Helon Habila - Reisen

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Der Protagonist, in den USA lebender Akademiker aus Nigeria, zieht mit seiner amerikanischen Frau nach Berlin, als diese dort ein renommiertes Kunststipendium erhält. In Berlin trifft er auf afrikanische Immigranten, deren Schicksal und Fluchterlebnisse sein privilegiertes Leben in den USA in Frage stellen. Als er eine junge Frau aus Sambia in die Schweiz begleitet, wo sie die Todesumstände ihres Bruders klären will, steigt er auf der Rückreise nach Berlin ohne Papiere in den falschen Zug und landet in einem Flüchtlingslager am italienischen Mittelmeer …
In seinem neuen Roman lässt Helon Habila aus miteinander verwobenen Geschichten ein Mosaik unterschiedlichster Erfahrungen afrikanischer Migranten und Reisender entstehen.

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„Wo sind die Nigerianer?“, fragte ich neugierig.

Kopfschüttelnd zeigte er nach oben. „Jetzt findest du keine Nigeria. Wenn du Nigeria willst, komm abends. Meiste schlafen jetzt.“

Ich blieb vor der Treppe stehen. Ich war müde und ausgelaugt. „Ich glaube, mir reicht’s.“

Lorelle sah mich an. „Willst du Mark denn nicht finden?“

Im nächsten Stockwerk befand sich ein Raum, der viel größer war, als der vorherige, eine kleine Halle, in der alle Matratzen auf dem Boden lagen. Offenbar waren die meisten Männer hier aus Asien, höchstwahrscheinlich Syrer, Pakistaner, Bangladescher oder Afghanen, dazwischen ein paar Schwarze, alle hatten den gleichen verstohlenberechnenden Blick, alle schüttelten rasch den Kopf, als wir nach Mark Chinomba fragten. Manche lagen auf ihren Matratzen und tippten auf ihren Handys herum, einige saßen an einem Tisch in der Raummitte und stritten beim Kartenspiel. Als wir an weiteren offenen Türen vorbeikamen und über weitere Müllhaufen stiegen, vom Gestank beinahe ohnmächtig wurden, Männern zunickten, die grüppchenweise auf dem Balkon versammelt oder untätig am Fenster standen, kam es mir vor, als schritte ich durch einen Ort aus Dantes Inferno . Niemand kannte Mark. Das oberste Stockwerk war das Frauenstockwerk und schon auf der Treppe konnten wir hören, wie jemand beruhigend auf ein kreischendes Kind einredete. Die durchdringenden Schreie veranlassten mich zum Stehenbleiben.

„Glaubst du, er ist hier, bei den Frauen?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Nie im Leben.“

Wir gingen.

Am nächsten Tag rief Lorelle an. „Heute Abend läuft im Neuen Kino eine Doku über Mumia Abu-Jamal. Hat ein Freund erwähnt. Mark ist ein großer Fan von Abu-Jamal.“

Ich hatte keine Ahnung, wer Mumia Abu-Jamal war, notierte mir aber Lorelles Wegbeschreibung. Nach der Vorführung saßen wir in dem kleinen Café neben dem winzigen Kino. An den Nachbartischen unterhielten sich die Leute noch immer über den schonungslosen Dokumentarfilm, den wir gerade gesehen hatten. Mark und Lorelle saßen händchenhaltend auf einem Sofa und Lorelle sah Mark mit einer Zärtlichkeit an, die so gar nicht zu ihrem harten, gepiercten Gesicht passte. Seit über einem Monat hatte sie Mark nicht gesehen. Als wir vorhin reinkamen und ihn an der Theke mit dem Barkeeper reden sahen, waren die beiden aufeinander zugestürzt und hatten sich wild geküsst, während die Leute ringsum Beifall geklatscht hatten. Ich stand da und beobachtete sie, wobei mir kurz durch den Kopf ging, dass Lorelle das Küssen mit all den Ringen in ihren Lippen bestimmt wehtun musste, war von der Szene aber genauso ergriffen wie alle anderen.

„Von Abu-Jamal habe ich heute zum ersten Mal gehört.“

„Wie denn auch?“, lachte Mark. Er wirkte aufgekratzt. „Du wohnst mit deiner schönen Frau in einem großen Haus. Du lebst in Amerika, wo jeder ein Filmstar ist und einen Riesenschlitten fährt.“

„Bei dir hört sich das an, als wäre es eine Sünde oder eine Krankheit, in einem großen Haus zu wohnen.“

„Na ja, ich würde mir keinen Film über Menschen, die in großen Häusern leben, ansehen, über sie auch keine Filme drehen.“

„Das ist fast ein Manifest. Was für Filme würdest du denn machen?“

„Ich sage dir, welche Art Filme ich machen würde. Über einen Mann in einem Tunnel. Einem langen, endlosen Tunnel, an dessen Ende seine Geliebte wartet, aber allmählich begreift er, dass nicht nur seine Geliebte, sondern auch der Tod wartet. Aber wir sehen nie, wie er die Geliebte oder den Tod erreicht, nur eine einzige, lange Einstellung auf ihn im Tunnel, mehr nicht. Es geht um die Reise selbst. Die Ungeheuer, die sich aus der Dunkelheit auf ihn stürzen, existieren sämtlich nur in seiner Phantasie.“

