Jógvan Isaksen - Mild ist die färöische Sommernacht - Ein Färöer-Krimi

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Ein Journalist. Zwei Opfer. Sind Sie bereit für einen packenden Färöer-Krimi?
Während einer Mittsommerfeier in den färöischen Bergen stirbt die Journalistin Sonja Paetursdóttir bei einem Sturz vom Rande des Plateaus. Ein Unfall, laut Polizeibericht. Für Auslandsfäröer Hannis Martinsson ist der Tod seiner Freundin aus früherer Zeit ein Grund, in seine Heimat zurückzukehren. Am Abend seiner Ankunft in Tórshavn trifft er auf Sonjas Liebhaber Hugo, der sich vor Hannis damit brüstet, etwas über ihren Tod zu wissen, zugleich aber große Angst zu haben scheint. Und dies zurecht: Als Hannis ihn am nächsten Tag aufsuchen will, ist Hugo tot, und Hannis selbst wird niedergeschlagen, als er die Leiche entdeckt. Dies sind zu viele Unfälle für den Journalisten, der eine große Story wittert…

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Jógvan Isaksen

Mild ist die färöische Sommernacht - Ein Färöer-Krimi

Saga

Mild ist die färöische Sommernacht - Ein Färöer-Krimi

Übersetzt Christel Hildebrandt Copyright © , 2019 Jógvan Isaksen und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726351989

1. Ebook-Auflage, 2019

Format: EPUB 2.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk

– a part of Egmont www.egmont.com

Blid er den færøske sommernat

blid og sorgfuld på samme tid -

...

kort er sommerstund, og brat

dør vi en snefuld vinternat.

(J.H.O. Djurhuus)

Mild ist die färöische Sommernacht

mild und kummervoll zugleich -

...

kurz währt nur die Sommerzeit, und jäh

sterben wir in schneeverwehter Winternacht.

(J.H.O. Djurhuus)

PROLOG

Das Feuer loderte zum dämmrigen Himmel empor. Die Flammen rissen sich von ihrem heißen Ursprung los und führten für einen kurzen Augenblick ihr eigenes Leben. Der Nachtwind kam langsam herangestrichen, und mit ihm stieg und fiel der Funkenregen, tanzte umher und verschwand gen Himmel. Die Gesänge waren verstummt, und die meisten standen nur da und starrten ins Feuer.

Sie versuchte etwas zu finden, wohinter sie sich hocken konnte. Nun hatte sie so lange ausgehalten, jetzt war sie an der Reihe. Sie war etwas unsicher auf den Beinen und sagte zu sich selbst, daß sie aufpassen mußte, wenn sie noch etwas von der Nacht haben wollte. Und sie wollte viel haben. Mehr als sich irgendeiner dieser Ignoranten, die jetzt damit angefangen hatten, aus dem Liederbuch des Färöischen Volkes zu singen, nur erträumen konnte. Aber sie mußte aufpassen und einen klaren Kopf bewahren. Warum war die Hochebene nur so kahl? Es gab nicht einmal einen passenden Stein, um sich dahinter zu verstecken. Sie war jetzt so weit von den anderen entfernt, daß sie meinte, hier könne sie sich auch hinter einen kleineren Stein hocken. Während sie so saß, hörte sie es irgendwo im Dunkeln atmen. Eine Gänsehaut überlief sie, aber das war nicht der richtige Augenblick für schwache Nerven. Wahrscheinlich war das ein Schaf. Oder ein Mensch, der auch nach einem Ort suchte, um der Natur freien Lauf zu lassen. Die Götter waren Zeuge, daß reichlich getrunken wurde.

Auf dem Weg zurück sah sie auf dem nördlichen Ende der Hochebene sich die Umrisse einer Person gegen den Himmel abzeichnen. “Nun ist die Stunde gekommen” fiel ihr plötzlich ein. Und ihr wurde im gleichen Moment klar, daß man weit davon entfernt ist, nüchtern zu sein, wenn einem solche Worte einfallen. Sie blieb stehen. Hatte sie nicht Schritte auf dem Kies gehört? Nein, da war nichts. Nur von der Versammlung dröhnte es herüber:

Und Menschen verschwinden wie Schatten

von Pfaden und taufeuchten Grasmatten

Sie hatte einen Entschluß gefaßt und ging auf die Gestalt zu, die am Ende des Felsens stand.

Als sie dorthin gekommen war, blieb sie stehen. Schaute zunächst hinunter auf die stille Bucht; die drei Ortschaften dort unten waren in der Mainacht fast nicht zu erkennen, blickte dann zum Ritafjall hinauf und südwärts auf den Sigatind und Gøtunestind. In kurzer Zeit würden sie im roten Glanz der Morgensonne schimmern.

