Swany Swanson - Unter kalten Duschen

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So hatte sich Jona seinen Sommer nicht vorgestellt – weil sein bester Freund die Semesterferien über verreist, soll er dessen Ferienjob bei den Duvalls übernehmen. Das bisschen Babysitten ist zuerst kein Problem. Doch dann bekommt er es mit Tristan, dem arroganten Erstgeborenen der Duvalls, zu tun. Nach einer anfänglichen Eiszeit kocht die Stimmung zwischen den ungleichen jungen Männern hoch. Als sie erkennen, dass sie einander ähnlicher sind als erwartet, ist ihre Zeit fast schon abgelaufen. Und dann passiert ein schrecklicher Unfall.

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«Fiona meinte, du seist auf der Akademie, deshalb …»

«Architektur.»

«Wie deine Eltern also. Gefällt …»

«Ich habe abgebrochen», beendete Tristan mein Verhör. «Ich mochte daran eigentlich nur das Zeichnen.»

«Oh, cool.»

«Cool, ja», sagte er mit hörbarer Ironie und spazierte zurück zur Tür. Seine Überheblichkeit ärgerte mich. Bitte, dann kein Smalltalk mehr. Sollte mir recht sein und so kam ich übergangslos zur Sache, wenn er es schon nicht tat.

«Also. Kann ich irgendwas für dich tun?»

Nicht einmal das schien er beantworten zu wollen und lehnte sich stattdessen lieber in den Türrahmen. War er auf Drogen? Ich wollte die Frage schon wiederholen, als er sich dann doch zu einer Antwort herabließ. Oder besser zu einer Gegenfrage. «Hat Fiona gesagt, wann sie wieder da ist?»

«Nein. Vielleicht am Wochenende.»

«Und mein Vater?»

«Von ihm weiß ich nichts.»

Ich beobachtete, wie Tristan den Kopf in den Nacken kippte und ziemlich sicher mit den Augen rollte. «Sonst noch was?», fragte ich nicht minder genervt.

«Es ist kein Klopapier mehr da.»

Ich rollte die Unterlippe ein. «Okay, ich lese noch den Satz zu Ende und gehe dann Neues kaufen.»

«Bestens.»

Das war’s. Ein episches Ende für einen epischen Dialog.

Ich beendete den Satz nicht. Als er weg war, knallte ich mein Buch zu. Ihr würdet euch garantiert prächtig verstehen, hörte ich Fiona in Gedanken sagen. Dann stand ich auf und ging Klopapier kaufen.

3

Draußen herrschten Temperaturen, die locker mit der Tropenhitze Mexikos mithalten konnten. Als ich vom Einkaufen in die Villa zurückkehrte, war ich völlig durchgeschwitzt. Die Brühe lief mir am Rücken hinunter und sogar meine Kniekehlen fühlten sich feucht an. Ich hatte bisher nicht einmal gewusst, dass man dort schwitzen konnte.

Ich stellte zuerst die Einkäufe kalt, verteilte Klopapier auf sämtliche Bäder und beschloss zur Feier des Tages dem Pool im kühlen Keller einen Besuch abzustatten. Nach der vergangenen Nacht und dem zähen ersten Wortwechsel mit meinem neuen Mitbewohner hatte ich mir eine kleine Belohnung verdient, fand ich.

Also schnappte ich mir die vorsorglich eingepackte Badehose aus meinem Koffer und stiefelte gut gelaunt in den Keller. Auf halber Treppe blieb ich wie angewurzelt stehen. Ich hörte ein verdächtiges Wasserplätschern. Aus der Traum von einer tristanfreien Villa.

Zähneknirschend beobachtete ich von der Kellertreppe aus, wie mein blonder Bilderbuchinternatsschüler eine letzte Bahn kraulte und sich dann aus dem Becken schwang. Wie in einem Werbeclip. Und das, obwohl er wahrscheinlich nicht einmal wusste, dass er einen Zuschauer hatte. Gott, ich hasste den Kerl.

Als ich sah, wie der halbe Pool Tristan nach draußen folgte und meinen frisch geputzten Boden unter Wasser setzte, vergaß ich, dass ich gerade noch kehrtmachen wollte. «Hey», rief ich und gab meine Deckung auf. «Kannst du nicht ein bisschen aufpassen?»

Tristan wandt suchend den Kopf herum. Mit schief gelegtem Kopf schüttelte er sich das Wasser aus dem Ohr und machte ein verständnisloses Gesicht.

«Was willst du?»

Auf dem Weg zu seinem Handtuch verteilte er noch mehr Pfützen im Raum und mir platzte der Kragen. Ich eilte die Treppe hinunter und zeigte auf die Wasserlache. Die Geste bekam Tristan allerdings nicht mit, weil er sich mit dem Handtuch das Gesicht trocknete. «Der Boden», schimpfte ich deshalb hinterher. «Hier ist alles nass!»

Mein Ärger prallte völlig an ihm ab. «Ist doch nur Wasser», sagte er schulterzuckend und trocknete sich die Haare, die nass viel dunkler wirkten.

