Bernd-M. Beyer - 71/72
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Auf Schalke stabilisiert er sich sportlich, man feiert ihn, auch weil er, wie eine WDR-Sendung vermutet, „die Träume des Arbeiterpublikums von sozialem Aufstieg und gesellschaftlicher Anerkennung“ verkörpere. Bundestrainer Helmut Schön holt ihn wieder in die Nationalelf, seine Notizen aber verraten auch Skepsis: „Reinhard Libuda ein Sonderfall: man nannte ihn nicht umsonst ‚Stan‘. Konnte mit glänzenden Körpertäuschungen den Gegner fabelhaft narren. Ließ sich aber als etwas labiler Typ leicht von anderen Dingen beeinflussen und aus dem Gleichgewicht bringen. Brachte über Wochen nie die gleichen Leistungen.“
Libudas Dribbelkünste ebnen der DFB-Elf den Weg zur WM in Mexiko, als er im letzten Qualifikationsspiel seine schottischen Gegenspieler auf dem rechten Flügel schwindelig spielt. In Mexiko zeigt er gegen Bulgarien eine grandiose Partie, die Presse singt Hymnen auf ihn. Doch wirklich konstant spielt er nicht, weder in der Nationalelf noch im Verein. Mal sei er Weltklasse, mal Kreisklasse, heißt es über ihn. Und immer wieder wird in der Presse seine sensible Psyche thematisiert, der „Kicker“ befragt sogar Ehefrau Gisela dazu. Sie antwortet: „Er ist oft sehr mit sich selbst beschäftigt. Reinhard ist vielen Stimmungen unterworfen.“ Etwas raubeiniger urteilt Rudi Gutendorf, auf Schalke zwei Spielzeiten lang Libudas Übungsleiter: „Er braucht keinen Trainer, sondern einen Seelendoktor.“
Libudas Stimmungslagen schwanken zwischen wortkarger Menschenscheu, zurückhaltender Melancholie und aufbrausendem Jähzorn. Sein Gesicht spiegelt die widersprüchlichen Stimmungslagen: die traurigen Augen, der scheue Blick, die freundlichen Grübchen. Ivica Horvat, Schalkes neuer Trainer, scheint als kommunikativer Typ der Richtige, um den Stan zu stabilisieren. „Nur wer Vertrauen spürt als Mensch, dem kannst du Vertrauen schenken als Spieler“, ist sein Leitspruch. Als Libuda beim Einüben von Spielzügen versagt, entscheidet sein Trainer: „Gebt Stan einfach den Ball in den Fuß, der macht den Rest.“ Davon träumt man auf Schalke: Dass Libuda am Ball bleibt und für den ruhmreichen S04 wieder alles möglich macht.
***
Eine Randnotiz in den Zeitungen, am Wochenende des ersten Spieltags: Der Leverkusener Turner Hermann Höpfner, Mitglied der deutschen Mannschaft für die nahenden Olympischen Spiele in München, hat sich bei einem Lehrgang die Kopfhaare komplett abscheren lassen. Er will damit gegen einen Beschluss des Internationalen Turnerbundes protestieren. Denn der hat festgelegt, künftig bei Europameisterschaften Turnern mit allzu langen Haaren Punkte abzuziehen. Aus ästhetischen Gründen, wie es heißt.
***
Reinhard Libuda dagegen hat es in den vergangenen zwei Jahren wachsen lassen: vom konventionellen Streichholzmaß auf eine ohrenverdeckende Länge. Und an den Backen reichen die Koteletten fast bis zum Kinn. In der Bundesliga gibt es keine Punktabzüge dafür. Libudas neues Outfit wirkt noch milde im Vergleich zu den Mähnen, die einige seiner Mitspieler vorzeigen, allen voran die Kremers-Zwillinge, Aki Lütkebohmert und Teenie-Schwarm Norbert Nigbur. Dessen Haarpracht findet sogar der als liberal bekannte Bundestrainer Schön problematisch: Er könne keinen Torhüter brauchen, dem „die Mütze nicht mehr passt“. Nigbur lässt sich das Haupthaar gehorsam stutzen. Ein paar Zentimeter.
Auf den Mannschaftsfotos jener Saison zählen die Schalker jedenfalls eindeutig zu den wildesten Hardrockern, zusammen mit ihren Nachbarn vom BVB. Weitgehend ohrfrei noch die biederen Stuttgarter und die Bremer mit ihrem gestrengen Trainer „Zapf“ Gebhardt. Denn der glaubt: „Zu lange Haare stören beim Köpfen. Außerdem hören Spieler dann schlecht.“ Auch Wilhelm Neudecker, autoritärer Präsident des FC Bayern, hat erst ein Jahr zuvor dekretiert: „Nacken und Gesicht eines deutschen Fußballers müssen frei bleiben!“ Doch in dieser Frage muss er kapitulieren; auch in München sind Kurzhaarschnitte inzwischen spießige Vergangenheit.
Damit liegen die Kicker im Trend. Mit dem üppigen Haarwuchs haben antiautoritär gestimmte Jugendliche Mitte der sechziger Jahre für verständnisloses Kopfschütteln bei ihren Eltern gesorgt, inzwischen ist die einst rebellische Attitüde zur Modeerscheinung geworden. Doch noch immer verweist sie darauf, dass sich binnen kurzer Zeit vieles verändert hat.
