Am ungefährlichsten ist hier die Extraktion mit Dimethylether( DME), der weniger explosiv als Propan oder Butan ist. Grundsätzlich sind Technik und Hardware bei der Extraktion mit DME, Butan oder Propan identisch. Wer offen extrahiert, sollte aus Sicherheitsgründen DME statt Butan oder Propan wählen. Das ist sicherer und enthält, anders als Butan oder Propan, keine Zusatzstoffe wie zum Beispiel Mystery Oil,das vor der eigentlichen Extraktion entfernt werden muss ( Kapitel 8
). Wer mit solch explosiven Lösungsmitteln extrahiert, sollte unbedingt die Sicherheitstipps in Kapitel 5
befolgen!
Die Extraktion mit CO 2nimmt bei professionellen Produzenten in der Cannabisindustrie einen immer höheren Stellenwert ein, bleibt aber für den Hobbybereich unerschwinglich. Die Investition für eine CO 2-Extraktions-Anlage liegt im fünf- bis sechsstelligen Eurobereich.
Die Creme de la Creme: Live Resin bedarf bester Rohstoffe
Ging es beim Extrahieren anfangs meist darum, das Beste aus den Ernteresten herauszuholen, geht es modernen Cannasseuren heute oft darum, möglichst viele Aromen zu erhalten. Da ein Großteil schon beim Trocknen verlorengeht, hatten Pioniere aus Übersee die Idee, frische Pflanzen zu extrahieren. Der so gewonnene Extrakt ist hochrein, hocharomatisch und hochpotent. Doch die Herstellung ist relativ kostenintensiv, da Erntereste als Ausgangsmaterial unzureichend sind. Live Resinwird, wie der Name schon sagt, aus ganzen, lebenden Pflanzen hergestellt ( Kapitel 11
). Deshalb handelt es sich bei Live Resin nicht um ein Produkt, das aus den Überresten von ohnehin angebautem Gras gewonnen wird. Pflanzen, die zur Herstellung von Live Resin verwendet werden, sind ausschließlich zum Zwecke der Extraktion angebaut worden. In Europa ist man dazu aufgrund der Gesetzeslage und der ohnehin hohen Preise für Schwarzmarkt-Blüten oft nicht bereit. So ist Live Resin in Europa noch eine begehrte Rarität, während es in Übersee die Fachgeschäfte dominiert.
Denn gerade diese Schnittreste und »Grow-Abfälle« können mit solchen Lösungsmittelextraktorenveredelt werden. Die Gerätschaften sind aber – trotz ihrer praktischen Nutzbarkeit und der Möglichkeit, aus vermeintlichen Abfällen das Letzte herauszuholen–, aber relativ teuer und eher etwas für Menschen mit einem gewissen Faible für diese Technologie. Die moderneren Geräte dieser Art sind allerdings so konzipiert, dass sie ein einfaches Handling gewährleisten sollen. Das Prinzip: Gib oben einfach deine Knippreste und Blätter rein, dann kommt unten das flüssige Gold heraus. Aus Müll mach Öl – oder so ähnlich. Das klingt durchaus verlockend.
Und was ist mit Hanfsamenöl?
Hanfsamenöl interessiert uns in diesem Zusammenhang nicht wirklich, da es kein psychoaktives Produkt des Cannabis ist. Hanfsamenöl wird, wie der Name schon verrät, aus den Samen des Hanfs kalt ausgepresst. Es enthält essenzielle Fettsäuren und ist im Rahmen einer gesunden Ernährung hilfreich. Auch das ätherische Hanföl, das durch Destillation aus Marihuanablüten und Hanfblättern hergestellt wird, wird hier nicht weiter besprochen.
Die offene Extraktion ( Open Blast) mit explosiven Lösungsmitteln und diversen Lösungsmittelextraktoren ist eine potenziell gefährliche Angelegenheit. Wer hochexplosive Lösungsmittel nutzt, ist mit einem geschlossenen System besser beraten, da hier auch das oft unreine Lösungsmittel vorgereinigt werden kann. Aber auch bei geschlossenen Systemen müssen besondere Sicherheitshinweise und Verhaltensregeln beachtet werden. Alle anderen Methoden sind in der Handhabung relativ sicher und bergen keine akuten Risiken, es sei denn, jemand stellt sich im Umgang mit dem Herd oder dem Glätteisen ungeschickt an.
