Wolf-Rüdiger Osburg - Hineingeworfen
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Ich träum’ als Kind mich zurücke
und schüttle mein greises Haupt;
wie sucht ihr mich heim ihr Bilder,
die lang’ ich vergessen geglaubt?
(aus Adelbert von Chamisso,
»Das Schloß Boncourt«)
Prolog
Ackerstraße 33. Mein Blick fällt auf ein kleines, zweistöckiges Haus in einer beschaulichen Nebenstraße am Rande von Oldenburg. In meiner Hand halte ich eine Aktentasche, in ihr ein kleines Diktiergerät und eine Liste mit Fragen. Es beschleicht mich ein Gefühl, das ich von Einladungen her kenne. Wärst du doch zu Hause geblieben und hättest dir einen ruhigen Nachmittag gemacht.
Ungefähr ein Dreivierteljahr zuvor hatte ich ein Buch über Verdun geschenkt bekommen. »Was soll ich mit einem Kriegsbuch anfangen?«, war mein erster Gedanke. Gut, Geschichte ist mein Steckenpferd. Aber warum gerade ein Buch über den Ersten Weltkrieg? Ich gehöre der Generation an, die sich in der Schule vor allem mit dem Dritten Reich auseinandergesetzt hat. Auch die Entstehungsgeschichte des Ersten Weltkriegs, den die Franzosen und Engländer immerhin »La Grande Guerre« bzw. »Great War« nennen, hat uns einige Unterrichtsstunden gekostet. Aber der Krieg selbst wurde gemieden. Ein paar Bilder von Fort Douaumont vor Verdun nach schwerem Beschuss, mehr nicht.
Es dauert einige Monate, bis ich das Buch in die Hand nehme. Eine Reise nach Paris, verbunden mit einer langen Eisenbahnfahrt durch den Westen Frankreichs, bietet Anfang 1989 den idealen Anlass. Der Autor schildert den Ablauf der Schlacht um Verdun, die sich über weite Teile des Jahres 1916 erstreckte. Es ist von hineingeworfenen Truppenteilen die Rede, von Flecken Erde, oft nicht größer als zwei, drei Fußballfelder, auf denen die Soldaten Woche um Woche ihr Leben ließen.
Das Schicksal dieser jungen Leute zu Anfang des Jahrhunderts lässt mich nach meiner Rückkehr nicht mehr los. Ich schließe einen Pakt mit mir: Entweder ich vergesse den Ersten Weltkrieg in den kommenden Tagen oder ich bleibe am Ball. Und so kommt es. Zwar könnte ich mich mit Sekundärliteratur zufriedengeben, aber mein wirklicher Wunsch ist es, die Männer des Krieges zu treffen und mehr von ihnen und über sie zu erfahren. Was geht in einem vor in den verschiedenen Etappen eines solchen Krieges? Wie verkraftet er das Erlebte? Es waren doch Menschen wie wir auch. Über 70 Jahre sind seit den Ereignissen vergangen. Eine lange Zeit, aber nicht lang genug, als dass es nicht noch Überlebende geben würde. Ein Großonkel und Kriegskamerad meines Großvaters, Hans Reimers, steht damals im 90. Lebensjahr und – das weiß ich aus Familienerzählungen – hat das Ende des Krieges mitgemacht. Es muss 1989 aber noch Mitmenschen geben, die Anfang der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts geboren wurden und schon bei Kriegsbeginn als Soldaten eingerückt sind. 94, 95, 96 Jahre alt dürften sie 1989 sein. Wo aber leben sie und wie kommt man an sie heran? Alte, ja hochbetagte Menschen. Auf dem Land kann ich sie mir noch als Familienälteste inmitten der Ihren vorstellen, aber in einer Stadt kaum. Hier vermute ich sie mehr oder weniger wohlbehütet in Altersheimen. Mit Hilfe der Bundeswehr wird an Namen und Anschriften von Kriegsteilnehmern nicht heranzukommen sein. In Deutschland gibt es nach dem Dritten Reich keine militärische Traditionspflege wie beispielsweise in Frankreich oder in den angelsächsischen Ländern. Dann kommt mir vis-à-vis des Oldenburger Einwohnermeldeamtes eine Idee. Warum sich nicht die Daten aller vor 1900 geborenen männlichen Einwohner geben lassen? Die Universität Oldenburg unterstützt mich, das Einwohnermeldeamt bejaht das öffentliche Interesse für eine melderechtliche Gruppenauskunft. Wenige Tage später halte ich die Namen von 111 potenziellen Gesprächspartnern in der Hand. In den ersten Apriltagen 1989 schreibe ich an alle.
Nie werde ich die Tage danach vergessen. Das Telefon steht nicht still. Mal feste, mal altersschwache Stimmen erzählen mir, wo und wann sie am Ersten Weltkrieg teilgenommen haben. Es rufen Kinder von Kriegsteilnehmern an – oft auch schon in den Siebzigern –, die mir mitteilen, dass ich um einige Wochen zu spät käme. Der Vater lebe nicht mehr. Ehefrauen berichten, ihr Mann sei zwar noch am Leben, aber schon lange nicht mehr richtig ansprechbar. Häufig enden Telefonate mit der Versicherung, wie gerne er mit mir gesprochen hätte, wenn er dazu noch in der Lage wäre. Natürlich gab es auch Vorwürfe der Nachkommen, was mir in den Sinn komme, alte Menschen derart zu belästigen.
