Heute gibt es viele verschiedene Techniken zur Cannabis-Extraktion: Die Wirkstoffe werden wahlweise mittels Butan, CO 2, Dimethylether, Alkohol, durch Sieben, Wärmezufuhr oder eine Schwimm-Sink-Trennung vom Pflanzenmaterial getrennt. Der Rechtsstatus der Extrakte ist je nach Produktionsstätte sehr unterschiedlich: Es gibt legal produzierte zum Freizeitkonsum (Kanada), legal produzierte zum medizinischen Konsum (Deutschland, Kanada, Uruguay sowie eine stetig wachsende Zahl weiterer Länder), nach regionalem Recht legal produzierte zum Freizeitkonsum (Teile der USA, Spanien) und natürlich komplett illegale (Rest der Welt).
So habe ich mich nach fast 25 Jahren weltweiter Recherche dazu entschlossen, die aufgrund des Cannabisverbots unübersichtliche Welt der Hanf-Extraktion in diesem Buch ein wenig genauer zu beleuchten und auch interessierten Laien ein wenig näherzubringen. Das Wichtigste dabei ist, den Sicherheitsaspekt nie aus den Augen zu verlieren. Denn anders als bei naturbelassenem Cannabis können Fehler bei der unprofessionellen Herstellung von Cannabis-Extrakten fatal sein und im schlimmsten Falle gar tödlich enden.
Aufgrund der historischen Entwicklung der Cannabis-Extraktion stelle ich die traditionellen Techniken am Anfang des Buches vor, um mich später den innovativen Techniken zu widmen, mit denen heutzutage medizinische Standards erreicht werden. Ganz zum Schluss gibt es noch ein paar Tipps, wie man die meist mit viel Liebe und Aufwand hergestellten Konzentrate am sinnvollsten und effektivsten verwenden kann.
Viel Spaß beim Lesen!
Micha
Ein großes Dankeschön an Bobby, Oli, Chris, Stef, Krümel, Markus, Marker, Enno, Schmiddie, Yavuz, Melinda, Mino, Tara, Thea, Ben, Basti und Max & Max für die Unterstützung. Ohne Euch hätte ich es nie geschafft! Ich bin Euch tief verbunden.
Einführung in die Welt der Extrakte
Markus Berger und Michael Knodt
Lösungsmittel, komplizierte Extraktionsverfahren, Hightech-Auszüge: Häufig assoziieren Hanffreunde mit Extrakten ihres Lieblingsgewächses ein aufwendiges chemisches Verfahren, das wissenschaftlich Gebildeten vorbehalten ist und nur unter Laborbedingungen durchgeführt werden kann. Dies ist allerdings ein Irrglaube. Mit einer kurzen Einführung in die Welt der Extrakte aus Pflanzen und Pflanzenteilen sind solche Auszüge in der Regel weder schwierig herzustellen, noch bleibt deren Produktion Chemikern und Fachleuten vorbehalten.
Wir müssen wissen: Extrakte aus der Hanfpflanze oder auch aus den diversen Cannabis-Produkten sind in vielen unterschiedlichen Ausformungen möglich – auch in solchen, die für den Laien ganz einfach nachvollziehbar und gefahrlos in Eigenregie herzustellen sind. Es sind keine technischen Finessen notwendig, um einen wirksamen Cannabis-Extrakt herzustellen, wenn man bereit ist, sich vorher das notwendige Wissen anzueignen sowie die dazugehörige Hardware zu beschaffen. Letztere ist mittlerweile selbst für aufwändigere Verfahren wie Butane Honey Oil (BHO) im Hobbybereich sicher und erschwinglich.
Bevor wir uns den verschiedenen Extraktionsverfahren widmen, gilt es zu klären, was unter dem Begriff Extrakt subsumiert wird und wie die einzelnen Extraktionsformen funktionieren. Beginnen wir zunächst mit der Definition der Begriffe Extrakt und Extraktion. Das Wort extractum (»das Herausgezogene«) ist abgeleite vom lateinischen Verb extrahere (»herausziehen, ans Licht bringen, emporbringen«). Im chemischen Sinne geht es darum, bestimmte Wirkstoffzusammensetzungen, einzelne Moleküle oder auch Naturprodukte, wie zum Beispiel Harze oder (ätherische) Öle, aus einem Trägermaterial herauszulösen. Meist sind es pflanzliche, tierische oder mineralische Produkte, deren Inhaltsstoffe extrahiert werden. Hier interessiert uns natürlich vor allem die psychoaktive Hanfpflanze, die sehr häufig das Objekt diverser Extraktionen ist. Denn grundsätzlich stellt ausschließlich das Verwenden von getrockneten Cannabisblüten die einzige Methode dar, Cannabis in nicht extrahierter Form aufzunehmen; bei allen anderen psychoaktiven Hanfprodukten steht vor dem Gebrauch die Extraktion.
