Richard Stan Brown
Fränk + Das perfekte Verbrächen
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Titel Richard Stan Brown Fränk + Das perfekte Verbrächen Dieses ebook wurde erstellt bei
Fränk – Wer zögert, der denkt
Das perfekte Verbrächen
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Fränk – Wer zögert, der denkt
Wer ich bin?
Ich wohne allein ganz oben im dritten Stock eines Miethauses irgendwo in einer verlorenen Ecke Deutschlands mit hoher Kriminalitätsrate. Ewig möchte ich nicht in diesem Loch hausen. Es gibt wesentlich schönere Orte, da würde ich gerne leben, zusammen mit einer geilen Braut natürlich. Meine Eltern gaben mir vor 33 Jahren den Namen Frank. Die Menschen in meinem Haus kennen mich als Herrn Müller, so steht es zumindest an der Schelle und am Briefkasten. Meine Nachbarin mit ihrem frechen Hund nennt mich Mann mit dem Hut . Den Hut trage ich auch bei schönem Wetter, allerdings nehme ich ihn stets ab, wenn’s brenzlig wird. Bei der Ausübung meines Gewerbes gehorche ich auf den Namen Karl Winter. Diesen habe ich mich vor etwa zwei Jahren zugelegt, nachdem ich festgestellt hatte, dass man mit entschlossenen Schüssen auf Menschen fette Kohle verdienen kann. Niemand in meiner Branche sollte auf Idee kommen, die Schusswaffe als Arbeitsmittel von der Steuer abzusetzen.
Samstag, 11. September 2021
Es ist kurz nach 22 Uhr und ich betrete die Nachtbar. Der Besitzer dieses Lokals heißt Will, ein Schwarzer, der in den USA aufgewachsen ist. Wir begegneten uns, als er im pubertären Alter mit seinen Eltern nach Deutschland zog. Es zeigte sich schnell sein Hang zur Kriminalität; wurde des Öfteren mal verhaftet, aber er ist immer irgendwie mit einem blauen Auge davon gekommen. Lange hatte Will oder Wilder Willie , wie wir ihn früher nannten, nie im Knast gesessen. Ich war übrigens noch nie hinter Gittern, aber zwölf Jahre in der Armee. Ich hatte mich in jungen Jahren dazu verpflichtet, meinem Land auf diese Weise zu dienen. In der Armee lernt man schießen, in der Armee man lernt killen. Ich kannte Jungs, für die war die Armee wie ein Gefängnis.
Ich setze mich an die Theke, lasse meinen Hut auf, bestelle einen doppelten Bourbon mit Eis und frage nach Will. Die Kellnerin Carmen mit ihren mannigfaltigen Reizen greift zum Telefon. Fünf Minuten später reiche ich meinem alten Kumpel die Hand.
„Hi Fränk“, begrüßt er mich. Meinen Namen prämiert er absichtlich mit einer amerikanischen Note. Ansonsten spricht er ein besseres Deutsch als die meisten glatzköpfigen AFD-Wähler. Er beschießt mich mit Neuigkeiten.
„Das hübsche Ding ist in den Schlagzeilen. Ihre Leiche wurde gefunden. Das Lokalfernsehen hat davon berichtet.“
„Sorry Will, ich schaue mir in der Glotze nur Sport und Actionfilme an.“ Und bei Bedarf Erotik auf Video.
„Es stand groß in der Zeitung!“
„Zeitung? Les’ ich nicht.“
„Und im Internet, Fränk.“
„Internet? Verkaüfer kassieren ab, verschicken aber keine Ware, erfüllen nicht den Vertrag, furchtbar. Für mich ist dieses Internet voller Lug und Trug. Damit beschäftige ich mich nicht mehr. Ich schwöre, ich werde nie ein Mailpostfach besitzen bis in alle Ewigkeit. Jemand könnte mir Millionen bieten, um dieses verdammte Netzwerk zu neutralisieren, aber einen solchen Auftrag zu erfüllen, wäre für mich nicht möglich. Aufträge, denen ich nicht gewachsen bin, lehne ich ab. Übernehme nur Aufgaben, die ich ...“
„Ich weiß um dein Pflichtbewusstsein“, unterbricht mich Will. „Mein halbes Leben lang kenn ich dich. Du und deine Loyalität, Fränk. Wirklich lobenswert.“
Lobenswert. Im Internet kassiert man dafür Daumen nach oben.
