Um 19.30 Uhr klingelte das Telefon in Cecilies Zimmer. Ihr Herz machte einen Hüpfer. Sie versuchte, ihre Gedanken im Zaum zu halten, damit sie ihr nicht völlig außer Kontrolle gerieten, aber sie konnte nicht ausblenden, dass sie Kondome gekauft hatte, die jetzt in der Nachttischschublade lagen, und dass sie ihre Beine rasiert und sich hübsche Unterwäsche angezogen hatte.
„Hier unten steht ein Mann, der Sie zum Abendessen einladen will“, sagte die Empfangsdame, als sie den Hörer abgehoben hatte.
„Sagen Sie ihm, dass ich gleich runter komme“, antwortete Cecilie.
Sie schaute ein letztes Mal in den Spiegel, bevor sie das Zimmer verließ. Naturfotograf oder nicht, sie würde wohl heute im Laufe des Abends eine Erklärung bekommen. Sie hatte den ganzen Nachmittag damit zugebracht, die Bewerbung zu prüfen, und alle Parameter stimmten perfekt. Sie konnte ganz einfach nichts anderes tun, als dem Vorstand zu empfehlen, dieses Projekt zu fördern. Und sie war sich sicher, dass sie auch Jacob überzeugen konnte, wenn sie ihm erklärte, dass die Rehe leicht in einem anderen Gebiet seiner Besitztümer Platz finden würden. Jetzt wollte sie den ganzen Abend dazu nutzen, ihn davon zu überzeugen und alle seine Einwände auszulöschen. Und danach hatte sie noch ganz andere Pläne mit ihm…
„Ja?“, sagte Cecilie angespannt zu der Empfangsdame, die gerade auf einen großen, dunkelhaarigen Mann gezeigt hatte, der dastand und einen Flyer über die Sehenswürdigkeiten der Region las. Die Empfangsdame hob die Augenbrauen und zeigte wieder auf den Mann. Er sah auf und legte schnell den Flyer weg.
„Cecilie?“
Er lächelte nervös.
„Ich bin‘s, David.“
„David?“
Sie spürte, wie all ihre gute Laune und ihre bebende Erwartung in einem schwarzen Loch verschwanden.
„Entschuldige, ich hoffe wirklich nicht…“
Er sah völlig unglücklich aus.
„Ich wollte dich mit einem Abendessen überraschen. Du hast ja geschrieben, dass du, wenn du in Kopenhagen gewesen wärst, so gern… Oh, ich bin überhaupt nicht gut in so was hier. Ich bin nicht der impulsive Typ.“
„Oh, ja klar.“
Cecilie nahm sich zusammen und lächelte ihn an. Er war groß und dunkelhaarig und hatte ein freundliches, offenes Gesicht.
„Was für eine herrliche Überraschung.“
„Dann willst du mit mir zu Abend essen?“, fragte er und lächelte vorsichtig.
„Weil, ansonsten musst du einfach nein sagen. Mir ist bewusst, dass das hier etwas aufdringlich ist. In dem Fall können wir einfach einen anderen Tag abmachen, wenn du zurück in Kopenhagen bist oder so.“
„Nein, nein“, sagte sie schnell. „Es passt perfekt.“
„Na dann…“
Er hielt ihr den Arm hin, damit sie sich unterhaken konnte, und sie betraten das Restaurant des Gasthofes.
„Ich habe im Internet gesehen, dass es nicht so eine große Auswahl gibt, also muss es dieses hier sein.“
Während sie sich setzten, versuchte Cecilie, alle Gedanken an einen gewissen Gutsbesitzer/Naturfotografen abzuschütteln. Hoch konzentriert las sie die Speisekarte und hörte zu, was David alles erzählte. Der Abend war fortgeschritten. Wenn Jacob Benjamin Hvidfeldt daran interessiert gewesen wäre, sie zu treffen und ihr sein merkwürdiges Verhalten zu erklären, hätte er schon vor langem angerufen. Als David auf dem Klo war, schaute sie diskret auf ihr Handy. Keine Nachrichten, keine entgangenen Anrufe. Das war genau der Grund, warum sie für diese Art spontaner Abenteuer nicht taugte: Sie konnte nicht mit einem Mann schlafen und ihn dann am nächsten Tag vergessen. Ein unkomplizierter Typ wie David, der interessant war und Single und bereit für eine Beziehung, war viel eher etwas für sie.
Immerhin würde sie Jacob morgen treffen, wenn sie vorbeifuhr, um ihm ihre Beurteilung des Projekts mitzuteilen. Dann würde sich zeigen, ob er ihr eine Erklärung geben würde. Und ansonsten musste sie das Ganze einfach als freche, kleine, ungezwungene Affäre abstempeln und alles, was mit ihm zu tun hatte, vergessen.
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