Monika Littau - Die sehende Sintiza

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Oktober 1899. Mitten in der Natur wird ein Mädchen geboren. Die Eltern nennen es laut Taufurkunde Margarethe. Ihr Rufname aber ist Buchela, denn geboren wurde sie unter einer Buche.
Die Buchela war eine Sintiza, war Fahrende und Sesshafte, war Hausiererin, Wahrsagerin, psychologische Beraterin. Im Nationalsozialismus wurde ihre Familie verfolgt, inhaftiert, deportiert und ermordet. Aber in der Nachkriegszeit machte ihre Vorhersage des Wahlsiegs von Konrad Adenauer Margarethe Goussanthier zur berühmten Persönlichkeit.
Madame Buchela wurde zur Pythia von Bonn.
Dieser Roman wurde erstmals 2012 unter dem Titel »Vom Sehen und Sagen« veröffentlicht.

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Als sie im vierten Jahr bei der Familie ist, hört Buchela auf zu wachsen. Sie ist ein Meter fünfzig groß und schmal wie ein Handtuch. Ihr Körper verschwindet in den knöchellangen Kleidern, die viel zu wuchtig für sie genäht werden und einen Saum haben, den man noch auslassen kann. Aber da sie nicht zunimmt und auch nicht mehr wächst, hält sich der Zustand, dass die Kleider um ihren Körper schlottern als führten sie ein Eigenleben.

Alltags weiß Buchela sich zu helfen. Sie bindet ihre Schürze fest um die Taille, zieht die Bänder straff und verknotet sie am Rücken, so dass die schwache Wölbung ihrer Brust sichtbar wird. Aber sonntagnachmittags, wenn sie für vier Stunden frei hat, schämt sie sich mit diesen Kleidern. Obwohl sie die Natur liebt, die Sonne, das Wiesenschaumkraut, die Trauerweiden am Fluss, geht sie sonntags selten in die Wiesen. Dort flanieren Familien und Paare und manchmal Soldaten, die auf Urlaub sind. Was sollen die Leute denken, wenn sie allein unterwegs ist? Und dann noch in so einem Kleid? Manchmal, wenn die Sonne allzu schön scheint, leiht sie sich aber Tilli, den Spitz vom Onkel. Der dient ihr als Vorwand, doch zum Fluss zu laufen, mögen die Leute über ihr Kleid denken, was sie wollen.

Der Onkel Johann Baptist, wie ihn die Kinder, aber auch die Erwachsenen und Buchela nennen, ist der Bruder des Schuhmachers und unterhält gleich nebenan eine Landwirtschaft. Obwohl Krieg ist und er Abgaben leisten muss, schafft er so viel beiseite, dass die Familie Mehl, Milch und Gemüse hat, manchmal sogar Fleisch und Eier. Trotzdem schimpft auch er über die Kriegswirtschaft wie sein Bruder, denn sein letzter Knecht ist zum Kriegsdienst an der Westfront eingezogen worden, so dass er allein vor der Arbeit steht. Und aufpassen muss er in letzter Zeit, weil die Regierung Kontrolleure ins Haus schickt, die überprüfen, ob er tatsächlich alles, was erwirtschaftet worden ist, abgeliefert hat. »Als wär’ man nicht sein eigener Herr«, schimpft er. »Kein Saatgut, kein Dünger, keine Arbeitskräfte und dann schicken sie dir noch die Revision ins Haus.«

Onkel Johann Baptist ist unverheiratet geblieben, und deshalb sitzt er bei den Mahlzeiten mit den Häntgens am Tisch und betet das Tischgebet vor. Das ist sein Familienleben. Und für alles andere hat er seinen Hund, mit dem er lange Gespräche führt, wenn er sich unbeobachtet fühlt.

Buchela leiht sich also sonntags, wenn der Onkel Johann Baptist seine Mittagsruhe hält, manchmal diesen Spitz aus. Sie wirft ihm Stöckchen, die er ihr vor die Füße legt. Dann wieder setzt sie sich ins Gras unter die einzige Buche, die in einigem Abstand vom Ufer auf der Wiese steht. Sie lockt den Hund, der sich neben sie legt und streichelt sein weißes Fell. »Bist mein Bester«, murmelt sie und krault den Hals des Tieres und den weißen Fellbauch. Sie lehnt sich an den glatten Stamm und schaut in die dichte Krone des Baumes, in das Flirren und Rauschen der frischgrünen Blätter. Und wenn der Baum ihr Bucheckern auf das Kleid wirft, freut sie sich, sammelt sie auf und legt sie in die kleine Blechkiste, die unter ihrem Bett steht. Buchen gibt es überall. Und wo Buchen wachsen, ist sie zu Hause.

Ihr sonntäglicher Ausgang führt Buchela meistens, schon wegen des ungeliebten Kleides, für das sie sich schämt, nur bis zum Nebenhaus und zum Onkel, den sie immer mit einem Buch in der Hand in seinem Wohnzimmersessel sitzend findet. Er ist über seiner Lektüre eingeschlafen. Der Kopf liegt vornüber gefallen mit dem Kinn auf der Brust und ein Spuckefaden läuft manchmal aus seinem Mund. Um ihn nicht merken zu lassen, dass sie ihn beim Schlafen beobachtet hat, geht Buchela noch einmal zur Tür heraus. Sie klopft so laut, dass es einen Toten aufwecken könnte. Dann erst tritt sie wieder in die Stube. »Möchten Sie einen Kaffee, Onkel Johann Baptist?«, fragt sie dann. Und ohne das Nicken abzuwarten, geht sie in die Küche, setzt das Wasser auf, füllt die Kaffeemühle mit Gerstenkörnern, kippt Zichorie und Gerstenpulver in die Emaillekanne und gießt schließlich das kochende Wasser darüber. Sie holt aus dem Schrank zwei Sammeltassen mit Goldrand. Und sobald es aus den Tassen mit blauen Vergissmeinnicht dampft, bekommt auch der Sonntag einen Goldrand wie das Porzellan.

