„Deine Eltern werden sich wundern, denn so einen lieben Sohn haben sie sicher noch nie gehabt!“ Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen machte sich das freundliche Wesen von dannen.
Verwirrt hockte der verwandelte Junge an Ort und Stelle. Der einstige Mensch betrachtete seinen Körper, fuhr mit der Fingerspitze über die Zähne und bedachte die flauschigen Schlappohren mit einem Aufschrei. „Komm zurück! Was hast du mit mir gemacht?!“, schrie Timi-Hase aufgebracht.
Im selben Moment klingelte seine Armbanduhr, die mit dem Fell und den Ohren gekommen war. Vorsichtig drückte er auf einen der Knöpfe und sogleich verwandelte sich das Zeigerblatt in ein Bild.
„Wo bist du denn? Die Kinder warten!“, sagte Marsi eisern.
Timi verdrehte die Augen. „Keine Ahnung und die Kinder sind mir gerade völlig egal!“
Das konnte Marsi Huhn nicht auf sich sitzen lassen und so suchte sie ihren Freund. Schon nach wenigen Minuten war sie bei ihm. „Was ist los?“, quietschte sie aufgeregt.
„Ich bin nicht der Osterhase, du komisches Federvieh!“, zischte er.
Marsi trat zurück und begann mit Gackern. „Was heißt das nun wieder?“
Timi zupfte genervt an seinen Ohren herum. „Dein Freund hat mich in diesen Fellball verwandelt, weil ich seine Geschenke als zu wenig empfand.“
Nun begann Marsi zu lachen. „Dann ist es deine Strafe und er verwandelt dich erst zurück, wenn du deine Aufgabe gut gemacht hast!“
Und so folgte Timi dem Huhn und arbeitete als Osterhase für einen Tag. Er beschenkte die Kinder und erfreute sich an ihrem Lachen. Er kümmerte sich um die bunten Eier und bemalte teilweise selbst, damit alles schneller ging.
Am Ende kam er an einem Haus vorbei, wo ein kleines Mädchen namens Luna wohnte. Sie erinnerte ihn stark an sich selbst und so begann er sich zu schämen. Denn Luna hatte nur einen großen Hasen als Kuscheltier erhalten und war unzufrieden. Fluchend rannte sie durch den Garten und drückte das Kuscheltier in den Dreck. Doch für Timi war es nun einmal unmöglich gewesen noch mehr zu tragen und so senkte er seinen Kopf und ging nach Hause.
Wie die Henne Marsi es vorausgesagt hatte, verwandelte der Hase den Jungen zurück.
„Es tut mir leid“, flüsterte Timi verlegen. „Wenn du nächstes Jahr mal Hilfe brauchst, dann komm einfach vorbei. Ich wusste einfach nicht, was da alles dran hängt!“
Nun wurde der Osterhase aufmerksamer. „Heißt das du würdest mir wirklich helfen?“
Timi nickte und brachte ein überzeugendes Lächeln hervor. „Nur noch eine Sache. Da gibt es ein Mädchen namens Luna, sie hätte diese Verwandlung auch mal nötig!“
Der Hase verschränkte die Arme vor dem flauschigen Bauch. Dann zwinkerte er dem Jungen zu und sagte: „Ich werde es mir merken!“
Und so endete ein wundervolles Osterfest. Ein Kind wurde eines besseren belehrt und gewann einen neuen Freund. Und im nächsten Jahr würde der Osterhase einem anderen Menschen zeigen, dass auch sein Leben nicht einfach ist, er aber dennoch alles tut, um liebe Kinder zu beschenken!
Marie-Luis Rönisch wurde am 26.02.1993 in Großröhrsdorf geboren. Zurzeit besucht sie die 12. Klasse des Ferdinand-Sauerbruch-Gymnasiums. Neben dem Schreiben interessiert sie sich auch für Musik und Schauspiel. Im Moment schreibt sie an unterschiedlichen Werken aus dem Bereich Kinder- und Jugendliteratur (Fantasy).
*
Die Sonne strahlt im Blumengarten,
Kinder können’s kaum erwarten.
Wenn’s Frühling ist in Feld und Wald,
dann kommt der Osterhase bald!
Bunt bemalte Ostereier
laden ein zur Osterfeier.
Der Osterhas’ hat viel zu tun,
hat keine Zeit, um auszuruh’n!
Mit seinen Helfern werkelt er,
und tolle Verstecke müssen her!
Im tiefen Wald unterm Eichenbaum
ist Osterhäschens Werkstattraum!
Hier entstehen tolle Sachen,
die allen Kindern Freude machen!
Doch viel Zeit hat er nicht mehr, nein,
denn bald wird Ostersonntag sein!
Endlich erwacht der Ostertag,
den Groß und Klein so gerne mag!
