SB
Eine Papierfabrik ist auch Louisenthal. Sie produziert den Euro und Währungen für die ganze Welt. Folgen Sie dem Geruch des Geldes bis zum Ende der Mangfallstraße und erhaschen Sie einen Blick von außen.
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Büttenpapierfabrik Gmund und Papier Shop
Mangfallstraße 5
83703 Gmund am
Tegernsee
08022 75000
www.gmund.com
Besichtigung über die Tourist-Information
08022 7060350
14 Bellevue und schöner Klang
Gmund am Tegernsee: Gut Kaltenbrunn und das Internationale Musikfest Kreuth
Schon Ludwig Erhard, der Vater des deutschen Wirtschaftswunders und kurzzeitige Bundeskanzler der noch jungen Republik, liebte diesen Blick von der Nordspitze des Tegernsees über das Tal hinweg zu den blauen Bergen. Er ließ sich hier ein Haus erbauen und bewohnte es viele Jahre lang, in Gmund fand er auf dem Bergfriedhof seine letzte Ruhestätte.
Auch von Gut Kaltenbrunn ist der Blick ein ähnlich prominenter. Im 8. Jahrhundert sollen dort die fürstlichen Herren Adalbert und Otkar gejagt und gefischt haben, bis sie das gegenüberliegende Kloster Tegernsee gründeten und dem Benediktinerorden beitraten. Das Gut ging in den Besitz des Klosters über, nach der Säkularisation fiel es im Jahr 1821 an die Wittelsbacher. Die bauten es zu einem Vierseithof mit Herrenhaus, Stallungen und Gesindehof aus und betrieben in dem Anwesen eine königliche Rinderzucht. Allerdings nicht lang, Gut Kaltenbrunn wurde zum Reitstall und zur Gastwirtschaft und gelangte 1975 in den Besitz eines Münchner Immobilienunternehmers. Damit begannen die Irrungen und Wirrungen. Die Besitzer und Pächter wechselten häufig, heute wird es als gehobenes Wirtshaus mit Gastgarten betrieben – der Blick jedoch ist geblieben.
Einen guten Eindruck davon vermittelt das Internationale Musikfest Kreuth, das seit mehr als drei Jahrzehnten Weltstars an den Tegernsee holt. Anfangs traten der Violinist Oleg Kagan und die Cellistin Natalia Gutman noch in Wildbad Kreuth auf, danach kamen namhafte Solisten wie der Pianist Evgeny Kissin, der Bühnen zwischen New York und Wien bespielt. Heute folgen Pianisten wie Lisa Smirnova oder Jan Lisiecki dem Ruf des Internationalen Musikfestes, das mittlerweile in der Tenne von Gut Kaltenbrunn seine zentrale Heimat gefunden hat – so wurde der schöne Blick auch ein schöner Klang.
SB
Das Strandbad Kaltenbrunn können Sie am besten zu Fuß oder per Fahrrad erreichen, folgen Sie einfach dem Uferweg. Es hat zwar ein Kiesufer, doch dahinter erstrecken sich schattige Wiesen.
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Gut Kaltenbrunn
Kaltenbrunn 1
83703 Gmund am Tegernsee
08022 1870700
www.feinkost-kaefer.de/gutkaltenbrunn-wirtshaus
Information zum
Musikfest Kreuth:
08029 9979080
www.musikfest-kreuth.de
15 Dem Paradies ganz nah
Bad Wiessee-Holz: Boarhof – Hofladen und Hofcafé
Am besten, man wandert die kurze Strecke vom Tegernsee hinauf zum Hof. Dann schreitet man durch eine Allee uralter Bäume und wird vielleicht von den Schweinen begrüßt, die hier ein herrliches Leben unter freiem Himmel neben dem Gemüsefeld haben und sich nach Herzenslust im Schlamm suhlen dürfen. Neugierige Äuglein beobachten die Besucher, deren Blick zu Blumen, Salaten und Gemüse wandert. Bunt durcheinander wächst hier alles, doch das Durcheinander hat Sinn. Angebaut wird nach den Prinzipien der Permakultur, ausgesät werden nur samenfeste, bewährte und zum Teil beinahe verloren gegangene Sorten. Die Tiere des Hofes helfen mit – die Schweine graben das Gemüsefeld um, das Federvieh labt sich an Schneckeneiern und Fallobst; es sind übrigens Zweinutzungs-Hühner, das bedeutet, dass die Damen Eier legen, die im Hofladen verkauft oder zu Feingebäck verwendet werden, und die männlichen Tiere ebenfalls aufgezogen werden. Außerdem halten die Bogners Murnau-Werdenfelser Rinder.
