7.Wieland TM, Rychter O: Risiken und praktische Aspekte im Umgang mit mehreren Medikamenten. Hausarzt Praxis 2015;10:2–5.
8.World Health Organization (WHO). World Report on Ageing and Health. WHO Press, Geneva 2015.
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Hygiene, Instrumente und Nahtmaterialien
Fabio Saccardin, Constantin Berli, Andreas Filippi
Aspekte zur Hygiene bei oralchirurgischen Eingriffen
Die Hygienerichtlinien beinhalten Maßnahmen zur Vermeidung nosokomialer Infekte. Dies setzt jedoch voraus, dass alle Mitarbeitenden im Behandlungszimmer bzw. im Eingriffsraum die Richtlinien bei vorgeschriebener Asepsis (=Keimfreiheit) kennen und diese auch einhalten. Dabei sind der Operateur sowie das assistierende Operationspersonal gleichermaßen für die Asepsis im sterilen Bereich verantwortlich. Können die Hygienerichtlinien nicht eingehalten werden, muss dies dem verantwortlichen Operateur mitgeteilt werden. Jede Verletzung oder Missachtung der Asepsis ist unmittelbar zu korrigieren.
Bei größeren operativen Eingriffen, die über Zahnentfernungen hinausgehen, tragen alle Mitarbeiter im Behandlungsraum anstelle der alltäglichen Berufsbekleidung separate Operationskleidung bzw. Shirt und Hose (meist Einwegkleidung), waschbare und vorn geschlossene Schuhe sowie eine Operationshaube zum vollständigen Bedecken der Haare. Die Mund-Nasen-Schutzmaske umfasst die Nase sowie Kinnpartie und sollte ausreichend befestigt und abgedichtet sein. Sie wird sowohl bei der Patientenvorbereitung als auch während des chirurgischen Eingriffs getragen. Ist die Mund-Nasen-Schutzmaske einmal durchfeuchtet, muss sie gewechselt werden.
Eine Handwaschung sollte nur beim Betreten der Arbeitsstätte, bei sichtlicher Verschmutzung der Hände, nach jedem Toilettengang und vor sowie nach dem Essen mit einer sanften Seifenlösung erfolgen ( Abb. 2-1bis 2-15). Eine Handwaschung sollte auf diese Indikationen beschränkt bleiben und nicht routinemäßig zwischen allen Behandlungen stattfinden. Zwischen den Behandlungen sollte eine Händedesinfektion bevorzugt werden.
Abb. 2-1Zuerst werden 5 ml Handseife in die Handfläche der linken Hand gegeben.
Abb. 2-2Danach werden die Fingerspitzen der rechten Hand während 5 Sekunden in die Handfläche der linken getaucht und daran gerieben, um die Fingernägel zu dekontaminieren.
Abb. 2-3 bis 2-7Die Handseife soll am rechten Unterarm über 10 bis 15 Sekunden von der Hand bis zum Ellenbogen hin durch kreisende Bewegungen verteilt werden. So wird sichergestellt, dass die gesamte Hautfläche mit der Handseife benetzt wird.
Abb. 2-8 bis 2-15Diese Schritte werden nun für die linke Hand und den linken Unterarm wiederholt. Anschließend wird die Handseife von den Händen in Richtung der Unterarme abgespült und nach Abtropfen sorgfältig in derselben Richtung mit einem Tuch trocken getupft.
Bei der Händedesinfektion unterscheidet man zwischen einer hygienischen und einer chirurgischen Händedesinfektion. Bei der hygienischen Händedesinfektion werden die getrockneten Handflächen mit einem geeigneten Desinfektionsmittel komplett benetzt und so eingerieben, dass Vorder- und Rückfläche, Nagelfalze, Daumen, Finger-Zwischenbereiche sowie Fingerkuppen mit dem Mittel in Berührung kommen ( Abb. 2-16bis 2-23). In der Regel werden dazu 3 ml Desinfektionslösung verwendet. Die hygienische Händedesinfektion findet vor und nach jedem Patientenkontakt statt. Ebenso sollte vor aseptischem Arbeiten und nach Kontakt mit infektiösem Material eine hygienische Händedesinfektion stattfinden.
Abb. 2-16Hygienische und chirurgische Händedesinfektion beginnen mit der Benetzung der Handflächen mit einem Desinfektionsmittel.
Abb. 2-17Der Handrücken der linken Hand einschließlich des Handgelenks ist mit der rechten Handfläche durch Vor- und Rückbewegungen einzureiben.
Abb. 2-18Danach folgt dasselbe für die andere Hand.
Abb. 2-19Die Handinnenflächen sollen aneinander gerieben werden, wobei die Finger ineinander übergreifen.
Abb. 2-20 und 2-21Die Desinfektion der Fingerrücken erfolgt jeweils in der Handfläche der anderen Hand, indem diese seitlich hin und her bewegt werden.
Abb. 2-22 und 2-23Der Daumen der linken Hand ist in der umschlossenen Handfläche der rechten Hand zu drehen und umgekehrt.
Die chirurgische Händedesinfektion sollte von allen Personen durchgeführt werden, die unmittelbar im Sterilbereich an einer Operation beteiligt sind. Im Gegensatz zur hygienischen Händedesinfektion werden zusätzlich zur Handdesinfektion auch die Unterarme und Handgelenke mit einbezogen ( Abb. 2-24). Somit dauert die chirurgische Händedesinfektion deutlich länger als die hygienische, wird aber mit denselben Desinfektionsmitteln durchgeführt. Eine Waschung der Hände mit Seife ist nicht mehr Bestandteil der chirurgischen Händedesinfektion. Sollte eine Verunreinigung der Haut vorliegen, so wird empfohlen, nach dem Händewaschen eine 10-minütige Pause bis zur chirurgischen Händedesinfektion einzulegen. Es gilt besondere Aufmerksamkeit darauf zu legen, dass die Hände vor der Desinfektion ausreichend getrocknet sind und eine lückenlose Benetzung aller Hautareale und Nagelfalze unter Berücksichtigung der spezifischen Einwirkzeiten der Herstellerangaben eingehalten wird.
Abb. 2-24Bei der chirurgischen Händedesinfektion werden zusätzlich zu den Handflächen zuvor auch die Unterarme und Handgelenke mit Desinfektionslösung benetzt.
Die sterile Schürze (über der Operationskleidung) und sterilen Handschuhe dürfen erst angezogen werden, wenn das Händedesinfektionsmittel an Händen und Unterarmen vollständig verdunstet ist 2 , 3 .
Die sterile Zone umfasst den steril abgedeckten Oberkörper des Patienten, den Instrumententisch sowie das assistierende Operationspersonal. Zu den sterilen Flächen gehören die Vorderseite der sterilen Schürzen, die Oberseiten von sterilen Tüchern sowie die sterilen Überzieher der Lampengriffe. Innerhalb des sterilen Bereichs bleiben die Hände stets oberhalb des Bauchnabels. Praxis- oder Klinikpersonal, dass nicht steril gekleidet ist, muss einen Abstand von mindestens 50 cm zum sterilen Bereich einhalten.
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