– Fokus ausschließlich auf Kühlladungen
Containerschiffe bieten durchschnittlich etwa 20 % ihrer Gesamtkapazität für Kühlladung an, wobei der tatsächliche Prozentsatz stark variieren kann. Dennoch ist der überwiegende Teil der Ladung (zumindest vom Volumen, wenn auch nicht unbedingt vom Ertrag her) nicht gekühlt. Die Betreiber von Containerschiffen müssen daher andere Prioritäten setzen, wenngleich nicht weniger professionell. Diese Betreiber müssen sich ebenfalls auf die 80 % ihrer Ladung konzentrieren, die nicht gekühlt wird, und Dienstleistungen anbieten, die auch diesem Segment ihres Geschäfts gerecht werden. Während sie saisonale Dienste entwickelt haben, die in direktem Wettbewerb mit dem spezialisierten Kühlfrachtschiff-FDD-Konzept stehen, haben die Betreiber von Containerschiffen verständlicherweise eine Liniendienstmentalität und bieten auf der Grundlage dieses Konzepts Dienstleistungen sowohl für trockene (nicht gekühlte) Ladung als auch für Kühlladung an.
Vereinfacht gesagt entsprechen die spezialisierten Reefer-Dienste einem „Taxibetrieb“, während die Containerschiffdienste einem „Busbetrieb“ entsprechen.
Vielleicht sollten wir uns jetzt einen Moment Zeit nehmen, um uns anzusehen, welche Ladungen auf spezialisierten Kühlschiffen verschifft werden und warum dies so ist.
Zu den wichtigsten Gütern, die mit Spezialkühlschiffen verschifft werden, gehören:
–Bananen
Bananen werden das ganze Jahr über angebaut und sind als solche ein perfekter Rohstoff für das Liniendienstkonzept. Die Beladung kann in bestimmten Häfen an einem bestimmten Wochentag erfolgen, die Entladung erfolgt in ähnlicher Weise. Fruchtunternehmen hatten traditionell spezialisierte Reefer für einen jährlichen – oder sogar mehrjährigen – Zeitraum gechartert und konnten ihre Fahrpläne deutlich im Voraus planen. Während ein Großteil dieser Ladung an die Betreiber der Containerschiffe verloren ging – die ebenfalls eine Gelegenheit sahen, einen ähnlichen kühlschiffsorientierten Service anzubieten –, gibt es immer noch mehrere spezialisierte Kühldienste.
–Zitrusfrüchte
Zitrusfruchtladungen sind saisonabhängig und werden typischerweise in den Monaten verschifft, in denen es insgesamt weniger Kühlladung gibt (die „Off-Peak“-Reefersaison) und die Raten im Allgemeinen niedriger sind. Dies verschaffte den spezialisierten Kühlschiffsbetreibern einen Vorteil, der von den Containerschiffsbetreibern, die sich mehr auf ganzjährige Raten und Dienstleistungen konzentrierten, nicht immer erreicht werden konnte.
–Kernobst
Zwar werden diese Ladungen – Äpfel, Birnen und Trauben – in der Regel während der „Hochsaison“ der Kühlschiffe verschifft, aber die Mengen sind beträchtlich und müssen oft schnell geladen werden, wobei viele spezialisierte Kühlschiffe fast direkt hintereinander eingesetzt werden – insbesondere in der kurzen Saison der chilenischen Traubenernte mit großen Mengen.
–„Exotische“ Früchte
Vor allem Melonen und Ananas werden oft in ähnlichen Gebieten wie den Bananen exportierenden Regionen angebaut und können von denselben Exporteuren verschickt werden. Also profitiert hier der Reefer-Operator aus den gleichen Gründen wie bei den Bananen, aber mehr saisonabhängig.
–Gefrorene Ladung
Ladungen wie Fleisch, Milchprodukte und Fisch sind seit Langem eine Domäne der Containerdienste, denn die geringere Temperaturempfindlichkeit führte dazu, dass sie vor Jahrzehnten (als Kühlcontainer technisch noch weniger ausgreift waren) bereits ohne Bedenken hart gefrorene Ladungen befördern konnten. Die bemerkenswerte Ausnahme bilden Fischladungen. Obwohl die Containerschiff-Industrie eine beträchtliche Menge an hart gefrorenen (und gekühlten) Fisch-/Meeresfrüchte-Produkten befördert, sind die spezialisierten Kühlschiffe immer noch stark in diesen Handel involviert. Die Möglichkeit, Fisch von Trawlern direkt in die Laderäume der wartenden spezialisierten Kühlschiffe zu verladen, verschafft ihnen in vielen Regionen der Welt einen bedeutenden Vorteil.