Ich wusste nicht, woher plötzlich die Hitze kam, die sich von Neuem in mir ausbreitete. Mit eiserner Disziplin zwang ich meinen Blick, auf Augenhöhe zu bleiben und nicht an Tristans Körper herabzugleiten. Seinem halbnackten Körper, wie mich mein verschwommenes Blickfeld sogleich korrigierte.

«Ich habe eben erst saubergemacht», erklärte ich mit merklich nachlassender Schärfe.

An den hochschnellenden dunklen Augenbrauen erkannte ich, dass Tristan offenbar keine natürliche Platinschönheit war. «Oh.» Mit gespieltem Bedauern sah er sich um. «Da wirst du wohl noch mal drüberwischen müssen.»

«Schönen Dank auch.»

Abermals legte er den Kopf schief und musterte mich, während er sein Ohr ins Handtuch drückte. «Warum bist du noch mal hier?»

«Ich passe auf das Haus auf», sagte ich und konnte kaum meinen Blick von dem Sehnenspiel seines Halses nehmen.

«Ach ja. Schätze, dann ist das dein Job. Saubermachen.» Tristans Bernsteinaugen waren so undurchdringlich wie auf dem Familienporträt. Unmöglich zu sagen, ob er sich über mich lustig machte oder das ernst meinte. Sein Blick machte mich nervös. Obwohl er das zu spüren schien, machte er keine Anstalten, mich zu erlösen. Es dauerte mehrere quälende Herzschläge, bis er wieder den Mund öffnete.

«Beweg dich.» Ich brauchte ein paar Augenblicke, um zu begreifen, wie dreist der Befehl war. Wahrscheinlich blinzelte ich wie ein Idiot, so fassungslos war ich. Tristan blieb völlig ruhig. «Deine Schuhe.»

Ich folgte seinem Blick zu meinen Füßen und schreckte zusammen, da ich die braune Suppe bemerkte, die sich um meine Schuhe auf den nassen Fliesen verteilt hatte. «Scheiße, Scheiße, Scheiße.» Aufgeregt bückte ich mich, um meine Sneaker aufzuschnüren.

Tristan wich zurück, als ich vor ihm den Diener machte. Fuck, ich hatte die schmutzigen Sohlen völlig vergessen. Und statt mich zu warnen, hatte mich dieser Armleuchter nur angestarrt. «Kein Stress, Kleiner. Mach langsam.»

Dass er mich ‹Kleiner› nannte, obwohl er garantiert nicht viel älter war, war so verdammt herablassend, dass ich nur noch rasender wurde. Wütend kickte ich einen Schuh in seine Richtung und zerrte anschließend so fest an dem anderen Schnürriemen, dass ich das Gleichgewicht verlor. Der eine Fuß war noch immer in der Luft und fand in der Kürze der Zeit auch keinen Halt auf dem rutschigen Boden, sodass ich ins Straucheln kam, nach hinten schlingerte und rücklings im Pool landete.

Erschrocken riss ich die Augen auf. Ich tauchte nur kurz unter Wasser, doch die Kälte kroch durch jede Schicht meiner Kleider und ließ mich nach Luft schnappen. Ich planschte im Wasser herum wie ein Schiffbrüchiger und brauchte mehrere Sekunden, um mich zu orientieren. Meine nassen Klamotten waren so schwer, dass es furchtbar anstrengend war, die paar Meter zurück zum Rand zu schwimmen. Prustend klammerte ich mich dort fest. Tristans Spott-Applaus hallte von allen Wänden auf mich nieder.

«Astreine Leistung.»

«Fick dich.» Ich spuckte Wasser aus und riss ihm das angereichte Handtuch aus der Hand. Das war ganz klar seine Schuld!

Meine Sprachwahl erheiterte ihn offenbar noch mehr. «Sauber. So wie du redest, solltest du dir gleich noch mal den Mund ausspülen.»

«Sehr witzig.»

«Ich lass dich in Ruhe saubermachen. Oh, apropos.» Tristan kniete sich wie zu einem Kind vor mir nieder. Mit dem Daumen deutete er in Richtung Dusche und ich hätte ihm am liebsten sein elendes Grinsen aus dem Gesicht gerissen. «Vor dem Schwimmen immer erst abduschen. Hat Fiona dir sicherlich gesagt.»

Ich machte die Augen schmal und schlug meine Faust so heftig aufs Wasser, dass ich mein gelenkig aufspringendes Gegenüber mit den letzten Spritzern erreichte.

«Vorsicht, ja. Du machst am Ende noch den Boden nass.»

Er lachte. Ich hasste das Geräusch jetzt schon.

4

Ich musste quasi den ganzen Poolbereich noch mal putzen, nachdem erst Tristan und danach ich alles unfreiwillig vollgetropft hatten. Den einen Schuh hatte ich zu allem Überfluss im Pool verloren, sodass ich danach tauchen musste.

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