Carla Laureano - Sternennächte an der Küste

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Nach der Geburt ihrer Kinder hat Serena MacDonald ihren Beruf und ihre Liebe für die Kunst vollkommen brach liegen lassen. Als ihr Mann unerwartet stirbt, steht sie vor der Frage, wie ihr Leben nun weitergehen soll. Da kommt der Vorschlag ihres Bruders Jamie gerade recht: Sie soll mit ihren Kindern auf die schottische Insel Skye kommen und sich um die Führung des gemeinsamen Hotels kümmern.
Doch leider gerät ihr Neuanfang nicht ganz so reibungslos, wie sie es gehofft hatte, denn Jamie hatte nicht an Malcolm Blake gedacht, der vor Ort die Leitung des Hotels innehat. Als Serena sich als seine neue Chefin vorstellt, ist Malcolm alles andere als erfreut. Doch es dauert nicht lange, bis sich die beiden eingestehen müssen, dass zwischen ihnen mehr existiert als eine rein geschäftliche Beziehung …

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Über die Autorin

Carla Laureano hat viele Jahre im Vertrieb und Marketing gearbeitet, bis sie sich dazu entschlossen hat, ihren Job an den Nagel zu hängen und nur noch zu schreiben. Ihre Romane sind in Amerika bereits ausgezeichnet worden und erfreuen sich großer Beliebtheit. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in der Nähe von Denver, Colorado.

Für all meine Freundinnen die alleinerziehende Mütter sind und mit Charme und - фото 1

Für all meine Freundinnen, die alleinerziehende Mütter sind

und mit Charme und viel Mut den härtesten Job der Welt verrichten.

Ihr bringt mich immer wieder zum Staunen.

1

Q

Drei Minuten nachdem das Dessert serviert worden war, schaute Serena MacDonald Stewart schon auf ihr Handy, um zu sehen, wie spät es war, und überlegte, wie sie die Sache möglichst schnell beenden konnte. Es war halb neun, und die zwei Stunden, die sie mittlerweile in dieses Date investiert hatte, kamen ihr schier endlos vor. Konnte sie einen Notfallanruf der Babysitterin vortäuschen, ohne sich dabei zu verraten?

„Gibt es ein Problem zu Hause?“, erkundigte er sich.

Serena zuckte zusammen, blickte schuldbewusst auf und stieß innerlich einen Seufzer aus, als sie seine enttäuschte Miene sah. „Nein, nein! Alles in Ordnung.“

Sie legte ihr Handy wieder auf den Platz neben sich und gelobte innerlich, von jetzt an ganz bei dem Mann zu sein, der sie zu diesem sehr teuren und sehr langwierigen Dinner eingeladen hatte.

„Es ist schwer, sie zu Hause zurückzulassen, oder?“, fragte er. „Ist das Ihr erstes Date, seit …“

„Seit Edwards Tod? Nein, das ist es nicht, aber es wird anscheinend mit der Zeit nicht einfacher.“

Seine geduldig verständnisvolle Miene bewirkte allerdings nur, dass sie sich noch furchtbarer fühlte. Sie hatte Daniel Cameron in einem Arbeitsausschuss an der Schule ihrer Tochter kennengelernt. Er war ihr als freundlicher, aufmerksamer Mann aufgefallen, und sie hatte es einfach nicht übers Herz gebracht, ihm einen Korb zu geben, als er sie eingeladen hatte, mit ihm essen zu gehen. Wenigstens war er ein angenehmer Anblick. Er hatte dunkles Haar, grüne Augen und eine ganz ansehnliche Figur für einen Mann, der auf die Fünfzig zuging.

Aber der Funke wollte einfach nicht überspringen. Da war absolut nichts, und es regte sich nicht das geringste Interesse bei ihr.

Daniel beugte sich jetzt vor und sagte mit gesenkter Stimme: „Ich muss gestehen, dass ich seit meiner Scheidung auch nicht viele Dates gehabt habe. Ich weiß, dass man über so etwas eigentlich bei einem ersten Date nicht spricht, aber wir wissen doch beide, wie es ist.“

Vielleicht ja auch nicht, wenn sie bedachte, dass sie wirklich nicht den Hauch einer Ahnung hatte, worauf er mit dieser Äußerung hinaus wollte.

„Im Moment glaube ich, dass wir beide nur versuchen, jemanden zu finden, den wir mögen und respektieren“, fuhr er fort. „Sie suchen doch bestimmt einen Vater für die Kinder, besonders, weil Max noch so klein ist, oder? Und meine Kinder könnten auf jeden Fall ein besseres Vorbild gebrauchen als ihre Mutter. Ich habe einfach unheimlich viel zu tun und nicht die nötige Zeit, mich um sie zu kümmern.“

Ach so! Jetzt wurde ihr langsam klar, worauf er hinauswollte. Das oder Ähnliches hatte sie schon so oft zu hören bekommen und es bedeutete im Grunde: „Ich habe dich eigentlich nicht eingeladen, weil ich dachte, dass wir etwas gemeinsam haben, und weil ich dich attraktiv finde, sondern nur, weil ich eine Mutter für meine Kinder suche, bevor es zu spät ist und ich ihre Erziehung endgültig vermassele.“

Serena räusperte sich und schaute demonstrativ wieder auf ihr Handy. „Es tut mir wirklich leid, aber meine Babysitterin muss um halb zehn zu Hause sein. Könnten wir vielleicht …“

„Ja sicher. Ich habe gar nicht gemerkt, wie spät es schon ist“, sagte er rasch und gab der Kellnerin ein Zeichen, dass er bezahlen wollte.

