Abb. 2-15 (a) Wenn ein Implantat ohne Platform-Switching auf oder unter Knochenniveau gesetzt wird, liegt der Mikrospalt im Knochen, sodass es zu Mikrobewegungen und bakterieller Kontamination kommt. (b) Die suprakrestale Position des Implantats reduziert die schädigenden Effekte dieser Faktoren.
Abb. 2-16 (a bis c) Der Knochen reagiert auch nach 10 Jahren funktioneller Belastung gut auf das suprakrestale Implantat. Diese Position kann nur für Implantate mit Platform-Switching empfohlen werden.
Allerdings entsprechen 0,68 mm einer erheblichen Knochenresorption. Vermutlich tritt der Knochenverlust auch deshalb weiter auf, weil die suprakrestale Platzierung des Implantats die raue Implantatoberfläche exponiert, die eigentlich im Knochen versenkt sein sollte. Eine raue Oberfläche bedeutet ein erhebliches Risiko für Plaque-Akkumulation und -Adhärenz, wodurch es zur Entzündung der Gewebe und zum Knochenverlust kommen kann ( Abb. 2-17). Daher muss der Hals suprakrestal gesetzter Implantate ohne Platform-Switching auf einer Länge von 0,5 bis 1 mm poliert sein.
Abb. 2-17Manchmal kommt es an suprakrestal gesetzten Implantaten ohne Platform-Switching zum Knochenverlust. Der Mikrospalt war zwar isoliert, aber ein Vergleich der Röntgenaufnahmen nach dem Setzen (a) und bei der Kontrolle nach einem Jahr (b) zeigt einen Knochenverlust.
Platform-Switching
Der wichtigste Designfaktor von markteingeführten Implantaten ist das Platform-Switching. Laut den Befürwortern des Platform-Switching ist dieses Implantatmerkmal der wichtigste Faktor bei der Prävention von Knochenverlust, weshalb an Implantaten mit Platform-Switching kein Knochenverlust auftritt. Durch das Platform-Switching werden die Bakterien horizontal vom Knochengewebe weg und zum Implantat geleitet ( Abb. 2-18und 2-19). Damit wird ein ähnlicher Effekt erreicht wie bei dem Vorschlag, Implantate ohne Platform-Switching etwa 1 mm suprakrestal zu setzen, um den Mikrospalt zu isolieren, wobei jedoch der Mikrospalt in diesem Fall in horizontaler Richtung isoliert wird.
Abb. 2-18 (a) Ohne Platform-Switching gelangen die Bakterien aus dem Mikrospalt direkt in das Knochengewebe. (b) Platform-Switching ist von Vorteil, weil die Bakterien nach innen und vom Knochen weg geleitet werden. (c) Auch der Unterschied im Durchmesser ist beim Platform-Switching wichtig, da er erst ab 0,4 mm effektiv ist.
Abb. 2-19Dieses Implantat mit Platform-Switching zeigt deutlich, wie die Implantat-Abutment-Verbindung zur Mitte verlagert wird. Wichtig ist auch, dass der Bereich der Horizontalverlagerung poliert ist, da dort das Einwachsen von Weichgewebe erwartet wird.
Beim Platform-Switching haben das Abutment oder der Aufbau einen geringeren Durchmesser als die Implantatplattform. Dadurch entsteht eine umlaufende horizontale Stufe, die eine horizontale Erweiterung der biologischen Breite ermöglicht. Das Platform-Switching soll den Mikrospalt der Implantat-Abutment-Verbindung vom vertikalen Knochen-Implantat-Kontaktbereich entfernen. Im Vergleich zum konventionellen restaurativen Verfahren, bei dem Implantat und Aufbau denselben Durchmesser haben, soll das Platform-Switching den krestalen Knochenverlust verhindern oder reduzieren 26,32–34.
Die positiven Effekte des Platform-Switching auf die krestale Knochenstabilität wurden in vielen klinischen Studien belegt. Die Reduktion des Knochenverlusts scheint mit der Größe der Stufe zwischen Implantat und Abutment zusammenzuhängen. Canullo et al. führten dazu eine prospektive klinische Studie an 69 Implantaten bei 31 Patienten durch. Sie ermittelten an Implantaten ohne Platform-Switching einen Knochenverlust von 1,49 mm, bei Platform-Switching mit 0,2 mm großer Stufe betrug der Knochenverlust 0,99 mm, mit einer 0,5-mm-Stufe betrug er 0,82 mm und mit 0,85-mm-Stufe 0,56 mm. Je größer also die Stufe des Platform-Switching war, umso ausgeprägter war der mittlere positive Effekt auf die Knochenresorption 33 Monate nach der Implantation 1 ( Abb. 2-20).
Abb. 2-20Der Unterschied der Durchmesser, also das Ausmaß des Platform-Switching, ist wichtig für die Knochenstabilität. An einem Implantat mit großer Stufe (a) tritt ein geringerer Knochenverlust auf als an einem Implantat mit kleinem Platform-Switching (b) .
Daten aus Laborstudien, Tierstudien sowie histologischen und klinischen Studien am Menschen bestätigen die wichtige Rolle des Mikrospalts zwischen Implantat und Abutment beim Remodeling des periimplantären krestalen Knochens. Vela-Nebot et al. 35 untersuchten die krestale Knochenstabilität an 30 Implantaten mit einem Platform-Switching von 0,45 mm und 0,5 mm (Test) sowie an 30 Implantaten mit Standardverbindung (Kontrolle). Der mittlere mesiale Knochenverlust betrug bei der Röntgenkontrolle nach einem Jahr in der Kontrollgruppe 2,53 mm und in der Testgruppe 0,76 mm. Die mittlere distale Knochenresorption betrug in der Kontrollgruppe 2,56 mm und in der Testgruppe 0,77 mm. Die Autoren schlussfolgerten daraus, dass der Knochenverlust an Implantaten mit Platform-Switching deutlich geringer ausgefallen war als in der Kontrollgruppe 35 .
Mikrobewegungen
Die Prävention einer bakteriellen Kontamination des Knochens ist aber nur ein Faktor, der zur krestalen Knochenstabilität beiträgt. Der andere signifikante Faktor ist die Reduktion von Mikrobewegungen. Logischerweise ist zur Reduktion von Mikrobewegungen eine stabile Verbindung zwischen Implantat und Abutment erforderlich – aber wie kann diese erreicht werden? Die einfachste Lösung ist die Wahl der bestgeeigneten Verbindung. Abhängig von Ausrichtung und Länge des Innenkonus am Implantat gibt es verschiedene Verbindungsformen.
Es besteht allgemein Übereinkunft darüber, dass die Verbindung umso stabiler und weniger resistent gegenüber Lateralbewegungen ist, je kleiner der Neigungswinkel ist (s. Abb. 2-10). Die Morse-Taper-Verbindung besitzt einen Winkel von 2 bis 4 Grad. Die bekanntesten Implantatsysteme, die sich diese Verbindung zunutze machen, sind Ankylos (Fa. Dentsply Sirona) und Bicon (Fa. Bicon), aber sie wird auch bei anderen Systemen eingesetzt. Die zweite konische Verbindungsform ist breit und besitzt einen Winkel von 5 bis 20 Grad. Verwendet wird sie von den Firmen Straumann, Nobel, MIS und anderen Implantatherstellern. Die dritte Gruppe weist einen Winkel von mehr als 20 Grad auf und wird nicht mehr als konische, sondern als Innen- oder flache Verbindung bezeichnet ( Abb. 2-21).
Abb. 2-21Die Innenverbindung ist im Außenbereich (Kreis) biologisch versiegelt.
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