Schnell aus dem Bett will jedes Kind,
und seh’n, wo Osterhäschens Verstecke sind!
Wenn dann gefunden all die bunten Eier,
kommt die große Osterfeier!
Denn nach dem vielen Eiersuchen,
gibt’s zur Belohnung Kaffee und Kuchen!
Danach gehen wir spazieren dann,
und dabei es passieren kann,
dass wir sehen den Osterhas’,
er ruht sich aus im grünen Gras!
Wir sagen ihm leise „Dankeschön,
bis zum nächsten Jahr, auf Wiedersehen!“
Cosima Konrad, Jahrgang 1976, schreibt seit 2002. Ihr erstes Gedicht „100 Jahre“ erschien im Dezember 2008 in der Papierfresserchen-Anthologie „Polkappen – Die letzte Scholle“. Seitdem wurden verschiedene Gedichte und Kurzgeschichten in weiteren Anthologien veröffentlicht.
*
Ulrich Münzer sah erst das weiße Blatt in seinen Händen, dann das gelbe Ding zu seinen Füßen erschrocken an. „W … was bist du?“, stotterte er.
„Sieht man das nicht?“, fragte das Ding verschmitzt. „Ich bin ein Ge-Stern!“ Ulrich schien immer noch nicht zu verstehen. Gerade noch hatte er die Kinderzeichnung auf dem Blatt angestarrt und plötzlich stand da ein leibhaftiger sprechender Stern! „Ich bin hier, weil du dir doch gewünscht hast, deinem Sohn Nico einen echten Stern zu schenken. Wenn du meine kleine Aufgabe erfüllst, gehöre ich dir“, erzählte der Stern weiter.
Ulrich dachte zwar, er sei verrückt, doch trotzdem fragte er nach. „Und … was für eine Aufgabe wäre das?“
Der Ge-Stern lächelte: „Ich werde dich in die Vergangenheit zurückschicken, um genau zu sein, einen Tag zurück.“
Ulrich sagte überrascht: „Ach so! Ich verstehe! Ge-Stern – gestern!“
„Ja, richtig“, nickte der Stern. „Meine Aufgabe lautet: Sorge dafür, dass dein Sohn nicht weinend einschläft!“
Unwohl dachte Ulrich an den gestrigen Abend zurück. Er hatte Nico ganz schön angemeckert, weil er ihn mit Fragen gelöchert hatte. Das tat ihm jetzt furchtbar leid. „Also gut, einverstanden“, sagte er deshalb.
Der Stern verschwamm vor seinen Augen, alles drehte sich und plötzlich war Ulrich wieder im Wohnzimmer, sein kleiner Sohn saß ihm gegenüber und fragte: „Papa, was ist der Frühling?“
Diesmal legte Ulrich seine Zeitung weg und sah den kleinen Jungen an. „Weißt du, das ist die Zeit, in der alle Tiere, die im Winter geschlafen haben, aufwachen, und in der die Bäume Blätter kriegen und die Blumen wachsen. Außerdem wird es im Frühling meistens wärmer.“
Danach brach ein ganzer Schwall von Fragen aus dem Jungen heraus und Ulrich beantwortete alle ganz gelassen. Nico war ziemlich stolz auf seinen Papa, der so schlau war und einfach alles wusste! Am Abend schlief er lächelnd ein.
Ulrich saß zufrieden auf dem Sofa, nahm das Blatt mit dem Stern in die Hand und sagte: „Siehst du? Aufgabe gelöst!“
Der Stern zwinkerte ihm zu, löste sich von dem Blatt und blieb neben ihm auf dem Teppich liegen. Aber diesmal wurde das Blatt nicht weiß, sondern wieder erschien Ulrichs Kinderzeichnung. Er hob den leuchtenden Stern vom Boden auf und lief in das Zimmer seines Sohnes. „Guck mal Nico!“, rief er. „Der ist für dich!“
Der kleine Junge lag schon im Bett, mit funkelnden Augen sah er den Stern an und fragte: „Du, Papa, was ist das denn für einer?“
„Das, mein Junge, ist der Ge-Stern!“, verkündete der Vater stolz.
„Aha … schön. Danke …“, sagte Nico schlapp. „Leg ihn einfach dorthin. Gute Nacht, Papa.“
Ulrich war total verdutzt. Er legte den Stern ab und ging wieder ins Wohnzimmer. Zuerst dachte er, dass Nico einfach undankbar und frech wäre, doch da erschien wieder der sprechende Stern vor ihm und sagte: „Dein Sohn ist nicht undankbar, er wünscht sich nur etwas anderes. Du bist so mit der Arbeit beschäftigt gewesen, dass du den Kleinen ganz schön vernachlässigt hast. Er hat doch nur noch dich!“
Читать дальше