Ich nickte. „Hübsche Allegorie für die menschliche Natur. Schönheit und Tod, Seite an Seite. Wir alle stecken in einem Tunnel, die Liebe treibt uns voran, aber Liebe bedeutet gleichzeitig auch Tod. Begehren heißt sterben.“

„Ja, und nicht zu lieben, bedeutet auch zu sterben“, sagte Mark, ließ Lorelles Hand los und beugte sich vor zu mir. „Wenn ich meinen Film mache, wird der ziemlich avantgardistisch. Marechera. Dostojewski. Caravaggio. Knut Hamsun. So avantgardistisch, dass es einem beim Zuschauen das Herz abdrückt. Was ist der Sinn von Kunst, wenn nicht Widerstand?“

„Widerstand wogegen?“

„Einfach nur Widerstand. Aus Prinzip.“

„Und solche Filme willst du machen?“

„Das ist das Leben, das ich führen will. Kunst und Leben werden eins.“

„Warte nur, bis du älter bist und verheiratet, Kinder hast und Rechnungen bezahlen musst.“

Lachend zuckte er die Achseln. „Vielleicht kommt es dazu ja nie.“

Lorelle hörte zu, den Kopf an seine Schulter gelehnt, und rauchte eine Zigarette. Sie beugte sich vor. „Mark hat einen Kurzfilm gedreht, der hat eine Auszeichnung bekommen.“

Mark hatte einen Film gemacht? Man sah mir meine Überraschung wohl an. Mark lachte und schob Lorelle beiseite. „Ein Kurzfilmchen. Dreißig Minuten lang. Habe ich vor zwei Jahren für ein Seminar gemacht.“

„Aber er hat hier in Berlin einen Regiepreis gewonnen.“

„Toll“, sagte ich. „Über einen Mann in einem Tunnel?“

„Du musst ihn dir ansehen. Ich habe eine Kopie, die kann ich dir leihen“, sagte Lorelle.

Ich wollte mich mit Mark unterhalten, welche Möglichkeiten er jetzt noch hatte, nachdem sein Antrag auf Visumsverlängerung abgelehnt worden war, aber er schien an dem Thema nicht interessiert, und vielleicht war dies ohnehin nicht der richtige Ort.

„Versuch mal, Julius, diesen Anwalt, anzurufen. Wenn möglich, noch heute. Er hat versucht, dich zu erreichen.“ Er nickte und wechselte plötzlich das Thema. „He, hast du nächste Woche Zeit? Da gibt es einen Schallplattenladen, den musst du dir unbedingt ansehen. Der ist gigantisch, der größte in Berlin, vielleicht in ganz Europa.“

„Ich habe Zeit.“

„Gut, dann gehen wir drei dorthin. Danach können wir was essen. Abhängen.“

„Super Idee, aber versprich mir, dass du nicht wieder abtauchst“, sagte ich.

Mark hob sein Bier und zitierte lachend Shakespeare: „ When shall we three meet again, in thunder, lightning, or in rain …?“

Er sah glücklich aus und so würde ich ihn immer in Erinnerung behalten, nach vorn gelehnt, um mir zuzuprosten, Lorelle an seiner Seite, denn wie sich herausstellte, war dies unser letztes Zusammentreffen zu dritt.

When the hurly-burly’s done, when the battle’s lost and won“ , ergänzte ich automatisch.

11

Am Tag nach unserem Treffen im Kino brachen die Flüchtlingsunruhen aus, wie es die Zeitungen später nannten. Die Heimbewohner wachten auf und fanden das Gebäude von Polizisten umstellt, die Streifen- und Mannschaftswagen versperrten sämtliche Straßenzugänge. Neben den Mannschaftswagen standen von der Bezirksverwaltung gestellte Doppeldeckerbusse. Einer der Polizisten forderte die Bewohner über ein Megafon auf, ihre Sachen zusammenzupacken und das Gebäude zu räumen – sie hätten sechs Stunden Zeit. Offenbar hatten sich Anwohner bei der Bezirksverwaltung beschwert, sie fühlten sich bedroht, ihre Töchter und Söhne seien nicht mehr sicher auf den Straßen, wo Flüchtlinge Drogen verkauften und sich besoffen prügelten; die Fremden hätten die gesamte Straße in eine Müllhalde verwandelt, überall liege Abfall. Sechs Stunden für die Räumung. Die Busse sollten die Bewohner in ein anderes, außerhalb der Stadt gelegenes Flüchtlingsheim bringen, in der Zwischenzeit durfte niemand das Gebäude betreten oder verlassen. Um die Räumung zu beschleunigen, wurden Wasser und Strom abgedreht. Doch bald hatten Aktivisten in der Innenstadt von der Blockade gehört und versammelten sich auf der Straße, bildeten eine Menschenkette um den Block, solidarisierten sich in Sprechchören mit den Bewohnern und riefen, die Polizei solle abhauen.

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