Im Laufe dieses Buches entdecken Sie, wie oft im Alltag wir Möglichkeiten haben, ins Gebet ab- und einzutauchen. Und zwar ganz entspannt, oft auch ganz inkognito. Indem wir uns öfters einklinken ins Gebet und uns mit dem Segensstrom von Gott verbinden, entsteht eine starke Verbindung. Es fühlt sich natürlicher an, verbunden zu sein. Ein Gebet fällt dann nicht mehr so aus der Rolle, aus der Reihe, aus dem Alltag raus. Nein, es passt da voll rein, überall da, wo wir gerade sind. Ein Gebetsspaziergang am Morgen ist eine Möglichkeit, wie wir mit Gott bewegt in unseren neuen Tag starten können. Wir werden wach für den Tag und wach für Gott. Wir gehen als eine veränderte Person durch den neuen Tag. So, wie man sich nach dem Joggen befreit fühlt, gelingt das durchs Beten auf geistlicher Ebene. Und ganz gleich, was kommt, wir wissen einfach, dass wir bereits etwas Wichtiges für Gott und für uns getan haben. Ein wahrer Segen für den bevorstehenden Tag.
Toolbox zum In-die-Gänge-kommen
Es gibt eine Menge praktischer, bewährter und auch sehr schöner Hilfsmittel, mit denen wir es uns einfacher machen können, um uns ins Beten einzufinden. Nachstehend sind einige Möglichkeiten zur Inspiration und zum Ausprobieren aufgelistet.
•Losungsbuch mit „Gottes Wort für jeden Tag“. Wenn wir mit dem Losungsbuch der Herrnhuter beten, können wir mit einer himmlischen Maxime in den Tag starten. Bei vielen Menschen liegt so ein Losungsbuch auf dem Nachttisch oder dem Küchentisch. Manche nutzen die zugehörige App und haben die Tagestexte auf diese Weise immer griffbereit. Jedes Jahr gibt es ein neues Losungsbuch, in dem es für jeden Tag einen Vers aus dem Alten und einen aus dem Neuen Testament gibt. Ergänzt wird das noch durch eine passende Gedichts- oder Liedstrophe. Dieser Dreiklang kann einen ganz schönen Einklang in unser Gebetsleben zaubern. Wir haben etwas Handfestes, nach dem wir uns richten können. Wir haben damit auch eine Stütze und Tagesorientierung fürs Gebet.
•Andachtsbücher- und Zeitschriften. Es gibt von verschiedenen Verlagen unterschiedliche kleinere und größere Büchlein und Hefte, die anleiten wollen bei der persönlichen täglichen Bibellese und damit auch beim Gebet. Viele Bücher sind ziemlich dick, weil der Bibeltext darin schon abgedruckt steht für den jeweiligen Tag. Dieser wird noch erläutert und ausgelegt, oft mit einer praktischen Brücke hinein in unser tägliches Leben. Es gibt auch dünnere Varianten, die für jeden Tag im Jahr einfach nur die Bibelstellen anzeigen, die man dann in seiner eigenen gewohnten oder sogar Lieblingsbibel nachlesen kann. Beides hat seinen Charme. Beides kann uns näher zu Gott bringen, durch das Studium seines Wortes, durchs damit einhergehende Gebet.
•Gebetbücher. Hier gibt es wunderschöne Bücher mit vorformulierten Gebeten; oft sind sie auch für bestimmte Zielgruppen gestaltet. So gibt es Varianten für Kids, Jugendliche, junge Erwachsene, Familien, für Frauen oder für Männer. In den Büchern selbst finden wir öfters eine Unterteilung nach Situationen, nach Jahres- oder Lebenszeiten. Je nach Ausgangslage, Situation oder persönlicher Verfassung kann man das passende Gebet für sich finden. Manche trösten, andere bauen auf, wiederum andere loben, andere klagen an.
•Gesangbücher. Auch im „Evangelischen Gesangbuch“ und im „Gotteslob“ finden wir viele Gebete, von denen wir oft überrascht sind, dass wir sie im Liederbuch vorfinden. Manche treffen total ins Herz, andere kommen einem richtig modern vor, obwohl sie aus alten Zeiten stammen. Es lohnt sich, ältere und auch neuere Gesangbücher auf Gebete hin durchzublättern.
