Werner Ryser - Geh, wilder Knochenmann!

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Als der elfjährige Simon am späten Nachmittag des 20. Septembers 1859 aus der Dorfschule ach Hause kommt, ist die Wohnstube des Auenhofs voller Menschen – Mägde, Knechte, Nachbarinnen, Nachbarn. Sie treten zur Seite und öffnen ihm eine Gasse. Der Vater liegt auf dem Tisch. Seine Kleider zerrissen und schmutzig, sein blutverkrustetes Gesicht bleich.
Der Roman erzählt die Geschichte dreier Emmentaler Geschwister, die früh ihre Eltern verlieren und damit auch ihr Zuhause, den Auenhof. Esther muss dem neuen Besitzer als Magd dienen, Jakob kommt zu einer Pflegefamilie, und Simon, der Jüngste, der den Hof geerbt hätte, wird verdingt. Doch Simon lässt sich nicht brechen. Er träumt davon, dass er später einmal sein Glück in einem Land jenseits der Berge finden würde. Am 18. Mai 1866 bricht er zusammen mit seinem Bruder in Langnau auf in Richtung Georgien…

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Nach der Predigt traf sich Esther wie üblich hinter der Kirche mit Simon am Grab der Eltern. Sie umarmte den Bruder. Die grosse Schwester war die einzige, der er solche Zärtlichkeiten erlaubte. Der Junge schnupperte. Sie roch nach Frühling. Lydia Amsoldinger, Jakobs Pflegemutter, hatte ihr zu Weihnachten ein Fläschchen mit Maiglöckchenessenz geschenkt und ihr gesagt, die Jungfern in der Stadt Bern würden damit bei festlichen Gelegenheiten Handgelenke und Ohrläppchen betupfen. Offenbar war Pfingsten ein solcher Anlass.

Jenseits der Mauer, die den Gottesacker umfriedete, lag das Pfarrhaus mit seinem Garten, wo Jakobs Staffelei stand. Vielleicht wollte der Bruder am Nachmittag die Schrattenfluh malen, die im Südosten den Horizont abschloss. Ihre schwarzen Felsen hoben sich vom blauen Himmel ab, über den Schönwetterwolken zogen.

Als sie unter ihrer Schürze die in ein Tuch eingeschlagenen Esswaren hervorzog, um sie Simon zu geben, legte sich schwer eine Hand auf ihre Schulter. Erschreckt fuhr sie herum. Hinter ihr stand Viktor Diepoldswiler. Von den Geschwistern unbemerkt, war er ihnen nach dem Gottesdienst hierher gefolgt und hatte sie beobachtet. Ruhig nahm er Esther das Paket aus den Händen, öffnete es und betrachtete, die rechte Braue hochgezogen, die beiden Dauerwürste, das grosse Stück Käse, den Streifen Speck und die gedörrten Apfelringe, die aus der Speisekammer des Auenhofs stammten. «Deine Schwester verschenkt anderer Leute Eigentum», sagte er zu Simon, der ihn unerschrocken anstarrte. «Du magst es behalten, als Gabe von deinem Vetter – Hungerleider!» Er warf ihm alles vor die Füsse.

Während der Junge auf allen vieren seine Schätze barg, packte Viktor Esther am Oberarm und zerrte sie über den Friedhof, an der Kirche vorbei und die Treppe hinunter zum Bärenplatz. Obwohl sie sich heftig sträubte und laut zeterte, lockerte er auch in der Marktstrasse, wo die Leute stehen blieben und ihnen verwundert nachstarrten, seinen Griff nicht. Er führte sie wie eine Gefangene über die Brücke der Ilfis hinunter in die Schwemmebene, vorbei an den Schachenhäusern zum Auenhof, und liess sie erst los, nachdem er sie in seine Kammer gestossen und die Tür hinter sich verschlossen hatte.

Es war das Zimmer von Esthers Eltern. Hier war sie vor siebzehn Jahren zur Welt gekommen. Hier war die Mutter bei der Geburt ihres vierten Kindes gestorben, das, als sie es aus ihrem Schoss gepresst hatte, bereits tot war. Hier, auf demselben Bett, hatte man vor zwei Jahren die Leiche Hannes Diepoldswilers aufgebahrt. Hier stand der schwere Tisch aus Eichenholz, an dem der Vater Einnahmen und Ausgaben ins grosse Haushaltbuch eingetragen hatte. Und hier, vor diesem Tisch, hatte sie jeweils Rede und Antwort stehen müssen, wenn sie gegen eines seiner Gebote verstossen hatte.

So wie jetzt. Viktor hatte Platz genommen und musterte die Base aus zusammengekniffenen Augen, während sie mit puterrotem Gesicht vor ihm stand, mühsam gegen Tränen der Wut und der Scham kämpfend.

«Du hast mich bestohlen, Mädchen», sagte er jetzt. Mädchen – als sei sie ein unartiges Kind. «Seit einiger Zeit beobachte ich, wie du meine Speisekammer plünderst. Weisst du, was man hierzulande mit Dieben macht?»

Esther biss sich auf die Lippen und starrte trotzig zu Boden.