In dem Augenblick, als sie den Mund öffnete und die ersten Worte sagen wollte, die Worte, die sie reich machen sollten, packten starke Hände ihre Arme von beiden Seiten, und in einer gleitenden Bewegung wurde sie über die Kante geschleudert. Der Angriff kam so unerwartet, daß sich ihr Hals zusammenschnürte, und kein Ton von ihr zu hören war, als sie durch die Luft wirbelte. Das letzte, was ihr durch den Kopf fuhr, als sie langsam fiel, und Himmel und Erde mit gleichmäßigem Abstand den Platz tauschten, war die Verwunderung darüber, wo nur der Mond am Himmel stünde.

1

Der Skiläufer hob ab und drehte sich in der Luft, gleichzeitig nach vorn und um sich selbst. Für jemanden, der gerade mal ein Paar Bretter unter den Füßen gehabt hatte, schien es unglaublich, daß er stehend herunter kommen würde. Aber in mehr als dreißig Jahren habe ich mich daran gewöhnt, daß im Film nichts unmöglich ist. Das ist wohl auch der Grund, warum ich Filme so gerne sehe. Der Skiläufer verschwand in rasender Fahrt einen blendend weißen Hügel hinab. Danach kam die Reklame, die übliche Soße.

Ich ließ den Fernsehschirm mit sich allein und sah mich um. Der Anblick war nicht viel besser. Ich bin ziemlich viel gereist, habe mehrere Hauptstädte besucht und war sogar an verschiedenen Badestränden gewesen. Und selbst wenn letztere stinklangweilig sein können und nur mit einem passenden Affen im Gepäck auszuhalten sind, die Flughäfen sind doch am schlimmsten. Nur mit einem starken Willen und viel Training schafft man es, sich von dem betäubenden Rausch fernzuhalten. Das Training hatte ich, es mangelte eher an der Willensstärke. Es war nur noch wenig von dem dritten Bockbier übrig, und ein doppelter Gammel Dansk hatte auch schon die Kehle passiert.

Ich saß auf dem Flughafen Kastrup und wartete, daß das Flugzeug zu den Färöern starten sollte. Schon wieder verspätet. Auch auf diesem Gebiet hatte ich viel Erfahrung, größtenteils aus der Zeit, als die kleine Fokker-Friendship von der Icelandair die Strecke flog. Jetzt brauchte man für die Strecke nur die halbe Zeit, und die Landebedingungen und auch die technische Ausrüstung waren viel besser. Trotzdem kam es nicht gerade selten vor, daß die Passagiere in einem Hotel in Kopenhagen übernachten mußten.

Davor hatte ich am wenigsten Angst. Auch wenn ich mir nichts hatte anmerken lassen, waren mir doch eine ganze Menge wohlvertrauter Gesichter aufgefallen. Ich kannte diese Kumpane, - die meisten ordentlichen Menschen haben mich sicher bereits mit ihnen in einen Topf geworfen - die dort zwischen den Stühlen und Tischen hin- und herwanderten in der Hoffnung jemanden zu finden, bei dem sie sich niederlassen konnten. Bei so vielen Menschen war es möglich, ihnen aus dem Weg zu gehen, aber wenn wir ins Hotel mußten, war ich verloren. Die Nacht würde an der Bar und später in einem der Zimmer zugebracht werden. Unmengen von Bier und Whisky und kein Schlaf. Lustig, nicht wahr...

Bisher waren wir erst eine Stunde verspätet, es konnte also noch alles Mögliche geschehen. Aber sie waren immer sehr geizig mit ihren Informationen, deshalb wußten die Passagiere nur selten, warum sie nicht wie geplant abfliegen konnten.

Ansonsten hatte es auf allen Gebieten große Fortschritte gegeben. Die Fluggesellschaft, die diese Strecke bediente, seit sie den Isländern weggenommen worden war, hatte nicht länger das Monopol. Sie waren geflogen, wie es ihnen grade gefiel und hatten sich nicht darum gekümmert, ob es den Färöern paßte. Wenn denen das Fliegen nicht gefiel, war das ihr Problem. Es gab nur diese eine Flugroute.

Inzwischen gab es Konkurrenz, die Fluggesellschaft flog nunmehr sogar sonntags - das hatten sie früher nie gemacht - und vielleicht würde es ihr bald ergehen wie dem Milchboot der Meierei in Tórshavn. Als es als einziges die Fahrt in den Skálafjørður machte, fuhr es manchmal zweimal am Tag und manchmal nur einmal. Vor allem an den Tagen, an denen es viele Passagiere gab - Ostersamstag, Weihnachten - fuhr es nur einmal, und zwar um sieben Uhr morgens. Anders ließ es sich nicht machen. Als eine weitere Fähre nach Sundalagið hinzu kam und die Leute auch diesen Weg nehmen konnten, fuhren sie plötzlich drei- oder viermal täglich. Später, als Brücke und Tunnel gebaut wurden und man von Tórshavn bis nach Eysturoy fahren konnte, fuhren sie den ganzen Tag über jede zweite Stunde.

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