— Der Haupttunnel war ein unterirdischer Fluss, bemerkte Hugo. Das hat die Arbeit der Dorfbewohner sehr erleichtert.Sie brauchten nur noch die Nebentunnel zu graben.
Leo blickte mich an.
— Wir wollten eine Festungfür die Legion bauen und Luziehatte die gute Idee, sie unterirdisch anzulegen, erklärte er mir. Es ist einfach ein perfektes Versteckfür die Noobs, falls sie angegriffen werden.
— Wer ist Luzie?
— Unsere Architektin,antwortete Leila. Sie ist eine Expertinin Bauen und trifft immer die letzte Entscheidung. Es ist ihr Werk.
Leila zeigte auf eine riesige Tafelmit dem Lageplan der Gänge um uns herum.
Die hellen Linien bezeichnen die Treppen,die zur Erdoberfläche führen. Die dunklen Abschnitte sind aus einem besonderen Material, dem sogenannten „schwarzen Quarz“.Die Bergarbeiter (meist Dorfbewohner) haben vor Kurzem jede Menge davon gefunden. Quarz ist ebenso schwer abzubauenwie Obsidian.Es gibt kein einziges Werkzeugin Dorfstadt, um die Blöcke abzubauen. Aber auch wenn es welche geben würde, wäre es Zeitverschwendung, denn schwarzer Quarz ist eigentlich völlig wertlos.Er wird in keinem einzigen Craftingrezeptverwendet. Bei Explosionen ist er in etwa so widerstandsfähig wie ein Erdblock. Es macht also keinen Sinn, irgendwas aus ihm zu bauen. Kurz, schwarzer Quarzwar der Fluch der Bergarbeiter.
(Nebenbei gesagt: ich bin natürlich kein Experte, all das hat Leo mir erklärt.)
— Siehst du diesen Tunneldort?, fragte er mich.
Er fuhr mit dem Finger auf dem Lageplan herum und zeigte dann auf einen Tunnel links von uns, weit entfernt vom Hauptweg.
— Das ist Tunnel 77,er hat eine Abzweigung, 77bgenannt. Aber sie ist geschlossen, denn in dieser Richtung befindet sich ein Verlies.Da darfst du auf keinen Fall hin. Niemals! Kapiert?
Ich zwinkerte.
— Verlies?
(Nun ja, das hier erinnert stark an fast alle Gespräche, die ich in letzter Zeit geführt habe: Jemand verwendet ein Wort, das ich nicht verstehe, wie zum Beispiel „Verlies“, und ich wiederhole dieses Wort daraufhin in Form einer Frage.)
— Das sind gefährliche Orte,antwortete Hugo. Meist liegen sie unter der Erde und stecken voller Monster.Weil du ja eine Katze bist, wirst du wohl von Zeit zu Zeit ein wenig umherschleichen,aber bitte nicht dort unten, einverstanden?
— Einverstanden.Und was bedeutet das hier?
Ich zeigte auf das Fragezeichen im Lageplan.
— Das ist auch noch das Flussbett,sagte Leila. Es geht dort noch weiter. Das Gebiet hinter dem Fragezeichenhaben die Bergarbeiter bisher noch nicht erforscht, aber das wird nicht mehr lange dauern. Sie haben auch den kleinsten Mineralblock dort abgebaut.
— Lasst uns weitergehen,sagte Leo. Wir sind bald da. Es gibt noch Lavagräben.War gar nicht so schwer, in der Nähe ist ja ein Lavasee. Ach ja, wir haben auch einen Golemzum Trainieren. Er kann sich bewegen und wehren wie ein Monster. Aber keine Angst, er ist nicht böse. Fallen haben wir noch keine, aber die kommen bald.
Hugo erklärte, dass sich die Festung noch im Bau befände. Na ja, so richtig fertigsieht sie ja auch noch nicht aus. Aber es ist das coolste Haus,das ich je gesehen habe. Äh, „Festung“ wollte ich natürlich sagen, sorry.
Überall auf unserem Wegbegegneten wir Legionären. Einige bautengerade, andere schleppten große rote Blöcke,was Leila zufolge sehr gefährlich war. Wieder andere kämpften gegen ein gigantisches Monster aus Holz.
Offensichtlich bereitete man sich auf eine Schlacht vor.
— Willkommen im Fort Noob,rief Leo aus. Die Kantine ist da vorn links und dein Zimmerbefindet sich auf der ersten Etage. Leila wird es dir zeigen. Ach ja, am besten versuchst du, früh zu schlafen.Wir haben leider noch nicht herausgefunden, wie man die Türen verzaubert, damit sie nicht mehr so lautsind, einige können ganz schön nerven.
Er wandte sich an Hugo und fuhr fort.
— Komm!Komm! Wir müssen unseren Skillverbessern. Wir sind seit Tagen nicht weiter gekommen. Tschöken!
Er ging davon und winkte mir noch einmal zu.
— Bis später,Billy, sagte Hugo und folgte Leo.
Ich wandte mich an Leila.
— Ist Leo … immer so?
— Er hat eine ganz neue Waffe, deshalb ist er so gut gelaunt,antwortete sie lächelnd. So, jetzt werde ich dir Steffvorstellen und dir dann dein Zimmer zeigen.
In der Festung war alles in den Farben ihrer Rüstungengehalten, schwarz oder dunkelgrau mit roten und weißen Flecken, die Farben ihres Clans. Die Obsidianblöcke waren so geschickt aufgestellt, dass sie gut mit den Quarzblöcken harmonierten. Die Mitglieder der Legion besaßen das Privileg, in diesen luxuriösen und bequemen Hafenzurückzukehren, nachdem sie den ganzen Tag damit verbracht hatten, die Festung zu verteidigen oder die Umgebung zu erforschen. Dort erwarteten sie dann die köstlichen Gerüche der zauberhaften Gerichte, die Steff zubereitet hatte. Sie hatte einen sehr hohen Score in Kochen.
Ich bekam vor Schreck einen Schluckauf.
— Wow,du kennst meinen Namen?! Ich frage nur, weil Leila mich vorhin noch „ Balthasar “nannte.
Leila zuckte mit den Schultern.
— Bei all diesen vielen Vornamenkommt man ja kaum noch mit. So viele neue Rekruten … Wir haben echt zu viel zu tun.
— Das stimmt ...,bestätigte Steff und betrachtete mich aufmerksam.Es sieht so aus, als müsste ich ein paar neue Rezepteerfinden. Hast du schon den Kugelfisch probiert?
— „ Probiert “?,wiederholte ich. Du meinst wohl „verschlungen“!Ehrlich gesagt, frage ich mich, ob du nicht noch ein Portiönchen hast? — Leiderhabe ich nur noch einen kleinen Rest, antwortete Steff und reichte ihn mir. Er ist sehr schwer zuzubereiten.Aber keine Sorge, ich entwickle gerade einfachere Fischrezepte.
— Wie kommt es eigentlich, dass du so gut kochen kannst?
— Nun ja, ich bin halt Köchin.Eine Köchin von Klasse.
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