50 Auf langen Brettern durchs Tal
S-chanf: Skimarathon ab Maloja
51 Die Treppe nach Susauna
S-chanf: Scalettapass (2.606 Meter) ab Davos
Vom Val Müstair bis Ftan
52 Im UNESCO-Weltkulturerbe
Müstair: Kloster St. Johann
53 Wo die Öfen aus sind
Tschierv: Ofenpass (2.149 Meter) nach Zernez
54 Ein Kubus voller Natur
Zernez: Schloss Wildenberg und Nationalparkzentrum
55 Wo man Hirschen gute Nacht sagt
Zernez: Wanderung ins Val Cluozza zur Cluozza-Blockhütte
56 Auf zwei Rädern talabwärts
Zernez: Inn-Radweg ab Maloja nach Susch
57 Kunst mit »Sprachfehler«
Susch: Muzeum Susch
58 In zwanzig Minuten unten durch
Susch: Flüelapass (2.383 Meter) ab Davos bis zum Hotel Flüela Hospiz
59 Gegen die Abwanderung
Lavin: Dorfbrunnen und Kleintheater La Vouta
60 Engadiner Gaumenschmaus
Lavin :Traditionelle Küche im Hotel Piz Linard
61 Das Ursli-Dorf
Guarda: Brauch Chalandamarz im Engadiner Dorf
62 Unterhalb des Piz Buin
Guarda: Ausflug ins Val Tuoi
63 Gebäude erzählen Geschichten
Ardez: Engadiner Häuser mit Sgraffitoverzierungen
64 Eine der besten Tuorta da Nuschs
Ftan: Engadiner Nusstorte bei der Bäckerei Cantieni
Rund um Scuol
65 Der Stolz des Unterengadins
Tarasp: Schloss Tarasp
66 Engadiner Heilquellen und Kunst
Scuol: Kurhaus Tarasp und alte Bäder
67 Verein Movimento
Scuol: Chasa Monreal mit Café und Laden
68 Die Bäderkönigin der Alpen
Scuol: Bogn Engiadina
69 Wo die Kühe Sauerwasser saufen
Scuol: Mineralquellenweg
70 Kaffeepause Mit der Engadiner Post
Scuol: Café Benderer im Center Augustin
71 Das Ziel vor Augen
Scuol: Punt da Gurlaina und Nationalpark Bike-Marathon
72 Feuer und Licht im Winter
Scuol: Brauch Hom Strom und Museum d’Engiadina Bassa
73 Schnee, Hüttengaudi, Traumpiste
Scuol: Skigebiet Motta Naluns
74 Im Tal bei den Bären und Bergleuten
Scuol: Dorf S-charl mit Museum Schmelzra
75 Die romanische Seele im Arvenwald
S-charl: Pass da Costainas (2.251 Meter) ab Lü ins Val S-charl
76 Wo das Heimweh zu Hause ist
Sent: Kirchenruine San Peder und Sentergiebel
77 Grosse Kunst im kleinen Dorf
Sent: Skulpturenpark Parkin von Not Vital
78 Ein Spukschloss für die Holländer
Sent: Kurhaus Val Sinestra
79 In Stein gehauen
Sur En: Ausflug ins Val d’Uina
80 Wo den Wörtern Flügel wachsen
Ramosch: Burg Tschanüff und Weiler Vnà
81 Zwischen Tradition und Aufbruch
Tschlin: Volksmusik und regionale Produktion im Engadiner Dorf
82 Das Tor ins Unterengadin
Tschlin: Reschenpass (1.507 Meter) nach Mals
83 Am rauschenden Inn
San Niclà: Café Etter und Kirche
84 Hinter hohen Bergen
Samnaun: Grenzdorf als Ski- und Zollfreigebiet
Karte
Increschantüm – Heimweh
Vorwort: Eine Art Liebeserklärung
Einhundert Strassenkilometer liegen zwischen Maloja am Anfang des Oberengadins und Vinadi am Ende des Unterengadins. Es ist ein Tal voller Gegensätze, in dem sich unberührte Natur und pulsierendes Leben nur wenige Kilometer voneinander entfernt begegnen. Maloja liegt auf 1.815 Metern über Normalnull, Vinadi gerade noch auf 1.000 Metern. Während der ganzen Fahrt folgt man dem Inn – oder En, wie der Fluss auf Rätoromanisch heisst. Unterwegs sprechen die Leute Italienisch, Deutsch und Romanisch in den beiden Idiomen Putèr (Oberengadin) und Vallader (Unterengadin). Im Oberengadin überwiegen weite, von Gletschern geschaffene Ebenen und die grossen Seen. Sie werden überragt von den höchsten Gipfeln der Ostalpen. Im Unterengadin wird das Tal eng, der Fluss rauscht tief unten in seinem Bett, hier beeindrucken die Unterengadiner Dolomiten sowie die wilden Täler des Schweizerischen Nationalparks.
