„Erst nahm er all meine kleinen Avancen sehr überrascht an — er schien mich nicht zu erkennen, oder besser, er wollte es nicht! — Als ich ihm die Rose gab — flüsterte er plötzlich, wie in höchster Überraschung: ‚Gretchen? — Gretchen? — könntest du es sein? — Schelm — hast du etwa eine Perücke auf?‘ — Ach Alice — das war echt — das war keine Verstellung — er hielt mich für Grete Markwitz ... er nannte sie du ... er ist einig mit ihr — o, und Mirsch war gewiss nur Elefant — für ihn — und wir dachten, Mirsch werbe selber um Grete ...“ Leidenschaftliches Schluchzen unterbrach die Worte, Cilly schob die Maske ein wenig hoch und trocknete die Augen.
„War’s nicht doch etwa nur Zufall?“ flüsterte Freddy, kaum noch seiner mächtig.
„Nein!“ stiess Cilly verzweifelt hervor — „ich spielte für ein paar Minuten Gretes Rolle ... und da — ach, da erfuhr ich alles; — sie sind heimlich verlobt!“
„Grete und Mirsch?“
„Unsinn! mit ihm ist sie verlobt — mit ihm! mit Freddy! — Ach Alice — das überlebe ich nicht!“
Die schöne Spanierin zog die Unglückliche noch näher an sich. „Und du hast Alfred Naugardt wirklich so sehr geliebt?“
Cilly presste nur die Hände wie in stummem Schwur gegen die Brust. „Warum fragst du noch, Alice, du weisst es doch! Ja, ich habe ihn geliebt und liebe ihn noch — und werde ihn immer lieben, und wenn er auch nur ein frevles Spiel mit mir trieb — wenn er mich strafen wollte für meinen Trotz und über mich triumphieren — ach, Alice — ich liebe ihn dennoch!“
Wie ein leiser, qualvoller Aufschrei klang es, aber er verhallte in dem brausenden Jubel, welcher die Gaukelkünste der beiden Zauberer belohnte.
Freddy aber beugte sich ein wenig, schob die Maske zurück und rief mit glückzitternder Stimme nur ein einziges Wort: „Cilly!“ —
Sie starrte ihn an — sie erbleichte bis in die Lippen, unfähig, sich zu regen, er aber drückte voll jauchzender Wonne Kuss um Kuss auf ihr tränen-überflutetes Antlitz und sagte lächelnd: „Nun du es mir selber gesagt hast, Cilly, dass du mich lieb hast, nun glaube ich’s auch!“ —
Niemand fiel es auf, dass zwei gute Freundinnen den ganzen Abend auf dem Divan zusammen sassen, eine Odaliske und eine Spanierin, und dass sie sich aneinanderschmiegten und so leis, zärtlich und vertraut plauderten wie ein Brautpaar!
Ja, warum sollen sich zwei so reizende junge Mädchen nicht auch dann und wann küssen? Sie waren wohl beide noch recht jung. Sie tanzten auch sogar zusammen, was bei dem Trubel und der Karnevalsstimmung auch nicht sonderlich auffiel.
Nur Cillys Mama schüttelte einmal im Vorübergehen den Kopf und sagte: „Aber Kinder, ihr seid ja wieder wie die Kletten unzertrennlich! Geht man darum auf einen Maskenball?“
Da nahm sie „Alice“ eifrig beiseite, man flüsterte lebhaft — die Spanierin lüftete ein wenig die Maske, und die zukünftige Schwiegermama fiel vor Überraschung beinahe in Ohnmacht.
Noch vor der Demaskierung waren die drei alsdann verschwunden. Anderntags aber gab’s viel in der Gesellschaft zu erzählen — Cilly und Alice hatten sich verlobt, — — aber die schöne Spanierin trug ein Schnurrbärtchen unter der Maske und hiess Freddy Naugardt!! —
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