mondekar:
Und wie lebendig es mit nächstem in
Madrid sein wird! Zu einem Stiergefechte
Wird schon die Plaza Mayor zugerichtet,
Und ein Auto da Fe 6 hat man uns auch
Versprochen –
königin: Uns versprochen! Hör ich das
Von meiner sanften Mondekar?
mondekar: Warum nicht?
Es sind ja Ketzer, die man brennen sieht.
königin:
Ich hoffe, meine Eboli denkt anders.
eboli:
Ich? – Ihro Majestät, ich bitte sehr,
Für keine schlechtre Christin mich zu halten
Als die Marquisin Mondekar.
königin: Ach! Ich
Vergesse, wo ich bin. – Zu etwas anderm. –
Vom Lande, glaub ich, sprachen wir. Der Monat
Ist, deucht mir, auch erstaunlich schnell vorüber.
Ich habe mir der Freude viel, sehr viel
Von diesem Aufenthalt versprochen, und
Ich habe nicht gefunden, was ich hoffte.
Geht es mit jeder Hoffnung so? Ich kann
Den Wunsch nicht finden, der mir fehlgeschlagen.
olivarez:
Prinzessin Eboli, Sie haben uns
Noch nicht gesagt, ob Gomez hoffen darf?
Ob wir Sie bald als seine Braut begrüßen?
königin:
Ja! Gut, daß Sie mich mahnen, Herzogin.
Zur Prinzessin.
Man bittet mich, bei Ihnen fürzusprechen.
Wie aber kann ich das? Der Mann, den ich
Mit meiner Eboli belohne, muß
Ein würd’ger Mann sein.
olivarez: Ihro Majestät,
Das ist er, ein sehr würd’ger Mann, ein Mann,
Den unser gnädigster Monarch bekanntlich
Mit ihrer königlichen Gunst beehren.
königin:
Das wird den Mann sehr glücklich machen. – Doch
Wir wollen wissen, ob er lieben kann
Und Liebe kann verdienen. – Eboli,
Das frag ich Sie.
eboli steht stumm und verwirrt, die Augen zur Erde geschlagen,
endlich fällt sie der Königin zu Füßen:
Großmüt’ge Königin,
Erbarmen Sie sich meiner. Lassen Sie –
Um Gottes willen, lassen Sie mich nicht –
Nicht aufgeopfert werden.
königin: Aufgeopfert?
Ich brauche nichts mehr. Stehn Sie auf. Es ist
Ein hartes Schicksal, aufgeopfert werden.
Ich glaube Ihnen. Stehn Sie auf. – Ist es
Schon lang, daß Sie den Grafen ausgeschlagen?
eboli aufstehend:
O, viele Monate. Prinz Carlos war
Noch auf der hohen Schule.
königin stutzt und sieht sie mit forschenden Augen an:
Haben Sie
Sich auch geprüft, aus welchen Gründen?
eboli mit einiger Heftigkeit: Niemals
Kann es geschehen, meine Königin,
Aus tausend Gründen niemals.
königin sehr ernsthaft: Mehr als einer ist
Zuviel. Sie können ihn nicht schätzen – Das
Ist mir genug. Nichts mehr davon.
Zu den andern Damen. Ich habe
Ja die Infantin heut noch nicht gesehen.
Marquisin, bringen Sie sie mir.
olivarez sieht auf die Uhr: Es ist
Noch nicht die Stunde, Ihro Majestät.
königin:
Noch nicht die Stunde, wo ich Mutter sein darf?
Das ist doch schlimm. Vergessen Sie es ja nicht,
Mich zu erinnern, wenn sie kommt.
Ein Page tritt auf und spricht leise mit der Oberhofmeisterin, welche
sich darauf zur Königin wendet.
olivarez: Der Marquis
Von Posa, Ihro Majestät –
königin: Von Posa?
olivarez:
Er kommt aus Frankreich und den Niederlanden
Und wünscht die Gnade zu erhalten, Briefe
Von der Regentin Mutter übergeben
Zu dürfen.
königin: Und das ist erlaubt?
olivarez bedenklich: In meiner Vorschrift
Ist des besondern Falles nicht gedacht,
Wenn ein kastilianischer Grande Briefe
Von einem fremden Hof der Königin
Von Spanien in ihrem Gartenwäldchen
Zu überreichen kommt.
königin: So will ich denn
Auf meine eigene Gefahr es wagen.
olivarez:
Doch mir vergönne Ihro Majestät,
Mich solang zu entfernen.
königin: Halten Sie
Das, wie Sie wollen, Herzogin.
