Iselin C. Hermann - Dort, wo der Mond liegt

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Nach ihrem vielbeachteten Erstling, dem Briefroman «Liebe Delphine. Lieber Jean-Luc», führt Iselin C. Hermann den Leser diesmal in eine ferne, faszinierende Welt. Um Sehnsucht und Liebe geht es auch in ihrem neuen Roman, um den Wunsch nach Heimat und Zugehörigkeit – eine Suche mit unerwartetem Ausgang. Als Fremde kehrt Samia, eine amerikanische Journalistin, in das Land zurück, in dem sie geboren wurde, und begibt sich dort auf die Suche nach ihrer Vergangenheit. Die Entscheidung, nach Syrien zu gehen, bedeutet das Ende der Beziehung zu ihrem langjährigen jüdischen Freund Isak, öffnet ihr zugleich aber die Tür zu sich selbst. Zwei weitere Männer treten in ihr Leben: Nadir, mit dem sie eine Affäre beginnt, und Jameel, in den sie sich verliebt. Doch diese Liebe ist mit einem Geheimnis verknüpft. Mit sinnlicher Sprache und einfühlsamem Ton beschreibt Iselin C. Hermann die Reise einer Frau zum eigenen Ich. Ein Roman, der auf hohem Niveau unterhält. Iselin C. Hermann erzählt von Sehnsucht und Liebe, vom Wunsch nach Heimat und Zugehörigkeit – von einer Suche mit unerwartetem Ausgang.-

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Mitten in dem Allergrünsten

Mein Kind

Mit seinem allerersten Zahn

Das ist ein Haiku, ein Gedicht, das ich gelesen habe, als ich noch ganz jung war. Es hatte irgendwo in den Verstecken meines Bewußtseins gelegen, und plötzlich war es wie ein Schock durch mich hindurchgefahren. Nach Syrien waren wir in Spanien, zur Erholung, und erst als Samia acht kleine Monate alt war, konnte ich überhaupt wieder aus den Augen schauen. Wir wurden nie wieder glücklich, nicht wie zuvor. Hat die Liebe erst mal einen ernsten Knacks bekommen, dann ist das nie mehr zu ändern. Aber ich wachte auf einmal aus der Trance auf und stellte fest, daß mein Kind ein runder kleiner Mensch war, der mich mit seinem einen Zahn anlächelte. Sie saß auf einer Wiese und aß Gänseblümchen, eine große, merkwürdige, gewaltige Freude quoll in mir hoch wie Tränen. Das Haiku hatte Körper und Substanz und einen Zahn im Mund, und sie war mein Kind. Ich weinte und weinte, und als A. S. auf die Veranda trat, schaute er mich an, als sei ich wahnsinnig geworden. Aber das lag hinter mir. Mit einem Ruck war ich wieder ich selbst. Ich war im Leben.

Bin ich schon ein ganzes Leben lang hier gewesen? Oder sind es drei Tage? Die ersten Tage an einem neuen Ort verändern den Blick auf die Zeit. Der Alltag ist wie der abgenutzte Teppich, der in der Türöffnung des Teppichhändlers hängt. Wenn er vorgezogen ist, bedeutet dies, daß er Kundschaft hat, und sitzt man drinnen und ist Kunde, sitzt man wie unter einem Zelt in der Wüste. Das ist die Funktion des Teppichs, niemand beachtet mehr die Farben, das Gewebe, die Muster. Er ist einfach da, nützlich und schon ganz dünn vom Gebrauch. Aber eigentlich ist er aus dem nordwestlichen Iran, es ist ein Sumach aus dem Ardabil-Stamm, vielleicht wurde er von einer Frau als Brautteppich gewebt? Der Teppichhändler vergißt völlig, daß er Teppichhändler ist und daß dieser Teppich nur ein alter Lumpen ist, der in der Tür hängt und nicht zu verkaufen ist.

