SevillaSevilla, Ort ist 14 kurze Meilen vom Meer entfernt6, und über den Fluss GuadalquivirGuadalquivir (Betis), Fluß können Schiffe von 150 Tonnen7 zur Stadt gelangen. Der Fluss ist der Bevölkerung sehr nützlich, dort wächst edelster Wein8. Es gibt Malvasiawein im Überfluss9, und die Oliven sind so dick wie bei uns die Damaszenerpflaumen, die „Spilling“ heißen10. Man kann es schwer glauben, wenn man es nicht sieht. Der Graf und königliche Präfekt in Sevilla heißt Juan de SilvaJuan de Silva y Téllez de Meneses († 1464), erster Gf. von Cifuentes, Graf von CifuentesCifuentes, Ort11. Er gab uns auf unsere Bitte hin Geleitbriefe, um die Grenze von KastilienKastilien, L. zu überschreiten, und versprach, uns alles mögliche Gute zu erweisen.
Der KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) reformierte in SevillaSevilla, Ort viele Klöster12, darunter das der Minderbrüder, die in Aufruhr und unter Verwendung ihrer Privilegien den König öffentlich exkommunizieren ließen. Der König erlaubte sogar, dass diese Exkommunikation jeden Sonntag verkündet wurde, blieb jedoch fest bei seinem Vorsatz. Nachdem er durch Geduld von der Fessel seiner Exkommunikation befreit war, verpflichtete er die Mönche, die Observanz zu beachten. Der König wollte auch für Gerechtigkeit sorgen und beauftragte alle Rechtsträger, bei den öffentlichen Sitzungen unter den Arkaden zu stehen; und die Namen der Kläger sollten in einem Register unter Hinzufügung ihrer Entschädigungen neben ihren Namen erfasst werden, denn früher hatten sie die Armen in ihren Häusern schwer ausgepresst13.
In SevillaSevilla, Ort gab es vor der Eroberung durch den König so viel Hass, dass nachts niemand sicher draußen gehen konnte. Die Leichenträger kamen sogar nachts in die Häuser und nahmen wie Diebe Gold, Schmuck und alles mit, was sie fanden. Es gab in der ganzen Provinz keinen sicheren Ort, weder innerhalb noch außerhalb der Mauern. Oh glorreicher König, der mit seiner starken Hand dem allem ein Ende setzte!
Über die Kartause zur Heiligen MariaSevilla, OrtSanta María de las Cuevas / La Cartuja, Kl., die „Kofes“ genannt wird
Außerhalb der Mauern von SevillaSevilla, Ort, auf der anderen Seite des GuadalquivirGuadalquivir (Betis), Fluß nach Westen hin, steht ein beachtenswertes Kartäuserkloster, das Santa Maria de las CuevasSevilla, OrtSanta María de las Cuevas / La Cartuja, Kl. genannt wird1. Es ist ein sehr vornehmes Gebäude mit einem so schönen Refektorium und Tischen aus schneeweißem Marmor, von denen sie essen, dass es nichts Besseres gibt. Und wie schön die KapelleSevilla, OrtSanta María de las Cuevas / La Cartuja, Kl.Capilla de Santa Ana, K. des Kapitels ist! Es gibt edelste Zellen und darüber Schlafräume, schöne Gärten und Kreuzgänge, die vor den Zellen bestens angelegt wurden. Im Mittelpunkt befindet sich ein lieblicher Garten mit verschiedenen Figuren aus Myrte, Apfelsinenbäumen und Jasmin, wie man kaum glauben kann. Ich sah auf ihrem Friedhof auch einen Baum mit sehr großen Blättern, deren Breite zwei und deren Länge 4 Fuß betrug. Sie sagten, dass es eine Platane sei, aber dem ist nicht so, weil er in der Höhe nicht breiter wird. Sie glauben, dass sie weder Früchte noch Samen je gesehen hätten. Ihre Blätter jedoch sind sehr grün und ähneln sehr stark in der Form dem Hibiskus2.
