TOM WOLF
Feuersetzen
Ein Hansekrimi
Die Hanse
© e-book Ausgabe CEP Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2014
Umschlag: Fotografie von Gerhard Weigert
ISBN 978-3-86393-516-0
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Übersetzung, Vervielfältigung (auch fotomechanisch), der elektronischen Speicherung auf einem Datenträger oder in einer Datenbank, der körperlichen und unkörperlichen Wiedergabe (auch am Bildschirm, auch auf dem Weg der Datenübertragung) vorbehalten.
Informationen zu unserem Verlagsprogramm finden Sie im Internet unter www.europaeische-verlagsanstalt.de
Akteure (historische Personen erscheinen kursiv) Akteure (historische Personen erscheinen kursiv ) Adener, Henning – Bergmeister des Herbst’schen Schachts „Venus“ Baader, Damian – Arzt, Stadtchirurgus Bartholdi, Gerhard – Großarchivar des Goslarer Rates Borngräber, Sebastian – Bogenbauer und Pfeilmacher Brandt, Martin – vom Rat eingesetzter Bergrichter des Rammelsberges Eck, Wolter – Stephani-Küster Geismar, Hans – Privat-Chronist, Tuchmacher Groenewold, Andreas – Stephani-Türmer und „Feuerreiter“ Heinrich der Jüngere – Herzog, Fürst; Brand- und Mordanstifter; Betrüger Herbst, Hans – Bergwerks- und Hütten-Besitzer Herbst, Otto – Feuerhüter des Rammelsberges, Bruder des Vorstehenden Herbst, Sibylle – Frau von Otto Herbst Immhoff, Rainer – Erster Bürgermeister des Neuen Rats Jobst, Daniel – Unruh-Erbe, Wandschneider, Volpis Gastgeber Papen, Zacharias – Wandschneider, Ratsmitglied Richter, Adelbert – Zweiter Bürgermeister des Neuen Rats Stechow, Balthasar von – herzoglicher Auftrags-Kidnapper und -Mörder Stobeken, Günter – Bürger und Brauer; Sohn von Vera und Eitel Stobeken Stobeken, Vera – die „Schwalbe“ Tilling, Johann – Ratsmitglied, Wandschneider, Besitzer des „Brusttuchs“ Volpi, Pietro Paolo – Humanist aus Padua, Auftragsdichter, Hobbydetektiv Warbeck, Veit – Feuerhütergehilfe und Nachfolger Otto Herbsts
Montag, 16. Mai 1552
Dienstag, 17. Mai 1552
Donnerstag, 19. Mai 1552
Freitag, 20. Mai 1552
Montag, 23. Mai 1552
Mittwoch, 25. Mai 1552
Freitag, 27. Mai 1552
Sonnabend, 28. Mai 1552
Mittwoch, 1. Juni 1552
Donnerstag, 2. Juni 1552
Montag, 13. Juni 1552
Epilog
Historische Stichworte
Feuersetzen
Maße und Gewichte
Dichtung und Wahrheit
Sprache
Historie am Rande: Goslar und der Herzog 1527–1552
Bedrohung Goslars durch herzogliche Mordbrenner
Brandstiftung und Pyromanie
Feuer in der mittelalterlichen Stadt
Feuer in Aberglaube und Brauchtum
Pietro Paolo Volpi
Obduktionen
Bier in Goslar
Wandschneider – Worthgilde – Worth
Rat
Rauschdrogen – venerisches Gift – hansische Syphilis-Gewinnler
Köppelsbleek
Goslar 1552: Pietro Paolo Volpi aus Padua, Botaniker und Jurist auf Deutschlandreise, hat von seinem Mäzen den Auftrag erhalten, das »nordische Rom« in einem Gedicht zu verherrlichen. Welch schöner Auftrag … würde ihn nicht eine schreckliche Schreibblockade lähmen! Gerade hat Volpi im Haus des reichen Wandschneiders Jobst Unterkunft gefunden, als die Feuerglocke zum ersten Mal läutet. Gemeinsam mit Ratsarchivar Bartholdi sucht er zu retten, was zu retten ist. Doch die beiden kommen zu spät: Otto Herbst, der Feuerhüter des Rammelsberges, und die »Schwalbe", seine Geliebte, finden bei dem Brand den Tod. Betört von der Schönheit Sibylle Herbsts, der Witwe, findet Volpi seine poetische Schaffenskraft wieder. Er und Bartholdi werden zu Verfolgern des Feuerteufels, der vom Goslarer Rat mit Brandbriefen eine Menge Silber erpresst. Sie sind der Lösung ferner denn je, als Herzog Heinrich mit großer Streitmacht zur Belagerung heranrückt … Goslar brennt!
Tom Wolf, geboren 1964 in Bad Homburg, wurde 2005 mit dem Berliner Krimipreis »Krimifuchs« ausgezeichnet. In der Reihe »Hansekrimi« erschienen von ihm »Die Bestie im Turm« (Goslar) und »Der Bierkrieg« (Salzwedel).
