Ich sah ihn mit einem dieser vielsagenden Blickean. Wie kann man so etwas nur essen?!Meine Augen begannen zu tränen.Dieses Zeug stößt Dämpfeaus! Das übertraf sogar alles, was mir im Nether je unter mein Näschengekommen war ... unerträglich!
— In unserer Welt gab es Zwiebeln und Knoblauch,erklärte Kai. Dieser Kohrübkommt diesen Zutaten für Aetheria schon ziemlich nahe. Er schob sich ein weiteres Stück in den Mund.
— Sehr gewöhnungsbedürftig,das gebe ich zu. Aber gar nicht so ungesundund es wächst überall. Es ist das Grundnahrungsmittelder Bergleute und Einsiedler.
Na gut, ich war ja schon immer ziemlich neugierig– das zumindest hat mir der Nether nicht nehmen können. Also probierteich ein Stück ... und übergab mich sofort.Müsste ich den Geschmack mit einem Wort beschreiben, würde ich „Körperverletzung“sagen.
— Das macht nichts, versicherte Kai. Wie gesagt, man gewöhnt sich dran.Jetzt nahm er sich ein anderes Gemüsevor. Es war braun-rot mit Blättern wie von einer goldenen Orange.
— Das ist ein Spinohl.Die sind etwas widerstandsfähigerals Kohrübs, aber schmecken lange nicht so gut.Außerdem ist es ziemlich schwierig, hineinzubeißen.
Er gab mir das Gemüse und ich verstautees in meinem Inventar. Natürlichkonnte ich nicht widerstehen. Ich musste ich es probieren. Es war steinhartund verströmte einen erdigen, metallischen Geruch.
— Woher hast du dieses Zeug?Ich habe noch nie davon gehört.
— Nun ja, das überrascht mich nicht. Es stammt von anderen Domains.Ein Händler kam mit ein paar Exemplaren vorbei, und ich dachte mir, vielleicht könnten sie einmal nützlich sein.Falls Dorfstadt fällt und wir an einem kalten Ortüberleben müssten, könnte man sie dort wenigstens als Nahrung anbauen.
Ich nahm noch einen Bissen und zog eine Grimasse.
— Beten wir, dass es nie dazu kommt.
Als ich den Speisesaal verließ, begegnete ich Leo und Leila. Nach dem üblichen „Gut-tag“ warfen die beiden einen Blick in den Speisesaal, wo ein junger Mann,den ich noch nicht kannte, allein in einer Ecke saß.
— Super,sagte Leila. Er ist zur Versammlung zurückgekommen.
Leo beobachteteihn weiter. Seine Faust zitterte leicht.
— Ich kann nicht glauben, dass dieser Vollidiotbefördert worden ist.
— Wer ist das?, fragte ich.
— Ched.Der beste Kundschafterder Legion, naja, gleichauf mit Kai.
Als Leo seinen Satz beendethatte, setzten sich Kobalt und Rubinia, die gerade ihr Essen an der Thekebestellt hatten, zu Ched an den Tisch.
— Er hat ein eigenes Teaminnerhalb der Legion, erklärte Leila. Kurzum, Ched mag vielleicht ein guter Bogenschützesein, ein guter Menschist er aber nicht. Er sollte wirklich nicht zu diesem Clan gehören.Halte dich von ihm fern, Billy.
— Das mache ich.
Ich habe auch vor, mich daran halten.Ich bin ihm schon mehrmals über den Weg gelaufen und er sah immer übellaunig aus.
Nachdem Ched zu Ende gegessenund sich von seinen Freunden verabschiedet hatte, verließauch er den Speisesaal und ging an uns vorbei. Dabei fiel mir sein T-Shirt auf.
— Warum trägst du nicht die Uniform des Clans?,fragte Leo.
— Ich war zwei Tage draußen,antwortete er. Ich bin von Skelettpfeilendurchlöchert worden, dann ist ein Eulentrollüber mich hergefallen, und während ich versucht habe, mich zu heilen, hat mich eine Armee von Schleimtörtchenbelagert. Du glaubst doch nicht wirklich, dass mich da noch die Uniform des Clans interessiert. Ich versuche jetzt nur, mich ein wenig auszuruhen.
— Schon gut, naja …
— Lass mich bloß in Ruhe, Noob!
Er ging davon.
— Auf seinem T-Shirtstand ..., stotterte ich, „I hate Zombies“,was so viel bedeutet wie „Ich hasse Zombies“.Warum?
— Das Gesicht auf seinem Hemd steht für alle Monster,erklärte Leila. Das ist eine alte Geschichte.Aber ich habe jetzt wirklich keine Lust mehr,über ihn zu reden.
Ich auch nicht,sagte Leo.
Immerhin habe ich gelernt, dass die Legion ihre eigene Version des grässlichen Augenbrauenkerlshat!
Außerdem hasste Ched alle Monster,oder? Ich konnte sehr gut in seinem Gesicht lesen, dass er auch mich für eines hielt.
Oh Mist, ich habe ja völlig vergessen zu fragen, was ein Eulentroll ist!
Steffkam in mein Zimmer, um mir mitzuteilen, dass der Clan eine Versammlung abhalte und er mich jetzt dorthin mitnehmen würde.
Ich habe noch nie einem Clan angehörtund kapierte auch nicht, warum ich dort hingehen und mich an einen Tisch setzen sollte! Ich! An einen Tisch! Auf einen Stuhl!
Als ehemaliges Tierbin ich nicht gerade ein Fanvon Tischen und Stühlen. Wenn sie wenigstens aus einem kuscheligenMaterial wie etwa Wolle wären, könnte ich mich vielleicht überwinden. Das wäre ja eigentlich nicht so schwer.Aber Stühle sind aus Holz.Immer. Warum bloß?Sie sind steinhart.
Ich habe wirklich versucht, diese fremdartigen Leute zu verstehen,aber ich schwöre euch ...
Auf der Tagesordnungder Versammlung heute Abend standen mehrere Themen. Ich versuche einmal, sie euch nacheinander vorzustellen.Der erste Tagesordnungspunkt befasste sich natürlich mit der Prophezeiungund dem komischen blauen „Ding“namens Billy.
Steff hatte unglaublichviel zu essen mitgebracht. Diese hellbraunen Dinger waren „Kakaoröllchen“.Sogar als Katzenfeinschmecker fand ich sie fantastisch.
Nur noch übertroffen wurden sie von einer anderen Art Gerolltem: den Zuckerrohrrollen.
Eine großartige, verzauberteund zart gekochte Köstlichkeit! Ich muss sagen, diese Zuckerrohrrollenwaren schlicht und ergreifend das Beste,was ich je gegessenhabe. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich es euch beschreiben soll. Jedes dieser Leckerchen erhöhte meine Fähigkeiten um 25(für eine Stunde).
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