Franz Rosenzweig - Zweistromland

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Zweistromland, 1926 erstmals im alten Philo Verlag erschienen, dokumentiert die Diskussionen, die vor und nach dem 1. Weltkrieg innerhalb des deutschen Judentums geführt wurden. Den Gefahren der Assimilation, Akkulturation und des Zionismus setzt Rosenzweig ein Bildungsprogramm entgegen, das noch heute von politischer Brisanz ist, da es u. a. eine kollektive Identitätsbestimmung des deutschen Judentums versucht.

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Jene Entwicklung, die ich am Begriff der Lehre wahrzunehmen glaube, geschieht an dem, was Sie das unsichtbare Judentum nennen. Das scheint anfangs ein ganz fester Begriff, ein literarisch klar umgrenzter Bezirk, etwa der Prophetismus gegenüber dem Gesetz, die Chassiduth gegenüber der Mithnagduth. In den späteren Reden – irre ich mich? – wird es ein immer verzweigteres Stromnetz, das, so möchte man schließlich glauben, das oberirdische in die Tiefe überall begleitet. Aber in der letzten Rede, unter dem Flammenblick jener aktualisierenden Frage, ist es noch anders geworden: dieselben Gewässer sind es nun, und nur auf die schöpfende Hand kommt es an, ob sie die tieferen Fluten erreiche. Denn so umschreiben Sie hier die Aufgabe unsres jüdischen Lernens, daß ihm nichts, schlechthin nichts Jüdisches mehr fremd sein darf. Da gelten nicht mehr jene Unterscheidungen eines „Wesentlichen“ und „Unwesentlichen“, mit denen man uns das 19. Jahrhundert lang hingezogen hat; eben im „Unwesentlichen“ haben wir nun das auch in ihm verborgene Wesen zu erkennen, und das „Wesentliche“ anzunehmen, wie es uns in der Wirklichkeit des jüdischen Lebens entgegentritt: gleicher Gestalt mit dem „Unwesentlichen“, ja oft erst von ihm die Gestalt leihend. Wenn so dem Anschein nach sich Wesenhaftes und Unwesentliches für dieses Lernen so vermischen, daß vor dem allgemeinen „dieses auch“ alle inneren Unterschiede verschwinden, um deren Anerkennung der Liberalismus, und nicht erst er, sondern immer schon die moralischen und philosophischen Bewegungen auch früherer Jahrhunderte, gekämpft hatten, so weisen Sie nun auf ein neues Auswahlprinzip, durch das der unendliche Lernstoff, den Sie ausbreiten, wieder zur Lehre werden kann, ein Prinzip, das vertrauenswürdiger ist als alle, die man hat aufstellen wollen, denn es ist nicht selber ein Teil des Stoffes; es ist überhaupt kein Prinzip, sondern eine Kraft. Denn dies bedeutet es, wenn Sie von dem Lernenden verlangen, daß er im Lernen sich selber einsetzt, sich selber der Kette der Überlieferung als neues Glied anfügt und so, nicht mit seinem Willen, aber mit seinem Können, zum Wählenden wird. Was so aus dem in all seinen scheinbaren und vor allem in seinen wirklichen Widersprüchen aufgenommenen Wissen der Jahrhunderte in uns Lernende eingeht, das wird uns zur Lehre. Wir wissen nicht vorher was jüdische Lehre ist oder nicht ist, und wenn es uns einer sagen will, so wenden wir uns unwillig und ungläubig ab; wir hören aus der zum Überdruß zitierten Geschichte von Hillel und dem Proselyten den lächelnden Spott des Weisen heraus und halten uns an sein letztes, nicht an sein erstes Wort: geh und lerne. So aber hört die Lehre auf, „Wißbares“ in dem Sinne eines vorhandenen Etwas, eines „Stoffes“ zu sein; der Stoff will freilich gewußt, gelernt sein, will es grundsätzlich sogar in weiterem Umfang, als es nicht bloß von den Vertretern des „Judentums auf einem Fuß“, sondern auch in weiterem, als es im klassischen Lernen alten Stils verlangt wurde; denn die „Bücher von draußen“, die jenseits des Gesichtskreises, und die „Weiberbücher“, die unter der Würde jenes klassischen Lernens lagen, treten nun auch und als Gleichberechtigte in den Kreis des zu umfassenden Stoffs. Aber all dies Wißbare und zu Wissende ist noch nicht das Wissen, all dies Lehrbare und zu Lernende noch nicht die Lehre. Lehre beginnt erst da, wo der Stoff aufhört, Stoff zu sein, und sich in Kraft verwandelt, – in Kraft, die nun selber den Stoff, und sei es um das bescheidenste Wort, vermehrt und so aus jener behaupteten Unendlichkeit des Stoffes erst eine Wahrheit macht. Der Weg zur Lehre, wenigstens der Heerweg, der einzige, den man jedem Frager mit gutem Gewissen und mit der begründeten Aussicht, daß er ihn auch finden werde, weisen darf, führt über das „Wißbare“, aber die Lehre selber ist nicht wißbar, sie ist immer nur ein Zukünftiges, und die Frage dessen, der heute nach ihr fragt, ist vielleicht schon ein Teil der Antwort, die morgen einem andern gegeben wird, und sicher das Hauptwort der Antwort, die ihm selber, dem heute Fragenden, einmal wird. Nein, die Lehre ist kein Wißbares, sie ist nur mein und dein und unser Wissen.

