Zur »Landnahme« gehört bei Hans Poerschke die Evaluation, die »keine umfassende, systematische Analyse« des Vorgefundenen gestattet habe, weil es jeweils nur um einen Einzelnen ging, und das auch noch »gefärbt durch die persönliche Sicht der beiden Gesprächspartner«. Eigentlich, so Poerschke weiter, sei nur geprüft worden, ob man »integrierbar« war in das, was der Westen mitbrachte nach Leipzig. Mit Kurt Koszyk, seinem eigenen Evaluator, hat Hans Poerschke Mitleid. Ein Mann aus Dortmund, der über etwas urteilen sollte, das von sowjetischer Literatur lebte, die er nicht verstand. Warum, fragt Hans Poerschke im Zeitgeschichtlichen Forum, warum hat man uns nicht einfach gemeinsam arbeiten und so schnell merken lassen, »wer welchen Geistes Kind ist«? Warum hat man den Traditionsstandort Leipzig nicht für ein Projekt genutzt, dass das deutsch-deutsche »Kennenlernen« wissenschaftlich begleitet und so den Journalisten hilft, »Formen der Diskussion und des Streits, Formen des Umgangs miteinander« zu finden? In diesem Moment weiß ich, dass ich dieses Buch schreiben muss.
1E-Mail von Karl-Heinz Röhr an Uwe Krüger, 12. November 2019
2Karl-Heinz Röhr: Um journalistische Qualität geht es immer und überall. In: Michael Meyen, Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft . Köln: Herbert von Halem 2015. http://blexkom.halemverlag.de/karl-heinz-roehr/(7. Februar 2020)
3Gespräch mit Karl-Heinz Röhr am 7. Januar 2020, Gedächtnisprotokoll
4Hans Poerschke: Ich habe gesucht. In: Michael Meyen, Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft . Köln: Herbert von Halem 2015. http://blexkom.halemverlag.de/hans-poerschke/(7. Februar 2020)
5Röhr: Qualität , Poerschke: Ich habe gesucht
6Alina Reichenbach im Gespräch mit Karl Friedrich Reimers, 12. November 2019, Auszug. Zur Veranstaltung am 21. November 2019 im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig. In: Privatarchiv Michael Meyen
7Vgl. Jochen Ernst: Der vorzeitige Ruhestand in Ostdeutschland und einige Aspekte der sozialen Lage der Frührentner in den neuen Ländern. In: Sozialer Fortschritt 42. Jg. (1993), Nr. 9, S. 211-217
8Röhr: Qualität
9Michael Meyen: Leipzig nach der Wende: Landnahme, Verwestlichung oder Strukturwandel? In: Michael Meyen, Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft . Köln: Herbert von Halem 2020. http://blexkom.halemverlag.de/landnahme/(7. Mai 2020). – Alle weiteren Zitate von der Veranstaltung sind aus dieser Dokumentation.
10Telefonat mit Karl Friedrich Reimers am 16. Dezember 2019, Gedächtnisprotokoll
11Meyen, Leipzig nach der Wende
12Poerschke: Ich habe gesucht
13Meyen, Leipzig nach der Wende . – Vgl. Hans Poerschke: Das Prinzip der Parteiliteratur. Die Presse bei und unter Lenin . Köln: Herbert von Halem 2020
14Frank Richter: Gehört Sachsen noch zu Deutschland? Meine Erfahrungen mit einer fragilen Demokratie . Berlin: Ullstein 2019, S. 33
15Akademische Einrichtung oder/und »Journalistenschule«? Überlegungen der Alternativgruppe zu einer Sektionsreform, 25. Januar 1990. In: Universitätsarchiv Leipzig (UAL) , Sektion Journalistik 24, Bl. 101-126, hier 101
16Ebd., Bl. 102
17Michael Kleff, Hans-Eckardt Wenzel (Hrsg.): Kein Land in Sicht. Gespräche mit Liedermachern und Kabarettisten der DDR . Berlin: Ch. Links 2019, S. 28, 46
18Andreas Leusink (Hrsg.): Gundermann. Von jedem Tag will ich was haben, was ich nicht vergesse … Briefe, Dokumente, Interviews, Erinnerungen . Berlin: Ch. Links 2019
19Kleff, Wenzel: Kein Land in Sicht , S. 94, 96
20Ebd., S. 42f. (Bürger), 105 (Harter), 144 (Körbel)
21Ebd., S. 96f.
