1 ...8 9 10 12 13 14 ...45 »Castlebar ist nicht einmal nötig«, sagte Kate. »Laß doch die Richter ein paar von den wahrscheinlichsten Schurken festnehmen und ins Gefängnis von Ballina werfen. Und wenn sie bei der Auswahl zu vorsichtig sind, werden sie den Schaden davontragen. Es wirkt Wunder, einen Kerl ins Gefängnis zu sperren und ihm die Peitsche unter die Nase zu halten.«
»Das ging vor vierzig Jahren, Kate. Jetzt gehört eine Anklage dazu.«
»Bist du denn nicht jetzt das Gesetz in Killala? Ist die Miliz von Tyrawley nicht das Gesetz? Wieso hast du sonst das bitter nötige Geld für rote Uniformen aus dem Fenster geworfen?«
»Das ist doch etwas ganz anderes«, sagte Cooper, plötzlich steif. Er schien auf seinem Stuhl zu wachsen. »Die Miliz ist gegründet worden, um diese Baronie für Seine Majestät den König zu halten.«
»Was immer das heißen mag«, sagte Kate beißend.
»Nun, du weißt, was das heißt. Es ist unsere Aufgabe, diese Küste gegen die Franzosen zu verteidigen und diese Baronie vor Rebellen zu schützen.«
Kate mußte plötzlich lachen. »Hört ihn Euch an, Tim. Hört ihn Euch an!« Sie packte Fogartys Arm, als wollten sie gemeinsam ihr Urteil über ihren Mann fällen. »Ich schwöre bei Gott, daß alle Männer Kinder sind.«
Alle, außer ihrem Vater.
»Du Riesentrottel«, sagte sie zu Cooper. »Was ist denn ein Whiteboy anderes als ein Rebell?«
»Aber nicht gegen die Krone«, erklärte Cooper und zwang sich zur Geduld. »Hast du denn keine Ohren im Kopf? Hast du nichts über den Süden dieser Insel und ihren Norden gehört? Die Bauern haben sich gegen die Krone erhoben. Sie haben Wexford zerstört. Die Engländer mußten eine Armee herüberschicken, um sie niederzuschlagen. Gott sei Dank gibt es in Mayo keine United Irishmen, es gibt keine Rebellen. Es gibt nur Whiteboys.«
»Nur Whiteboys«, wiederholte Kate verächtlich. »Es sind die Whiteboys, nicht die Rebellen von Wexford, die dich nackt und hungrig auf die Straße jagen können. Die Whiteboys rebellieren gegen dich, und du hast hundert Männer, die dir ihre roten Jacken verdanken.«
Cooper schüttelte den Kopf. »Ein Whiteboykrieg mitten in der Rebellion. Mein Gott, was für ein Land!«
»Kaum ein Unterschied«, meinte Kate. »Dieses Jahr Whiteboys, nächstes Jahr Rebellen. Wenn es jemals in Mayo eine Rebellion gäbe, wären dann deine Whiteboys nicht mittendrin?«
»Doch, bei Gott«, antwortete Cooper.
»Na also! Nimm deine Miliz und stell die Baronie auf den Kopf. Bring den Zorn Gottes auf dieses Pack herab. Das hätte dein Vater getan. Er war ein gemeiner, gelbhäutiger Protestant, aber er wußte, wie er mit Whiteboys umzugehen hatte.«
»Kannst du mir nicht zuhören, wenn ich dir erkläre, daß die Zeiten meines Vaters vorbei sind, und die Zeiten deines Vaters erst recht? Ich bin von Dublin aus eingesetzt und Dublin verantwortlich.«
»Du hast einfach Angst, die Miliz einzusetzen, nicht wahr? Warum muß ich dir sagen, was du zu tun hast? Sprich mit Dennis Browne. Er ist der High Sheriff von Mayo und Parlamentsabgeordneter für Mayo und Bruder von Lord Altamont. Wenn es einen Mann gibt, der Mayo mit einem Fingerschnippen regieren kann, dann ist es Dennis Browne.«
»Dennis Browne, ja?« Er lachte und wandte sich an Fogarty, der mit einem Lächeln reagierte. »Du weißt wenig über die Angelegenheiten deines eigenen Ehemannes. Erst vor fünf Jahren standen Dennis Browne und ich auf dem Feld und schossen mit Pistolen aufeinander.«
»Nein, das wußte ich wirklich nicht. Was war denn in euch beide gefahren?«
»Es berührte die Ehre einer jungen Dame. Und damit ist genug über diese Angelegenheit gesagt.«
»Es berührte die Ehre einer Dame?« wiederholte Kate. »Das ist doch der einzige Teil einer Frau, den Dennis Browne niemals berühren würde. Er ist genauso schlimm wie MacCarthy unten in Killala.«
»Es gab gewisse Umstände«, erklärte Cooper. »Sehr delikate Umstände. Aber alles war aus und vorbei, als ich dich kennengelernt habe, Liebste.«
»Darauf kannst du dich verlassen«, sagte Kate.
