Am 16. September kamen wir nach NarbonneNarbonne, Ort, vier Meilen von BéziersBéziers, Ort entfernt; es ist eine sehr alte Stadt. Sie gliedert sich in zwei Stadtteile, die in der Mitte ein schiffbarer Fluss trennt. Und eine imposante Brücke zeichnet sich durch Überdachung und Bögen aus: auf ihr wird viel Handel und Verkauf betrieben. Die Stadt ist nun zunächst ausgesprochen groß und berühmt. Sie ziert eine erhabene Kirche, die dem heiligen Justus geweihtNarbonne, OrtSaint-Just-et-Saint-Pasteur, K. ist. Ebenso ist die Mauer jener Stadt so massiv, so dick, aus gigantischen Steinquadern zusammengesetzt, dass Du meinen könntest, sie sei dem Theater im italienischen VeronaVerona, Ort nachempfunden7. Im anderen Stadtteil, Richtung Westen, gibt es eine vornehme Kirche, die zu Ehren des heiligen Paulus SergiusPaulus (Paulus Sergius) (3. Jh.), Hl.,Narbonne, OrtSaint-Paul-Serge, K. gegründet wurde, dem ersten Bischof von Narbonne, einem Schüler des Apostels PaulusPaulus, († nach 60), Apostel, Hl., von dem er auch getauft wurde8. Es sind in der vorgenannten Kirche Kollegiatkanoniker, die Gott mit ausreichend Ehrfurcht lobpreisen.
II. Von PerpignanPerpignan, Ort bis AlhamaAlhama de Murcia, Ort
Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 431, fol. 110v
Am 17. September kamen wir, nachdem wir 9 Meilen geritten waren, von NarbonneNarbonne, Ort in die edle Stadt PerpignanPerpignan, Ort. Sie liegt am Fuße des PyrenäengebirgesPyrenäen, Gebirge in einer sehr schönen Ebene, die 7 Meilen breit und ebenso lang ist; sie wird im Norden, Osten und Westen von den PyrenäenbergenPyrenäen, Gebirge umgeben, im Süden vom Meer1. Die Ebene wird Grafschaft von RoussillonRoussillon, L. genannt. Dort gibt es Städte, Burgen und Befestigungsanlagen, etwa 100, und die Hauptstadt ist Perpignan. Das edelste Land bringt die verschiedenartigsten Früchte hervor, hauptsächlich den hervorragenden Süßwein, der Muskateller heißt.
Diese Stadt ist meiner Meinung nach genauso bekannt wie UlmUlm, Ort, vor allem wegen seiner Kaufleute und wegen seiner Tuche aus feiner Wolle2. Die edelste unter den übrigen Kirchen ist der Jungfrau MariaPerpignan, OrtSainte-Marie de la Real, K.Maria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi geweihtPerpignan, OrtSainte-Marie-de-la-Real, K., sie wurde neu erbaut, ist aber noch nicht vollendet. Niemals habe ich größere Bögen gesehen. Ich glaube, dass ihre Breite derjenigen der SebalduskircheNürnberg, OrtSt. Sebald, K. in NürnbergNürnberg, Ort entspricht, die nur durch einen einzigen Bogen abgeschlossen wird. Wir waren außerhalb der Stadt, in der Nähe der Mauer untergebracht, im Haus eines gewissen Ritters namens Don SigibertSigbert, Ritter, Gastgeber in Perpignan, dessen Haus so großartig war, dass man glauben konnte, es sei ein Kastell oder Palast. Jenseits des Hauses gegen Norden lagen zwei äußerst große und sehr schöne Gärten. Sie waren wie Umgänge und Kreuzgänge der Klöster in DeutschlandDeutschland, L. angelegt. Alle Wandelgänge waren von verschiedenen Arten edelster Rebstöcke umgeben, die Seiten aber mit unterschiedlichen Bäumen umsäumt. Das Quadrat des ersten Gartens maß an einer Seite 232 Schritte, und beim anderen waren es 223. Welch großen Raum diese zwei Gärten einnahmen! Jene Gärtlein waren mit den verschiedensten Arten von Obstbäumen bepflanzt, die in jenen Gegenden zu wachsen pflegen. Im September, der Zeit, als wir dort waren, wuchsen dort viele Granatäpfel, Apfelsinen, Trauben, Feigen, Mandeln, Nüsse, Pfirsiche und unzählige andere Obstsorten. Wahrhaftig, ein aufmerksamer Beobachter könnte sich im Paradies wähnen. Durch einen klug angelegten Aquädukt wurden diese Gärten sehr einfach mit dem Wasser eines vorbeiströmenden Flusses bewässert. Eine Stunde würde nicht genügen, um all diese schönen Dinge aufzuzählen. Niemals haben wir ähnliche Gärten gesehen. Das Gefolge des Ritters versicherte uns, dass alle Fremden, die sich dort aufhielten, noch nie etwas Ähnliches gesehen hätten.
Diese Grafschaft gehört seit 30 Jahren zur Jurisdiktion des Königs von FrankreichLudwig XI., Kg. von Frankreich (1461–1483), der sie als Beute vom König von Aragón erhielt. Aber im Jahr der Eroberung von GranadaGranada, Ort forderte sie der König von SpanienSpanien, L. ein, der französische König gewährte ihm dies gern, und nun ist sie unter spanischer Herrschaft3.
