Über den Ausgang aus GranadaGranada, Ort – die Stadt AlhamaAlhama de Granada, Ort
Am 27. Oktober verließen wir diese glorreiche Stadt und durchquerten etwa drei Meilen lang eine schöne Ebene. Sodann kamen wir endlich nach Bergüberquerungen zum Kastell von AlhamaAlhama de Granada, Ort, das sehr gut befestigt ist und oben auf einem Berge liegt. Dort in der Nähe sahen wir einige schöne Thermen mit klarem und heißem Wasser. Dieses Wasser hinterließ, als ich es probierte, nichts anderes als den Geschmack eines äußerst angenehmen Wassers. Der König von GranadaGranada, Ort errichtete dort ein schönes Marmorgebäude mit drei wunderschönen Bögen im oberen Teil und mit Gauben auf dem Dach, dass es wunderbar anzusehen ist. Die Stadt von Alhama gehört zu den ersten, die der edelste Marquis von CádizRodrigo Ponce de León († 1492), Marquez de Cádiz, Historiograph auf Rat und unter Führung einiger Christen, die dort viele Jahre lang in harter Kerkerhaft gefangen gewesen waren, während einer Nacht eroberte, nachdem er einige Treppen heraufgegangen und Hunderte von SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) getötet hatte1. Es gäbe viel über diesen nun gestorbenen edelsten Grafen zu erzählen, über die Dinge, die er gegen die Sarazenen vollbrachte2. Alhama ist 7 Meilen von Granada entfernt.
Über die Seestadt Vélez-MálagaVélez-Málaga, Ort
Am 28. desselben Monats bestiegen wir in der Früh höchste Berge, durchquerten Täler und gingen endlich in Richtung Meer hinunter; nach 6 großen Meilen erreichten wir dort die großartige Stadt Vélez-MálagaVélez-Málaga, Ort. Sie ist ziemlich groß und an der Meeresküste gelegen. Auf einem Berg steht eine sehr edle Festung, deren Übergabe der königliche Geist durch Gewalt und Aushungern erreichte1. Die Böden sind sehr fruchtbar, es gibt im Übermaß Öl, Feigen, Mandeln, Färberpflanzen und andere Früchte, die ich gesehen habe.
Über die Stadt MálagaMálaga, Ort
Am 29. desselben (Monats) verließen wir morgens das Meeresufer und kamen nach 5 Meilen in MálagaMálaga, Ort an, einer großen Seestadt, die gut bevölkert und für ihren HafenMálaga, OrtHafen bekannt ist. Dieser Weg war wegen der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) außergewöhnlich gefährlich, die während der Nacht, durch Winde begünstigt, aus dem Barbarenland kommen und, weil sie Ortskenntnisse besitzen, alle berauben und abführen, die sie vor Sonnenaufgang antreffen. An jenen Tagen wurden einige Hirten und 5 Bauern verschleppt1. Wir kamen an der Küste entlang zu Pferd von VélezVélez-Málaga, Ort nach Málaga und sahen große Mengen von Aloe2, aus denen ein Aloesirup für die Leber hergestellt wird. Die Pflanze hat lange und feste Blätter mit einer großen Wurzel, ähnlich wie das Blatt der Iris, aber sehr fest und knorrig. Sie verstärken diesen Saft mit einer Koloquinte. Der Apotheker von GuadalupeGuadalupe, Ort gab mir einen großen Vorrat von dieser Pflanze.
Die Stadt ist rund, ja fast eher triangulär angelegt und so groß wie NördlingenNördlingen, Ort. Während der Herrschaft der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) hatte sie siebentausend Häuser. Es gibt zwei wunderbare Häfen in Form von Halbkreisen mit drei sehr stark bewehrten Türmen an den Ecken3. Beim westlichen Hafen stehen ein großes Gebäude mit sieben Bögen, um die Schiffe und Galeeren unterzubringen und eine wunderbare Moschee mit 113 freistehenden Säulen, inzwischen ist es ein Bischofssitz.
Abb. 3:
Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 431, fol. 155v
Die wichtige Hafenanlage Málagas, nicht weit vom muslimischen Nordafrika entfernt, war durch zwei Becken und drei Türme gesichert, wie die Zeichnung verdeutlicht.