•Eigenes Gebetbuch. Das ist eine schöne Weise, auf welche wir Gebete festhalten können, die uns persönlich berühren und bewegen. Vielleicht entdecken wir diese, wenn wir eine Kirche besuchen, wenn wir in der Bibel lesen, wenn wir ein christliches Buch oder eine Zeitschrift über Glaubensthemen durchschmökern. Wann immer uns ein Gebet gefällt, können wir es uns notieren. Über die Zeit entsteht unser ureigenes Gebetbuch, mit dem wir immer wieder beten können. Wir können darin übrigens auch notieren, was wir für Anliegen haben, was wir an Bitte, Lob und Dank Gott entgegenbringen. Last but not least ist solch ein eigenes Gebetbuch auch perfekt dazu geeignet und lädt förmlich dazu ein, dass wir selbst kreativ werden und eigene Gebete schreiben, wie einen Brief an Gott.
Manchmal läuft einfach zu viel in unserem Alltag ab. Das ist ziemlich oft der Fall. Wir sollen dies und müssen das. Erwartungen lasten auf uns. Natürlich wollen wir da unsere rare Freizeit richtig auskosten, Aktivitäten hineinpacken, Freunde treffen, Zeit mit unserer Familie verbringen. Auch der Haushalt will in Schuss gebracht werden. Wollten wir nicht auch längst schon mal wieder über eine neue Wohnungseinrichtung nachgedacht haben? Wo bleibt nur die Zeit! Und dann auch noch Zeit für Beten aufbringen? Viele Menschen reden sich raus, machen es sich leicht oder unnötig schwer. Doch wir müssen nicht immer viel Zeit freischaufeln, um zu beten. Beten geht immer, das ist der Clou! Auch zwischendurch und unterwegs. Wenn wir längere Strecken mit dem Auto fahren, wenn wir zum Supermarkt oder in die Kita laufen. Immer dann können wir, statt zu grübeln, genauso gut beten, mit Jesus ausmachen, was uns bewegt: „Jesus, heute ist mir alles zu viel. Hilf mir tragen.“ „Jesus, heut bin ich gut drauf, danke, dass es mir so gut geht.“ Wenn wir im Büro sitzen, ist immer mal wieder ein kleines Gebet drin: „Jesus, das ging jetzt gerade nochmals gut mit diesem Projekt, danke, dass Du mir beigestanden hast und ich den Termin einhalten konnte.“ Wenn wir im Supermarkt immerzu scheinbar die falsche Schlange erwischen, an der wir länger warten müssen … dann muss das gar nicht die schlechtere Schlange sein. Denn wir haben somit etwas Freiraum, um zu beten. Dafür müssen wir nicht an einem Tisch sitzen und fromm aus der Wäsche gucken. Einfach den Moment nutzen und los geht’s. Sprechen wir mit Jesus. Sagen wir ihm, wie es gerade in uns aussieht. Was wir machen, was heute schon hinter uns und was noch vor uns liegt. Auch während der Hausarbeit können wir immer wieder mit Jesus in Kontakt kommen – beten. Beim Abwasch, beim Bügeln, beim chaotischen Wäschezusammensammeln. „Jesus, eigentlich wollte ich heute was ganz anderes schaffen. Eigentlich wollte ich doch ganz anders Zeit mit Dir verbringen.“ Bevor wir gar keine Zeit mit Jesus verbringen, sind wir doch lieber mal kurz zwischendurch da, ploppen auf, sind wieder weg, kommen aber wieder zurück. Das ist es, was eine Beziehung ausmacht – die Beständigkeit, der regelmäßige Kontakt, den man gern hat und immer wieder von Neuem sucht.
Von der Krux, keine Heilige zu sein
Die Karmelitin und Mystikerin Teresa von Avila sprach vom „Herrn der Töpfe und Pfannen“. Das ist wirklich köstlich, weil sie damit genau das auf den Punkt bringt, wie es auch uns, hier und heute, in unserem modernen Alltag ergeht. Sogar sie, als Heilige, hatte nur bedingt Zeit, eine Heilige vor und für Gott zu sein. Auch sie musste schauen, jonglieren, bangen, wie sie ihre Aufgaben im Kloster vereinen konnte mit ihrer Beziehung zum himmlischen Vater.
Herr der Töpfe und Pfannen
Herr der Töpfe und Pfannen,
ich habe keine Zeit, eine Heilige zu sein
und Dir zum Wohlgefallen
in der Nacht zu wachen,
auch kann ich nicht meditieren
in der Morgendämmerung
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