«Eine wie dich sperrt man ins Gefängnis, und wenn du endlich wieder freikommst, findest du keine Stelle mehr. Wer will schon eine, die sich an fremdem Besitz vergreift? Auch einen anständigen Mann wirst du nicht finden», fuhr er fort, «höchstens einen Vaganten oder Landstreicher, einen, der auch im Loch gewesen ist. Ihr werdet weiter betrügen und stehlen, irgendeinmal werdet ihr jemanden totschlagen, um ihn zu berauben, so wie die vier Mörder von Signau, und schliesslich werdet ihr im Zuchthaus oder auf dem Schafott enden.»

Wenn Viktor geschrien hätte oder getobt, wie seinerzeit der Vater, wäre alles weniger schlimm gewesen. Aber er sprach ganz ruhig, sagte ihr ein Schicksal voraus, das unausweichlich schien, ein Schicksal als Verworfene. Esther fiel die Mutter ein, die fromm gewesen war und die sie stets angehalten hatte, nicht vom rechten Pfad abzuweichen. Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte.

«Heulen nützt auch nichts», meinte Viktor. «Ich werde dich dem Landjäger übergeben müssen, du wirst die heutige Nacht in der Zelle im Gemeindehaus verbringen, morgen kommst du dann ins Gefängnis nach Burgdorf.»

«Nein», schluchzte Esther, «nicht ins Gefängnis. Ich habe ja nichts für mich genommen. Es war alles für Simon, der bei seinem Meister Hunger leiden muss.»

«Du hast gestohlen», sagte Viktor unbarmherzig. Er legte zwei Finger seiner linken Hand unter ihr Kinn. «Schau mich an, Mädchen.» Durch einen Tränenschleier nahm sie wahr, dass seine Augen seltsam glänzten.

«Du weisst, dass du Unrecht getan hast, dass du eine Diebin bist und dass du bestraft werden musst?»

«Ja», schniefte sie, «aber bring mich nicht ins Gefängnis.» Obwohl es ihr unangenehm war, dass er sie anfasste, wagte sie nicht, sich zu bewegen.

«Du möchtest lieber, dass ich dich bestrafe, als dich der Polizei zu übergeben?» Seine Stimme klang jetzt heiser. Er hatte sich vom Stuhl erhoben. Gross und massig stand er vor ihr. Er zwang sie, den Kopf in den Nacken zu legen und ihm ins Gesicht zu schauen.

«Ja.» Esther schrie es beinahe. «Alles, nur nicht ins Gefängnis.»

«Nun, du hast es gewollt. Beug dich über den Tisch.»

Sie glaubte nicht recht gehört zu haben. Als Kind war sie auf diese demütigende Weise vom Vater gezüchtigt worden. Später hatte es nur noch Maulschellen abgesetzt, wenn sie ihm Anlass zum Zorn gab.

«Wird’s bald?», knurrte der Vetter. «Oder soll ich dich auf die Gemeinde bringen?»

Esther legte den Oberkörper auf die Tischplatte. Mit den Händen klammerte sie sich an der Kante fest. Entsetzt realisierte sie, dass Viktor, was der Vater nie gemacht hatte, ihr Rock und Unterrock über die Hüfte hochschlug, so dass sie ihm den nackten Hintern präsentierte. Sie presste die Beine zusammen und biss sich auf die Unterlippe. Er sollte sie nicht schreien hören. In Erwartung des Schmerzes spannte sie alle Muskeln an. Würde er sie mit einem Stock schlagen oder mit einem Riemen?

Aber nichts dergleichen geschah. Stattdessen hörte sie das Geräusch raschelnder Kleider, hörte, wie der Vetter schwer atmete, spürte, wie er sich über sie beugte, wie er seinen Fuss zwischen ihre Knöchel schob, wie er sie zwang, die Beine breitzumachen. Sie starrte über den Tisch hinweg aus dem Fenster hinüber zur Dürsrüti, wo, wie ihr seltsamerweise einfiel, die schönsten Weisstannen weit und breit wuchsen. Ein Teil des Waldes, der jetzt im Besitz Viktors war, hatte ihrer Familie gehört, so wie der Auenhof mit seinen Feldern, Äckern und dem Weideland.

Ein Schmerz, der sie zu zerreissen drohte, liess Esther aufschreien. Aufschluchzend trommelte sie mit den Fäusten auf die Tischplatte, als sie spürte, wie warmes Blut ihre Oberschenkel nässte und die Beine hinunterlief.

Endlich liess Viktor von ihr ab. Benommen richtete sie sich auf, bedeckte mit fahrigen Bewegungen ihre Blösse, ballte die Fäuste.

«Schau dir an, was du angerichtet hast», fuhr sie der Vetter an, der sich die Hose zuknöpfte. Auf dem Boden glänzte eine Blutlache. «Du holst jetzt eine Bürste und einen Eimer und bringst die Sauerei in Ordnung!»

Esther taumelte aus der Kammer. Ihr Unterleib schmerzte. Jeder Schritt tat ihr weh. Nach einer Weile kam sie zurück, liess sich auf die Knie nieder und begann die Tannenbohlen zu schruppen.

Viktor stand vor ihr, schaute auf sie hinunter. Seine zwei von schwarzem Tuch umhüllten Beine standen wie Säulen vor ihr. Der Boden war längst sauber. Sie schruppte weiter, bewegte die Bürste, die sie immer wieder in den Eimer tauchte, hin und her, als könne sie so ungeschehen machen, was geschehen war, als könne sie sich von ihrer Befleckung reinigen.

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