Ich weiß noch genau, wer damals alles dort gespielt hat. Jan van Beveren, die Gebrüder van de Kerkhof, Harry Lubse, Adrie van Kraaij und Bertus Quaars. Nick Deacy absolvierte am selben Tag ebenfalls ein Probetraining. Ich musste in der Manndeckung gegen Deacy spielen, ein starker Stürmer, das waren Zweikämpfe, die hatten eine ziemliche Wucht. Nach dem Training sagte mir van Beveren, wir würden uns bald wiedersehen. „Mann, das sieht gut aus“, habe ich da gedacht. Deacy und ich konnten tatsächlich beide bleiben.
Mir wurde klar, dass es Adrie van Kraaij gewesen war, der mich Rijvers empfohlen hatte. Schließlich hatte ich so manches Spiel mit Adrie in der U18 gespielt. Lustig war, dass Fortuna kurz bevor ich das Telegramm erhielt, ein Freundschaftsspiel gegen einen schwedischen Verein hatte. Die Schweden Björn Nordqvist, Peter Dahlqvist und Ralf Edström, alle von PSV, saßen dort als Zuschauer.
Nach dem Spiel saß ich beim Bankett neben Edström und sagte ihm, er solle Adrie Grüße von mir ausrichten. „Kennt ihr euch?“, hat Ralf mich gefragt. Ich erzählte ihm, dass wir oft zusammen gespielt haben. Am nächsten Tag richtete Ralf Adrie meine Grüße aus, der sich gleich erkundigt haben soll, was Ralf von mir hält. Das brachte den Stein ins Rollen. Scouts gab es damals noch nicht. Talente wurden eher zufällig entdeckt, sie mussten dann ein Probetraining absolvieren.
Cor Brom hat mich zu den Vertragsverhandlungen mit Eindhoven begleitet. Das brachte mir noch ziemlich viel Kritik ein, mir war das aber egal. Er hat mir einfach nur geholfen, und er wollte auch kein Geld dafür. Ich war sowieso schnell zufrieden, denn ich wollte natürlich unbedingt zur PSV. Und ich wollte einen Zweijahresvertrag. Ich hatte das Gefühl, dass ich so viel Zeit brauchen würde, um mich zu beweisen. Ich glaube, beim ersten Vertrag sollte ich 25.000 Gulden im Jahr verdienen.
Wenn ich innerhalb eines Jahres heiraten würde, sollte ich zudem noch einen Bonus von 10.000 Gulden bekommen. Denn Rijvers wollte, dass die Spieler möglichst schnell unter die Haube kamen, damit Ruhe herrschte. Toos und ich haben dann am 9. Juni 1976 geheiratet und uns schon bald darauf in Eindhoven niedergelassen, in der Jasonstraat. Dort wohnten noch ein paar andere Spieler von der PSV. Zuvor habe ich in Eindhoven noch zur Untermiete bei Frau Ter Voorde gewohnt.
Fortuna hat noch versucht, das Letzte herauszuholen, und bekam schließlich von Eindhoven eine Ablösesumme von 80.000 Gulden [gut 37.000 Euro, bn]. Das war natürlich kein Spitzenpreis, doch für einen Spieler der zweiten Liga wirklich nicht übel. Im Nachhinein betrachtet war es für die PSV ein super Geschäft, denn ich habe ihnen elf Jahre viel Freude bereitet.
Anfangs hatte ich es bei Eindhoven nicht leicht. Rijvers sagte mir nach einem halben Jahr, dass ich es wahrscheinlich nicht packen würde, weil ich nicht schnell genug sei, um auf der Mittellinie zu verteidigen. Vielleicht hat er das nur zu mir gesagt, um mich anzustacheln. Jedenfalls habe ich danach zusätzlich noch in der zweiten Mannschaft trainiert. Somit hatte ich dreimal täglich Training. Das hat sehr geholfen. Ich habe gemerkt, dass es immer besser lief. Am 7. März 1976 gab ich dann mein Debüt in der ersten Mannschaft gegen den FC Den Haag. Pleun Strik war verletzt, mein Gegenspieler war Henk van Leeuwen. Wir haben 2:0 gewonnen, und ich habe sogar ein Tor geschossen, mein erster Treffer in der ersten Mannschaft.
Kurz darauf haben wir im Viertelfinale im Europapokal der Landesmeister, der heutigen Champions League, gegen Hajduk Split gespielt. Mein Gegenspieler war Ivica Šurjak, ein feiner und sehr schneller Fußballer. Das Auswärtsspiel hatten wir 0:2 verloren, im Rückspiel gewannen wir aber 3:0. Damit waren wir im Halbfinale, in dem wir dann jedoch Saint-Étienne unterlagen und so das Finale verpassten.
Kurz vor dem entscheidenden Spiel um die Meisterschaft 1976 gegen unseren Rivalen Feyenoord brach ich mir im Training das Wadenbein. Ich führte eine Grätsche aus, blieb stecken und stürzte über meine eigene Wade. Ich hatte zwar Schmerzen, dachte aber, es sei nicht so schlimm. Auf Anraten des Masseurs Jacques van de Ven bin ich zur Sicherheit dann doch mit dem Auto ins Krankenhaus gefahren, um das Bein röntgen zu lassen. Zu meiner großen Überraschung war es gebrochen. Sechs Wochen steckte mein Bein dann in einem Gipsverband. Ich bin sogar am 9. Juni auf meiner Hochzeit noch mit einem Gips am Bein herumgelaufen. Danach brauchte ich lange, um wieder in meinen Rhythmus zurückzufinden.