»Schau doch den Detailreichtum an, es ist das Muster, das man Drachen nennt, es gleicht einem S, aber es ist ein Drache, schau mal die Ranken von stilisierten Blumen an und die hübsche Mandelform, von der manche glauben, sie sei ein Symbol für das Frühjahr, und die andere jedoch als Auge sehen. Das muß ein Pfau sein, wenn es auch eher einem Fuchs mit dem Schwanz zwischen den Beinen gleicht. Und die Farben. Wenn du sie richtig anschaust, siehst du, wie schön die rote und wie intensiv die braune Farbe ist.« Die Garne sind mit Naturfarben gefärbt, das Indigoblau war immer teuer, weil es von weither kam. Deshalb ist in dem Teppich, der in der Türöffnung hängt, auch nur wenig Blau. Man sieht die Details von etwas, was tagein, tagaus an der gleichen Stelle hängt, nicht mehr.

So ist es mit dem Alltag. Farben, Gerüche, Bewegungen und Begegnungen werden beim täglichen Gebrauch ausgewaschen. Wenn eine Reise einen dann in ein anderes Koordinatensystem schiebt, bekommt die Zeit wieder ihre eigentliche Fülle, und die ersten drei Tage füllen eine Ewigkeit.

Alles braucht in anderem Maß seine Zeit. Ein Vormittag rinnt einem wie Sand durch die Finger. Ich gehe hinunter zum Hamidiye Suq, um Geld zu wechseln, der Kurs hier ist immer noch günstiger als der offizielle. Ich bekomme Tee angeboten, Tücher werden von den Regalen geholt, Stoffe abgerollt, es wäre sehr unhöflich, sofort die Sache mit dem Geld anzusprechen. Die Schränkchen mit den Perlmuttintarsien sind auch hübsch, die Damaszenermesser, mit Schäften wie Pferdeköpfe, sind neu, ähneln aber den alten, die oben im Nationalmuseum in einem einzigen Durcheinander ausgestellt sind. Das hier ist zwar ein Laden, aber der Besitzer muß nicht unbedingt ein Geschäft machen. Nicht unbedingt. Zeit ist nicht Geld, aber die Zeit, die man mit anderen Menschen verbringt, bedeutet Reichtum. Ich war schon vorgestern hier, der Laden ist mir empfohlen worden, deshalb bin ich heute nicht irgendwer. Der Vormittag hat sich parallel verschoben, die Gewichtung ist ganz anders. Das mit dem Geldwechseln wird zur Nebensache, und es ist sinnlos, es hier eilig zu haben. Ich muß mich ständig in acht nehmen, es nicht zu eilig zu haben, auch wenn ich die alltäglichsten Dinge kaufe. Man muß sich begrüßen, Höflichkeiten austauschen, warten, schweigen, eine andere Frau wird auch bedient, neben der Bedienung, die schon stattfindet, und dann klingelt das Telefon. Es klingelt oft, sie lieben ihre Telefone, und erst als das Gespräch beendet ist und die Frau hinter mir bezahlt hat, bekomme ich, was ich gerne hätte. Und mir wird plötzlich klar, daß es besser ist, sich zu verirren, als den Weg zu finden. Die Dinge brauchen ihre Zeit, und es ist nicht wichtig, anzukommen. Ich werde ganz schwerelos davon, schwebend. Im Wasserpfeifencafé bin ich mit einem Mann ins Gespräch gekommen, der von einem Haus oben in Bab Tuma, dem christlichen Viertel, weiß, in dem Zimmer vermietet werden. Dorthin gehe ich morgen.

Morgen sind es vier Tage, seit sie abgereist ist. Ich habe sie nicht zum Flughafen gefahren, sie hat mich nicht einmal gefragt. Das Gepäck stand fertig im Flur, sie kam mit nassen Haaren aus dem Badezimmer und legte die Toilettentasche in den letzten Koffer und verschloß ihn. Früher ging sie immer nackt durch die Wohnung, und wenn sie geduscht hatte, ließ sie sich gerne von der Luft trocknen, während sie Tee machte oder aufräumte. Jetzt kam sie mit nassen Haaren aus dem Badezimmer und hatte ein Handtuch um sich gewickelt. Sie schlug den Blick nieder, als wir aneinander vorbeigingen.

»Isak ...«

»Sieh zu, daß du dich anziehst, du kommst sonst zu spät.«

»Was ich tue, ist nicht gegen dich gerichtet.«

»Nein, aber du tust es.«

Es hatte Sonntagmorgen gegeben, die zu Nachmittagen im Bett wurden, Nächte, in denen wir erst einschliefen, wenn die Sonne aufging, Tage, an denen wir sagten, daß wir eine Verabredung in der Stadt hätten, um uns mitten am Tag eine Stunde in unserem kleinen Café zu treffen. Das Essen brannte an, die Badewanne lief über, wir kamen zweieinhalb Stunden zu spät zu einer Einladung bei Hannah und Bob, weil Samia mir ins Ohr gepustet hatte.

