Mängisch sitzä mir hier ir Stadt vilech scho chly i’rä Babbl, seit si speter. Das mit äm Wäut-Entdeckä gfaut ar Sina uf au Fäu. Si wott wüssä, wien i mir das konkret vorsteue. U i säge, dass i wott wüsse, was dert louft, uf der angerä Syte. Dass es ja nid cha sy, dass mä drissg Jahr lang nie a nes Schwingfescht geit, ke Ahnig het, was Hornussä isch, dass mä amnä grossä Teil vor Gseuschaft eifach us em Wäg geit u ke Berüherigspünkt het. U de regi mi de wider drüber uf, we di ländlechä Gmeindä konservativ abstimme, frage mi, wie das cha sy u wär das cha sy. Wär das isch, wo däräwä uf derä Klimajugend umähacket. Und uf dä Usländer. I wott mit inä uf emnä Bänkli sitze u zuelose, was si säge. Was isch eigetlech so angers ir Stadt aus uf em Land?
Uf die «Red» wott d Sina grad mit mer astosse, u das gfaut’mer.
Uf jedä Fau bruche mir ä Plan, seit si. U das passt mer. Dass mir ä Plan bruche. Das isch äbe d Sina. Das sy äbe d Sina und ig ar Schiffländte. Drum isch es so schön, da im Chueche. Jetz steue mir afa mau ä Lischte zäme, wie dass mir de i Zuekunft am ländlechä Läbe chönnte teilha. Viehschou, Hornussä, Schwingfescht, Wanderigä dür ds Ämmitau, Jagd. Jagd? Da runzlet d Sina de glych chly d Schtirn.
Usgrächnet du? Hesch ihm gseit, dass dys Lieblingstier Reh isch? – Aber nei, das han i ihm nid gseit.
Du bisch haut säuber ds Reh, seit si. U no einisch stosse mir üsi Fläschli zäme, u es git es schöns Grüsch.
I wott’s aber glych versueche, sägen i.
Für das bisch du doch viu z sanft.
Was denkst du über den Stadt-Land-Graben? Gibt es ihn noch?
«Bei Abstimmungen und Wahlen merkt man den Unterschied gut.»
(L., 65, Fachfrau Aktivierung, Rüfenacht)
«Ich denke, dass das Land patriotischer ist. Die Stadt weitsichtiger.»
(Y., 41, Geschäftsleiterin, Worb)
«Grundsätzlich ist man auf dem Land doch noch weniger offen und eher konservativ (z. B. Ausländerpolitik).»
(S., 44, Lehrerin, Gurzelen)
«Gerade für junge Menschen, die noch sehr am Experimentieren sind mit ihrer Persönlichkeit, gibt es in der Stadt meiner Meinung nach mehr Toleranz.»
(C., 23, MPA, Biglen)
«Grundsätzlich nehme ich den Graben kaum wahr. In der Stadt fühlen wir uns jedoch als Landei, da die Orientierung manchmal fehlt und die Kleider uns doch verraten.»
(S., 28, Sozialpädagoge, Heimberg)
«Ich finde, schon allein das Tempo unterscheidet sich. In der Stadt erlebe ich die Leute hektisch, auf Zack. Auf dem Land geht es zum Teil gemütlicher zu und her. Bei Jugendlichen sind Themen in der Stadt andere als jene auf dem Land. Eine Zwölfjährige vom Land spielt noch, ein zwölfjähriges Stadtmädel postet Fotos auf Insta!»
(Z., 41, Heilpädagogin, Gasel)
«Wenn ich in die Stadt gehe, fühle ich mich oft wie ausgeschlossen. Die Kinder von der Stadt sind oft besser/kostspieliger angezogen und bei manchen, da ist man sofort ein Bauer oder eine Bäuerin, wenn man sagt, ‹ich bin vom Land›.»
(I., 13, Schülerin, Jaberg)
«Ja, den Stadt-Land-Graben gibt es definitiv. Besonders gemerkt habe ich es in der Berufsschule, wo ich die Einzige war, die aus der Stadt kommt und dort aufgewachsen ist. Die meisten Mitschülerinnen konfrontierten mich mit Vorurteilen. Zum Beispiel, ob ich als Stadtkind überhaupt wisse, wo die Milch aus der Migros herkommt. Ich bekam immer zu spüren, dass ich anders bin, nur schon deswegen, weil der Berner Dialekt in der Stadt anders ist als zum Beispiel im Emmental. Als wir uns besser kennenlernten, merkten wir, dass wir doch nicht so verschieden sind, obwohl wir ganz anders aufgewachsen sind und dadurch ganz andere politische Ansichten haben.»
(T., 20, Gärtnerin, Bern)
«Wir sind als Städter und Agglo-Bewohner aufs Land gezogen, daher erleben wir keinen Graben. Wir fühlen uns als Besucher in der Stadt wohl und wurden auf dem Land gut angenommen.»
