•Die 900 Jahre alte Riegersburg (bei Riegersburg, ST), die auf einem erloschenen Vulkan liegt.
• Burg Forchtenstein (bei Forchtenstein, B), in der man ein Gemälde, genauer: ein seltenes Ganzkörperporträt, des walachischen Fürsten Vlad Tepes III., genannt Vlad Drăculea, bestaunen kann. Ja, genau dieser Drăculea („Sohn des Drachens“), die lebende Vorlage für Bram Stokers Graf Darcula. Der Grund dafür liegt in der weit verzweigten Verwandtschaft des österreichischen Adels (in diesen Fall der Familie Esterházy). Übrigens: Stoker wollte seinen Roman ursprünglich in Österreich, vermutlich in der Steiermark, ansiedeln und entschied sich erst später für das entferntere Transsilvanien.
Kärntner Büffelfedern und die Löwen aus Mödling
Die kuriose Welt der Bundesländerwappen – Teil 2
Das Wappen von Kärnten gibt es gleich zwei Mal. Einmal das „kleine“, das offiziell so beschrieben wird: „Der Schild des Landeswappens ist von Gold und Rot gespalten; vorn sind drei schwarze, rot bezungte und gewaffnete Löwen übereinander, hinten ein silberner Balken.“ Was für laienhafte Betrachter so viel heißt, wie der Schild hat zwei Teile, rechts ist er rot-weiß-rot, links sieht man drei Löwen. Die eigentlich aus Mödling stammen, genauer gesagt von der Mödlinger Seitenlinie der Babenberger. Deren Löwen allerdings erst nach dem Aussterben der Babenberger für das Wappen des Herzogtums Kärnten verwendet wurden. Der rechte Teil des Schildes steht für Österreich.
Doch damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Denn Kärnten hat als einziges Bundesland neben Wien auch ein „großes Wappen“, auch „Vollwappen“ genannt. Im Ernst.
Das große Kärntner Wappen ist doppelt so hoch (!) und doppelt so breit (!) wie das normale. Die offizielle Beschreibung lautet: „Der gekrönte Turnierhelm mit rot-goldenen Decken trägt zwei goldene Büffelhörner, die außen mit je fünf goldenen Stäbchen besteckt sind, von denen rechts je drei schwarze, links je drei rote Lindenblätter herabhängen.“
Laienhaft beschrieben handelt es sich um einen Ritterhelm (inklusive Schulterteil) mit goldener Krone, aus dem links und rechts Stoffstreifen mit etwa 30 Enden herausragen. Aus der Krone selbst wachsen zwei Hörner, aus denen wieder nach außen je fünf parallele horizontale Streben sprießen, an denen wiederum rechts 15 rote und links 15 schwarze Herzchen baumeln. Uff.
Offiziell nennt man das verniedlichend „Helm, Helmzier und Helmdecken“, insgesamt erinnert es optisch aber eher an ein aufgetakeltes Glockenspiel. Damit nicht genug: Die Büffelhörner waren ursprünglich Pfauenfedern und die Laubstangen Fähnchen. Sie gehen auf einen Helmschmuck von Herzog Ulrich III. von Kärnten zurück. Zu näheren Details befragen Sie bitte Ihren Heraldiker, Genealogen oder Heimatkundler.
Sportliche Heimleuchtung
Ein Leuchtturm und ein Weltcup in Podersdorf
Der Neusiedlersee, gelegentlich auch „die größte Badewanne Österreichs“ genannt, obwohl der maximal 1,8 m tiefe See bei Wind und Sturm durchaus sehr gefährlich sein kann, beheimatet seit 1998 ein Weltsportereignis. Denn jährlich findet hier rund um den 1. Mai der „Surf Weltcup“ statt. Genauer gesagt ist Podersdorf am See (B, Ungarisch: Pátfalu) die Heimstätte dieses Events. Als Disziplinen werden ein Freestyle-Bewerb, ein Tow-In-Bewerb (Windsurfen ohne Wind, nachts bei Flutlicht) sowie ein Kitesurf-Slalom (Surfen mittels Lenkdrachen) ausgetragen. Dazu gibt’s Konzerte und Partys, bis der Onkel Doktor kommt.
Podersdorf hat aber noch eine weitere nautische Besonderheit zu bieten: Der Leuchtturm Podersdorf ist einer der ganz wenigen (tatsächlich als solche betriebenen) Leuchttürme in Österreich und wahrscheinlich der südlichste im ganzen deutschsprachigen Raum.
