Monika Littau - Die sehende Sintiza

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Oktober 1899. Mitten in der Natur wird ein Mädchen geboren. Die Eltern nennen es laut Taufurkunde Margarethe. Ihr Rufname aber ist Buchela, denn geboren wurde sie unter einer Buche.
Die Buchela war eine Sintiza, war Fahrende und Sesshafte, war Hausiererin, Wahrsagerin, psychologische Beraterin. Im Nationalsozialismus wurde ihre Familie verfolgt, inhaftiert, deportiert und ermordet. Aber in der Nachkriegszeit machte ihre Vorhersage des Wahlsiegs von Konrad Adenauer Margarethe Goussanthier zur berühmten Persönlichkeit.
Madame Buchela wurde zur Pythia von Bonn.
Dieser Roman wurde erstmals 2012 unter dem Titel »Vom Sehen und Sagen« veröffentlicht.

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»Kommt in meine Blechdose«, sagt sie.

»Und was machst du dann damit?«

»Manchmal abends such ich mir ein Bildchen raus. Das schau ich mir an. Und dann kann ich alles sehen. Das Meer und die Berge und die Menschen.« Sie fährt mit dem Finger über das Gesicht des schönen Mannes, der eine Uniform trägt mit dicken Quasten auf den Schultern.

»Der ist ein Guter«, sagt sie. »Der hat den Menschen Glück gebracht.«

»Hast du nicht morgen Geburtstag?«, fragt Johann Baptist nun.

Buchela nickt.

»Und wenn du dir was wünschen dürftest zum Geburtstag?«

Buchela schüttelt den Kopf.

Sie hat nur einen Wunsch und den kann der Onkel Johann Baptist ihr nicht erfüllen.

»Ans Glück muss man glauben. Hast du das nicht gesagt.«

Buchela nickt. »Tue ich auch«, sagt sie. »Schon lange«, fügt sie dann leiser hinzu.

14.

Die Woche beginnt mit dem Waschtag wie jeden Montag. Buchela hat sich ein Kopftuch um die Haare gebunden. Sie steht im Dampf der Waschküche und rührt im Kochtopf. Der Schweiß läuft ihr von der Stirn. »Grete!« Im Dampf kann sie die Frau nur schemenhaft sehen. Sie steht in der Tür und hält irgendetwas in der Hand. »Grete. Post für dich.« Das Mädchen lässt den Holzstab, mit dem sie die Wäsche rührt, sinken und reibt sich die Hände an der Schürze trocken. Zögernd geht sie auf die Frau zu und nimmt ihr den Brief aus der Hand. Margarethe Meerstein. Die Schrift kennt sie nicht.

»Willst du nicht aufmachen?«

Das Mädchen schüttelt den Kopf und steckt den Brief in ihre Schürzentasche. Dann macht sie sich wieder an ihre Arbeit.

Etwas so Kostbares wie einen Brief, den man bekommt, kann man doch nicht gleich öffnen. Man muss die Erwartung genießen. Man kann sich alles Mögliche vorstellen, was darin steht. So lange hat sie auf ein Zeichen gewartet. Da kommt es auf einen halben Tag auch nicht mehr an.

Abends bürstet sich das Mädchen die Haare. Es sieht prüfend in sein Gesicht, dessen leicht verzerrtes Bild im Spiegel reflektiert wird. Er hat Flecken und ist zur Hälfte blind, so dass sie den Kopf hin und her wendet, um sich sehen zu können.

Wie Mama, denkt sie.

Eine kleine Frau bin ich im Gesicht.

Nicht wie Mama, korrigiert sie sich. Seh ich nicht glücklich aus?

Sie zieht die Haare, die in der Bürste hängen geblieben sind, heraus, wickelt daraus ein Knäuel und schiebt es in einen kleinen Beutel. Alles sammeln sie: Haare, Obstkerne und manchmal sogar Bucheckern.

Dann setzt sie sich auf ihr Bett, zieht den Brief aus der Schürzentasche und reißt ihn mit dem Zeigefinger auf.

Zum Frühstück hat sie dünnen Haferschleim gekocht, mit viel Wasser und wenig Milch. Als alle am Tisch sitzen und über den Teller gebeugt ihre Suppe löffeln, setzt sich Buchela dazu und beginnt ebenfalls zu essen. Aber sie lässt den Löffel gleich wieder sinken.

»Meine Post«, sagt sie und beobachtet, wie zuerst Onkel Johann Baptist von seinem Teller aufblickt.

»Meine Post«, wiederholt sie und auch Frau Häntgens und ihr Mann schauen sie nun an. »Die is von meiner Mama.«

»Ein Wunder. Das erste Mal nach vier Jahren«, brummt Onkel Baptist. »Und?«

»Sie is in Köln. Da gibt’s nichts zu Essen. Nichts zum Heizen und sie ist ganz allein und krank. Sie sagt sie braucht mich.«

»Wie denkt sie sich das denn?« Die Stimme von Herr Häntgens klingt aufgebracht. »Erstens brauchen wir dich und zweitens gibt es gar keine Möglichkeit nach Köln zu kommen. Die Züge, die noch fahren, sind völlig überfüllt mit Soldaten. Die meisten Linien funktionieren nicht mehr.« Er schüttelt den Kopf: »Das wird nicht gehen.«

»Muss aber«, sagt Buchela bestimmt. »Wenn die Mutter ruft, muss ich hin.«

Onkel Johann Baptist kratzt sich am Kopf. »Mädchen, Mädchen, was hast du bloß für eine Mutter? Die kann doch nicht ernsthaft glauben, dass wir dich in der jetzigen Situation allein nach Köln fahren lassen? Du kannst ja fahren, aber doch nicht jetzt! Die Franzosen sind auf dem Vormarsch. Und dann noch ein Mädchen wie du allein. Das schlag dir aus dem Kopf.«

»Wenn Mama ruft, muss ich«, beharrt Buchela.