(C., 35, Sozialarbeiterin, Walkringen)
«Ich finde, dass die Menschen in der Stadt viel weniger grüssen als auf dem Land.»
(S., 12, Schülerin, Amsoldingen)
«Ja, es gibt den Stadt-Land-Graben noch. Auf dem Land spüre ich mehr Empathie der Natur und den Bewohnern gegenüber. Man grüsst sich und hat fast immer ein Lächeln übrig. Auch trägt man zu allem mehr Sorge. In der Stadt empfinde ich meist eine monotone Hektik – und jeder schaut für sich.»
(N., 40, KV-Angestellte, Kiesen)
«Ich bin sehr ländlich aufgewachsen, auf einem Bauernhof am Ende der Telefonleitung in Eriswil. Seit einigen Jahren wohne ich in Bern. Es gibt sicher Unterschiede zwischen Stadt- und Landbevölkerung. Ob es einen Graben gibt, weiss ich nicht. Am meisten fällt mir auf, dass Gleichaltrige in der Stadt oft kinderlos sind und die höhere Schulbildung haben.
Die Landbevölkerung fühlt sich von den Stadtbewohnern von ‹oben herab› behandelt. Die Städter denken, die Landleute seien zu wenig offen für alternative Lebensläufe usw. Ich bewege mich gerne auf diesem Spannungsfeld. Es hilft mir, offen zu bleiben.»
(G., 32, Agogin, Bern)
«Ja, den Graben gibt es schon, finde ich. Zum Beispiel bei Anlässen wie dem Schwingfest. Bei Abstimmungen. Okay, und Zürcher (-innen) sind ohnehin nicht sehr beliebt. Ein Austauschmonat in der Schulzeit oder danach wäre super. Auch für ‹Ländler›, nicht nur umgekehrt.»
(B., 45, Direktionsassistentin, Zürich)
«Ich bin auf dem Land aufgewachsen, den Stadt-Land-Graben spüre ich im familiären Umfeld, wo eine Mehrheit in ländlicher Umgebung wohnt. Traditionen haben einen höheren Stellenwert, das Erhalten von Bewährtem, Bisherigem. In der Stadt erlebe ich die Leute trendbewusster; interessiert, was das Leben alles zu bieten hat an Aktivitäten, Genuss und Freude.
Neben meiner beruflichen Tätigkeit bin ich ab und zu in einer kleinen, bescheidenen Hütte auf etwas über 2000 Metern als Hüttenwartin tätig. Hier besuchen uns mehrheitlich gut ausgebildete Personen aus der Stadt. Trotz oder vielleicht sogar wegen ihrem ganz anderen Leben im Unterland können sie mit der Einfachheit, dem wenigen Komfort sehr gut umgehen und sind gar begeistert.»
(D., 56, Sozialpädagogin, Bern)
«Kunden vom Land sind sparsamer und nachhaltiger als Kunden aus der Stadt.
Wo steht unsere Gesellschaft in zehn oder zwanzig Jahren? Ich bin besorgt …»
(S., 28, Betriebsleiter Transportunternehmung, Schwarzenburg)
«Auf dem Land wird da und dort einfach eine Postautolinie geschlossen. Zum Beispiel Oberdiessbach–Bleiken–Heimenschwand. Sobald etwas nicht mehr rentabel ist, wird es einfach abgeschafft, es geht immer um das liebe Geld. Und kein Arzt will irgendwo abseits von der Stadt noch in eine Praxis ziehen. Darum finden so viele Ärzte keinen Nachfolger mehr. Tendenz ist, dass sie in eine Gemeinschaftspraxis in der Stadt ziehen.»
(V., 69, pensionierte Verwaltungsangestellte, Thun)
«Der Stadt-Land-Graben ist beileibe nicht verschwunden. Gerade in der Politik. In der Stadt gibt Rot-Grün den Ton an, auf dem Land die SVP.
In den Dörfern gehen traditionelle Begegnungsräume verloren. Dorfläden werden geschlossen, Postschalter verschwinden. Wie sollen ältere Menschen da noch zurechtkommen?»
(B., 63, pensionierte KV-Angestellte, Niederwangen)
«Ich bin ein meeega Landei und bin stolz darauf. Ich liebe die traditionellen Dinge auf dem Lande. Ich wuchs auf mit Alpabfahrten, Alphörnern und Treicheln. Ich beobachte aber auch immer, wie fasziniert die Stadtleute davon sind. Man verspürt dabei eine gewisse Verbundenheit.
Ich denke, den Graben gibt es schon noch. Ich habe in einer Papeterie gearbeitet. Das Hauptgeschäft war in Langnau im Emmental (ländlich), eine Filiale in Sumiswald (sehr ländlich) und eine in Burgdorf (städtisch). In allen arbeitete ich und spürte enorme Unterschiede!»
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