»Aus und vorbei«, wiederholte Cooper. »Aber es gibt wenig Zuneigung zwischen uns. Ach, und was konnte er denn je mit Leuten wie mir oder Gibson oder Saunders oder den anderen kleinen Grundbesitzern anfangen? Er interessiert sich nur für die reichen Männer, für seinen Bruder, den Hohen Lord und ihresgleichen. Und sein Bruder und er selber sind da draußen in Westport sicher.«
»Niemand wird sicher sein.« Kate biß sich nachdenklich auf die Lippe. »Gibt es denn hier niemanden, auf den er hört?«
»Nur einen«, antwortete Cooper. »George Moore von Moore Hall.«
»Ein gutaussehender Mann«, sagte Kate. »Ist nicht sehr gesellig, aber er ist ein gutaussehender Mann. Und er ist römisch-katholisch.«
»Die Brownes sind doch selber halbe Papisten. Sie sind weder Fisch noch Fleisch. Und George Moore ist verrückt. Ein Mann, der mitten in Mayo sitzt und Bücher schreibt, ist verrückt.«
»Anders als du«, sagte sie, »hat er nie versucht, Dennis Browne umzubringen, und anders als du gehört er zum Landadel!«
»Landadel, ja? Bei Gott, das ist eine feine Rede für Mick Mahoneys Tochter.«
»Schön, daß sie dir gefällt. Ich kann dir noch viel mehr erzählen.«
»Fogarty, warum zum Teufel sitzt Ihr hier und glotzt bessere Leute als Euresgleichen an, während die Angelegenheiten der Baronie diskutiert werden? Der Tee ist eiskalt, und Paddy Joe und sein Sohn stehen unten am Weidezaun und fragen sich, wie sie einen Stein auf den anderen legen sollen, ohne daß er wieder herunterfällt.«
»Das wollte ich gerade sagen, Captain. Das wollte ich gerade sagen. Ich werd mich sofort um sie kümmern.« Er erhob sich und zeigte dann auf den Brief. »Mrs. Cooper hat allerdings recht, Captain. Sie müssen jetzt gestoppt werden. Ihr habt gesehen, an wen sich dieser Brief richtet. Nicht an Euch allein. ›An die Grundbesitzer und die Mittelsmänner der Baronie‹, fängt er an. Das ist die echte Whiteboysprache, und es muß ausgemerzt werden, wie Euer Vater das in den alten Zeiten gemacht hat.«
Cooper behielt die Tür im Auge, bis sie geschlossen war. Fogarty hatte gut reden. Vor dreißig, sogar noch vor zwanzig Jahren hätte sich sein Vater ein paar muntere junge Protestanten gesucht – oder besser noch, seine Lieblingspapisten, die MacCaffertys – und Tyrawley auf den Kopf gestellt. Jetzt war nichts mehr klar. Vielleicht gehörte Cooper nicht zum Landadel. Vielleicht war er nur ein Bauer, der versuchte, in einem harten Land seinen Boden zu halten. Selbstmitleid schwoll wie ein weicher Schwamm in seiner Brust an. Er quetschte ihn aus.
»Vielleicht gehöre ich nicht zum Landadel, Kate, aber ich werde dazu gezählt. Ich habe ein Bild von meinem Urgroßvater an der Wand hängen. Nicht deine großen Lords haben seit Cromwells Tagen Mayo für die Krone gehalten. Es waren Männer wie ich und Gibson, und schön hat man uns dafür gedankt. Als deine großen Lords in England waren, haben Männer wie mein Urgroßvater die Straßenräuber vertrieben. Männer wie wir haben Mayo genommen und gehalten.«
»Dann solltest du es auch weiter halten.«
»Wie denn? Was zum Teufel soll ich denn machen?«
»Geh nach Ballintubber und bitte George Moore, mit Dennis Browne zu reden. Und dann schickst du diesen Schurken deine Miliz auf den Hals.«
»Mein Gott, was bist du bloß für eine Frau! Du hättest als Mann geboren werden sollen.«
»Dann würde ich mich in deinem Bett aber schön ausmachen. Ich bin eine Frau, und das weißt du sehr gut. Mir ist es doch egal, Sam, ob du zum Landadel gehörst oder nicht. Wenn du so aufgewachsen wärst wie ich, Sam, als Papistin unter Papisten, hättest du die Nase voll von solchem Gefasel. Jeder O und jeder Mac reitet darauf herum, wie groß sie in den Zeiten vor Cromwell waren und wieviel Land er ihnen weggenommen hat. Wenn du all dieses Land zusammenlegtest, würde Mayo so weit ins Meer hineinreichen, daß du auf Croagh Patrick stehen und bis nach New York sehen könntest. Das ist alles aus und vorbei. Jetzt geht es um das Land, und wem es gehört. Ich will, daß wir Mount Pleasant behalten, und wenn wir aus jeder Rute Landes eine Weide machen müssen.«
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