Michael Meyen - Das Erbe sind wir

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Michael Meyen erzählt in diesem Buch drei Geschichten: die Geschichte der Journalistenausbildung in der DDR, die Geschichte der Kommunikationswissenschaft in der westlichen Welt und seine eigene Geschichte, die eng mit den ersten beiden Geschichten zusammenhängt. Der Autor ist 1988 nach Leipzig gekommen, um Parteijournalist zu werden, und hat erlebt, wie erst der Staat verschwand, in dem er aufgewachsen ist, dann die Sektion Journalistik und schließlich auch jede Erinnerung an die Menschen, die dort gelehrt haben. Damit ist zugleich ein Paradigma entsorgt worden, das Forschung und Berufspraxis verbunden hat und deshalb eine Antwort auf die Medienkrise der Gegenwart liefern könnte.

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Wulf Skaun ist 1945 zur Welt gekommen, drei Tage vor dem Ende des Krieges auf dem Bahnhof in Bad Kleinen, geboren mit Hilfe eines englischen Offiziers, der der Mutter einen kleinen Zettel schrieb (»She gave birth to a male child«) und ihr verbot, den Jungen Adolf, Hermann oder Joseph zu nennen. Er hat wie ich bei der Ostsee-Zeitung begonnen und Heinz Florian Oertel bewundert. Die Friedensfahrt, bei der heute immer Tour de France des Ostens gesagt wird, damit jeder weiß, dass es um ein Radrennen geht. »Die letzte Etappe 1957, das war wie ein Krimi. Die DDR hat fünf Minuten aufgeholt und wurden noch Mannschaftssieger. Wir saßen ständig vor dem Radio. Wie dieser Mann, der die Reportagen sprach: So wollte ich auch werden.« 65

Wulfs Vater war ein »richtiger Prolet«, ein Arbeiterkind, »auf dem Weg zum Chemielaborant, als der Krieg kam«, der ihm ein Bein nahm und mehrere Finger. Die Odyssee endete 1947 in Hohen Viecheln, in einem 1000-Seelen-Nest am Schweriner See, ein paar Kilometer nördlich von Bad Kleinen. Dort hörte Vater Skaun vom Neulehrerprogramm. »Der Referent in Rostock sagte ihm, das würde sofort klappen, wenn er denn in die neue Partei eintrete. Er sei doch sicher auch gegen den Krieg, mit seinen zerschossenen Gliedern und als Arbeiterkind«. Wenn Wulf erzählt, sehe ich das Hohen Viecheln seiner Kindheit vor mir. Der Vater alles, was man in so einem Ort damals sein konnte. Parteisekretär, Chef der Nationalen Front, Schuldirektor. Die Mutter das Pendant beim anderen Geschlecht. Volkssolidarität, Demokratischer Frauenbund. »Alles traf sich bei uns zu Hause. Ich habe meinen Eltern später gesagt, die Welt ist ein Irrenhaus und bei euch ist die Zentrale«.

Man darf so einen Ort wie das Hohen Viecheln aus den Kindertagen von Wulf Skaun nicht verwechseln mit den Nestern von heute, wo man zum Einkaufen ein Auto braucht und froh sein kann, wenn der Bus wenigstens einmal in der Stunde kommt. »Es gab zwei Kneipen, zwei Bäcker, zwei Schuster, Fleischer, Schmied, Stellmacher, Tischler und andere Handwerker. Ein Dorf mit allem Drum und Dran, mit einer eigenen Schule. Und der einzigen Kirche ringsum«. Die Einheimischen scheinen nichts dagegen gehabt zu haben, dass die Macht jetzt bei Familie Skaun lag, den Neuen aus der Gegend um Stettin. »Sie haben meinen Vater goutiert. Er war leutselig und hilfsbereit. Auch die, die die Roten gehasst haben, kamen zu uns und ließen sich von ihm beraten und Schreiben aufsetzen. Die Leute haben ihm vertraut«.

Wie bei allem, was so weit zurückliegt, hat Wulf Skaun aus jener Zeit vor allem das parat, was wieder und wieder hochkommt bei den Treffen und Feiern, und er baut das, auch damit steht er nicht allein, so zusammen, dass man verstehen kann, wie aus dem Proletensohn vom Lande ein ›Hoffnungsträger‹ an der Leipziger Sektion Journalistik werden konnte, dort, wo die Oertels des 21. Jahrhunderts schlüpfen sollten. »Es wurde erzählt, dass ich im Kindergarten auf ein Stühlchen gestiegen sei und gerufen hätte: Genossen, seid ihr für den Frieden? Mit drei Jahren. Mit sechs soll ich mit einem blauen Fahnenfetzen durchs Dorf gezogen sein, etliche Kinder hinter mir, und ›Bau auf, bau auf‹ gesungen haben«. Eine ›Kinderpersönlichkeit‹, wird der kleine Bruder, dreieinhalb Jahre jünger, viel später sagen. Wie seine Eltern war Wulf alles an der Schule in Hohen Viecheln. Vorsitzender des Freundschaftsrats (das heißt: oberster Pionier), Verwalter der Bibliothek. »Ich war Rezitator, habe im Chor gesungen und hatte die meisten Zeilen, wenn wir Theater gespielt haben. Das wurde ausgezählt. Nach den Schulstunden war ich Direktor im Kinderzirkus Bums und Hauptmann der Pionierfeuerwehr. Ohne mich ging keine Tür zu«.