In der folgenden Saison hatte ich erst im Oktober wieder meine alte Spielstärke erreicht und habe kurz darauf wieder in der Liga gespielt. Damals noch oft als rechter Außenverteidiger, weil Kees Krijgh verletzt war. Später dann häufig als offensiver Mittelfeldspieler. Am liebsten spielte ich aber als Sechser im zentralen Mittelfeld. Mir lag es eher, meinen Gegenspieler auszuschalten. Dann habe ich möglichst schnell den Ball einem Spieler zugespielt, der mehr damit anstellen konnte als ich, meistens war das Willy van der Kuijlen. Deshalb hat Willy auch gerne mit mir zusammengespielt, und zudem war das auch zum Vorteil für die Mannschaft.
In der niederländischen Nationalmannschaft spielte ich in einigen Partien im offensiven Mittelfeld mit Ruud Krol und Michel van de Korput hinter mir. Der Gegner ließ mich dann möglichst oft an den Ball, denn sie wussten, dass ich damit nicht so viel anstellen konnte wie die Spieler, die die Fähigkeit hatten, ein Spiel zu eröffnen und zu lenken.
Ich war ein sehr nützlicher Mannschaftsspieler. Meinen Gegnern war ich nicht gerade angenehm, aber meine Mitspieler und meine Trainer waren sehr glücklich, dass ich dabei war. Ich hatte einen ziemlich guten Schuss, aber den letzten Pass, den hatte ich nicht drauf. Von zehn Pässen, die ich weiter als 50 Meter spielte, kamen vielleicht vier an, bei Willy van der Kuijlen waren es neun. Ich habe ihm sozusagen den Rücken frei gehalten. Wenn jemand Willy einen Tritt versetzte, dann kam er mir besser nicht zu nahe, denn sonst hätte er schnell zu spüren bekommen, dass ich für Willy da war.
Dass ich auf verschiedenen Positionen gespielt habe, sogar als linker Außenverteidiger, habe ich niemals als Nachteil für meine Entwicklung empfunden, im Gegenteil. Besonders als Trainer konnte ich später von diesen unterschiedlichen Erfahrungen profitieren. Ich wusste zum Beispiel genau, was man zu tun hatte, wenn man im Mittelfeld spielte.
Der Höhepunkt meiner elf Jahre bei der PSV war natürlich der Gewinn des UEFA-Pokals 1978, der heutigen Europa League, mit zwei Finalspielen gegen den SC Bastia aus Frankreich. Auswärts ging es 0:0 aus, und das Rückspiel in Eindhoven haben wir mit 3:0 gewonnen. Wir wurden noch zwei weitere Male niederländischer Meister, insgesamt dreimal.
Während meiner Zeit bei Eindhoven habe ich noch fünf oder sechs Jahre im Autohaus Van de Ven in Hapert gearbeitet und mich dort ums Leasing gekümmert. Ich wollte immer noch ein weiteres Standbein haben und nicht ganz aus dem normalen Leben raus sein. Falls nichts aus meiner Fußballerkarriere würde, wollte ich in irgendeinem Betrieb arbeiten. Wenn ich nicht bei der PSV war, habe ich in meiner freien Zeit bei Van de Ven gearbeitet. Ich bin dann ab mittags gegen ein Uhr bis nachmittags um vier zu den Kunden gegangen. Die Arbeit hat mir sehr gefallen. Sie war für mich auch eine Art Ablenkung vom Fußballerleben. Meine Trainer aus dieser Zeit haben das auch sehr befürwortet.
Während meiner Anfangszeit in Eindhoven hatte ich einen besonders guten Draht zu Ralf Edström. Wir haben uns auch privat angefreundet, und ich habe noch heute Kontakt zu ihm. Die anderen aus dem Team, wie Adrie van Kraaij, Harry Lubse und Willy van der Kuijlen, sieht man immer wieder mal, aber Ralf leider nicht, da er zurück in Schweden ist.
Ich weiß noch genau, wie Ralf beim Training einmal zu mir sagte, er würde mich tunneln. Ich habe geantwortet: „Geht in Ordnung, aber dann liegst du nachher auf der Trage.“ Aber er hat mich dennoch dreimal getunnelt … Der Kerl hatte es dermaßen drauf, und mit seinen langen Gräten war er überall. Er war ein außergewöhnlicher Fußballspieler und auch ein ganz besonderer Mensch. Im Zentrum habe ich meistens mit Adrie van Kraaij gespielt, der dann als aufrückender Libero fungierte und ich als Manndecker. Manchmal habe ich mit Ernie Brandts gespielt, ein ähnlicher Typ wie ich. Dann waren wir defensiv stärker, fußballerisch aber schwächer. Adrie und ich ergänzten uns ausgezeichnet. Während meiner letzten Jahre bei Eindhoven habe ich noch mit Ruud Gullit als Libero gespielt. Ruud drang dann oft ins Mittelfeld vor und hat viele Tore geschossen.
Читать дальше