Die Oberhofmeisterin geht ab, und die Königin gibt dem Pagen einen
Wink, welcher sogleich hinausgeht.
Königin. Prinzessin von Eboli. Marquisin von Mondekar und Marquis von Posa.
königin: Ich heiße Sie
Willkommen, Chevalier 7 , auf span’schem Boden.
marquis:
Den ich noch nie mit so gerechtem Stolze
Mein Vaterland genannt als jetzt. –
königin zu den beiden Damen: Der Marquis
Von Posa, der im Ritterspiel zu Reims
Mit meinem Vater eine Lanze brach
Und meine Farbe dreimal siegen machte –
Der erste seiner Nation, der mich
Den Ruhm empfinden lehrte, Königin
Der Spanier zu sein.
Zum Marquis sich wendend.
Als wir im Louvre 8
Zum letztenmal uns sahen, Chevalier,
Da träumt’ es Ihnen wohl noch nicht, daß Sie
Mein Gast sein würden in Kastilien.
marquis:
Nein, große Königin – denn damals träumte
Mir nicht, daß Frankreich noch das einzige
An uns verlieren würde, was wir ihm
Beneidet hatten.
königin: Stolzer Spanier!
Das einzige? – Und das zu einer Tochter
Vom Hause Valois?
marquis: Jetzt darf ich es
Ja sagen, Ihro Majestät – denn jetzt
Sind Sie ja unser.
königin: Ihre Reise, hör ich,
Hat auch durch Frankreich Sie geführt. – Was bringen
Sie mir von meiner hochverehrten Mutter
Und meinen vielgeliebten Brüdern?
marquis überreicht ihr die Briefe:
Die Königin-Mutter fand ich krank, geschieden
Von jeder andern Freude dieser Welt,
Als ihre königliche Tochter glücklich
Zu wissen auf dem span’schen Thron.
königin: Muß sie
Es nicht sein bei dem teuern Angedenken
So zärtlicher Verwandten? bei der süßen
Erinnrung an – Sie haben viele Höfe
Besucht auf Ihren Reisen, Chevalier,
Und viele Länder, vieler Menschen Sitte
Gesehn – und jetzt, sagt man, sind Sie gesonnen,
In Ihrem Vaterland sich selbst zu leben?
Ein größrer Fürst in Ihren stillen Mauern,
Als König Philipp auf dem Thron – ein Freier!
Ein Philosoph! – Ich zweifle sehr, ob Sie
Sich werden können in Madrid gefallen.
Man ist sehr – ruhig in Madrid.
marquis: Und das
Ist mehr, als sich das ganze übrige
Europa zu erfreuen hat.
königin: SO hör ich.
Ich habe alle Händel dieser Erde
Bis fast auf die Erinnerung verlernt.
Zur Prinzessin von Eboli.
Mir deucht, Prinzessin Eboli, ich sehe
Dort eine Hyazinthe blühen – Wollen
Sie mir sie bringen?
Die Prinzessin geht nach dem Platze.
Die Königin etwas leiser zum Marquis.
Chevalier, ich müßte
Mich sehr betrügen, oder Ihre Ankunft
Hat einen frohen Menschen mehr gemacht
An diesem Hofe.
marquis: Einen Traurigen
Hab ich gefunden – den auf dieser Welt
Nur etwas fröhlich –
Die Prinzessin kommt mit der Blume zurück.
eboli: Da der Chevalier
So viele Länder hat gesehen, wird
Er ohne Zweifel viel Merkwürdiges
Uns zu erzählen wissen.
marquis: Allerdings.
Und Abenteuer suchen ist bekanntlich
Der Ritter Pflicht – die heiligste von allen,
Die Damen zu beschützen.
mondekar: Gegen Riesen!
Jetzt gibt es keine Riesen mehr.
marquis: Gewalt
Ist für den Schwachen jederzeit ein Riese.
königin:
Der Chevalier hat recht. Es gibt noch Riesen.
Doch keine Ritter gibt es mehr.
marquis: Noch jüngst
Auf meinem Rückweg von Neapel war
Ich Zeuge einer rührenden Geschichte,
Die mir der Freundschaft heiliges Legat
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