„Na — Sie werden trotz allem der Sache bald auf den Grund kommen, Herr Kommissar!“
Lebrun sah auf. „Ja, das werde ich! Darauf können Sie sich verlassen. Aber es wird ein hartes Stück Arbeit sein.“
Kriminalassistent Seidler hielt den Brief in der Hand, den ihm eben der Schlosser gegeben hatte. Das Schreiben bestand nur aus vier, fünf Zeilen und enthielt die Aufforderung, noch ein Schlüsselpaar anzufertigen. Es trug die Unterschrift des Prokuristen Léon.
Seidler ließ sich bei diesem melden. Dann hielt er ihm das Blatt vor die Augen.
„Haben Sie diesen Brief unterzeichnet, Herr Léon?“
Der Prokurist starrte das Blatt an. Dann schweifte sein Blick, nicht sehr geistreich, auf Seidler ab.
„Dieser Brief — — was soll das — —? Ich weiß überhaupt nichts davon.“
„Aber erlauben Sie bitte, er trägt doch als Unterschrift Ihren Namenszug!“
Léon schaute erneut den Brief an. Mißtrauisch prüfte er seine Unterschrift.
Seine Unterschrift? Nein — — das hatte er nicht geschrieben!!
„Der Brief ist gefälscht!“ rief er aus.
Um Seidlers Mund glitt ein triumphierendes Lächeln. „Jawohl!“ erwiderte er, „das wollte ich nur auch von Ihnen noch hören! Und wissen Sie, wer der Fälscher war?“
„Etwa Kießling?“
„Erraten!“
„Hm — ich verstehe das alles nicht!“
Seidler fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. „Auch ich tappe noch ziemlich im Dunkeln“, erwiderte er, „bitte, versuchen Sie sich zu besinnen, ob nicht nach jener Schlüsselaffäre damals aus Ihren Räumen etwas auf mysteriöse Weise verschwunden ist!“
Herr Léon schien einen Augenblick nachzusinnen. Dann sagte er rasch und bestimmt: „Nein. Nicht das Geringste.“
„Bestimmt nicht?“
„Bestimmt nicht. Ich wüßte es doch genau.“
„Das kommt mir allerdings sonderbar vor“, erwiderte Seidler, sich über das Kinn streichend, „aber auch dafür werden wir eine Erklärung finden.“
Der Prokurist betrachtete seine klobigen Hände und meinte:
„Sie wollen doch nicht etwa behaupten, daß Kießling der nächtliche Anrufer war?“
„Doch — das nehme ich sehr stark an.“
„Zu diesem Zweck also soll er sich vor fast zwei Jahren den Schlüssel erschlichen haben? Verzeihen Sie, bitte, Herr Kommissar, aber eine solche Behauptung kommt mir geradezu lächerlich vor. Namentlich noch, wenn man den Grund des Anrufes mit in Betracht zieht.“
„Es ist auch mir klar“, erwiderte Seidler gemessen, „daß es sich hier nur um die Ausnutzung einer Gelegenheit handelte. Wie die Einzelheiten miteinander in Zusammenhang stehen, das herauszubekommert, ist schließlich mein Beruf.“
„Wissen Sie — ich würde dabei viel zu kribbelig werden. Diese Ruhe und Ausdauer hätte ich wirklich nicht!“
„Schließlich ist es kein Schaden, wenn nicht alle Leute gleich Kriminalisten werden!“ erwiderte Seidler ein wenig spitz. „Ich glaube jedenfalls auf dem richtigen Wege zu sein und werde ihm weiter folgen.“
„Werden Sie mich auf dem laufenden halten?“
„So weit es im Interesse der Forschungen notwendig erscheint, natürlich.“
„Ich bin gespannt. ob Ihre Ansicht das Richtige trifft.“
„Daran zweifle ich gar nicht mehr. Was sagen Sie, wenn ich Ihnen berichte, daß Kießling am Unglückstage hier in Valence war?“
„Wirklich? Er ist hier gesehen worden?“ „Jawohl. Das ist er.“
„Dann allerdings — —“
„Also!“
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.