Monika Littau - Die sehende Sintiza

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Oktober 1899. Mitten in der Natur wird ein Mädchen geboren. Die Eltern nennen es laut Taufurkunde Margarethe. Ihr Rufname aber ist Buchela, denn geboren wurde sie unter einer Buche.
Die Buchela war eine Sintiza, war Fahrende und Sesshafte, war Hausiererin, Wahrsagerin, psychologische Beraterin. Im Nationalsozialismus wurde ihre Familie verfolgt, inhaftiert, deportiert und ermordet. Aber in der Nachkriegszeit machte ihre Vorhersage des Wahlsiegs von Konrad Adenauer Margarethe Goussanthier zur berühmten Persönlichkeit.
Madame Buchela wurde zur Pythia von Bonn.
Dieser Roman wurde erstmals 2012 unter dem Titel »Vom Sehen und Sagen« veröffentlicht.

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Sie drückt Buchela zur Bekräftigung fest die Hand.

»Und morgen besuch ich dich.«

Die Mutter küsst sie auf beide Wangen. Dann greift sie nach einem der kurzen Spitzenstreifen. »Hier, nimm. Dass du immer an deine Mama denkst.«

Das Mädchen betrachtet das Stückchen Spitze in seiner Hand. Dann steht es auf und wirft einen ängstlichen Blick über den Markt, ehe es losläuft. An der Ecke dreht es sich noch einmal um und winkt der Mutter.

10.

Buchelas Hand umkrampft das Spitzenstück in der Schürzentasche. Hat Mama nicht gesagt, sie kommt am nächsten Tag? Das Wochenende verstreicht Stunde um Stunde. Und wenn Oberin Lucinda sie abgewiesen hat, nur weil der offizielle Besuchstag der Sonntag ist?

Hätte Buchela nur nicht vergessen zu sagen, dass Mama sonntags kommen muss!

Und wenn irgendetwas anderes geschehen ist?

Für Sinti gibt es immer Schwierigkeiten: mit Behörden, mit Geld, mit dem Wagen. Die Gedanken laufen unruhig wie Mäuse im Kopf herum und lassen ihr keine Ruhe. Schließlich nisten sie sich in einem Nest aus Sorge ein.

Ein Woche lang trägt Buchela die Spitze in ihrer Schürzentasche, dann legt sie sie in ihre Kiste mit den Habseligkeiten und schließt den Deckel darüber.

Der Winter bricht herein mit eisiger Kälte, dass die Münder mit weißen Schwaden rauchen beim Ausatmen. An einem dieser kalten Wochentage kommt es auf dem Schulhof zu einer Schlägerei. Der Sohn vom Bäcker Lembert hat die Waisenhäusler Kitschesbrüder genannt und den Karl einen Bankert , der nicht mal weiß, von wem ihn seine Mutter hat. Wenn er überhaupt eine Mutter hat. Das ist der Funke, der die aufgestaute Wut auf beiden Seiten in eine riesige Keilerei verwandelt, erst Püffe, dann Tritte und Ringen, schließlich erbarmungslose Faustschläge. Sauerwein steht hilflos dabei. Erst das Auftauchen der Polizei und einiger anderer Männer, beendet die Schlägerei. Keiner der Jungen ist ohne Blessuren davon gekommen. Mancher hat ein blaues Auge, der Sohn vom Bäcker Lembert gar einen gebrochenen Zeigefinger. Der weitere Unterricht fällt an diesem Morgen aus.

Tags drauf darf keiner aus dem Waisenhaus zur Schule. Kein Mittagessen, keine freie Zeit, von früh bis zum Dunkelwerden Pantoffelnausstopfen. Abends tritt die Oberin schließlich in den Speisesaal. So weit ist es gekommen, sagt sie, dass die Bürger der Stadt sich um ihre Kinder wegen der Waisenhäusler sorgen. Der Stadtrat hat beschlossen, dass ihre Unterrichtung nur noch im Kloster zulässig ist. Alle sollen gewarnt sein. Jeder kleine Verstoß gegen die Vorschriften werde nun geahndet. Man werde schärfer als bisher durchgreifen.

Wenige Wochen nach der Schlägerei treffen im Kloster der Borromäerinnen zwei Lehrer und eine Lehrerin ein und unterrichten vorerst im Esssaal und in Kellerräumen. Seit sie in die Klasse der neuen Lehrerin geht, stehen Buchelas Buchstaben in einer Reihe und neigen sich mit schönen Schnörkeln leicht nach rechts. Buchela lernt schnell, kratzt nicht mehr nur mit dem Griffel auf der Tafel. Sie hat ein Schreib- und ein Rechenheft bekommen, darauf steht in klaren Buchstaben ihr Name: Margarethe Meerstein.

Die Lehrerin beginnt jeden Unterrichtstag mit Singen. Es gibt Lieder, die abwechselnd im Chor und mit Einzelstimmen vorgetragen werden. Je öfter Buchela vorsingen muss, desto stärker fasst sie Vertrauen in ihre Stimme. Der Kopf reckt sich, die hängenden Schultern werden straff, der Brustkorb weit.