Die Reaktionen der ehemaligen Kriegsteilnehmer selbst sind durchaus nicht einheitlich. Manche melden eher pflichtgemäß ihre Bereitschaft, mir Rede und Antwort stehen zu wollen. Großes Interesse geben sie nicht vor, doch wollen sie meinem Vorhaben auch nicht im Weg stehen und laden mich zu einem kurzen Gespräch ein. Die Mehrzahl hingegen kann eine gewisse Unruhe und Vorfreude auf das Interview nicht verhehlen. Gut die Hälfte meiner Schreiben bleibt unbeantwortet.
Zögernd lasse ich am 1. Mai die Gartenpforte hinter mir. »Otto Hayen« lese ich an einem der Namensschilder und klingle. Es vergeht einige Zeit, dann höre ich Schritte und sehe durch das milchige Glas der Haustür, dass jemand die Treppe hinuntersteigt. Es wird geöffnet und ich schaue in das liebenswürdige Gesicht eines alten Herrn, der mir freundlich die Hand reicht. Ich habe mir einen Mann von 94 Jahren gebrechlicher vorgestellt. Ich folge ihm die Treppe hinauf und frage mich, weshalb derart betagte Menschen in der ersten Etage wohnen müssen. Diese Überlegung wird allerdings relativiert, als ich oben dann stärker aus der Puste bin als er. Ich betrete ein Wohnzimmer, das nichts gemein hat mit den Zimmern des Ikea-Zeitalters. Gediegene Möbel, die in verschiedenen Phasen seines Lebens vom hart Verdienten angeschafft worden sind, ein Radio der Nachkriegszeit versieht seit einer halben Ewigkeit seinen Dienst, eine alte Standuhr mischt sich mit ihrem lauten Klang ein. Hier haben einst mehr Menschen gelebt. Eine gemütliche Atmosphäre, Fotos unterstützen die Erinnerung.
Bald greife ich zu meinem Fragenzettel. Das Diktiergerät verwirrt meinen Gesprächspartner zunächst etwas. Otto Hayen beginnt langsam zu erzählen, redet dann aber immer flüssiger. Vor seinem inneren Auge beginnen die Ereignisse von damals wieder lebendig zu werden. Die Jugend in Oldenburg, der Kriegsbeginn 1914, das Einrücken zu den Soldaten, die Kämpfe bei Verdun und in Flandern. Ich habe Herrn Hayen als Ersten ausgewählt, weil er zu den wenigen Oldenburgern gehört, die in Verdun – dem Auslöser meiner Spurensuche – gekämpft haben. Er ist genau der Richtige. Namen – ja Vornamen von Kameraden – fallen ihm ein, kleinste Besonderheiten im Gelände vor Verdun. Er erzählt und erzählt. Mein Fragenzettel erweist sich bald als wertlos. Seine Erinnerungen sind wach und sein Bericht von großer Intensität.
Nach knapp zwei Stunden habe ich das Gefühl, einen Schlusspunkt unter mein Gespräch mit Otto Hayen setzen zu können, vielleicht auch zu müssen, da ich mich recht ausgepumpt fühle. Mein Gesprächspartner macht einen zufriedenen Eindruck. Ich bekomme ein Glas Wein angeboten. Ich verspreche wiederzukommen. Ich werde dieses Versprechen nicht einlösen können. Nach zwölf weiteren Interviews im Frühjahr 1989 ziehe ich aus beruflichen Gründen nach Hamburg um. Etwa drei Jahre später bin ich zufällig wieder in Oldenburg. Es zieht mich in die Ackerstraße zurück, wo mein Projekt seinen Ausgang nahm. Von einer Mitbewohnerin im Haus erfahre ich, dass er vor einigen Monaten gestorben ist. Ein langes Leben ist damit zu Ende gegangen. Seine letzten Worte sollen gewesen sein: »Ich wusste nicht, dass es so leicht ist.«
Über meinem Wechsel nach Hamburg verliere ich das Projekt aus den Augen. Es vergehen anderthalb Jahre, bis ich mich von Freunden überreden lasse weiterzumachen. Jetzt bleibe ich dabei. In den nächsten 18 Monaten folgen 124 weitere Interviews in zahlreichen deutschen Großstädten. Die verschiedenen Einwohnermeldeämter sind kooperativ. In München allerdings wird mir die Zustimmung mit der Begründung verweigert, historische Forschung liege nicht im öffentlichen Interesse. Ende 1992 stelle ich die Interviews ein. Ich bin in Unternehmervillen gewesen und in Mietskasernen. Natürlich führte mich mein Weg häufig auch in Seniorenunterkünfte vom reinen Pflegeheim bis zum Wohnstift. Hinter all meinen Gesprächspartnern lag ein Leben von unüblicher Dauer. Menschen, deren körperliche und vermutlich auch seelische Konstitution es zugelassen hatte, in eine außergewöhnliche Altersgruppe vorzustoßen. Auserwählte? Mancher meiner Gesprächspartner verneinte diese Frage. So zum Beispiel der alte Herr aus Köln, dem am Ende unserer Unterhaltung eine Frage nach den anderen Interviewpartnern auf der Seele lag: »Haben die anderen alle noch leben wollen?« Er wollte es offensichtlich nicht mehr. Ihm war sein Leben im Alter zur Last geworden.
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