Wenn Sie so die Lehre uns aus der prunkvollen Armut einiger Grundbegriffe, auf die sie das 19. Jahrhundert – nicht es zuerst, aber es zuerst mit praktischem und folgenreichem Ernst – einschränken wollte, erlöst und uns dadurch von der schon nahen Gefahr befreit haben, daß wir unser geistiges Judesein abhängig glauben mußten von der Frage, ob wir Kantianer zu sein vermochten oder nicht, so ist es umso merkwürdiger, daß, wenn Sie unmittelbar nach jener befreienden Wegweisung zur neuen Lehre uns die andre Seite der Frage „Was sollen wir tun?“ zu beantworten suchen, die Frage des Gesetzes, Sie dies Gesetz, und uns mit ihm, ganz in den Fesseln stecken lassen, die das 19. Jahrhundert auch um es, so gut wie um die Lehre, geschlagen hat. Denn was Sie hier als legitime Vertretung des Gesetzes anerkennen, um sich mit ihr auseinanderzusetzen und um ihr nach geschehener und, wie nicht anders zu erwarten, fruchtlos verlaufener Auseinandersetzung den Rücken zu kehren und sich und uns Fragende auf die ehrfurchtsvolle, aber praktisch indifferente und persönlich abstinente Kenntnisnahme als einzige Aufgabe zu verweisen, – ist das denn das jüdische Gesetz, das Gesetz der Jahrtausende, das gelernte und gelebte, zerdachte und umsungene, all- und todestägliche, kleinliche und erhabene, nüchterne und sagenschwere, hauskerzen- und scheiterhaufenflammenumstrahlte Gesetz? Pflanzung die Akiba verzäunte und Acher einriß, Wiege der Spinoza entsprang, Leiter drauf der Baalschem aufstieg, das Gesetz, immer übersteigert, nie erreicht, – und doch stets fähig, zu jüdischem Leben zu werden und zu jüdischen Gesichtern? Ist das, wovon Sie sprechen – und sage ichs gleich: wahr sprechen –, nicht vielmehr nur das Gesetz der westlichen Orthodoxie des verflossenen Jahrhunderts?

Denn zwar auch hier sind die formelhaften Verengerungen nicht erst im 19. Jahrhundert geschaffen; wie die Formeln, in die der Liberalismus der Reformer den jüdischen Geist zu bannen suchte, so können sich auch die Gründe, aus denen Hirschs „Jißroel-Mensch“ das Gesetz halten soll, auf eine lange Ahnenreihe berufen; aber erst Hirsch und die ihm folgen haben auf die schmale Basis dieser Gründe ernstlich das jüdische Leben aufzubauen gesucht. Hat wohl je ein Jude früher, wenn er nicht gefragt wurde, gemeint, er hielte das Gesetz – und das Gesetz ihn – nur deswegen, weil es von Gott Israel unterm Sinai auferlegt sei? Gewiß, wenn man ihn fragte, so mochte vielleicht dieser Grund sich in seinem Bewußtsein nach vorne drängen, und die Gefragten von anlagewegen, die Philosophen, haben immer gern so geantwortet; und als von Mendelssohn ab unser ganzes Volk sich der Folter all dieser wahrhaft peinlichen Fragen unterzog und das Judesein jedes Einzelnen nun auf der Nadelspitze eines Warum tanzte, da mochte es an der Zeit sein, wenn ein Baumeister kam, der aus dem Gestein dieses Grundes eine Ringmauer zog, hinter der das von Fragen bedrängte Volk sich bergen konnte. Aber den fraglos Lebenden war dieser Rechtsgrund des Gesetzes nur einer neben andern gewesen und kaum der stärkste. Gewiß war die Thora, schriftliche wie mündliche, dem Mose am Sinai gegeben, aber war sie nicht vor der Welt geschaffen? mit Buchstaben finstern Feuers auf einen Grund von lichtem Feuer geschrieben? und war nicht um ihretwillen die Welt geschaffen? und hat nicht schon Adams Sohn Seth das erste Lehrhaus gegründet, worin sie gelernt wurde? und haben die Väter ein halbes Jahrtausend vor dem Sinai sie nicht schon gehalten? und ward sie, als sie schließlich am Sinai gegeben wurde, nicht in allen Siebzig Sprachen der Welt gegeben? und umschloß sie nicht in ihren „613 Geboten“, dieser Zahl, die, im voraus aller Versuche, Unzählbares zu zählen, spottend, doch selber wieder nur der um die beiden aus dem Munde der Allmacht unmittelbar vernommenen Worte vermehrte Zahlwert des Worts Thora ist und die Summe aus den Tagen des Jahres und den Knochen des Menschenleibs, – umschloß sie nicht in dieser Zahl alles was der Scharfsinn der Späteren, unsern Lehrer Mose selbst beschämend, in ihren Krönlein und Häklein noch entdeckte? ja auch was in Zukunft je und je ein eifriger Schüler in ihr finden wird? sie, die Gott selber täglich lernt? Und dieses Gesetz, diese Thora sollte Israel gehalten haben nur wegen der einen „Tatsache, die jede Täuschung ausschloß“, daß die Sechshunderttausend am Sinai die Stimme Gottes gehört hätten?! Gewiß: auch ihretwegen, aber nicht minder und wegen all der zuvor genannten und wegen der andern, die den Alten aus jedem „Heute“ der Thora spricht: daß auch die Seelen der Nachkommen mit jenen Sechshunderttausend am Sinai standen und vernahmen, was diese vernahmen. Dem ungefragten und fraglosen jüdischen Bewußtsein ist dies alles gleich sehr Tatsache wie jenes eine, und jenes eine um ein bischen mehr als dies.

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