22Sigrid Hoyer: Unser Handwerk ist brauchbar. In: Michael Meyen, Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft . Köln: Herbert von Halem 2020. http://blexkom.halemverlag.de/hoyer-interview/(7. Mai 2020)
23Sigrid Hoyer: Finden und Gestalten von Ideen in der Arbeit am einzelnen journalistischen Beitrag . Dissertation B. Manuskript. Karl-Marx-Universität Leipzig: Sektion Journalistik 1989
24Hoyer, Handwerk
25Werner Gilde, Claus-Dieter Starke: Ideen muss man haben . Leipzig: Urania-Verlag 1969
26Ruth Bahls hat fünf Museen gegründet: das Mönchguter Heimatmuseum, den Museumshof, Dat Rookhus, das Museumsschiff Luise (alle vier in Göhren) und das Schulmuseum in Middelhagen. Vgl. Gabriela Risch: Rügener Persönlichkeiten: Ruth Bahls. Versuch einer Annäherung . Middelhagen: Archiv des Rügener Frauen- und Mädchentreffs 1998
27Meyen, Leipzig nach der Wende
28Wulf Skaun: Es gibt keine unpolitische Wissenschaft. In: Michael Meyen, Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft . Köln: Herbert von Halem 2015. http://blexkom.halemverlag.de/wulf-skaun/(14. Februar 2020)
29Heike Schüler: Weltzeituhr und Wartburg-Lenkrad: Erich John und das DDR-Design . Berlin: Jaron 2019
30Hoyer, Handwerk
31Brigitte Reimann: Ankunft im Alltag. Erzählung . Berlin: Verlag Neues Leben 1961
32Junge Welt vom 5. September 1961, S. 1. – Vgl. Michael Meyen, Anke Fiedler: Wer jung ist, liest die Junge Welt. Die Geschichte der auflagenstärksten DDR-Zeitung . Berlin: Ch. Links 2013, S. 109, 112, 224f.
33Frank Wimmer: »Experiment« mit Sigrid. In: Forum Nr. 12 vom 22. März 1962
34Röhr: Qualität
35Hoyer, Handwerk
36Röhr: Qualität
37Willy Walther: Methoden der Genreforschung . Dissertation. Karl-Marx-Universität Leipzig: Fakultät für Journalistik 1963
38Dietrich Schmidt, Fred Vorwerk (Redaktion): Um das Q in der journalistischen Arbeit. Wissenschaftliche Konferenz der Fakultät für Journalistik vom 15. Dezember 1962 über »Die organisierende Funktion von Presse, Funk und Fernsehen bei der Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts«. Erweiterte Vorstandssitzung des Verbandes der Deutschen Journalisten vom 28. November 1962 über »Erfahrungen von Presse, Rundfunk und Fernsehen in der großen Aussprache zur Vorbereitung des VI. Parteitages der SED«. Überarbeitete Protokolle . Karl-Marx-Universität Leipzig: Fakultät für Journalistik 1963
39Dietrich Schmidt: Journalistische Genres als Gestaltungs- und als Kampfformen. Über Genrebegriff und Genrepflege in der sozialistischen Journalistik. In: Zeitschrift für Journalistik 2. Jg. (1961). Nr. 3, S. 1-16, hier S. 1
40Poerschke: Ich habe gesucht . – Vgl. Hans Poerschke: Journalistik als Bewusstseinsform. Zum Werdegang eines theoretischen Ansatzes. In: Kultursoziologie 2010, Nr. 2, S. 159-185
41Sigrid Mahlow: Der »Brief aus der Redaktion« in der »Iswestija«. Aufgaben und Gestaltung . Diplomarbeit. Karl-Marx-Universität Leipzig: Fakultät für Journalistik 1965
42Hans Poerschke: Nützliches Kennenlernen und hoffnungsvoller Auftakt. Erstes Leipziger Seminar zur akademischen Journalistenausbildung. In: Diskurs 1. Jg. (1990), Nr. 3, S. 173-177
43Michael Meyen: Der Ost-West-Gipfel vom Mai 1990. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft . Köln: Herbert von Halem 2020. http://blexkom.halemverlag.de/ost-west-gipfel/(7. Mai 2020)
44Schönbach an Poerschke, 20. Dezember 1990. In: UAL, Sektion Journalistik 25, Bl. 102
45Ebd., Bl. 98-100, 103-105
46Gerd G. Kopper: Strukturkrisen der Öffentlichkeit und das Fach Journalistik in Deutschland und Europa. In: Tobias Eberwein, Daniel Müller (Hrsg.): Journalismus und Öffentlichkeit . Wiesbaden: Springer VS 2010, S. 327-351; Ulrich Pätzold: Die Anfänge in Dortmund – eine Erfolgsgeschichte mit viel Glück . Ebd., S. 313-326
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