Was vom gesellschaftlichen Umbruch bei vielen Fußballern ankommt, manifestiert sich neben den langen Haaren äußerlich noch in schnellen Autos, engen Hosen und einer großen Klappe. Anders gesagt: Man pflegt einen gesunden Willen zur Individualität sowie einen etwas großmäuligen Hedonismus. Letzteres mag auch damit zusammenhängen, dass die Spieler zur ersten deutschen Fußballergeneration zählen, die am Geldsegen des Profitums ordentlich teilhaben kann. Zumindest die Spitzenspieler verdienen gut und dürfen ihr Gehalt durch Werbung aufbessern. Einer der Ersten ist 1966 Franz Beckenbauer, der für 12.000 Mark Tütensuppen löffelt; „Kraft in den Teller, Knorr auf den Tisch.“ Vor der Saison 1971/72 hat der Kaiser erfolgreich um eine Erhöhung seiner Apanage gepokert: „Ich bin mit dem FC Bayern nicht verheiratet. Wenn ich höre, was andere Spieler verdienen, werde ich ja fast mit einem Butterbrot abgespeist.“
Wie dick die Butter auf sein neues Brot geschmiert wird und ob womöglich noch eine Scheibe Wurst obendrauf liegt, wird nicht bekannt. Monatsgagen von bis zu 30.000 Mark, die inzwischen in Spanien von Spitzenspielern verdient werden, gibt es in der Bundesliga noch nicht, auch wenn unter der Hand zuweilen Bargeld fließt, das in keiner Statistik auftaucht. Aki Lütkebohmert jedenfalls muss auf Schalke mit einem Grundgehalt von 1.200 Mark anfangen. Das ist nach dem offiziellen Lizenzspielerstatut sogar schon die oberste Grenze und entspricht ungefähr dem bundesrepublikanischen Durchschnittseinkommen. Bei einem wie Beckenbauer dürfte es deutlich mehr sein, doch allenfalls die Hälfte von dem, was er in Spanien kassieren könnte. Immerhin sind vor einiger Zeit die offiziellen Mindestgehälter der Profis angehoben worden: von 250 auf 400 Mark.
Zeitbombe unterm Rasen
Bundesliga, 2. Spieltag +++ 20./21. August 1971
Eine Niederlage und ein Unentschieden haben die „Kicker“-Experten den Youngstern von Schalke 04 für die ersten beiden Spiele prophezeit. Es werden zwei Siege. Beim 2:0 über den MSV Duisburg vor 30.000 euphorischen Zuschauern in der Glückauf-Kampfbahn spielt Stan Libuda groß auf. Dass die Mannschaft nun mit Erwin Kremers endlich einen starken Linksaußen besitzt, entlastet auch den Stan auf dem rechten Flügel. Zwei Sololäufe in der 40. und der 89. Minute schließt Libuda jeweils mit Traumtoren ab, der „Kicker“ verleiht ihm die Bestnote „1“. Beim 2:0 schnappt sich Libuda den Ball an der eigenen Strafraumgrenze, treibt ihn „wie die Windsbraut“ („WAZ“) über das gesamte Spielfeld, lässt ein, zwei Duisburger aussteigen, umspielt den Torhüter und schiebt das Leder ins leere Tor. Der Treffer wird in der ARD-„Sportschau“ zum „Tor des Monats“ gekürt.
Auch am zweiten Spieltag bleibt Schalke 04 also Tabellenführer, und in Gelsenkirchen wachsen die Träume von einer großen Zukunft. Präsident Günter Siebert bekennt nach dem Spiel, er wolle spätestens „in der nächsten Spielzeit eine Mannschaft stehen haben, die Meister werden kann“. Auch für die laufende Saison mag er „eine freudige Überraschung“ nicht ausschließen. Hermann Kerl, Vorsitzender des Schalker Verwaltungsrates, tönt sogar: „Die Tabellenführung geben wir nicht mehr her!“ Die Schalker Bosse lieben starke Sprüche.
***
Libuda ist erst der sechste Schütze eines „Tores des Monats“, denn diese Abstimmung hat die ARD-„Sportschau“ im März 1971 neu eingeführt. Die Zuschauer müssen ihre Wahl per Postkarte einsenden. Auch sonst regiert das analoge Zeitalter. Die „Sportschau“ ist kurz – von 17:45 bis 18:30 Uhr, wobei bestenfalls eine halbe Stunde Fußball geboten wird. Meist sieht der Zuschauer nur Ausschnitte aus drei Spielen, mehr erlaubt der DFB nicht. Zudem ist der technische Weg beschwerlich: Vom Stadion werden die belichteten Filme per Motorrad nach Köln in die Filmkopieranstalt des WDR gebracht. Dort wählt ein Redakteur am Schneidetisch die Szenen aus, die gezeigt werden sollen; der Rest des Filmmaterials wandert in den Reißwolf. Aus naheliegenden Gründen beginnt die Berichterstattung recht oft mit einem Heimspiel des 1. FC Köln.
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