„Ich nehme doch nicht an, dass Sie fürs Wochenende schon Pläne haben, oder?“

„Doch. Ich hatte eigentlich vor, mit Em und Max nach Edinburgh zu fahren. In der Nationalgalerie wird gerade eine Vermeer-Ausstellung gezeigt.“

Er reagierte darauf mit einem Lächeln, das allerdings sofort wieder erstarb, als er merkte, dass sie das ernst gemeint hatte. „Sie gehen also allen Ernstes mit einer Achtjährigen und einem Dreijährigen in ein Kunstmuseum?“

„Ja sicher. Man soll damit möglichst früh anfangen. Max muss noch lernen, dass er nicht alles anfassen darf, aber Em hat bereits ein richtig gutes Auge für Stilrichtungen. Ich glaube, von so einem Museumsbesuch profitieren wir alle drei. Das ist auch der Grund, weshalb wir für das Kunstangebot an der Highlands Academy so dankbar sind.“

„Ja sicher“, sagte er nur, empfand dabei aber anscheinend genauso großes Unbehagen wie sie. Serena zählte eins und eins zusammen und meinte daraufhin: „Dann gehören Sie also auch zu denen, die beantragt haben, den Etat für das Kunst- und Musikproramm zu Gunsten von mehr Naturwissenschaften zu kürzen.“

Ihm musste doch klar sein, dass sie sich zusammen mit der Schulleitung der Privatschule ihrer Kinder den gesamten letzten Monat gegen diesen Antrag stark gemacht hatte.

„Ich glaube einfach, dass es angesichts des derzeit herrschenden Wettbewerbs in der Wirtschaft sinnvoller ist, Mathematik und die Naturwissenschaften zu stärken – besonders auch für Mädchen“, erklärte er, legte seine Kreditkarte in die kleine schwarze Mappe, gab sie der Kellnerin zurück und schien ganz froh zu sein, Serena in diesem Moment nicht in die Augen schauen zu müssen.

„Und ich glaube, wir tun der Welt keinen Gefallen, wenn wir aufhören, kreative Köpfe weiterhin zu fördern. Aber ich habe auch einen Master in Kunstgeschichte und jahrelang als Galeristin gearbeitet, deshalb bin ich wahrscheinlich voreingenommen.“

„Ach“, sagte er und zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Ich wusste ja gar nicht, dass sie gearbeitet haben.“

Sie konnte nicht so genau sagen, ob er mit dem Themenwechsel einfach nur von seinem Fauxpas ablenken wollte, oder ob er sich Sorgen machte, dass sie womöglich Ambitionen hatte, beruflich weiterzukommen.

„Ich habe meine Berufstätigkeit aufgegeben, als Em auf die Welt gekommen ist. Mein Beruf war … irgendwie … nicht mit Kindern vereinbar.“

Mit ziemlich erleichterter Miene sagte er daraufhin: „Das finde ich wirklich bewundernswert. Es gibt viel zu viele Frauen, die ihre Selbstverwirklichung auf Kosten ihrer Familie betreiben.“

Am besten ließ sie solche Dates einfach bleiben, denn letztlich brachten sie nichts. Und sie hatte schon viel zu viel Zeit und Energie damit vergeudet, ihre tatsächliche Meinung zu diesem Thema für sich zu behalten.

Deshalb sah sie ihm jetzt direkt in die Augen und sagte: „Solche Frauen sind wahrscheinlich seltener als Männer, die sich in ihren Büros verschanzen und von ihren Frauen erwarten, dass sie die gesamte Verantwortung für die Kinder alleine übernehmen.“

Diese letzte Bemerkung war der letzte Nagel in den Sarg eines Dates, das im Grunde von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen war. Während der Heimfahrt fühlten sich beide natürlich schrecklich befangen, fast peinlich berührt, obwohl sie beide versuchten, ein höfliches Geplauder in Gang zu halten. An ihrer Haustür verabschiedeten sie sich mit einem freundlichen Händedruck voneinander, und er war wenigstens so klug, nicht den Versuch zu unternehmen, ihr zum Abschied einen Kuss zu geben.

Daniel war gar kein so übler Mann, auch wenn er eine erzkonservative Einstellung zu den Geschlechterrollen hatte, aber er war intelligent, erfolgreich und verantwortungsbewusst. Es fehlte ihm nur das Maß an Fantasie und Spontaneität, das Serena von einem Partner erwartete. Sie hatte schon eine Ehe hinter sich, die sich wie eine langwierige geschäftliche Transaktion angefühlt hatte, und sie hatte nicht vor, denselben Fehler noch einmal zu machen.

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