen und eine Strafe wirst du auch erhalten. Als Wiedergutmachung wirst du in den Winterferien jeden Tag bei dem Mann vormittags arbeiten, und zwar ohne Bezahlung. Die Hälfte von dem, was das Pony gekostet hat, wirst du von deinem Taschengeld bezahlen, ganz egal, wie lange das dauert. Wir werden das Pony natürlich im Ponyhof einstellen. Das kostet ebenfalls viel Geld und als Gegenleistung wirst du zukünftig mehr Aufgaben im Haushalt übernehmen. Und wenn wir merken, dass deine Leistungen in der Schule schlechter werden, werden wir das Pony verkaufen. Verstanden?“
Es wurde dann doch noch ein schönes Weihnachtsfest. Sie brachten alle zusammen Cinderella in ihren neuen Stall auf dem Ponyhof, wo sie aufgeregt ihre neuen Kameraden begrüßte und eine große Box bezog, die kniehoch mit frischem Stroh gefüllt war. Melinda und ihre Eltern packten ihre Weihnachtsgeschenke aus und fanden, dass sie unglaublich viel geschenkt bekommen hatten. Melinda musste versprechen, nie wieder solchen Unsinn zu machen, was sie auch gern tat. Ihre Eltern waren nicht länger böse und beim traditionellen Käsefondue am Abend waren sie sogar richtiggehend ausgelassen.
Und es traf sich doch wirklich nicht schlecht, dass Melinda ausgerechnet diese Weihnachten neue Reithosen und Stiefel geschenkt bekam.
Simone Ehrhardt: Ich wurde am 18.10.1967 in Mannheim geboren, bin verheiratet, nach dem Abitur absolvierte ich eine kaufmännische Ausbildung, es folgten mehrere Jahre Berufstätigkeit und danach ein Studium in Germanistik, Anglistik, Medien- und Kommunikationswissenschaft mit Abschluss Magister Artium. Seit einigen Jahren bin ich selbstständig tätig, seit 2007 als Autorin. Eins meiner Hobbys ist Weihnachten,.
*
Weihnachtszeit
Naht die liebe Weihnachtszeit,
sind wir alle hocherfreut,
denn Geschenke gibt es sicherlich
für euch, für dich und mich.
Und es steht im dunklen Tann’
bald bereit der Weihnachtsmann.
Fern schon hört man, wie das Glöckchen klingt
und der Weihnachtsmann, der singt:
Refrain:
Weihnachtszeit, Weihnachtszeit
oh wie bist du schön,
doch leider ist im Beutel nur
noch eine Mark und zehn.
Aus dem hohen Himmelstor,
schaun die Engelchen hervor,
aber Petrus seinen Kopf sich hält,
denn ihm fehlt das Haushaltsgeld
für die Kinder nah und fern,
die er möcht’ beschenken gern.
Es bereitet ihm gar viel Verdruss,
dass er schrecklich sparen muss.
Refrain:
Weihnachtszeit, Weihnachtszeit
oh wie bist du schön,
doch leider ist im Beutel nur
noch eine Mark und zehn.
In der Weihnachtsbäckerei
gibt’s nicht mehr ein einzig Ei,
keinen Stuten, keinen Tortenguss,
selbst mit Marzipan ist Schluss.
Und der Bäcker blicket stumm
auf dem leeren Tisch herum,
bis ihm seine Frau das Essen bringt,
dazu laut und fröhlich singt:
Refrain
Weihnachtszeit, Weihnachtszeit
oh wie bist du schön,
doch leider ist im Beutel nur
noch eine Mark und zehn.
* Es ist ein Liedtext nach der Melodie Jingle Bells. Diesen Text hat die Autorin ca. 1970 für ihre Kinder geschrieben.
Gerda Winter, geboren am 10.11.1937 in Egestorf/Deister (jetzt Stadt Barsinghausen), ist heute wohnhaft in Hannover. Seit 2004 Besuch von Schreibwerkstätten, Lyrik- und Märchenseminaren Teilnahme an diversen Lesungen, mehrere Veröffentlichungen.
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