Sascha Theisen
NACH VORNE!
Lästernde Kiebitze, spielentscheidende Stadionwürste, betrunkene Vorstopper
TORWORT-Geschichten über Fußball
VERLAG DIE WERKSTATT
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Lotzestraße 22a, D-37083 Göttingen
www.werkstatt-verlag.de
Alle Rechte vorbehalten.
Umschlagfoto: Carl Brunn
Satz und Gestaltung: Verlag Die Werkstatt
ISBN 978-3-89533-732-1
Inhalt
Kabinenpredigt Kabinenpredigt „Nach vorne!“ Eigentlich kenne ich nur zwei Menschen, die diesen Satz rausgehauen haben, als gäbe es kein Morgen mehr: Der eine war mein Trainer in der D-Jugend von Düren 99 und hielt „Nach vorne!“ für ein tragfähiges Konzept, kleinen Jungs das große Spiel näherzubringen. Der andere steht jeden zweiten Sonntag hinter mir im Stadion und brüllt mir den Satz in Orkanstärke direkt in die Ohrmuschel. Wie auch immer – jedenfalls hat sich dieser Satz ordentlich bei mir eingebrannt, und als es darum ging, einen Titel für dieses Buch zu finden, war klar: Der Schinken kann nur „Nach vorne!“ heißen. Die Fußballlesereihe TORWORT gibt es mittlerweile seit mehr als sechs Jahren. Eine lange Zeit, in der wir Leute kennengelernt haben, die wir besser nie im echten Leben erlebt hätten. Leute, die eigentlich unsere Helden waren, diesen Kredit aber so schnell verspielten wie so mancher WM-Spieler 1982 seine WM-Prämie am legendären Schlucksee. Aber hey – das war es wert! Denn wir haben mindestens zehnmal so viele Leute getroffen, die wirklich grandiose Menschen sind und die uns gezeigt haben: Wir sind nicht die Einzigen, die den Fußball so sehen, wie wir ihn nun mal sehen. Wir haben Leute getroffen, für die Fußball mehr ist als ein Family-Event – Leute, die erotische Beziehungen zu ihrer Stadionuhr aufbauen, die als Kinder Europacup-Auslosungen mit Papierzetteln nachspielten oder die den Fußball so dermaßen ernst nehmen, dass sie mühelos über ihn lachen können. Es ist schön zu wissen, dass es nach wie vor eine ganze Menge solcher Verrückter gibt, und wenn wir den ganzen Kram nur gemacht haben, um euch kennenzulernen, hat sich schon alles gelohnt. Wir haben Geschichten über Fußball in Köln, Bern, Mönchengladbach, Aachen, Düren, Münster oder Berlin vorgelesen. Jede Lesung war ein Ereignis – egal, ob nun Simon Rolfes, Klaus Fischer, Hans Tilkowski, Erik Meijer oder Joachim Król neben uns am Mikro saßen. Und natürlich krachen wir weiter durch die Republik und wollen Dinge erfahren, die uns vom Hocker hauen und so noch nie in irgendeiner Zeitung gestanden haben. Trotzdem war es an der Zeit, das Beste von dem Zeug, das wir bis dahin gelesen hatten, endlich mal zu sammeln, zu ordnen und zu veröffentlichen. Das haben wir hiermit getan und hoffen, dass es euch gefällt – ob ihr nun schon einmal bei TORWORT wart oder nicht. Aber nur, damit das klar ist: Das war noch lange nicht alles! Wir sehen uns in der Hammond Bar im Kölner Süden oder bei einem unserer Auswärtsspiele. Ganz bestimmt! Bis dahin: Nach vorne! Sascha Theisen
Ralle im Nieselregen Endlich: Die Hitzewelle ist vorbei. Es geht auf den Herbst zu – nasskalter Nieselregen im Stadion, unten ein trostloses 0:0-Gekicke und neben mir mein Freund Ralle. Fußball, wie ich ihn liebe – halt mein Fußball! Ein Regentropfen läuft seine ultralange Nase runter, ihm ist kalt, er weiß: Morgen ist er erkältet. Ralle ist eigentlich kein richtiger Alemanne, er kennt nicht alle Spielernamen – höchstens fünf bis sechs – und den kicker liest er auch nicht, vom Tivoli-Echo oder In der Pratsch ganz zu schweigen. Aber er ist da und steht neben mir. Er fühlt sich wohl hier, denn irgendwie mag er es, wenn ihm etwas so richtig auf den Sack geht, und nirgendwo kann er das besser ausleben als hier am Tivoli – im Herbst – bei leichtem Nieselregen. „Da siehst du ’ne Scheiße!“ Ein neuer Tropfen läuft seine Nase runter und wölbt sich an deren Spitze. „Die sind doch das Allerletzte! Komm, wir hauen ab!“ Natürlich bleibt er da! „Das war das letzte Mal, dass ich zu der Scheiße mitkomme!“ Natürlich kommt er wieder mit beim nächsten Mal. Und egal, wie die Sache ausgeht, ob wir noch einen reinstolpern, verdientermaßen verlieren oder es torlos bleibt: Wenn Ralle vor mir grummelnd nach Hause geht und alle, mit denen wir da waren, sich über seine Mimik bei gebückter Haltung mehr freuen als über irgendeine Aktion in den 90 Minuten zuvor, dann weiß ich: In zwei Wochen bin ich wieder hier mit Ralle: am Tivoli – im Herbst – bei leichtem Nieselregen.
Sascha Theisen Endlich: Die Hitzewelle ist vorbei. Es geht auf den Herbst zu – nasskalter Nieselregen im Stadion, unten ein trostloses 0:0-Gekicke und neben mir mein Freund Ralle. Fußball, wie ich ihn liebe – halt mein Fußball! Ein Regentropfen läuft seine ultralange Nase runter, ihm ist kalt, er weiß: Morgen ist er erkältet. Ralle ist eigentlich kein richtiger Alemanne, er kennt nicht alle Spielernamen – höchstens fünf bis sechs – und den kicker liest er auch nicht, vom Tivoli-Echo oder In der Pratsch ganz zu schweigen. Aber er ist da und steht neben mir. Er fühlt sich wohl hier, denn irgendwie mag er es, wenn ihm etwas so richtig auf den Sack geht, und nirgendwo kann er das besser ausleben als hier am Tivoli – im Herbst – bei leichtem Nieselregen. „Da siehst du ’ne Scheiße!“ Ein neuer Tropfen läuft seine Nase runter und wölbt sich an deren Spitze. „Die sind doch das Allerletzte! Komm, wir hauen ab!“ Natürlich bleibt er da! „Das war das letzte Mal, dass ich zu der Scheiße mitkomme!“ Natürlich kommt er wieder mit beim nächsten Mal. Und egal, wie die Sache ausgeht, ob wir noch einen reinstolpern, verdientermaßen verlieren oder es torlos bleibt: Wenn Ralle vor mir grummelnd nach Hause geht und alle, mit denen wir da waren, sich über seine Mimik bei gebückter Haltung mehr freuen als über irgendeine Aktion in den 90 Minuten zuvor, dann weiß ich: In zwei Wochen bin ich wieder hier mit Ralle: am Tivoli – im Herbst – bei leichtem Nieselregen.
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