Lee Bacon - Roboter träumen nicht

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+ Bücher, die Kinder gerne lesen wollen + Beliebtes Thema: Roboter + Mit vielen Illustrationen + In einer Welt, in der Menschen nicht existieren sollten … Vor dreißig Jahren sind die Menschen ausgestorben. Jetzt wird die Welt von Maschinen beherrscht. Der Roboter XR_935 findet das genau richtig so. Denn ohne die Menschen gibt es keinen Krieg, keine Umweltverschmutzung, keine Verbrechen. In der Robotergesellschaft läuft alles reibungslos und effizient – bis zu dem Tag, an dem XR etwas Unmögliches entdeckt: einen Menschen. Ein Mädchen, das seine Hilfe braucht … Wie nah können
Mensch und Maschine sich kommen? Wie weit würdest du gehen, in einer Welt, die von
Robotern beherrscht wird? Eine mitreißende Geschichte zu dem hochbrisanten Thema
Künstliche Intelligenz für
Jungs und Mädchen ab 10 Jahren. Ein vielschichtiger
Kinderroman um grundlegende
philosophische Fragen, den
menschlichen Fußabdruck auf unserem Planeten,
Freundschaft,
Vertrauen,
Spannung und ganz viel
Humor.
Gefühlvoll und sprachgewaltig mit ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Illustrationen. Der Titel ist bei Antolin gelistet.

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Inhaltsverzeichnis 00000000 00000000 Ohne Menschen ist die Welt so viel - фото 1

Inhaltsverzeichnis

00000000 00000000 Ohne Menschen ist die Welt so viel besser dran. Am Anfang weckten die Menschen noch große Hoffnungen. Sie entwickelten Sprachen, erfanden Werkzeuge und heilten Krankheiten. Sie erschufen uns. Doch mit der Zeit gerieten sie auf Abwege. Aus ihren guten Ideen wurden schlechte. Ihre Fehler vervielfältigten sich. Sie ließen uns keine Wahl.

00000001 00000001 Mein Name ist XR_935. Ich bin zwölf Jahre, vier Monate, eine Woche und drei Tage alt. An den Moment meiner Aktivierung erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen. Schwarz. Zunächst sah ich nichts als Dunkelheit. Dann tauchten darin Formen auf. Ein Wort, ein Symbol. In der Hoffnung, dieses Rätsel irgendwie entschlüsseln zu können, starrte ich beides gebannt an. LADEVORGANG … Der graue Balken füllte sich. Langsam/immer langsamer. Sobald der Ladevorgang abgeschlossen war, traten andere Worte an seine Stelle. ÜBERPRÜFUNG LÄUFT … In meinem brandneuen Gehirn blitzten Fragen auf. Die Überprüfung lief … aber wohin? Und wieso brauchte sie dafür so lange? Drei Minuten und 42 Sekunden später war es erstmals zu hören: das sanfte Hintergrundsummen meines Betriebssystems. Und ich erhaschte einen ersten Blick auf die Welt.

00000010 00000010 Hallo, Welt! Von einem Augenblick auf den anderen war ich plötzlich da. In einem großen, fensterlosen Würfel mit Wänden aus glattem Metall. Ein Deckenventilator versetzte die Luft in Bewegung und verströmte dabei ein gleichmäßiges Hmmmmmmmmmmmmmmm. Irgendetwas in mir verriet mir, wo ich mich befand. Ich war zu Hause. Ein Zischen. Eine Tür öffnete sich. Zwei Roboter betraten den Würfel. Sie bewegten sich mit geschmeidiger Anmut, äußerlich glichen sie einander bis ins Detail. Als sie mich ansahen, steigerte sich die Leuchtkraft ihrer kreisrunden Augen. »Wir wurden mit der Überwachung deiner Entwicklung beauftragt«, sagte der Roboter, der mir am nächsten stand. »Wir sind deine FamilienEinheit.« Dann äußerte sich der andere. »Du kannst uns als Elternteil_1 und Elternteil_2 ansprechen.« Es freut mich, eurer FamilienEinheit beizutreten. So wollte ich antworten, meine Sprachausgabe war aber noch nicht korrekt eingestellt. Das Ergebnis ließ deshalb stark zu wünschen übrig. Ich sagte: »Gwuuuuooooort!« Elternteil_1 kam näher. Er hob einen Metallarm, umfasste mich damit. Da machte es tief in meinem Programmcode Pling! – ein Vokabeleintrag meldete sich: Umarmen. Verb. Jemanden oder etwas fest mit den Armen umschließen. Uralte Geste der Menschen, Ausdruck der Zuneigung. Das wollte Elternteil_1 also? Er wollte mich umarmen? Mein Gehirn hatte erst vor Kurzem die Fertigungsanlage verlassen. Auf Fragen wie diese kannte ich noch keine Antwort. Deswegen tat ich, was man als neugeborener Roboter nun einmal tut. Ich erwiderte die Umarmung von Elternteil_1. Als ich die Arme hob, ächzten meine Gelenke leise. Meine Bewegungssteuerung war noch nicht optimal kalibriert. Es wurde zu einer ungeschickten Aktion. Kläng! Metall prallte auf Metall. Elternteil_1 erstarrte. Er drehte den Kopf zu mir. Ein irritiertes Sirren unter seinen glatten Gesichtszügen. Eine Sekunde verging, war verstrichen. Dann fuhr Elternteil_1 fort. Er griff hinter mich, packte ein Stromkabel und zog es mit einem jähen Ruck aus der Ladestation. Da verstand ich, was ich missverstanden hatte. Elternteil_1 wollte mich nicht umarmen. Er wollte mich ausstöpseln.