»Isak, wir hatten es doch schön miteinander, oder?«

Wenn der Hals sich zusammenschnürt, kann man nichts sagen. Ich tat, als würde ich etwas im anderen Zimmer suchen. Es war plötzlich so viel Raum zwischen den Möbelstücken und viel zu still. Ich machte das Radio an. Ein Selbstmordattentäter hatte sich in Jerusalem in die Luft gesprengt, sieben Menschen waren umgekommen, neunundzwanzig wurden verletzt. Ja, prima. Da will sie hin. In eine Gegend, wo Araber sich in die Luft sprengen, um unschuldige Israelis, Frauen und Kinder mit in den Tod zu reißen. Ich bekam eine unbändige Lust, das gleiche zu tun. Die Taschen mit Sprengstoff vollstopfen und mich in die Luft sprengen, oben im Verlag ihrer blöden Zeitung.

Die Zeitung giert nach Stoff. Vom Hotel aus kann man keine E-Mails versenden, aber ich habe ein Internetcafé gefunden, da funktioniert es, auch wenn die Übertragung so lange dauert, als müßten die Signale einmal um den Mond reisen. Man hat das Internet hier erst zugelassen, als man sicher war, sich in die privaten Mails der Leute einloggen und sie lesen zu können. So ist es eben. Das Internetcafé liegt im zweitobersten Stockwerk eines Hauses, das als Wolkenkratzer geplant war. Aber das Geld war beim vierten Stockwerk zu Ende. Eine Außenwand besteht aus einer Plane, das Ganze erinnert mich an »Blade Runner«. Der Anschluß Syriens ans Internet ist ein Grund für die geringe Arbeitslosigkeit. Der tolpatschige, entfernte Verwandte muß das Geschäft auskehren, der etwas pfiffigere fängt die Touristen vor der Tür ein, während der gescheiteste von allen in irgendeiner dunklen Ecke sitzt und Unanständigkeiten aus dem Netz fischt.

Neben mir saß ein Japaner und mailte in seiner Sprache, während ein Schwede in seiner schrieb. Wie die Tasten mit lateinischen Buchstaben zu japanischen Schriftzeichen werden, ist mir ein völliges Rätsel. Ob sie wohl für alle Sprachen Netzfischer haben? Ich weiß bald nicht mehr, was man glauben soll, und werde mir auf jeden Fall bewußt sein, daß es passiert. So ist es nun mal. Ich sehe es richtig vor mir, wie meine Artikel geradewegs in die aufgestellten Aalreusen schwimmen. Ich wage es nicht, in den Mails an die Zeitung allzu direkt über die Verhältnisse hier zu schreiben, ich skizziere in groben Zügen die ersten Artikel, die ich im Kopf habe, und bitte um Rückmeldung. Es ist nur ein Versuchsballon. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt vorhabe, irgendwelche Artikel zu schreiben. Es kommt mir so unwirklich vor, daß am anderen Ende des Kabels tatsächlich Menschen sind, Menschen, die nach Stoff für eine Zeitung gieren, die täglich erscheint, neun Stunden nachdem der Muezzin zum ersten Gebet gerufen hat. Ich sehe vor mir, wie der ganze amerikanische Kontinent kurz vor Sonnenaufgang mit einem lauten Gurgeln in den Atlantik taucht, hinunter zu den Kabeln und Aalreusen. Glucks, und weg ist er, der Stille Ozean kommt dem Atlantik brausend entgegen, wie eine weiße Reiterarmee. Ich sitze vor einem Bildschirm in einem unvollendeten Betonhaus in der Levante und stelle mir den Untergang meines Vaterlands vor. Ich weiß schon, ich weiß schon! Ich kann mich eben nur nicht auf eine bestimmte Zeilenzahl, Zwischenüberschriften und Stoffmenge einstellen. Weil Deadlines und die Kommentare eines gestreßten Redakteurs völlig inkompatibel sind mit Damaskus und dem Suq, verschleierten Frauen und einem Vormittag, der zerrinnt und zum ganzen Tag wird.

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