Außerhalb des KlostersSevilla, OrtSanta María de las Cuevas / La Cartuja, Kl. und der Zellen werden zwei sehr große Gärten durch zwei Maultiere (mit Wasser) aus dem Fluss GuadalquivirGuadalquivir (Betis), Fluß bewässert. Es sind, wie ich wiederhole, wunderschöne Gärten mit Zitrusfrüchten, Apfelsinen, Granatäpfeln, Feigen, Mandeln, Wein und Birnen; die Früchte hingen noch an den Bäumen. In der Tat habe ich nie schönere Gärtlein gesehen. Die Bewässerungskanäle sind vorzüglich angelegt. Die Konversen haben ebenso einen eigenen Kreuzgang mit marmornen Säulen und kleinen, wunderschön angelegten Gärtlein sowie ihre wunderbar angelegten Wohnstätten. Zu jener Zeit gab es 40 Patres und 30 Konversen. Und der Pater Prior war ein sehr ehrwürdiger Mann, alt und gelehrt; er wohnte in einer eigenen Wohnung mit einem sehr schönen Kreuzgang. Wir sahen ebenso ihren langgestreckten Keller, in dem es 93 sehr große Amphoren gab, die mit Wein gefüllt waren. Ich glaube, dass zwei Nürnberger Fässer etwa drei Amphoren entsprechen. Sie enthielten einen köstlichen Wein wie den Malvasier. Wir sahen auch den Tabernakel hinter dem Hauptaltar, der so sehr mit Gold, Silber und Elfenbein verziert war, dass es unbeschreiblich ist. Sie warteten uns in wunderbarer Weise mit verschiedensten Ehrerbietungen auf. Nachdem die Erlaubnis gegeben war, betraten sie mit uns den Garten und versicherten, dass unsere Gebräuche, religiöse Praktiken, Kleider, Spiele und viele andere Dinge sie sehr erfreut hätten. Ich glaube, abgesehen von der Kartause in PaviaPavia, Ort3, gibt es keine schönere. Außerdem sind sie sehr reich. Sie erhalten viertausend Dukaten an jährlichem Einkommen. Die Lebensmittel sind dort ebenfalls sehr billig, weil die ganze Baetica Baetica (Hispania Betica), röm. Provinz sehr fruchtbar ist.
Über das königliche SchlossSevilla, OrtAlcázar in SevillaSevilla, Ort
Das Schloss von SevillaSevilla, Ort wurde von Grund auf von König AlfonsAlfons X. der Weise, Kg. von Kastilien und León (1252– 1284) errichtet1, dem Autor der Tafeln zu den Himmelsbewegungen2, dessen Vater FerdinandFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516)3 Sevilla aus den Händen der Mauren befreite. Dieses SchlossSevilla, OrtAlcázar ist sehr groß, etwas kleiner als die Befestigung der AlhambraGranada, OrtAlhambra in GranadaGranada, Ort. Es ist im gleichen Stil gebaut mit den Palästen, Hallen, Wegen und Wasserläufen; es ist verziert mit Marmor, Gold und Elfenbein, obwohl es nicht so große Marmortafeln gibt. Die äußere Anlage gleicht jedoch nicht derjenigen in Granada, denn das Schloss liegt in einer Ebene. Aber es hat 6 oder 10 Gärten, große und kleine, mit Zitronenbäumen, Zitrusfrüchten, Apfelsinenbäumen, Myrten und fließendem Wasser, dass man es nicht beschreiben kann. In jenem Schloss wurde der Sohn des KönigsFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) geboren, der künftige Herrscher4, und wir sahen den Raum seiner Geburt. Damals litt die KöniginIsabella I., Kg. von Kastilien und León (1474–1504), Gemahlin Kg. Ferdinands II. von Aragón unter der kurzen schmerzhaften Entbindung. Die Sevillaner erwarteten die Ankunft ihres Königs, und deshalb pflasterten sie ihre Straße und richteten vieles. Der König baut zurzeit viele neue Gebäude, restauriert die alten zerstörten Häuser und bereitet drei Wohnungen für sich, für seinen Sohn und für die Königin vor. Diese drei sind so einzigartig, vorzüglich und adäquat eingerichtet, dass niemand sie tadeln kann. Wir sahen auch viele andere Dinge. Als wir das Schloss verließen, stiegen wir zu einer in der KathedraleSevilla, OrtSanta María de la Sede, K. erhöht gelegenen KapelleSevilla, OrtSanta María de la Sede, K.Capilla Real, K. hinauf. Dort hörten wir die Messe und sahen die vorzüglichen Gräber der Könige von KastilienKastilien, L.5. Der König FerdinandFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) III. von Kastilien verehrte besonders die Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi. Er war fest davon überzeugt, dass er mit ihrer Hilfe Sevilla zurückerobern könne. Deshalb ließ er sich ein Bild aus Holz anfertigen, das in allen Gliedmaßen beweglich war, und auch ein Bild Christi, wie er in der Wiege sitzt, ebenso beweglich. Seit alters her gab es in deren Moschee ein Bild der seligen Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi6, das diese den Christen weggenommen hatten. Keiner hatte gewagt, es zu zerstören, der Blinden, Tauben und Behinderten wegen. Schließlich erhielt der König im Traum eine Weisung, dass man dieses Bild in besonderer Weise verehren solle und innerhalb kürzester Zeit würde Sevilla fallen. Dies tat er, und in wenigen Tagen ergab sich Sevilla. Seit dieser Stunde verehrte er (Ferdinand III.Ferdinand III. der Hl., Kg. von Kastilien und León (1217–1252)) die selige Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi ehrfürchtig, nichts war wichtiger. Immer, wenn er in eine Schlacht zog, nahm er dieses Bild mit sich, das aus Gold und Silber gefertigt war, und erreichte durch dessen Wunderkraft vieles.
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