Es ist deutlich, dass für viele Kühlladungen der spezialisierte Kühltransport immer noch ein attraktives Angebot darstellt. Sei es aufgrund der ganzjährigen Ladungsströme, der Preisgestaltung außerhalb der Saison, der riesigen Ladungsmengen in relativ kurzer Zeit oder des einfachen Umschlags der Ladungen, spezialisierte Kühlschiffe konnten ein beträchtliches Geschäftsvolumen halten – mit einem Marktanteil von rund 15 %.
Natürlich hat die Containerschiff-Industrie die Kühlladung stark ins Visier genommen. Trotz der schwierigeren Transportanforderungen und der höheren Transportkosten sind die Raten deutlich höher als bei Trockenfracht und bringen den Betreibern von Containerschiffen insgesamt eine höhere Nettorendite. In dieser Hinsicht war die Containerschiff-Industrie sehr erfolgreich – sie konnte ihren Marktanteil von rund 50 % zur Jahrhundertwende auf heute rund 85 % steigern.
Es gibt jedoch immer noch eine Reihe großer spezialisierter Reefer-Operator. Zu diesen gehören:
–GreenSea (Belgien)
–ART / Frigoship (Deutschland)
–Baltic Cool (Russland/Schweden)
–Seatrade Reefer Chartering (Belgien)
–Star Reefers (UK)
–FCC (Japan)
Diese sechs großen Spezialkühlschifffahrts-Unternehmen kontrollieren zusammen über 170 spezialisierte Kühlschiffe – mehr als ein Drittel aller entsprechenden Einheiten. Diese Unternehmen verfügen über umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen im Betrieb von Kühlschiffen sowie Kühlladungsdiensten und genießen in der Branche hohes Ansehen. Zusammen bieten sie sowohl Zeitcharter als auch Liniendienste an und sind an der Beförderung aller wichtigen Warengruppen beteiligt.
Darüber hinaus werden spezialisierte Kühlschiffe von Fischereiunternehmen (in der Regel in Fernost ansässig), Fruchtunternehmen (einschließlich De Nadai, Del Monte und Dole) sowie kleineren in Europa ansässigen Betreibern wie Eimskip (Island), Maestro (Dänemark) und Silver Sea (Norwegen) besessen bzw. betrieben.
Das Durchschnittsalter dieser 496 Schiffe umfassenden spezialisierten Reefer-Flotte beträgt jedoch bemerkenswerte 28 Jahre. Natürlich sind viele Schiffe jünger, aber nichtsdestotrotz ist die Flotte mit einem Durchschnittsalter von 28 Jahren sicherlich eine alte Flotte. Mit dem Alter der Schiffe steigen ihre Betriebskosten – insbesondere alle fünf Jahre, wenn eine Dockung und eine Klassebesichtigung erforderlich sind. Wie bereits erwähnt, ist dann der Punkt gekommen, an dem sich der Eigner entscheiden muss, ob es klug ist, die beträchtlichen Geldsummen, um die es geht, auszugeben, oder das Schiff zu recyceln.
Die Zukunft der spezialisierten Reefer-Industrie ist schwer vorhersehbar. Es gibt einige, die bereits seit vielen Jahren vorhersagen, dass die Branche verschwinden wird. Doch 20 Jahre nach ihrem Höhepunkt ist sie immer noch da und befördert unverändert große Ladungsmengen.
Der Seehandel mit verderblichen Produkten nimmt jährlich zu, angetrieben durch die Zunahme des Wohlstands/BIP und der Weltbevölkerung. Globale Ereignisse können das Angebot und die Nachfrage vorübergehend verändern, aber typischerweise werden nachteilige Auswirkungen in einem Gebiet (ob wetter- oder wirtschaftlich bedingt) durch positive Auswirkungen in anderen Teilen der Welt ausgeglichen. In der Vergangenheit haben wir erlebt, dass kurzfristige Störungen schnell korrigiert wurden und sich der Trend der Zunahme verderblicher Fracht auf dem Seeweg fortsetzt.
Allein schon aus diesem Grund ist ein Rückgang des Marktanteils der spezialisierten Kühlindustrie auf etwa 15 % nicht so drastisch, wie es scheinen mag. Was die beförderte verderbliche Kühlladung anbelangt, so ist die Ladungsmenge der spezialisierten Kühlindustrie von rund 30 Millionen Tonnen vor zehn Jahren auf heute rund 20 Millionen Tonnen zurückgegangen. Das ist zwar ein erheblicher Rückgang, aber immer noch eine beträchtliche Menge an beförderter verderblicher Kühlladung. Dies ist eine ausreichende Menge, um eine relativ gesunde Auslastung – und in normalen Zeiten einen akzeptablen Gewinn – für diese in die Jahre gekommene Industrie zu gewährleisten.
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