Salih Jamal - Das perfekte Grau

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Das ist die Geschichte von Novelle, Rofu, Mimi und von mir. Rofu hat nur ein Ohr und ist über das Meer gekommen. Aus Afrika. Mimi ist Engländerin. Sie hat ihren Mann umgebracht, nun versteckt sie sich unter Perücken und hinter dunklen Brillen. Novelle ist noch sehr jung. Sie liebt Mangas und die Sauferei. Manchmal fährt sie einfach aus der Haut oder sie hört Stimmen. Den komischen Namen hat sie von ihrer Mutter. Als unsere Geschichte damals losging, wusste ich das alles noch nicht. Ich, ich heiße Ante, aber alle nennen mich Dante. Wegen des Infernos. Ich bin, genau wie die anderen, auch auf der Flucht.
Ich glaube, vor mir selbst.
Alles fing damit an, dass zwei Polizisten wegen Mimi in dem Hotel, in dem wir gearbeitet hatten, auftauchten. Ich könnte jetzt noch erzählen, wie Novelle verschwunden und wieder aufgetaucht ist, was wir in Berlin getrieben haben oder wie wir Erleuchtung beim Pilgern nach Altötting erlangten. Aber darum geht es in der Geschichte ja eigentlich gar nicht. Es geht nämlich darum, dass wenn wir schon vor irgendwem oder irgendetwas fliehen, wir uns besser nicht vor unseren Dämonen wegducken sollten. Weil man sonst immer ein Geflüchteter bleiben wird und niemals wo ankommt.
Und es geht auch um Heimat, die wie eine Haut ist.

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Ich fand wie immer keinen Schlaf. Wieder hatte ich dieses wattige und gleichsam sinnenscharfe Gefühl, das mich nur nachts heimsuchte. Vor Müdigkeit fielen mir die Augen zu, um kurz danach über den Gedanken wach zu werden, dass es Zeit sei, den Schlaf zu suchen. Als ob ich in eine Zwischenwelt glitt, auf deren Schwelle ich in der dunklen Stille verweilte, mich dort umblickte und an mir herunterschaute. Wie Wasserfarbe verlief die Realität in etwas Abstraktes und dann in etwas Surreales. Erst in der Dämmerung erkannte ich wieder alle Konturen. Dann, als die Träume getrocknet und das Fieber verflogen waren. Stunde um Stunde lag ich im dunklen Zimmer. Von draußen leuchtete es gelblich hinein, und die Lamellen am Fenster zeichneten Streifen aus hellen und dunklen Schatten an die Wand. Der Qualm meiner Zigaretten formte sich im Licht zu Figuren aus Nebel, die kurz miteinander tanzten und sich wieder aus ihrer Umklammerung auflösten, um zu entfliehen.

In der Nacht schreckte ich hoch. Gerade in dem Moment, als ich von dem Dach stürzte, von dem ich damals nicht gesprungen bin. Vor Jahren war das, als mein Leben in Scherben lag und ich leichtfüßig das Wertvollste der Welt verspielte. Ich konnte nicht anders. Nicht vom Hochhaus springen und nicht mehr weitergehen und schon gar nicht zurück. In mir tobte das tiefe Verlangen nach einer selbstbestimmten Ungebundenheit, eine brennende innere Sehnsucht nach Freiheit und gleichzeitig die Scheu vor der damit verbundenen Verantwortung. Nirgends blieb ich länger. In den Jobs, die ich hatte, und auch nicht in den Beziehungen, die ich einging. Es war dieses Wissen um das Erlöschen der Extreme, das Bewusstwerden von Grenzen und die damit einhergehende Bürde all der Pflichten, damit das Leben, das nun mal jeder zu leben hat, überhaupt funktionieren kann.

Damals, als dann alles vorbei war, und ich wieder von dem Dach, auf dem ich alles beenden wollte, heruntergeklettert war und es nichts mehr gab, was mich hielt, stieg ich in einen Zug und fuhr davon. Ohne Ziel. Weil ich keine Wurzeln hatte, konnte ich überall hin. Sieben Jahre war ich fort. Drei davon auf See. Die andere Zeit bei wechselnden Arbeiten in unterschiedlichen Orten mit verschiedenen Bekanntschaften. So wie ich sie jetzt mit Rofu hatte. Immer mit einem gewissen Abstand. Nie wieder wollte ich jemandem so nahe kommen, dass es mir gefährlich werden konnte. So isolierte ich mich lieber. Ich glaubte, den Ruck nicht aushalten zu können, wenn wieder eine Bindung reißen würde. Dabei war es die Bindung selbst gewesen mit all ihren unausgesprochenen Verträgen, die ich nicht ertragen hatte. Ich konnte mich gut verstellen und meine Emotionen regulieren. Die Leute glaubten, ich sei zugänglich für das, was sie im Innersten trieb, als hätte ich eine Antenne für ihre Dringlichkeiten, Hoffnungen oder Schmerzen. Aber in Wirklichkeit ließ ich nichts und niemanden an mich heran. Zuletzt strandete ich hier an der Küste. Ich hatte nicht viel. Etwas Kleidung, ein paar Bücher. Sie waren der beste Ort für mich, die Poesie entband mich vom Gewicht der Welt.

Ich ging in die Küche und trank aus dem laufenden Wasserhahn. Dann wusch ich mir den Traum vom Fallen aus dem Gesicht, es war mir völlig unmöglich, mich nochmals hinzulegen, um weiterzuschlafen.