„Danke Will. Spar dir deine Worte, möchte nicht wissen, was für einen Unsinn die Pressefuzzis geschrieben haben. Den Mörder haben sie auf jeden Fall noch nicht gefasst.“
„Viel wurde nicht bekannt gegeben, bis auf ein paar Eckdaten über das Opfer. Claudia Steinmann, 22 Jahre jung und ledig. Schwarze Haare, weiße Haut.“
„Wunderschöne Märchenbraut. Schade, dass ich keine Zeit hatte, mich mit ihr näher zu beschäftigen. Ein solches Weib sollte man auf der Stelle heiraten.“
„Heiraten! Glücklich schätzen kann sich ein vermählter Mann, dass erspart ihm die finanziellen Investitionen für ein erotisches Stündchen und die Kohle für das Pizza-Taxi. Kompetenz in Küche und Bett, darauf kommt es bei den Weibern an. Gut Fränk, viel kann ich dir sowieso nicht erzählen, das Übliche halt.“
„Vorerst keine näheren Details. Es wird in alle Richtungen ermittelt; bla, bla, bla. Ermittelt hab ich 13333 und hätt jetzt gern meine Kohle.“
Will schiebt mir mein Honorar zu. Es ist gut vor neugierigen Augen geschützt. Ich merke sofort, in diesem Umschlag befinden sich auch einige kleine Münzen, die den großen Scheinen Gesellschaft leisten.
„Möchtest du den Umschlag wieder sofort zurückhaben? Soll ich zur Leerung sicherheitshalber kurz aufs Klo?“
„Nein Fränk, letztes Mal war ich bloß ein wenig knapp an Büromaterial.“
Der Umschlag findet einen Platz in meiner Oberbekleidung. Daheim werde ich in Ruhe nachzählen, aber bislang stimmte bei Will immer alles exakt bis auf den Cent.
„In Ordnung. Danke Will.“
„Alles klar, Fränk. Schau nächste Woche wieder rein. Ein Zwischenhändler hat da einen neuen Interessenten an der Angel. Es geht um dein Ding, es geht um Mord.“
„Na hoffentlich nicht jemand, der den wilden Willie loswerden möchte“, scherze ich.
Will muss lachen.
„Dein Humor ist sogar noch schwärzer als meine Hautfarbe, Fränk.“
„Der krasse Kontrast dazu ist das schneeweiße Kokain, das du schon immer verhökerst hast, mein Freund und Kupferstecher.“ Ich grins ihn an.
„Komm Fränk, wir trinken noch was. Ich geb einen aus.“
„Zu einem Gratisdrink da sag ich doch nie Nein.“
„Ein klares Nein auch dazu, mich loszuwerden? Mal ernst, du würdest doch nicht deinen Jobvermittler ins Jenseits befördern und dich in die Arbeitslosigkeit?“
Wills lauter Pfiff lässt die Serviermaus antanzen. Ich zwinker Carmen kurz zu. Eine solche Muschi daheim und das Anschauen von Erotikvideos würde sich erübrigen.
Samstag, 18. September 2021
Es ist kurz nach 22 Uhr und ich betrete die Nachtbar. Der Besitzer dieses Lokals heißt Will und der hat mich bereits erwartet.
„Fränkie, alter Junge. Schön, dass du da bist.“
Wir setzen uns an einen ruhigen Tisch und Carmen bringt mir meinen gewohnten Drink. Will beugt sich zu mir rüber und legt los.
„Hör zu. Der Typ heißt Bumerang und ist keine Ahnung wie alt. Muss ganz oben sitzen bei einem anständigen deutschen Konzern, der Waffen produziert. Zahlt eine 5-stellige Summe.“
„Für weniger Geld lege ich niemanden mehr um. Für Peanuts würde ich höchstens den Köter von meiner Nachbarin erschießen, das Gekläffe von dem Tier geht mir gewaltig auf den Keks. Kommen wir auf den Punkt. Wen genau soll ich ins Jenseits befördern?“
„Das wird dir dieser Mister Bumerang schon höchstpersönlich verraten. Morgen um drei hast du eine Audienz bei ihm. Hör zu, diesmal läuft das mit dem Entgelt nicht über mich. Pass auf, lass dir bitte die Kosten direkt in bar auszahlen, ich halt mich daraus. Morgen um drei. Alter Holzweg 66. Geht das in Ordnung?“
Ich nippe an meinem Glas. Es geht in Ordnung.
Sonntag, 19. September 2021
Der sonnige Tag geht auf drei Uhr am Nachmittag zu. Die protzige Villa liegt verlassen am Ende einer schmalen Straße und fällt direkt auf. Genau wie das große Namensschild, das so neu wirkt, als ob es gerade erst angebracht worden wäre. Ich drücke den Klingelknopf und warte leicht schwitzend vor der Eingangstür. Bin den letzten Kilometer zu Fuß gegangen, wollte den Wagen nicht in unmittelbarer Nähe parken. Ein knapp 30-jähriges Weibsbild öffnet mir die Tür.
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