„Grosser Gott! entsetzlich!“ stöhnte Rüdiger auf, „vollständige Gehirnerweichung! Man hat derartige Erscheinungen sehr oft, ehe Katastrophen eintreten, nicht wahr, mein lieber Doktor, Sie kennen auch derartige Fälle?!“
„Gewiss“, nickte dieser selbstbewusst, „die bekannte Encephalomalacia, bei Verschluss der Schlagadern eines Bezirkes, kennzeichnet sich durch langsame Abnahme der Geisteskräfte.“
„Grossartig“, bewunderte der Graf, „vortrefflich bewandert, dieser Doktor! Ja, meine Herren, ich fürchte, da werden wir uns auf ganz ungeheuerliche Dinge gefasst machen müssen!“
„Das wäre ja alles, was noch fehlte!“
„Hm ... haben wir uns das etwa gefallen zu lassen!“
„Nun ... was in meinen Kräften steht, um alles gut zu machen, was mein Vetter an Ihnen und der Stadt hier versäumt, meine Herren, soll geschehen. Vor allen Dingen will ich mich sofort persönlich bei dem Herzog melden lassen, um es durchzusetzen, dass Angerwies Garnison wird!“
„Hurra! — Hurra!“
„O bitte, jubeln Sie nicht zu früh, meine Freunde! Willibald hat sehr viel in dieser Angelegenheit versehen, indem er sich nie für die Sache verwandt hat! Er, als Majoratsherr, hätte dem Herzog gegenüber ganz anders energisch vorgehen können, wie ich jetzt, der ja eigentlich gar nichts mit der Angelegenheit zu thun hat. Ich fürchte auch, daran werden meine Bemühungen scheitern! Ja, wenn ich Majoratsherr wäre — oder für meinen minderjährigen Sohn als Vormund sprechen könnte — ja dann!!“ Atemlos lauschte man im Kreise.
Endlich stiess der Bürgermeister heraus. „Nun, Herr Graf — und könnten Sie denn das nicht jetzt schon werden?“
Rüdiger zuckte die Achseln: „Willibald lebt ja noch, meine Herren.“
„Aber er ist geisteskrank!“
„Ja, gewiss, er ist verrückt!“
„Man muss ihn in ein Narrenhaus bringen und Ihren Sohn als Erben proklamieren, Herr Graf!“
Das Eis war gebrochen, in wildem Durcheinander klangen die Stimmen und auf Rüdigers fahle Wangen traten zwei rote Flecken höchster, fieberhafter Erregung. Er senkte die Wimpern über die Augen, um seine verräterisch aufblitzenden Blicke zu verbergen. Dann seufzte er tief auf, streckte jählings dem Bürgermeister und Doktor die Hände hin und rief voll schmerzlicher Extase: „Ja, meine Herren, könnte man dem armen Geisteskranken die Wohlthat anthun, ihn in eine Anstalt zu bringen, so wäre Angerwies gerettet und könnte blühen, wachsen und gedeihen zu einer Stadt ersten Ranges! — Nicht an mich denke ich — ich habe es nicht nötig — sondern nur an Angerwies und seine Bewohner, wenn ich erkläre — es würde ein Glück sein, könnte mein beklagenswerter Vetter einem Irrenhause überwiesen werden!“
„Ja, ein Glück, ein Glück für ihn und uns!“ hallte es im Kreise. „Erbarmen Sie sich, Herr Graf, helfen Sie uns, dass es geschehe!“
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