»Lass uns runtergehen und das Büro ansehen.«
Ich war in Gedanken vertieft und starrte auf die Menge an der Werft.
»Natürlich, aber ich glaube, ich komme später wieder. Ich will etwas Zeit investieren, um unsere Freunde da drüben besser kennenzulernen.«
Zusätzlich zum Tisch und Stuhl gab es eine gut ausgestattete Bar und einen Minikühlschrank, einen großen Flachbildfernseher, orientalische Teppiche, die fast halluzinogen aussahen, und eine übermäßig bequeme, schön verzierte Ledercouch. Also, das war mal ein Heimbüro.
Roberts Interesse galt einer Reihe von grauen Metallkästen, die an der Wand gleich unter der Treppe befestigt waren.
»Was ist?«, fragte ich, als mein Körper in dem Sofa versank und eins mit dem Leder wurde. Was für eine Couch!
»Sicherungen und ein paar Schalter. Ich könnte mich irren, aber ich denke, die aktivieren das Turmlicht. Ein paar dieser Kabel sind nagelneu.« Man konnte die kindliche Vorfreude in seiner Stimme hören.
»Willst du mir etwa sagen, dass wir das Licht anmachen können?«
Ich werde niemals wieder aufstehen.
»Ja, ich denke schon.« Er untersuchte weiterhin die Kästen und summte vor sich hin. Es war gut zu wissen, dass er abgelenkt und einigermaßen fröhlich war.
»Wo, glaubst du, ist das andere Kind?« Mein Magen grummelte und die Bequemlichkeit der Couch verlor schnell an Bedeutung.
»Gute Frage. Vielleicht war er bei Freunden und saß am Ufer fest. Ich denke, die Luft ist rein, da wir so ziemlich alles abgesucht haben.« Er summte weiter.
»Na ja, okay … lass uns vorsichtig sein und das Haus noch einmal checken. Außerdem kriege ich Hunger!«
Die Aussicht auf einen vollen Magen war wahrscheinlich das Einzige, das Robert von seinem neuen Spielzeug weglocken konnte.
»Nach dem Essen können wir versuchen das Licht anzuwerfen. Wer weiß, vielleicht können wir Überlebenden den Weg zu uns weisen.« Ich löste mich von der Couch, streckte mich und steuerte auf die Tür zu.
»John weißt du noch, wie ich versprochen habe zu kochen?«
»Ja.«
»Nun, ich habe gelogen.«
»Oh, Gott sei Dank«, flüsterte ich leise, als ich in das blendende Sonnenlicht trat.
Wir gingen methodisch ein zweites Mal durch das Haus, aber es gab immer noch kein Anzeichen von dem anderen Kind. Ich fing an, besser aufzupassen. Die Klamotten im Kleiderschrank verrieten, dass diese Leute nicht den Winter hier verbrachten. Mr. Orca, oder sollte ich Mr. McKenna sagen, war laut der Post, die offen in einem antiken Sekretär herumlag, Partner in einer New Yorker Anwaltskanzlei, die nicht mehr existierte, und eines seiner Kinder war gerade in die Andover Academy aufgenommen worden, die auch nicht mehr existierte.
Nach der Beseitigung der Orca-Familie fing ich an, das Essen zuzubereiten und Robert putzte.
Zum Abendessen gab es gegrillte Ribeye-Steaks, Ofenkartoffeln, Gemüse aus der Tiefkühltruhe und Kekse. Robert spülte es mit einem edlen, oder wie er es nannte, einem hochgradig unverschämt teuren Merlot herunter und ich mit einer Cola. Wir redeten nicht, sondern aßen nur.
»Oh Gott, ich bin so voll, dass du mich rollen kannst!« Ich lehnte mich zurück und riskierte es, mich tatsächlich ein bisschen normal zu fühlen. Nach all dem Essen und der Aufregung des Tages wollte ich einfach nur noch ins Bett fallen.
»Wir sollten eine Woche bleiben. Es wäre gut, die alten Knochen etwas auszuruhen.« Robert schenkte sich den Rest des Weines ein und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
»Ich schätze mal, es besteht keine Chance, den Winter hier auszuharren? Treibstoff zu sammeln und Essen zu horten?«, schlug ich vor.