Zuerst hat Buchela den Onkel Johann Baptist immer gefragt, ob er ihr etwas vorliest aus seinem Buch. Aber dann ist ihr das langweilig geworden. Die meisten frommen Geschichten hat sie schon im Waisenhaus gehört. Das reicht für ihr ganzes Leben. Und ans Waisenhaus will sie jetzt auch nicht mehr erinnert werden. Lieber als diese Sachen von Cretschumo-Jesus Christus, Gamli Daj – der Mutter Gottes oder Obengt, dem Teufel, will sie ein bisschen Spaß haben. Sie hat im Wohnzimmerschrank von Onkel Johann Baptist beim Herausnehmen der Tassen eine Kiste entdeckt. Und seitdem sie den Inhalt dieser Kiste betrachten durfte, bettelt sie, dass Onkel Johann Baptist mit ihr sonntagnachmittags spielt.

»Warum muss alles immer so ernst sein? Lasst uns ein bisschen spielen. Das Ernste kommt von ganz allein!«, versucht sie den Alten zu überzeugen. »Na gut«, brummelt der. Und obwohl das so klingt, als täte er das nur ihr zuliebe, hört Buchela seiner Stimme an, dass er selbst auch Lust dazu hat, es aber nicht so recht zugeben möchte.

Sie lässt die Hand über die Gegenstände in der Kiste gleiten, das Gaigelspiel, Lügen und Betrügen, Schwarzer Peter, Roulette.

»Roulette«, sagt sie. Sie entnimmt der Kiste ein rundes Holzbrett. Wie bei einer Uhr sind am Rand die Zahlen 1 bis 12 aufgemalt und hinter den Zahlen erbsengroße Vertiefungen ins Holz gefräst. Sie teilt die schwarzen und weißen Kugeln auf und schiebt dem Onkel seinen Anteil herüber. Dann legt sie ihm einen Holzkreisel dazu und behält für sich selbst auch einen.

»Faites vos jeux«, sagt sie dann mit tiefer Stimme. Ein paar Sprachbrocken hat sie als kleines Kind von der französischen Sippe gelernt und behalten und spielt nun die Rolle eines weltgewandten Croupiers mit deutschem Akzent.

»Ich setz mal auf 7 und auf die 12«, sagt der Alte. Buchela markiert die 3 und die 9. »Rien ne va plus! Drehen Sie, verehrter Onkel Johann Baptist!« Der Alte legt eine schwarze Kugel in die Mitte und dreht seinen Kreisel auf dem Brett an. Der saust über das Holz. Gespannt beobachten beide, wie der Kreisel eine eiernde Bahn zieht, bis er die schwarze Holzkugel erfasst, die auf den Außenrand zurollt und in der Vertiefung mit der 9 hängen bleibt.

»Schon wieder geht das los. Du gewinnst wohl immer Grete. Hast du das bei den Zigeunern gelernt?« Buchela schüttelt den Kopf. »So was spielen wir nie nicht«, sagt sie. »Bei uns gibt es Tarot und das machen nur Frauen.« Sie grinst kokett. »Ich hab einfach nur Glück im Leben.« Sie hat Glück und sie hat Pech, denkt sie. Man muss einfach an sein Glück glauben.

»5 und 10«, sagt sie. »11 und 3«, sagt der Onkel an. »Rien ne va plus.«

»Jetzt bete, Grete. Ich gewinne!«

Buchela dreht die Spitze des Kreisels zwischen den Fingerkuppen. Einmal, zweimal. Dann lässt sie los. Er berührt bereits in der ersten Runde die Kugel, die ins Fach mit der 5 fällt.

Wenn sie zehn Mal hintereinander gewonnen hat, geht der Onkel Johann Baptist an den Schrank und holt einen Schuhkarton heraus. Darin liegen bunte Banderolen, die er gesammelt hat. Täglich raucht er am Abend eine Zigarre, ehe er zu Bett geht und in all den Jahren hat sich ein großer Haufen glänzender Papierschnipsel angesammelt. Sie kommen aus Kuba und Ecuador, aus Brasilien und den USA. Am schönsten findet Buchela eine Abbildung von Frauen, die auf einem spanischen Balkon sitzend, rechts den Fächer in der Hand, links eine Zigarre halten und mächtige Rauchwolken in die Luft blasen. Das erinnert sie an Mama und die Tanten, die manchmal zusammen saßen und rauchten. Aber diese Banderole hat sie schon. Sie stochert mit dem Finger zwischen den Schildchen. Es gibt Bilder von Schiffen und schöne Männerköpfe, Wappen und Fabeltiere, Pflanzen und irgendwelche Zeichen, die sie nicht lesen kann. Sie zieht einen schönen Mann heraus. Bolívar steht auf dem Schildchen.

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