Christoph Bausenwein
Das Prinzip Uli Hoeneß
Ein Leben in Widersprüchen
VERLAG DIE WERKSTATT
»Man könnte zum FC Bayern
auch FC Hoeneß sagen.«
Franz Beckenbauer
»Er ist für mich kein Betrüger und kein schlechter Mensch.
Nur halt in vielen Dingen – wie ich auch – ein Schlamperl.«
Franz Beckenbauer (nach dem Gerichtsurteil gegen Uli Hoeneß)
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Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe 2014
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Lotzestraße 22a, D-37083 Göttingen
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Alle Rechte vorbehalten
Satz und Gestaltung: Verlag Die Werkstatt
Titelfoto: dpa/picture alliance
ISBN 978-3-89533-734-5
Inhalt
EINLEITUNG Die Geschichte des »Mister Bayern«
KAPITEL 1 Der ehrgeizige Aufsteiger
Uli Hoeneß und sein kurzer Weg auf den Gipfel
Anfänge im Ulm / Der forsche Jungstar / Olympia 1972 / Europameister, Europapokalsieger, Weltmeister / Ein verschossener Elfmeter
KAPITEL 2 Der umtriebige Macher
Uli Hoeneß und seine zahllosen Geschäfte
Der geschäftstüchtige Schüler / Zimmergenosse und Geschäftspartner / Spielerrevolte in München / Manager mit 27 / »Ich kriege zu viel Geld«
EXKURS Der Würstchen-Millionär
KAPITEL 3 Der gestresste Antreiber
Uli Hoeneß zwischen Triumphen und Krisen
Der Mann auf der Bank / »Real in Lederhosen« / Der sparsame Schwabe / Ein Flugzeugabsturz / Das kurze Glück auf dem europäischen Gipfel / Vizebayern statt Number One / Historisches Triple
EXKURS Der Gourmand
KAPITEL 4 Der wackere Steuermann
Uli Hoeneß und die Machtkämpfe bei den Bayern
Der größte Fehler / Gute Freunde / »Seine Tage sind gezählt« / Neue Balancen im Triumvirat / Späte Versöhnung mit Breitner / Ikone gegen One-Man-Show / Ein Lehrlinger und ein Obermahner
KAPITEL 5 Der fehlbare Manager
Uli Hoeneß und die Unwägbarkeiten der Transferpolitik
Wilderer bei der Konkurrenz? / Friedhof der Stürmer / Eine durchwachsene Bilanz / Schwierige Talentsuche / Millionenspiel / Financial Fairplay / Der Coup mit Pep
KAPITEL 6 Der bemühte Pädagoge
Uli Hoeneß und die Probleme der Menschenführung
Der Hunger von früher / Am Herz der Mannschaft / Gnadenloser Druck / Basler und andere Problemfälle / Frust und Lust mit den Talenten
KAPITEL 7 Der gewitzte Vermarkter
Uli Hoeneß als innovativer Marketing-Fachmann
»A profit every year« / Die Marke FC Bayern / Der Manager im Werbespot / Der Geschmack der Frauen / Der Fernsehmanager
KAPITEL 8 Der einsame Zauberlehrling
Uli Hoeneß als Opfer der Medien
FC Hollywood und die Matthäus-Querelen / Der sensationssüchtige Boulevard / Belgrad und die Folgen / Die fatale Affäre Daum
EXKURS Der Privatmann
KAPITEL 9 Der berechnende Bauchmensch
Uli Hoeneß und die Kunst der Provokation
»Keiner ist so verhasst wie ich« / Lieblingsfeind Lemke / Dauerzoff mit Daum / »Abteilung Attacke« / Alles Berechnung? / Der »Hammer« in Dortmund
KAPITEL 10 Der warmherzige Moralist
Uli Hoeneß als Gutmensch und kritischer Mahner
Freund der Spieler / Retter am Millerntor / Das Hoeneß’sche Bayern-Sozialwerk / Der Hobby-Politiker / Die Frage nach den Werten
KAPITEL 11 Der oberste Bayern-Fan
Uli Hoeneß als Patriarch der Bayern-Familie
Verein der Ex-Spieler / Der Chef als Fan / Fans als Hoeneß-Feinde / Wutrede auf dem Nockherberg / Stimmungsprobleme / Sehnsucht nach Heimat
KAPITEL 12 Der abgehobene Zocker
Uli Hoeneß als Börsenjunkie und Steuersünder
Was für ein Schock! / Selbstanzeige mit Tücken / Die Kunst des Aussitzens / Vor den Schranken des Gerichts / Das Urteil und der Rücktritt
NACHBETRACHTUNG Ein Unikatischer – streitbar und umstritten
Uli Hoeneß in der Statistik
Uli Hoeneß in Bildern
Der Autor
EINLEITUNG
Die Geschichte des »Mister Bayern«
Jeder kennt Uli Hoeneß, den heutigen Präsidenten und früheren Manager des FC Bayern. Jeder weiß, dass seine Bedeutung größer ist, als es irgendwelche Amts- oder Funktionsbeschreibungen ausdrücken können. Denn jeder weiß auch, dass Uli Hoeneß der erfolgreichste und markanteste Fußballmacher in Deutschland ist. Der Mann, der mit über 60 Jahren noch voll unter Strom steht, hat den FC Bayern geprägt wie kein anderer. Er hat ihn wirtschaftlich, sportlich und sogar als gesellschaftliches Ereignis zur Nummer eins in Deutschland und inzwischen auch zum absoluten Spitzenklub in Europa gepusht. Ohne ihn stünde der Klub mit Sicherheit nicht dort, wo er jetzt steht.