Am 19. September verließen wir PerpignanPerpignan, Ort. Nachdem wir drei Meilen am Fuß der PyrenäenPyrenäen, Gebirge entlanggegangen waren, gelangten wir zu einem Kastell, das den Namen VolonLe Boulou / Volon, Ort (Le Boulou) hat. Wir drangen durch einen sehr unwegsamen und rauen Weg weiter in das Gebirge ein, ließen rechts La GuardiaLaguardia, Ort, eine schöne Befestigung und eine hohe Bergspitze zurück, und nachdem wir die Pässe schließlich überquert hatten, gelangten wir nach KatalonienKatalonien, L., zunächst nach La JunqueraLa Jonquera / La Junquera, Ort und schließlich nach FigueresFigueras, Ort.
Am 20. September, nachdem wir fünf Meilen seit FigueresFigueras, Ort gegangen waren, erreichten wir die alte und edle Stadt, die GironaGirona / Gerona, Ort genannt wird. Sie hat einen Bischofssitz und eine berühmte KathedraleGirona, OrtSant Feliu, K., wo der heilige NarcissusNarcissus († 307), Bf. von Girona, der erste Erzbischof (!), durch Wunder hervorsticht4. Es sind zwei Stadtteile, die ein recht sauberes Flüsschen trennt.
Über die Stadt BarcelonaBarcelona, Ort
Am 21. dieses Monats, nachdem wir seit GironaGirona / Gerona, Ort 14 Meilen gegangen waren, kamen wir zu der edelsten Stadt BarcelonaBarcelona, Ort, die an den Ufern des Balearischen Meeres liegt und die Hauptstadt ganz KataloniensKatalonien, L. ist. Ihre Mauern sind aus behauenen Quadersteinen erbaut. Mit Zinnen, Bollwerken und Türmen ist die hervorragend bewehrte Stadt bis zu den Stränden des Meeres bestens umgeben.
Sie liegt in einem wunderschönen Becken, das im Süden vom Meer begrenzt wird und im Osten, Westen und Norden von einigen fruchtbaren Bergen in der Art eines Halbkreises umgeben ist. Am Ufer des Meeres ist diese ehrwürdigste Stadt BarcelonaBarcelona, Ort erbaut worden. Sie hat, wie ich schon sagte, ein stark befestigtes Mauerwerk, das sie ganz umgibt. Gleichsam in der Mitte, auf einem kleinen Berg, steht die wunderbare und hervorragende Kathedral- und Bischofskirche, die dem Heiligen KreuzBarcelona, OrtKathedrale Santa Cruz y Santa Eulalia gewidmet ist1. Dieser Bau ist außergewöhnlich. Im Umgang gibt es mehr als 20 Altäre mit vergoldeten Altarbildern, eine exzellente Bibliothek und einen Garten mit Apfelsinenbäumen, Zitronenbäumen und Zypressen. Man zeigte uns in dieser Kirche große Schätze. Unter anderen Dingen gibt es dort eine wunderbare Monstranz für den Leib des Herrn, die aus etwa 94 Mark reinen Goldes besteht; sie ist mit so vielen Perlen und wertvollen Steinen verziert, dass man nur staunen kann2. Die Kirche ist ebenso in bewundernswerter Art gebaut. Unter dem Chor liegt die Krypta, wo der Leichnam der Heiligen Jungfrau EulaliaEulalia von Barcelona († 303), Hl. ruht, die von DiokletianG. A. Valerius Diocletianus / Diokletian († 312), röm. Ks. (284–305) mit dem Martyrium ausgezeichnet wurde3. In dieser Krypta leuchten kontinuierlich 20 Lampen. Ich stieg auf den höchsten Turm und betrachtete wie in einem Spiegel die Stadt und ihre Lage. Welch wunderbares Schauspiel! Die Stadt hat innerhalb und außerhalb ihrer Mauern in einem Umkreis von etwa zwei Meilen mehr als 30 Männer- und Frauenklöster, und ich glaube, dass die Stadt zweimal größer als NürnbergNürnberg, Ort ist. Zum größten Teil sind alle Häuser aus Quadersteinen konstruiert. Aber vom Tor des heiligen AntoniusBarcelona, OrtPortal de Sant Antoni bis zum Meer im Westen ist die Stadt voll mit Gärten, Feldern und lieblichsten Anpflanzungen von Granatäpfeln, Zitronen, Nüssen, Apfelsinen, Datteln, Disteln, Pinien, Weinreben, Pfirsichen und anderem. Der Boden ist fruchtbar. Nahe dem Tor des Heiligen EngelsBarcelona, OrtPortal de l’Àngel im Norden steht das Kloster der Minderbrüder, das den Namen zur heiligen Maria JesusBarcelona, OrtSanta María de Jesús, Kl. hat. Oh, welch schöner Bau mit einer ausgewählten Bibliothek, Mönchszellen, weiterhin Gärtlein, Quellen und Bächlein (zur Bewässerung) der verschiedenen Obstbäume.
Читать дальше