Das Engadin war eine wichtige Transitachse im Nord-Süd-Verkehr, die Pässe waren von erheblichem strategischem Wert. Römische Imperatoren und deutsche Kaiser samt Armeen mussten hier durch. Nicht immer kamen die Besucher in friedlicher Absicht. Die Dörfer im Unterengadin wurden mehrfach von fremden Truppen geplündert und gebrandschatzt. Verschiedene Burgen und Schlösser zeugen von einer kriegerischen Vergangenheit des Engadins, das ein fester Bestandteil des Freistaates der Drei Bünde war.
Im Hochtal des Inns gab es nicht immer genug Nahrung für alle Bewohner. Viele junge Engadiner sahen sich gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. So kämpften in etlichen europäischen Kriegen Bündner Regimenter mit. Einen friedlicheren Weg der Emigration wählten die Cafétiers und Zuckerbäcker. Von Russland bis Spanien wurde in Bündner Konditoreien gutes Geld verdient und von den Rückkehrern oft in repräsentative Bauwerke investiert.
In der Pionierzeit des Tourismus entstanden grosse und prächtige Hotelbauten wie das Palace in Maloja, das Kulm in St. Moritz, der Kronenhof in Pontresina oder das Palace in Scuol, um nur einige zu nennen. Diverse Wirtschaftskrisen machten der Hotellerie stark zu schaffen, nicht alle Grandhotels können noch rentabel betrieben werden. In den letzten 40 Jahren veränderten sich die Ortsbilder stark. Gerade im Oberengadin entstanden viele neue Bauten mit wenig benutzten Zweitwohnungen, die das Landschaftsbild bis heute nicht immer vorteilhaft prägen.
Doch immer noch dominiert die Natur das Engadin. Viele Seitentäler bieten unberührte Landschaften, Ruhe und unzählige, unvergessliche Touren. Man muss nicht unbedingt im Viersternehaus logieren, es gibt preisgünstige Alternativen wie Jugendherbergen, Berghütten, Campingplätze sowie Ferienwohnungen. Wer es dennoch luxuriös mag, kommt hier im prickelnden Champagnerklima voll auf seine Kosten. Sehen und gesehen werden gilt vor allem in den Wintermonaten in den grösseren Kurorten des Oberengadins. In der kältesten Jahreszeit schwillt das Oberengadin zur Grossstadt an. Die Pisten sind gut genutzt und in den Restaurants, Clubs und Nobelboutiquen herrscht reges Treiben. Ganz anders ist es in den kleinen Dörfern mit den stolzen Engadiner Häusern. Hier hat man Zeit für einen Schwatz, sitzt gemütlich am Stammtisch in der Usteria und erzählt sich von der Jagd.
Trotz städtischem Flair darf man niemals vergessen, dass man hier in den Alpen ist. In den Bergen herrschen andere Verhältnisse als im Flachland. Das Wetter kann schnell umschlagen, auch im Sommer ist jederzeit Schneefall möglich. Eine gute Ausrüstung ist darum Pflicht, auch sollte man jede Tour gut planen und sich mit den Verhältnissen vertraut machen. Dann steht dem ungetrübten Naturerlebnis nichts im Wege.
Vom Bergell bis nach Sils
1 Zwei Seen für die Seele
Maloja: Von der Staumauer Orden zum Bitabergh- und Cavlocsee
Von Maloja aus folgt man der Passstrasse die erste Abzweigung links bis zum Parkplatz Orden d’Ora. Und dann kommt sie in unser Blickfeld, die mächtige Staumauer von Orden, geschmückt mit den farbigen Stelen des Bildhauers Arthur Honegger und erbaut, um das Bergell vor Überschwemmungen zu schützen. Es lohnt sich, den Weg über die Mauer zu nehmen. Rechts geht es steil hinunter nach Casaccia, links sanft ins Tal hinein bis zum Bildungszentrum Salecina. Auf den Stelen stellen sich dem Spaziergänger Sinnfragen. »Müssen Menschen Spuren hinterlassen?« oder »Verändert uns die Zeit, oder verändern uns Augenblicke?« Hat man den Steg überquert, schlängelt sich der Weg durch einen märchenhaften Wald, der für Familien einen Abenteuerparcours mit Hängebrücken und Kletterstellen bereithält und bis zum versteckt gelegenen Lägh da Bitabergh reicht.
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