Hoeneß machte sich aber nicht nur als Wirtschaftsfachmann einen Namen, als Geldeintreiber, Vermarkter oder Bauherr der Allianz Arena, sondern er wirkte auch als Souffleur des Trainers, als Vertrauensperson für die Profis, als großzügiger Beschützer der Mühseligen und Beladenen sowie zuerst und vor allem als gute Seele des Vereins. »Hoeneß prägt Bayern München«, »Hoeneß lebt Bayern München«, »Hoeneß ist Bayern München« – so und ähnlich brachten die Kommentatoren das Wirken des Mannes auf den Punkt, der nicht nur Bayern München zu einer werthaltigen »Marke« gemacht hat, sondern auch selbst eine geworden ist. Mit der Bezeichnung »Patron Bavariae« schmückte ihn der »Kicker«, und sein Ehrentitel »Mister Bayern« ist heute so bekannt, dass jeder ohne Nennung des Namens weiß, wer damit gemeint ist.
Uli Hoeneß, der schon als pfeilschneller Offensivspieler sämtliche Titel gewann, die es zu gewinnen gibt, ließ die Serie seiner Erfolge nicht abreißen, als er 1979 nach dem vorzeitigen Ende seiner sportlichen Karriere als 27-jähriger Manager beim FC Bayern einstieg. Unter seiner Regie errangen die Münchner bis 2013 nicht weniger als 18 deutsche Meistertitel sowie zwölf Siege im DFB-Pokal, dazu kamen internationale Titel wie vor allem der zweifache Triumph in der Champions League. Als Spieler, Manager und Präsident holte Uli Hoeneß insgesamt mehr als 50 Titel.
Nicht weniger eindrucksvoll sind die in den über drei Jahrzehnten seiner Tätigkeit für den FC Bayern erzielten wirtschaftlichen Erfolge. Unter Hoeneß verwandelte sich der traditionell geführte Fußballklub in ein modernes Fußballunternehmen, das seinen Umsatz von 12 Mio. DM auf über 400 Mio. Euro steigerte. Mit seiner Fähigkeit, neue Entwicklungen immer frühzeitig zu erkennen und lange vor der Konkurrenz für seinen Klub zu nutzen, machte Hoeneß seinen FC Bayern zu einem Vorbild für innovative Vermarktungsstrategien, Kundenorientierung, solides Wirtschaften und Führungsstärke. Selbst für viele seiner Gegner steht außer Zweifel, dass Uli Hoeneß der beste Manager der Bundesliga war. Unumstritten sind auch seine Leistungen für den deutschen Fußball insgesamt. Hoeneß’ Vorreiterrolle bei der Aufrüstung des Fußballs zur Geldmaschine und sein Wirken als Medienmanager des deutschen Fußballs in den Verhandlungen um neue Fernsehverträge haben ihm den Ruf eines »Mister Bundesliga« eingebracht. Und innerhalb Europas sind die Bayern inzwischen ein Vorzeigeverein, der die Kriterien des »Financial Fairplay« so gut erfüllt wie kein zweiter.
Uli Hoeneß’ Leistungen stehen also völlig außer Frage, umstritten blieb er aber stets als Person und Charakter. Als eiskalter Seelenverkäufer, gnadenloser Kapitalist, gerissenes Schlitzohr, selbstherrlicher Machtmensch und arroganter Besserwisser wurde er in den Augen vieler Kritiker zum Sinnbild für unersättliche Gier und millionenschwere Bayern-Erfolgsbesessenheit. Indem er sich in zahllosen Fernsehinterviews als aggressiver Provokateur und dauerwütender Choleriker präsentierte, machte er sich für eine große Zahl von Bayern-Feinden zum Buhmann des deutschen Fußballs. Andere hingegen wollen in diesen Hassgesang nicht einstimmen und bewundern ihn als cleveren Taktiker, ideenreichen Pfiffikus, visionären Strategen und vorbildlichen Unternehmer. Diejenigen, die ihn näher kennenlernen konnten, beschreiben ihn als selbstkritischen und nachdenklichen, weltoffenen und toleranten, treuen und zuverlässigen, gefühligen und großherzigen Menschen, den eine stete Hilfsbereitschaft und ein enormes Engagement für wohltätige Zwecke auszeichne.
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