Im »Salettl« oder im Garten gibt es herrliche Brotzeiten, von Maria Bogner liebevoll mit essbaren Blüten und Kräutern dekoriert, kleine Gerichte oder auch eine wärmende Suppe in der kalten Jahreszeit – alles bio und fast alles aus eigener Produktion. Schon alleine das Holzofenbrot, das jede Woche frisch gebacken wird, ist die Reise wert. Uriges Bauernbrot oder knusprige Ciabatta und Vinschgerl begleiten Kaminwurzen, Käse von der Naturkäserei TegernseerLand oder hausgemachten Topfen mit Gartenkräutern.
Im Hofladen finden sich die Produkte des Biohofs, ergänzt wird das Sortiment durch Produkte von Partnerbetrieben der Region, so dass man hier oben, mit herrlichem Blick auf Berge und See, einen Gutteil seines Wocheneinkaufs erledigen kann.
HH
Vom Boarhof wenige Hundert Meter weiter Richtung Bad Wiessee liegt rechts eine malerische Kapelle, auf deren Wänden mehrere Jahrhunderte Geschichte dokumentiert sind – weitergeführt bis in die heutige Zeit.

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Boarhof
Max-Obermayr-Weg 6
83707 Bad Wiessee-Holz
08022 271425
www.brotzeit-leben.de
16 Alles nur ein Irrtum
Bad Wiessee: Jod-Schwefelbad
Genau genommen beruht das Jod-Schwefelbad Bad Wiessee auf einem Irrtum. 1909 bohrte ein holländischer Ingenieur nach Öl und fand einen Gesundbrunnen, die stärkste Jod-Schwefel-Quelle Deutschlands, bestens geeignet für balneologische Zwecke. Nur ein Jahr später wird ein erstes Heilbad verabreicht, 1912 ein Badehaus eröffnet. Die Zahl der Anwendungen wächst und wächst, parallel dazu das Jod-Schwefelbad. 1930 wird erneut gebohrt und wieder quillt gesundes Wasser aus 700 Meter Tiefe an die Oberfläche. Es ist 300.000 Jahre alt, der Gehalt an Jod und Schwefel unvergleichbar hoch, ein Bad darin gesund für Menschen mit Hautkrankheiten und zu niedrigem oder zu hohem Blutdruck sowie für Asthmatiker, Rheumapatienten und Allergiker. Allein 1935 finden 160.000 Behandlungen statt und wieder wächst das Jod-Schwefelbad. 1956 erfolgt die Einrichtung eines Inhalatoriums mit Augenabteilung, 1958 die eines Besprühungsbades, 1978 wird eine weitere Quelle erschlossen.
Dann jedoch, Anfang dieses Jahrtausends, macht der allgemeine Rückgang des Kurbetriebs der Wiesseer Quelle zu schaffen. 2001 übernimmt die Gemeinde das Jod-Schwefelbad und beauftragt ein Kurviertel-Konzept. Im Rahmen dessen soll es saniert, modernisiert und baulich neu formuliert werden. Der international mehrfach ausgezeichnete Architekt Matteo Thun erhält den Zuschlag. 2020 präsentierte sich das Jod-Schwefelbad erstmals im veränderten Gewand und definiert seither die Wiesseer Heiltradition in völlig neuen Formen. Matteo Thun verbindet natürliche Materialien mit Lichtachsen und räumlichen Öffnungen. Letztlich inszeniert er die Heilbehandlung als haptische und optische Wahrnehmung. Neben die Wirkung des Heilwassers tritt die meditative Wirkung der Architektur – in der neuen Form ist das Jod-Schwefelbad nicht nur Heilstätte vieler Krankheiten, sondern auch der Sinne.
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