Alle im Buch beschriebenen Methoden ergeben hochwirksame psychoaktive Extrakte zum Inhalieren oder zur oralen Aufnahme – und bergen damit auch die Gefahr individueller Überdosierung oder Unverträglichkeit. Extrakte sind sehr stark, und die richtige Dosierung ( Kapitel 14
) ist sowohl beim Inhalieren als auch bei der oralen Aufnahme noch wichtiger als bei Gras oder Hasch!
Das Feld der Möglichkeiten, Cannabis zu extrahieren, ist groß. Wir besprechen hier die gängigsten Methoden, die man auf eigene Faust zuhause und mit einfachen Mitteln oder mithilfe des Kaufs spezieller Geräte durchführen kann. Wir haben darauf verzichtet, im Detail auf das chemische Grundlagenwissen rund um die Extraktion von Pflanzenwirkstoffen einzugehen (beispielsweise auf gefährliche offene Extraktionen, wie zum Beispiel die Wasserdampfextraktion, oder Extraktionen mit Lösemittelrückgewinnung, zum Beispiel mit Liebigkühler etc.).
Auf der Grundlage des hier gesammelten Wissens lässt sich weiterführend forschen und experimentieren, um die Feinheiten und Details zu verinnerlichen und mit einem auf Erfahrung beruhenden Wissen immer bessere Resultate erzielen zu können. Man muss sich nur trauen, Neues zu probieren und auch einmal einen Fehler zu machen. Allerdings gibt es einen Bereich, der sich nicht für Experimente eignet: Die Sicherheitsvorkehrungen ( Kapitel 5
) sollten auch die neugierigsten Cannasseure zu keiner Zeit außer acht lassen. Schließlich möchte man die Ergebnisse der eigenen Eingebung unversehrt genießen.
Bei der Extraktion geht es darum, die wirksamen Inhaltsstoffe der Cannabispflanze in möglichst reiner Form aus der Pflanze zu gewinnen. Die wirksamen Inhaltsstoffe befinden sich in den Harzdrüsen der Pflanze. Diese Harzspeicher heißen Trichomeund sind das Objekt der Begierde all jener, die Cannabis auf diese Weise veredeln wollen. In ihnen findet sich ein klebriges Gemisch, das neben dem Hauptwirkstoff THC in Säureform (THC-A) auch zahlreiche andere Cannabinoide in Säureform sowie Terpene und eine geringe Menge medizinisch nicht wirksamer pflanzliche Lipide und Wachse enthält.
Alle anderen Teile der Pflanze sollen bei diesem Prozess von diesen wertvollen Harzspeichern getrennt werden. Doch die reifen Trichome sind aufgrund des austretenden Harzes extrem klebrig. Deshalb haften vor, während und nach der Extraktion oft kleine Pflanzenteile sowie andere Fremdpartikel aus der Luft daran und verunreinigen so das Endprodukt. Daher geht es bei der Extraktion neben der Jagd auf die Trichome vor allen Dingen darum, ein Vermischen von Pflanzenteilen mit den Trichomköpfen zu verhindern.
Der Reinheitsgrad eines Extraktes hängt in der Regel nicht so sehr von der Produktionsmethode, sondern vielmehr vom Wirkstoffgehalt der verwendeten Pflanzen und der Sorgfalt sowie der Professionalität des Produktionsvorgangs ab. Potente Pflanzen werden heute mithilfe aller in diesem Buch erwähnten Verfahren in industriellen Anlagen zu hochwertigen Extrakten verarbeitet, die nicht selten einen Reinheitsgrad von 80 bis 99,9 Prozent aufweisen.
Doch auch für den Hausgebrauch lassen sich mit einfachen Mitteln beachtliche Qualitäten herstellen, auch wenn diese im Normalfall nicht ganz an den Reinheitsgrad industriell hergestellter Extrakte heranreichen.
Lösen, Sieben, Reiben, Quetschen, Schwimmen und Sinken
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