00000011 00000011 An Tag[1] waren Momente wie dieser die Regel. Fehler und Fehleinschätzungen. Unsauberkeiten im Programmcode. Immer wieder wurde mir vor Augen geführt, wie kompliziert es ist, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Selbst für ein hochentwickeltes Stück Technik wie mich. Als ich das erste Mal aufstehen wollte, reagierte meine Bewegungssteuerung zu langsam. Die Erdanziehungskraft zerrte an mir. Mit einem lauten KLÄNG! schlug ich auf dem Boden auf. Versuch[2] misslang ebenfalls. Ich wankte hin und her und kippte erneut um. Versuch[3] bis Versuch[8] liefen kaum besser. Ich strauchelte und stolperte. Ich stieß gegen die Wände und landete als Metallhaufen am Boden. Ich taumelte ungelenk durch den fensterlosen Würfel, während Tausende unterschiedlicher Einstellungen korrekt justiert wurden und eine Million Knotenpunkte ihren rechten Platz einnahmen. Von außen betrachtet hätte man meinen können, dass ich immer nur versagte. Das wäre ein Irrtum gewesen. Ich lernte. Ich lernte zu stehen/zu gehen/zu greifen/zu springen/zu ziehen/zu schieben, aufmerksam beobachtet von Elternteil_1 und Elternteil_2. Im dämmrigen Licht unseres Zuhauses leuchteten ihre blauen Augen umso heller. Auch meine Sprachfunktionen trainierte ich. Schließlich glichen die von meiner Tonausgabe erzeugten Laute denen in meiner Vorstellung. Als ich so weit war, öffnete Elternteil_1 die Tür unseres Würfels. Licht fiel ins Innere. Ich folgte meiner FamilienEinheit nach draußen. Inzwischen bewegte ich mich beinahe so fließend und geschmeidig wie sie. Trotzdem blieb ich nach meinem ersten Schritt ins Freie abrupt stehen. Vor unserem Zuhause erstreckte sich ein bemerkenswertes Panorama.

00000100 00000100 Über unsere Welt wusste ich alles und nichts. Mein Speicher war mit einer gigantischen Menge an digitalen Daten über den Planeten Erde befüllt worden. Er hat einen Radius von 6.371 Kilometern. Er besteht zu 29,2 Prozent aus Land und zu 70,8 Prozent aus Wasser. Er ist 147 Millionen Kilometer weit entfernt von der Sonne. Doch keine dieser schlichten Informationen hatte mich für meine erste Begegnung mit der Welt außerhalb des Würfels wappnen können. Für den Windhauch auf meinen Sensoren. Für das gedämpfte Deng! meiner Füße auf dem Beton. Für das schimmernde Sonnenlicht auf der Metallhaut von Elternteil_2. Am Horizont erhob sich ein Gebirge. Schneebedeckte Gipfel ragten in einen blauen/wolkenlosen Himmel. In der entgegengesetzten Richtung entdeckte ich eine Baumgruppe. Eine blitzartige Bewegung in meinem Sichtfeld – es war ein graues/braunes Tier mit buschigem Schwanz. In meinem Speicher leuchtete die entsprechende Bezeichnung auf: Eichhörnchen. Es flitzte einen Zweig hinauf, ein Zickzacklauf von einem Büschel grüner Blätter zum anderen. Von der Spitze des benachbarten Baumes schwang sich ein Dutzend geflügelter Tiere in die Luft. Vögel. Ich verfolgte ihre ineinander verflochtenen Flugbahnen. Jede dieser LebensFormen hatte einst Seite an Seite mit den Menschen existiert. Jetzt existierten sie Seite an Seite mit uns. Vor meinen Augen war so viel Leben. Und kein einziger Mensch.

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