Ausländisches Inland
Seltsame österreichische Ortsnamen – Teil 2
Österreichs Orte sind nicht nur – vermeintlich – schweinisch, sondern auch geografisch interessant. Steyr liegt nämlich in Oberösterreich, Tirol dafür in der Steiermark. Und Thüringen in Vorarlberg. Amerika ist im Innviertel (OÖ) zu finden, Chikago dafür in Kittsee (B), Gallizien, Malta, Schwarzindien und Türkei jedoch in Kärnten. Mexiko liegt in Schrems (NÖ), Russland in Schwoich (T), Wolga bei Weiz und Rostock bei Deutschlandsberg (ST). Und Österreich schließlich liegt in Berndorf (ST).
Auch sprachlich geben sich Österreichs Ortsnamen den Nachbarländern gegenüber aufgeschlossen: Tschau liegt nicht weit weg von Italien in Kärnten. Kraß auch, ob das allerdings besonders deutsche Touristen anzieht, ist nicht bekannt. Im ehemals von der Kirche regierten Salzburg findet man sogar die Ortschaft Latein .
Im Übrigen entfalten viele österreichische Ortsnamen ihr Humorpotenzial erst so richtig, wenn man sie englisch ausspricht. Wie Rottenegg (OÖ), wo man auf sein Frühstücksei vielleicht besser verzichten sollte. „Abseiling“ ist ein echtes englisches Wort für eine Trendsportart, Zupfing, Kubing, Hareding in Wendling (OÖ) harren noch ihrer Erfindung. Gaming (NÖ) gibt es dafür schon, genau wie Kicking (OÖ) und Going (T). Mining (OÖ) betreibt man in Österreich an so mancher Stelle, Pisching (NÖ) eher im Internet. Auch eher gefährlich klingt Persching (K). Wildermieming (T) klingt nach grimassierenden Schauspielern oder aber Darstellern in Billy-Wilder-Filmen. But that’s the Point (T). In vielen dieser Orte finden sich in der Reisezeit Amishaufen (T), vielleicht sogar auf der Suche nach dem Missingdorf (NÖ)? Worauf ein echter US-Bürger wohl antworten würde: Damreith (OÖ)!
Wankham (OÖ) ist für alle lustig, die wissen, was „ wank “ beziehungsweise „ ham “ im umgangssprachlichen Englisch einzeln oder auch in Kombination bedeuten. Aber auch auf Deutsch bleibt es immerhin eine nette Aufforderung an einen Wirtshausgast zur Sperrstunde.
Urin auf Schienen
Wie der Flascherlzug in Stainz zu seinem Namen kam
Seit 1892 dampft die „Stainzerbahn“ (ST), eine der letzten und ältesten dampfbetriebenen Schmalspurbahnen Österreichs, durch die Gegend. Sie heißt auch „Lokalbahn Preding–Wieselsdorf–Stainz“, was zugleich ihre heutige Strecke beschreibt. Außerdem trägt sie noch die Bezeichnung „Flascherlzug“. Und das deswegen, weil hier einst ein Volksdoktor (Bauerndoktor, Natur- oder Wunderheiler, je nach Sichtweise) namens „Höllerhansl“ praktizierte, dessen Spezialität es war, das Krankheitsbild seiner Patienten aus deren Urin zu erkennen. Womit er der ehrwürdigen Tradition der medizinischen „Urinschauer“ folgte. Er war zu seiner Zeit sehr populär und der beste Weg, ihn zu erreichen, war mit der Bahn. Es reisten also haufenweise Patienten zum Höllerhansl (eigentlich Johann Reinbacher), alle mit einer in einem Fläschchen transportierten Urinprobe im Gepäck. Und so wurde die Bahnlinie eben zum „Flascherlzug“.
Eine weitere Besonderheit der Stainzerbahn, die heute mit einer 1894 gebauten Lok angetrieben wird, ist ihre Farbgebung. Jeder Waggon, der auch einen eigenen Namen trägt, hat eine andere Farbe. Im Normalbetrieb sind das neben dem Generatorwagen die Waggons „Höllerhansl“ (grün), „Bergliesl“ (rot, nach einer Kräutersammlerin namens Elisabeth Strametz), „Kräuterwagerl“ (gelb) und „Schilcherschaukel“ (ein blauer Buffetwagen). Außerdem kommen noch manchmal die Wagen „Erzherzog Johann“ (rot), „Ölspur“ (grün) und der „Kinderwaggon“ (bunt) dazu. Die „Panoramawagen 1 und 2“ sind nicht so auffällig bunt gefärbt, haben dafür aber große Panoramascheiben.
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