Archaisch: Einfache Extraktion der Harze
Vielen ist es nicht bewusst: Auch Haschisch ist ein Cannabisextrakt – und zwar eines der einfachsten und urtümlichsten, weil hier lediglich die Trichome (das sind die cannabinoidhaltigen Harzdrüsen) der reifen Hanfpflanze von dem Gewächs (von Blüten und Blättern) abgetrennt werden.
Egal, welche Methode der Haschisch-Herstellung man bevorzugt – das rustikale Abreiben der Pflanzen, das Abklopfen, Sieben und Schütteln oder auch die moderneren Techniken der Gewinnung von Water- oder Ice-Hasch –, bei jeder handelt es sich um einen Extraktionsprozess. Im Grunde stellt schon das Mahlen von Marihuana in einem Grinder mit Harzdepot (unterstes Fach an manchen Grasmühlen, in die meist nur die Trichome gelangen) eine simple Harzextraktion dar.
In diesem Buch widmen sich drei Kapitel dieser einfachen Extraktionsmethode. Bei der in den USA und Europa bekanntesten, der Eiswasser-Extraktion, wird mithilfe der uralten, aus China stammenden Schwimm-Sink-Trennungdas schwerere Hasch vom leichten Pflanzenmaterial getrennt. Im Kapitel über diese Methode geht es auch darum, alte Missverständnisse aufzuklären ( Kapitel 3
). Denn bei der eigentlich effektivsten Methode, der Herstellung von Eishasch,stören Siebe. Das beste Eishasch wird ohne Siebe, dafür aber mit viel Geduld extrahiert. Dieses Dilemma, das vor über 20 Jahren aufgrund von Patentstreitigkeiten entstand, ist bis heute den Wenigsten bekannt.
Hochmodern und kinderleicht: Rosin Hasch
Obwohl es denkbar einfach wäre, sind Cannasseure erst vor wenigen Jahren auf die Idee gekommen, Gras oder Hasch einfach auszuquetschen. Das Produkt, das mit der Rosin-Technikentsteht, ist innerhalb weniger Minuten fertig, hochpotent und hochrein. Mittlerweile gibt es für wenige hundert Euro schon mechanische oder elektrische Rosin-Pressen, die es sogar erlauben, durch genau definierten Druck verschiedene Qualitäten aus Blüten oder Haschisch zu gewinnen. Doch auch wer im Besitz eines Haushalts-Glätteisens ist, kann sich mit einfachsten Hilfsmitteln innerhalb weniger Minuten aus dem eigenen Gras oder Hasch ein sehr aromatisches und starkes Konzentrat quetschen. Man kann mit diesem einfachen Zauberstab durch eine Drei-Phasen-Extraktionsogar die Cannabinoide von den Terpenen trennen ( Kapitel 4
und 12
).
Explosive Extraktionsverfahren
Dann gibt es die hochprofessionellen Extraktoren, die mit Lösungsmitteln (meist Butan, Dimethylether oder auch Propan) arbeiten und mit denen man superpotente BHO-Konzentrate,also Wax, Shatter, Budder usw., aus Cannabis herstellen kann. Bis vor ein paar Jahren gab es im Hobbybereich lediglich Geräte für die offene Extraktion ( Open Blast). Die ist allerdings nicht ungefährlich und relativ unsauber, weil Feuerzeug- oder Campinggas, wie man mittlerweile weiß, neben Butan noch eine Menge Zusätze enthält, die niemand konsumieren möchte.
Deshalb empfehlen wir zur Extraktion mit hochexplosiven Lösungsmitteln wie Butan oder Propan die Verwendung eines geschlossenen Systems ( Closed Loop). Hier kann man das Lösungsmittel vor der Extraktion reinigen, und die Unfallgefahr minimiert sich um ein Vielfaches. Vor wenigen Jahren kosteten selbst kleine Closed Loops für den Hobbybereich noch mehrere tausend Euro. Mittlerweile gibt es für 500 bis 600 Euro schon Anlagen, mit denen sich die Erntereste einer kleinen Box in ein paar Stunden sicher und sauber veredeln lassen.
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