Wulf Skaun ist dann auch auf der Oberschule in Wismar der Jahrgangsbeste, nachdem er erst etwas fremdelt mit dem weiten Weg und der großen Stadt. Er schreibt »ganze Seiten voll« in der Kreiszeitung, macht die Öffentlichkeitsarbeit für das Jugendklubhaus und rezensiert Herrenpartie , einen Film von Wolfgang Staudte, der eine Linie zieht von den Naziverbrechen in Jugoslawien bis in die westdeutsche Gegenwart. Journalismus, na klar, auch dann noch, als der Schuldirektor ihm vorschlägt, Diplomat zu werden. »Ich habe mich nicht beirren lassen. In Deutsch war ich gut. Aufsätze. Die wurden sogar vorgelesen. Ich wollte Journalist werden«.

Auf dem Weg zum Studium nach Leipzig liegen ein kleiner und ein großer Brocken, die beide mit den Zeitläuften zu tun haben und mit der Position, die Familie Skaun im Kreis Wismar hat oder in der DDR, ganz wie man will. Erst eine Schriftsetzerlehre, der kleine Brocken, viel kleiner als der Tagebau, in den Sigrid Hoyer Ende der 1950er-Jahre geschickt wurde. Man schreibt jetzt die frühen 1960er, und im Norden der Republik ist noch nicht angekommen, dass der Bitterfelder Weg bald auch offiziell zur Sackgasse erklärt wird. Die Lehrer in Wismar jedenfalls raten ihrem besten Schüler, den Beruf des Journalisten »von der Pike auf« zu lernen. Heute kann man darüber lästern und über verlorene Jahre klagen, erst recht, wenn man die Brille der CV-Optimierer aufsetzt, die jeden Schritt ins Leben planen und immer ganz genau wissen wollen, was das alles jetzt für die Karriere bringt. Der Schriftsetzerlehrling Wulf Skaun redet in der Druckerei »viel mit den Älteren«, und er spricht dabei zunächst so, wie er das von zu Hause und aus der Schule gewöhnt ist. »Unser Staat, die Zukunft und so«. Wulf Skaun »agitiert«, wie er heute selbst sagt, und muss dafür bezahlen. »Eines Tages kam der Betriebsdirektor und sagte: Kollegen, das Wehrkreiskommando und die Kreisleitung wollen, dass wir einen von uns für drei Jahre schicken. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Alle Köpfe drehten sich zu mir«. Da stand er doch, der Abiturient, der so perfekt Parteideutsch sprach. »Keiner hat etwas gesagt. Ich wusste: Ich war gemeint. Mein Vater musste ja auch militärischen Nachwuchs werben. Es hätte sonst schnell geheißen, dass er mit zweierlei Maß misst. Ich wollte außerdem auf Staatskosten studieren«.

Die Armee war dann der zweite Brocken, viel größer als eine Lehre, die jeden Oberschüler erdet und auch denen gutgetan hätte, die heute in jedem Leitartikel deutlich machen, dass sie ihre Großstadt-Akademiker-Welt nie verlassen haben. Was Wulf Skaun über seinen Wehrdienst erzählt, habe ich so ähnlich zwei Jahrzehnte später selbst erduldet. Ich weiß deshalb, wie es sich anfühlt, wenn man unter hundert jungen Männern der einzige ist, der nach der Entlassung studieren will. Okay: Einen Major, der »schon bei der Wehrmacht« war, gab es Mitte der 1980er-Jahre nicht mehr (mein Major war 26, sah aber aus wie 45), und ich weiß auch nicht, ob wir im ersten halben Jahr »richtig geschliffen« wurden und dadurch »zum Mann geworden« sind. Vermutlich war ich damals viel zu sehr Sportler, um unter einem Lauf vor dem Frühstück zu leiden oder bei irgendwelchen langen Märschen. Aber sonst war vieles wie bei Wulf Skaun. »Die rauen Umgangsformen, diese Fäkalsprache. Ich dachte, das kann nicht Sozialismus sein. Ich habe gedacht, die Partei und der Staat müssen mir später helfen, wenn ich hier gedient habe«.

Wer auch immer das ist, die Partei und der Staat, sie haben ihren treuen Diener zumindest nicht hängen lassen, auch wenn von heute auf morgen die Regeln geändert wurden für den Zugang zum Studium. Wulf Skaun war 1964 zur Aufnahmeprüfung nach Berlin gefahren, noch vor dem Wehrdienst, und hatte mit Glanz und Gloria bestanden. Der Text, den er dort schreiben musste, wurde öffentlich vorgetragen. In Leipzig angefangen hat er erst fünf Jahre später, mit 24, in einem Alter, in dem mein Sohn sich in München sein Masterzeugnis abgeholt hat, nach zwölf Semestern Soziologie und Politikwissenschaft. »1966 kam ein Schreiben: Wir haben das Volontariat als Bedingung eingeführt. Bewirb dich mal schon«.

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