Dem Andenken des Brandinspektors Friedrich Wolf (1918–1979)
Akteure (historische Personen erscheinen kursiv )
Adener, Henning – Bergmeister des Herbst’schen Schachts „Venus“
Baader, Damian – Arzt, Stadtchirurgus
Bartholdi, Gerhard – Großarchivar des Goslarer Rates
Borngräber, Sebastian – Bogenbauer und Pfeilmacher
Brandt, Martin – vom Rat eingesetzter Bergrichter des Rammelsberges
Eck, Wolter – Stephani-Küster
Geismar, Hans – Privat-Chronist, Tuchmacher
Groenewold, Andreas – Stephani-Türmer und „Feuerreiter“
Heinrich der Jüngere – Herzog, Fürst; Brand- und Mordanstifter; Betrüger
Herbst, Hans – Bergwerks- und Hütten-Besitzer
Herbst, Otto – Feuerhüter des Rammelsberges, Bruder des Vorstehenden
Herbst, Sibylle – Frau von Otto Herbst
Immhoff, Rainer – Erster Bürgermeister des Neuen Rats
Jobst, Daniel – Unruh-Erbe, Wandschneider, Volpis Gastgeber
Papen, Zacharias – Wandschneider, Ratsmitglied
Richter, Adelbert – Zweiter Bürgermeister des Neuen Rats
Stechow, Balthasar von – herzoglicher Auftrags-Kidnapper und -Mörder
Stobeken, Günter – Bürger und Brauer; Sohn von Vera und Eitel Stobeken
Stobeken, Vera – die „Schwalbe“
Tilling, Johann – Ratsmitglied, Wandschneider, Besitzer des „Brusttuchs“
Volpi, Pietro Paolo – Humanist aus Padua, Auftragsdichter, Hobbydetektiv
Warbeck, Veit – Feuerhütergehilfe und Nachfolger Otto Herbsts
Es grüne die Tanne, es wachse das Erz,
Gott schenke uns allen ein fröhliches
Herz!
Bergmannswunsch
Leben und Glas, wie bald bricht das,
Leben und Gras, wie bald verwelkt das,
Leben und ein Has, wie bald verlauft
das.
Abraham a Sancta Clara
Der Vollmond überstrahlte die Venus. Heiß war es tagsüber und grell. Auch nachts kühlte es kaum ab. Noch immer drückte die Hitze, eine Stunde vorm Tag. Das Gras auf der schrägen Heidfläche über der Stadt gilbte, alles verblich. Kein Grün mehr sah man, es versiegten die Bäche. Durchs schluchtartige Bett der Wasserbreke, die bloß noch ein Rinnsal war, konnten sie in diesem Juli bergauf über die Braune Heide laufen, ohne gesehen zu werden. Hier oben waren die schütteren Vogelbeerensträucher trocken wie Reisigbesen, die Heidelbeeren am Boden wurden zu braunem Pulver, wenn man auf sie trat. Die Welt ringsum verkümmerte, nur ihre Liebe sprudelte als frischer Springquell – Balsam, die schnöde Welt zu ertragen. Entflammt und vernarrt waren sie, sich so fremd und trotzdem so nah, ganz unterschiedliche Menschen. Und konnten nicht voneinander lassen. Wie Vogelflug, so leicht, so hoch, fühlte die Lust sich an. Sie flogen viel höher, als selbst der gewaltige Trumm von Berg war, an dessen Flanke sie lagen – beieinander, einander bei. Er neckte sie wegen ihrer Heftigkeit, scherzhaft erst. Sie wehrte ab: Da ist keiner! Aber er legte den Finger auf die Lippen. Denn … da ging doch einer den dürren Hang entlang, im fahlen Wald. Sie bemerkte ihn jetzt auch, den Schatten, es gab keinen Zweifel … Sie bedeckte ihre Blöße. Er dagegen lachte nur … trat im Geiste kurz aus sich heraus und sah sich selbst mit ihr am Hang liegen und den Waldgänger sich entfernen. Der war längst weiter abgedriftet. Freilich, der könnte, ja musste sie gehört haben! Ob er sie auch gesehen hatte? Nicht richtig … obwohl … Sie richtete sich auf und blickte zum vollen Mond. Ihr weißer Leib schimmerte in Lunas Licht. Er nahm sie in die Arme. Sie schmiegte sich an ihn und wurde wieder ruhiger.
»Was immer er gehört oder gesehen haben mag, der Nachtwanderer«, flüsterte er ihr ins Ohr , »das hat er mitgenommen ins Zwielicht. Mag auch sein, dass er uns gar nicht bemerkt hat. Ist möglicherweise taub! Dann wird er schwerlich hergesehen haben! Selbst fühllos trunken und berauscht könnte er sein …«
Читать дальше