Er folgte dem Ufer des Sees, nirgends war ein Aalfänger aus dem Dorf am Hügel zu sehen. Er roch das Dorf, eine einzelne Rauchsäule stieg über dem Wald auf.
Er mußte auf der Uferseite bleiben, wo das Quellwasser in den See floß und das Eis körnig machte, und auf dem Grund der Wasserlöcher erspähte er große, weiße Muscheln, wie die Mutter sie gesammelt hatte, wenn der See daheim eisfrei war. Das war wie ein süßer Schleim im Mund und sättigte mehr als die salzigen Muscheln, die sie am Sommerplatz beim Fjord oben sammelten.
Er blieb oft stehen und schaute, ob er jemanden sah, und dabei grübelte er vor sich hin. Auf dem See beobachtete er, wie ein weißes, kurzbeiniges Tier mit einem kleinen Schwanz davonwieselte. Es war weit weg, wahrscheinlich ein Hermelin, gerade recht, um daraus eine Mütze zu nähen, hätte die Mutter gesagt.
Eine schöne Mütze für die Bauerntochter.
Er stieg die Böschung hinauf, um näher an das Dorf heranzukommen. Dort war für viele Felder mit kleinen Deichen dazwischen gerodet worden. Der Schnee neben den Deichen war verweht, er lag wie große Zungen auf dem Feld, und aus den Schneewehen ragten steife, kleine Strohhalme, Reste von dem, was hier gewachsen war und von dem die Mutter gesagt hatte, es sei Getreide.
Zwischen den Strohhalmen bemerkte er eine kleine Schar Rebhühner. Daheim hätte er sich eines nach dem anderen gefangen, aber er wagte sich nicht hinaus auf das Feld. Die Hunde der Bauern würden ihn verraten, und dann könnte er später nicht mehr ungesehen zur Quelle kommen.
Es war ein großes Dorf mit vielen Häusern, umgeben von einem hohen, aus Zweigen geflochtenen Zaun. An einigen Stellen gab es Öffnungen, und hier waren Pfade in den Schnee getrampelt. Einer führte vermutlich hinunter zur Quelle, ein anderer in den Wald.
Aus einigen Häusern stieg Rauch, die Kühe brüllten, und die Stimmen der Kinder und Frauen klangen mißmutig und gereizt. Für ein Lachen war es wohl noch zu kalt und zu früh.
Er ging den Waldrand entlang, der das Dorf und die Felder säumte. Da waren mehr Häuser, als er gedacht hatte, und da gab es noch zwei Eingänge und Ausgänge. Drei waren offen, einer geschlossen. In einem der offenen stand ein Mann und spuckte in den Schnee. Er sah auf und betrachtete den Himmel. Dann drehte er sich um und verschwand.
Kurz darauf erklang ein lauter, befehlender Ruf. Zwischen den Häusern wurde viel hin und her gerufen. Vielleicht wollten sie jetzt etwas zusammen machen. Kurz darauf wurde das geschlossene Tor geöffnet, und eine mit Bogen und Speeren bewaffnete Schar kam heraus und schlug den Weg zum Wald ein. Aus diesem Tor waren sie vermutlich auch gekommen, um zu seiner Hütte zu gehen.
Hatten die hier die Hütte angezündet, so daß seine Eltern und seine Schwester verbrannt waren?
Die Hunde folgten ihnen schnüffelnd und kläffend. Bald würden sie auf seine Fußstapfen stoßen. Er hörte, wie die Hunde seine Spur aufnahmen, aber sie wurden zurückgerufen. Er brauchte nicht zu fliehen.
Im offenen Tor erschienen zwei alte Männer, beide mit Stock, wahrscheinlich die einzigen, die noch im Dorf waren. Sie schlossen das Tor hinter sich. Sie gingen zu den anderen Toren und schlossen sie ebenfalls. Nur der Ausgang zur Quelle stand offen. Die Männer blieben vielleicht länger fort.
Jetzt wollte er im Schutze des Waldes dicht neben dem Pfad warten, bis die Bauerntochter mit ihrem Krug auftauchte. Er wollte sehen, wie sie aus dem Tor kam und die Böschung zur Quelle hinunterging, aber ehe sie zur Quelle kam, wollte er ganz in ihrer Nähe sein, um dann, wenn sie den Krug mit Wasser füllte, hervorzutreten. Sie würde das Knirschen des Schnees und das Rascheln des Laubes hören, und wenn sie zu ihm aufschaute, würde er auf der Stelle in ihrem Blick sehen, ob sie ihn wiedererkannte.
So und nicht anders sollte es geschehen.
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