»Vielleicht, aber wenn der Generator abschmiert, müssten wir uns auf harte Zeiten gefasst machen. Es gibt hier kein Holz, willst du also Kabel sammeln gehen? Meine Vermutung ist, dass dieser Ort nur im Sommer genutzt wurde. Jedenfalls brauchen wir einen Tapetenwechsel. Nichts wie raus aus Maine.«
»Ja, … ich schätze, du hast recht. Aber ich werde das hier genießen, solange wir es haben.« Ich stand auf und fing an, die Teller einzusammeln. Ich konnte die Geschirrspülmaschine benutzen, ein Luxus, von dem ich annahm, dass er bald wieder der Vergangenheit angehörte.
Robert stand auf und ließ einen enormen Rülpser raus.
»Lass uns sehen, ob wir ein paar Boote anlocken können.« Er ging zum Fenster und betrachtete den Garten, nahm seine Waffe aus dem Holster und war auf dem Weg zum Windfang.
»Warte eine Sekunde, wir müssen zusammenbleiben. Du weißt schon, wegen der Feuerkraft.«
Ich befüllte schnell den Geschirrspüler und schaute dann aus den Küchen- und Esszimmerfenstern. Soweit ich es erkennen konnte, war die Luft rein.
»Okay, mal sehen, ob das funktioniert.« Ich schnappte meine Flinte und den Patronengürtel.
Die Sonne war noch nicht untergegangen und wir hatten reichlich Licht, um uns zu vergewissern, dass die Luft auch wirklich rein war. Zurück im Leuchtturm machte Robert sich gleich an einem der Kästen zu schaffen.
»Nun, das sieht alles recht eindeutig aus.« Er legte ein paar Schalter um und das Gebäude zitterte, ein lautes Summen war von oberhalb der Treppe zu hören.
»Okay, es werde Licht!«, sprach er und legte einen großen Hebel um. Das Summen wurde nun von einem knarrenden Geräusch begleitet und Licht flutete die Turmspitze.
»Hey, es funktioniert. Scheiße, ich hatte damit gerechnet, dass alles in die Luft fliegt.«
»Aha, danke Robert. Wie wär's, wenn du mich nächstes Mal über diese kleinen Einzelheiten in Kenntnis setzen würdest?«
Wir gingen nach draußen. Das Licht machte etwa alle zehn Sekunden eine Runde. Nun konnten wir nur noch warten und hoffen.
»Lass uns das Haus abschließen und abwechselnd Wache schieben, Drei-Stunden-Schichten. Ich nehme die erste.«
»Ist mir recht, ich bin erledigt. Hey Robert, äh … nein wirklich, lass mich die Einzelheiten wissen.«
Wir gingen zurück ins Haus, sicherten alle Fenster und Türen und ich ging nach oben, um zu pennen. Ich dachte, das Einschlafen wäre einfach, aber wie üblich war dem nicht so. Ich hatte zuvor alle oberen Fenster geöffnet, um Durchzug zu machen, aber es hatte sich immer noch nicht abgekühlt.
Robert weckte mich gegen zwei und wie benebelt ging ich nach unten. Der Mond war zu dreiviertel voll und bei klarem Himmel und dem funktionierenden Leuchtturm war die Sichtweite draußen ziemlich gut. Jeder, der sich dort bewegte, würde mit Sicherheit Schatten werfen.
Ich saß in einem großen Sessel und untersuchte das Gemälde über dem Kamin. Es war ein klassischer Homer, ein grauer, grüblerischer Himmel, stürmische See, riesige Wellen, die sich an einem dunklen, zerfurchten, steinigen Ufer brachen. Ich wusste, dass Homer eine ganze Menge in Maine gemalt hatte. Ist es das hier, was ich hinterlassen würde? Die Stunden zogen sich dahin. Was zur Hölle sollten wir tun? Wie viele Menschen waren auf diesem Planeten noch am Leben? Isolierte Gruppen, deren Zahl täglich schrumpfte, über den Globus verteilt? Diese Gedanken weiterzuverfolgen, war deprimierend, also stand ich auf und überprüfte alle Fenster. Ich beschloss, mich auf die Couch zu legen, und war mir des voraussichtlichen Ergebnisses voll bewusst. Nach etwa dreißig Sekunden war ich fest eingeschlafen.
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