Mimi und Novelle waren mir auf ihre unnahbare Weise ähnlich. Wir drei schienen etwas Geheimes hinter uns gelassen zu haben. Wie zufällig waren wir uns in dem Hotel begegnet, das für uns wie ein Wartesaal an einer dieser verlassenen Anlegestellen für die großen Fähren war. Ein Ort im Nichts, in dem wir rasten konnten während unserer Suche nach neuen Routen, hin zu etwas, von dem wir nicht wussten, was oder wer uns erwartete. Wir waren gestrandet, um kurz zu verweilen. Auf einem Weg aus einem Früher, das es nicht mehr gab.

Mimi, die irgendwie zum Inventar des Hauses gehörte, wirkte, als stünde sie vor einem Absprung. Jederzeit bereit zu gehen, ohne eine Erinnerung oder einen Schatten zu hinterlassen. Als ob sie in den ganzen Jahren ihre Koffer nie ausgepackt hätte. Diesen Eindruck hatte ich auch von Novelle. Und ich war sowieso in ständiger Alarmbereitschaft. Die Frage war, wann und wohin und vor allem wie weit wir springen würden? Und ob wir es überleben könnten?

Das beschäftigte mich besonders, wenn ich an Novelle dachte. Man konnte ihr dabei zusehen, wie sie ihre Reserven aufbrauchte. Sie war noch so furchtbar jung. Das Leben sollte nicht gleich zu Beginn grausig mit einem umgehen. Es sollte leuchten, sirren und flackern. Wenn man jung ist, sollte sich an jedem Tag etwas von dem Wunder und all den großen Geheimnissen da draußen offenbaren, die einem die Gewissheit geben, dass man mit weit ausgebreiteten Armen der Welt entgegenspringen kann und dass sie einen tragen wird. Novelle schien in ihr unterzugehen und zu verschwinden.

In den Mitarbeiterbaracken wohnten noch zwei andere Zimmermädchen. Beide hatten ihre erste Saison. Katja aus Österreich und Severine aus der Schweiz. Sie waren Studentinnen auf Weltreise. Katja war der burschikose Typ und studierte Germanistik, Severine hatte Dreadlocks, sie studierte BWL. Ich hatte außer den Dingen, die die Arbeit betrafen, nicht viel mit ihnen zu tun. Meist waren sie an den Abenden für sich oder sie erkundeten die Gegend. Ich versuchte herauszufinden, ob sie ein Liebespaar waren, aber es gab keine Anzeichen.

Dienstags und mittwochs musste je die halbe Belegschaft ihren freien Tag unter sich ausmachen. Da Severine und Katja bereits den Mittwoch für eine gemeinsame Wanderung belegt hatten, beschlossen Rofu und ich, am Dienstag raus zu den Robbenbänken zu fahren. Eine willkommene Abwechslung. Wir wollten dort in der Sonne liegen, in den Tag dösen und den Tieren zusehen. Novelle war noch nicht aus ihrem Zimmer herausgekommen, was so viel bedeutete, dass sie auch den Dienstag als ihren freien Tag für sich beanspruchte. Ich hatte mir am Pier ein einmastiges Catboot gemietet. Rofu war etwas skeptisch, aber ich versicherte ihm, dass ich in einem anderen Leben bereits auf Schiffen gesegelt sei, und letztendlich war seine Neugierde groß genug, um sich auf den kleinen Turn mit mir einzulassen. Dass er eine gewisse Scheu vor Booten hatte, konnte ich nur zu gut verstehen. Rofu hatte mir von der langen Fahrt erzählt, die er von der libyschen Küste aus in einem überfüllten Schlauchboot angetreten war. Wie er gesehen hatte, als Kinder ertranken, und wie Panik und Furcht die Menschen in dem überfüllten Boot lähmte oder sie elektrisierte. Wie einige Männer das Zuviel an Frauen und Kinder in dem schrecklichsten Moment, als die Wellen zu hoch und das Boot zu instabil wurden, einfach über Bord warfen. Er hatte von der Schuld des Schweigens gesprochen, die fortan an ihm klebte, und davon, wie sich das in den Nächten anfühlte, dass seine eigene Angst zu groß gewesen war und ihm befohlen hatte, reglos zu bleiben, und wie ihn seitdem und wahrscheinlich für immer die Schreie und die weit aufgerissenen Augen der Ertrinkenden im Wasser verfolgten. Er erzählte von der Leere, als sie alle still und lethargisch, paralysiert beieinander kauerten, nachdem der Sturm vorübergezogen war und sich die Schreie im Wasser langsam entfernten. Wie er an den Schultern der Mörder in Agonie verweilte. Wie er letztendlich bei Lampedusa gerettet worden war. Er hatte auch von der anderen Schuld erzählt. Die, die auf den unzähligen namenlosen Straßen mit jedem Schritt, den er von zu Hause fort machte, schwerer wog. Weil er mit dem Zurücklassen nicht klarkam und seine Freunde, seine gelbe Erde und seine Mutter wohl nie wieder sehen würde.

Ich merkte ihm an, dass er trotz seiner sonnigen Art eine große Last trug. Jeder merkte das. Deshalb schien es mir gut, über seine Heimat und sein Dorf zu sprechen, um ihn etwas aufzuheitern. Wie fast alle anderen blühte er im Licht seiner Erinnerung auf und ein warmes Strahlen zog über sein Gesicht. Doch war es schwer, wieder in die Gegenwart zurückzufinden, nachdem wir so schön über vergangene Tage gesprochen hatten, die wie bei jedem in der wehmütigen Rückschau glänzender schienen, als sie gewesen waren. Einmal, wir saßen abends draußen bei seinen Kerzen und die Zikaden zirpten im Dunkeln, kam Rofu gerade aus der Küche zurück. Er hatte unsere Teller abgewaschen. Mit dem Spültuch über seinen Schultern schenkte er mir Wein nach. Dabei sagte er:

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