Dann klingt der Frost ab und Anbauarbeiten für neue Schulräume beginnen am Kloster der Borromäerinnen. Buchela steht am Fenster der ehemaligen Nähstube, die nun zum Säuglingsraum geworden ist, und beobachtet neugierig, wie die Wände, Steinlage für Steinlage wachsen, so dass sich bald ein Gerippe abzeichnet. In großen Wannen wird Speis angerührt, in Eimer geschaufelt, die die Jungen ebenso wie die Steine dahin schleppen, wo sie verbaut werden sollen. Der Speis platscht von den Kellen der Maurer, wird glatt gezogen, Steine darauf gesetzt und die herausquellende Speismasse abgekratzt. Noch nie hat Buchela beobachten können, wie ein Haus entsteht.

Die Tage fühlen sich im Frühling an, als hätte Debleskri Daj4 ihren hellblauen Mantel mit Goldkante darüber geworfen. Darunter hat alles die Farbe des frühen Morgenhimmels bei klarem Wetter. Die Sonne wird noch steigen und wärmen. Es ist ruhig und geregelt und hell. Ein kleiner Kosmos, in dem jeder Planet seinen Platz hat und seine Bahn zieht, als wär’s ein Naturgesetz.

Bimbam wankt an Buchelas Hand durch das kleine Zimmer. Sie fällt, strahlt Buchela von unten an, als gehöre dies zu einem Spiel. Die Zigeunerin hält dem Kind ihre Hand hin, die es ergreift, sich hochzieht, breitbeinig um Balance bemüht. Dann zerrt es Buchela mit schaukelnden Schritten hinter sich her, die kleinen Finger fest um ihre Hand geschlossen.

Froschla sitzt brabbelnd im Bett, stopft sich ihre Finger in den Mund, dass die Spucke nach allen Seiten herausquillt.

Im April ist bereits ein Dachstuhl über die Mauern des neuen Schulgebäudes gesetzt. In langen Reihen stehen die Jungen und reichen die Pfannen nach oben. Die erdrote Ziegelfläche wächst schnell, so dass die Lücke, durch die Buchela vom Fenster ins Gebäude blicken kann, sich in wenigen Tagen schließt. Die Innenarbeiten beginnen. Putz und Kalk werden angerührt. Kellen, Quasten und Pinsel in die Räume getragen. Als Buchela schließlich Rauch aus den Kaminen aufsteigen sieht, freut sie sich. Bald wird der Unterricht in den neuen Klassen beginnen.

11.

Es ist Juni. Am blauen Himmel steht die Sonne mittags fast senkrecht, so dass die Bäume sich schattenlos nach oben recken. Änne ist bedrückt. Sie soll im Sommer die Schule verlassen und bei den Borromäerinnen die Hauswirtschaft erlernen. »Kann ja nichts schaden«, redet sie sich selbst zu. »Dann helfe ich meinem Vater irgendwann. Eine andere Stellung bekomm ich ja doch nicht. Einen Krüppel wie mich nimmt keiner!«

»Kokolores!«, entgegnet Buchela. »Wer dich nicht nimmt, ist selber schuld.«

Von der Lehrerin erfahren die Mädchen, dass es in Sarajewo zu einem Attentat gekommen sei. Buchela ist das egal. Hauptsache sie kann singen, »All Morgen ist ganz frisch und neu, des Herren Gnad und große Treu.«

Aber die Lehrerin fährt fort, die Mädchen täglich mit neuen Informationen zu überhäufen.

Österreich-Ungarn erklärt Serbien den Krieg. Russland macht mobil. In Deutschland wächst die Nervosität, sagt sie, angesichts der militärischen Bewegungen im Osten.

Warum muss sie das alles wissen, denkt Buchela. Sie hört nicht richtig hin, will davon nichts wissen.

Dann beginnt auch der Pfarrer über den Krieg zu predigen. Der Krieg sei heilig. In ihm könnten sich alle Tugenden entfalten. Vor allem das Heldentum. Buchela blickt zu den Jungen im Nebenschiff. Gebannt hängen sie an den Lippen des Pfarrers, als seien sie jetzt schon heilig geworden. Da weiß sie, dass etwas Ernstes vor sich geht. Der weiße Engel sieht neben den leuchtenden Gesichtern der Jungen an diesem Morgen einfach nur wie aufgemalt aus, trotz seiner goldenen Flügel.

Nach der Messe hissen sie neben den neuen Klassenräumen im Hof die Reichsfahne. »Auf springt ein Volk, es reckt die Glieder, und keine Sorge drückt uns nieder. Komm, was es sei! Von Ungewissheit frei. Wir wollen es gemeinsam tragen …«

Der Tag, auf den alle ein halbes Jahr lang hingearbeitet haben, ist endlich da. In den neuen Klassen beginnt der Unterricht. Neue Bänke mit einem neuen Tintenfass in der Mitte. Buchela tunkt aufmerksam ihre Feder in das Fass, damit nur kein Tropfen auf das schöne Buchenholz kommt. Sie genießt die Helligkeit des Raumes. Sie will lernen. Richtig schreiben lernen, dass sie Briefe schicken kann an ihre Mama. Auch wenn Mama meint, Schreiben und Lesen ist nicht so wichtig. Sie wird sich wundern über die schönen Buchstaben. Buchela wird herausfinden, wohin sie die Briefe schicken muss. Und irgendjemand liest sie der Mutter schon vor.

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