Die Stadt hat auch drei Klöster: der Minderbrüder, der Prediger und eine neue Gründung der Minderbrüder, welcher der Aragonese Bruder Bernhard BoilBernardo Boil/Bernal Boyl († 1507), zeitweise Sekretär Kg. Ferdinands des Katholischen, Gelehrter und Diplomat vorsteht. Er wurde als wirklicher Entdecker nach IndienIndien, L. entsandt4. Und er war mit uns in MadridMadrid, Ort beim König ausgesprochen vertraut5. Er erzählte mir viel von den [entdeckten] Inseln. Der Konvent liegt im Süden der Stadt in einer fruchtbaren Ebene mit Gärten, die früher üppig waren, nun aber durch die Belagerungszeit zerstört sind. In der Hauptmoschee ließ der KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) ein wunderbares Altarbild6 zu Ehren des heiligen JohannesJohannes der Täufer, († um 29), Hl. des Täufers errichten, der sein Patron ist. Gemalt ist der König mit einer Tafel in der Hand, die die Aufschrift trägt: Non nobis domine etc., und die KöniginIsabella I., Kg. von Kastilien und León (1474–1504), Gemahlin Kg. Ferdinands II. von Aragón hat folgende Aufschrift: Benedicta sit sancta trinitas et indivisa unitas que fecit misericordiam nobis 7.
Über die Burgen MálagasMálaga, Ort
Am Fuß eines Berges im Osten der Stadt steht ein sehr edles und großes KastellMálaga, OrtAlcazaba, gut befestigt und mit vielen Eisentüren und verschiedenen Schlössern versehen1. Oh, wie lieblich ist die Aussicht auf das Meer! Es gibt unter anderem drei Grotten oder drei große Verließe, die in das sehr harte Gestein geschlagen sind, wie auch in GranadaGranada, Ort2, in denen die christlichen Gefangenen bewacht wurden. Nachdem wir den Herrn Kastellan3 der Burg erreicht hatten, empfing uns dieser dank unserer vorgenannten Empfehlungsschreiben4 sehr freundlich und ließ uns durch einen Bediensteten zur Befestigung der höher gelegenen Burg führen, die auf einem Berggipfel zwischen zwei Mauerreihen steht5. Oh welch schönes und gut befestigtes Kastell! Von dort kann man bei freiem Himmel leicht AfrikaAfrika, L. und das berberische Land erkennen. Ich schätze eine Entfernung von etwa 15 kleinen Meilen6. Wir sahen auch eine kleine königliche Moschee und erlesene Monumente mit einigen sehr schönen Beispielen von Mosaiken im Stil der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime)7.
Über den vom König von KastilienKastilien, L. errungenen Sieg über MálagaMálaga, Ort
Die Lage, der Seehafen und die zwei uneinnehmbaren Burgen machten MálagaMálaga, Ort zu einer sehr befestigten Stadt1. Der KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) belagerte sie sechs volle Monate2 vom Lande und vom Wasser her. Er schnitt alle Versorgung ab und unterwarf sie dem Aushungern, so dass die Wachen über den Mauern täglich nur zwei Unzen an Brot ausgaben, und die Armen, ja auch die anderen, sich gezwungen sahen, Brot herzustellen, indem sie Holz und die oberen Teile der Dattelpalmen – wo sie relativ weich sind –zum Mahlen gaben. Schließlich verließen fünftausend SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) mit ihren Frauen die Stadt über das Meer in Richtung auf die westlich gelegenen Küstengebirge, die noch voll von Sarazenen waren3. Aber das Heer von König FerdinandFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) verhinderte dies, tötete viele von ihnen und zwang die anderen wieder zurück in die Stadt. Schließlich übergaben sie sich in die Huld des Königs, der fünftausend Menschen einzeln verkaufte, einen für 30 Dukaten, mit der Maßgabe, dass jeder sich mit weiteren 30 Dukaten freikaufen könne4. Nachdem die Stadt erobert worden war, leisteten (die Bewohner der) Burg noch fünfzehn Tage Widerstand. Schließlich ergaben sie sich auch. Es wäre noch viel hierüber zu schreiben, so zum Beispiel, wie ein gewisser Sarazene, der unter ihnen als heilig galt, aus Málaga floh und sich in das Heer des Königs einreihte. Er verletzte einen gewissen Grafen Don Álvaro von PortugalÁlvaro de Portugal-Braganza / Álvaro de Braganza y Castro († 1504), portugiesischer Adliger, Exilant5 tödlich, von dem er glaubte, dieser sei der König. Diesen Álvaro, dessen Bruder FerdinandFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) der König von PortugalPortugal, L.6 enthaupten ließ7, sah ich in MadridMadrid, Ort und sprach mit ihm. Der Sarazene wurde von den Christen in kleinste Teile zerstückelt8.
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