»Mädchen, nimm doch Vernunft an. Wahrscheinlich ist der Krieg bald zu Ende und wer weiß, was bis dahin noch passiert«.

Buchela legt ihren Löffel neben den Teller und geht in die Küche.

Sie wird einen Weg finden und sie wird nach Köln kommen. Wenn sie ihr nur die Papiere geben. Ohne Papiere kommt sie nicht durch.

Liebe Buchela, steht in dem Brief, den sie gestern Abend gelesen hat. Tatta habe ich nicht gesehen. Habe nie nichts gehört von ihm. Sie sagen, er ist im Krieg. Bei Frankreich.

Rafflo beim Heimatschutz. Will wie Tatta Held werden. Engelsüßchen im Ruhrgebiet bei Gelsenkirchen. Dotla sogar in Berlin.

Habe in Köln ein kaltes Zimmer. Kohle gibt’s nicht. Holz nicht. Essen auch nie nicht. Bis auf paar Steckrüben, für die ich stehen muss. Krank bin ich geworden und ganz schwach. Das weiß O Debleskri Daj.

Dass Gott mir Hilfe macht und du kommst. Komm schnell.

Deine Mama.

Buchela liest immer wieder den Anfang. Liebe Buchela, liebe Buchela, liebe Buchela. Dann steckt sie den Brief in die Schürzentasche zurück, stochert im Herdfeuer und legt noch ein Scheit Buche nach. Sie lässt die Ofenklappe offen und stiert auf die Flammen. Hier haben sie Holz. Und Mama nichts. Hier haben sie Essen und Mama nichts. Sie ist so wütend, dass ihr vor Wut die Tränen in die Augen steigen und sie sich unwirsch über die Augen fährt. Schnell schließt sie die Ofenklappe. Sie gießt aus der großen Kanne Wasser in den Topf, der auf dem Herd steht.

Die hier haben doch auch ihre Familie!

Und dann kommen ihr schon wieder die Tränen, aber dieses Mal nicht, weil sie wütend ist. »Liebe Buchela … Deine Mama«. Alle anderen Worte haben mit ihr wenig zu tun. Mama will ihre Hilfe. Aber sie hat nicht mal gefragt, wie es ihr geht. Nie fragt einer nach ihr.

Sie nimmt die Wasserkanne und geht mit festen Schritten zur Hintertür heraus. Sie tritt seitlich an die Pumpe heran, weil der Boden vorn völlig aufgeweicht ist. Im Matsch liegen grünbraune Blätter, die die Hofbuche abgeworfen hat. Buchela hängt die Kanne unter die Pumpe, reißt am Schwengel, dass das Wasser in Stößen in die Kanne fließt, bis sie am höher werdenden Klang feststellt, dass das Gefäß fast voll ist. Sie hebt die Kanne herunter, stellt sie dann aber auf dem Boden ab und läuft zur Scheune. Klackend hebt sie den Eisenriegel, zieht die Holztür auf und drückt sich in das Halbdunkel. Kurz hält sie inne, bis sich die Augen gewöhnt haben, dann steuert sie auf den Strohhaufen zu und setzt sich mitten hinein. Sie sitzt einfach da, fasst mit den Händen in das harte Stroh, als könne sie sich daran festhalten. Die Halme stechen ihr in die Handflächen.

Warum ist sie immer allein? Warum kann sie nicht das einfachste auf der Welt haben, ihre Familie?

Ein paar Spatzen haben sich einen Platz zwischen Dachbalken und Dach gesucht. Nun finden sie nicht mehr heraus und fliegen aufgeregt unter dem First hin und her. Habt euch auch verflogen, denkt Buchela. Aber gleich findet ihr irgendein Loch und seid weg und pickt das Beste, was ihr finden könnt.

Und ich auch, denkt sie. Ich finde den Weg raus. Darf mich nur nicht drücken lassen. Nie nicht darfst du glauben, dass sie dich haben, hat Tatta gesagt.

Durch die angelehnte Tür der Scheune fällt streifig das Herbstlicht in einem schmalen Strahl. Es malt eine Linie in die Luft bis zum Strohberg. Buchela steht auf und tritt in das Helle. Sie schaut an sich herunter und ist nun die Fläche, auf der das Licht seine Spur zieht. Sie geht langsam wie eine Artistin auf dem Seil auf die Tür zu. Als sie nur noch einen Schritt davon entfernt ist, wird diese aufgerissen und blendend fällt das Licht ins Dunkel. Onkel Johann Baptist läuft sie fast über den Haufen.

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