Abb. 3i bis m Falldokumentation mit Zustand nach Implantation und lateraler Augmentation alio loco: i) okklusale Ansicht mit eingebrachtem BGT vestibulär in der Region 12; j) Wundverschluss mit Naht; k) klinische Situation 9 Monate post operativ; l) okklusale Ansicht; m) klinische Parameter.
Es gibt jedoch keine Evidenz darüber, dass unter Verwendung eines spezifischen Materials, Produkts oder einer Membranart bessere klinische Langzeitergebnisse erzielt werden können oder dass ein bestimmtes Augmentations- bzw. Operationsprotokoll einem anderen überlegen ist 63,66. Die Weichgewebsaugmentationen werden zur Verbreiterung oder zur Verdickung der keratinisierten Mukosa durchgeführt als alleinige Maßnahme oder im Zusammenhang mit einer resektiven oder rekonstruktiven Therapie. Eine Verbreiterung der keratinisierten Mukosa führt zur Reduktion klinischer Entzündungsparameter sowie zur Stabilisierung des marginalen Knochenniveaus im Vergleich zur Kontrollgruppe 12,67. Außerdem wird eine geringere Zunahme mukosaler Rezessionen an Implantaten mit einer breiteren keratinisierten Mukosa im Anschluss an eine chirurgische Periimplantitistherapie beobachtet 68. Eine Explantation ist bei Implantatlockerung, Therapieresistenz, nicht behebbaren technischen Komplikationen, wie z. B. Implantat- oder Abutmentfraktur, beim Übergreifen der Infektion auf anatomisch relevante Nachbarstrukturen oder bei einem ungünstigen Implantatdesign indiziert.
Systemische Antibiotikagabe in der Therapie der periimplantären Mukositis und der Periimplantitis
Systemische Antibiotikagabe wird als adjuvante Maßnahme zur mechanischen Biofilmbehandlung in der Therapie der periimplantären Infektionen eingesetzt. Die klinische Effektivität der systemischen Antibiotikagabe als Monotherapie wurde bislang nicht untersucht. Bei den meisten Studien zur Therapie der periimplantären Infektionen mit adjuvanter systemischer Antibiotikagabe handelt es sich um Fallserien oder retrospektive Studien ohne eine Kontroll- oder Placebo-Gruppe, die zur Bewertung der klinischen Effektivität dieser Maßnahme nicht geeignet sind 69,70.
Bislang sind nur wenige kontrollierte, randomisierte Studien bekannt, die sich mit der Fragestellung „Wie ist die klinische Wirksamkeit einer adjuvanten, systemischen antimikrobiellen Therapie im Vergleich zu konventionellen Therapieverfahren der periimplantären Mukositis (nichtchirurgisches Therapieverfahren) und der Periimplantitis (nichtchirurgisches und chirurgisches Therapieverfahren)?“ auseinandersetzen 50,71–74.
Systemische Antibiotikagabe in der Therapie der periimplantären Mukositis
Wird der Fokus auf die klinische Effektivität der adjuvanten systemische Antibiotikagabe bei der Therapie der periimplantären Mukositis gerichtet, so kann in der derzeit einzigen publizierten kontrollierten, randomisierten Studie keine Verbesserung bei Gabe von Azithromycin (500 mg an Tag 1 und 250 mg an den Tagen 2 bis 4) gegenüber einem mechanischen Debridement festgestellt werden 72( Tab. 1).
Tab. 1 Adjuvante systemische Antibiotikagabe zur Behandlung der periimplantären Mukositis (BL=Baseline, BOP=bleeding on probing/Blutung auf Sondierung, ST=Sondierungstiefe).
Systemische Antibiotikagabe in der nichtchirurgischen Therapie der Periimplantitis
Bislang ist eine kontrollierte, randomisierte Studie bekannt, die die klinische Effektivität einer adjuvanten systemischen Antibiotikagabe in der nichtchirurgischen Therapie der Periimplantitis untersucht 74. Ein Therapieerfolg (ST < 5 mm, BOP-, kein Knochenabbau) konnte nach adjuvanter systemischer Gabe von 400 mg Metronidazol und 500 mg Amoxicillin (3/Tag für 14 Tage) zum subgingivalen Debridement mit Teflon-Küretten und professioneller Zahnreinigung im 3-monatigen Turnus nur zu 50 bzw. 65 % in der Test- bzw. Placebogruppe nach einem Jahr erreicht werden ( Tab. 2).
Tab. 2 Adjuvante systemische Antibiotikagabe zur nichtchirurgischen Therapie der Periimplantitis (BL=Baseline, BOP=bleeding on probing/Blutung auf Sondierung, ST=Sondierungstiefe, MTX=Metronidazol, AMX=Amoxicillin).
Systemische Antibiotikagabe in der chirurgischen Therapie der Periimplantitis
Die klinische Effektivität einer adjuvanten systemischen Antibiotikagabe zur chirurgischen Therapie der Periimplantitis wurde nach derzeitigem Kenntnisstand nur in drei Studien untersucht 50,71,73( Tab. 3). Die Erfolgsrate in der Testgruppe mit chirurgischer Intervention und Azithromycin-Gabe von 250 mg täglich für 5 Tage ab dem Operationstag war 22 % höher als in der Kontrollgruppe mit alleiniger Lappenoperation. Eine vergleichbare Keimzahlreduktion konnte nach 2 und 4 Wochen sowohl mit als auch ohne systemische Antibiotikagabe verzeichnet werden, die nach 12 Monaten jedoch nicht mehr zu beobachten war. Dennoch waren die Ergebnisse dieser Studie nicht statistisch signifikant 73.
Tab. 3 Adjuvante systemische Antibiotikagabe zur chirurgischen Therapie der Periimplantitis (BL=Baseline, BOP=bleeding on probing/Blutung auf Sondierung, ST=Sondierungstiefe, CHX=Chlohexidindigluconat).
In einer weiteren Vergleichsstudie wurde der Nutzen einer adjuvanten systemischen Antibiotikagabe und der lokalen antiseptischen Dekontamination der Implantatoberfläche zur resektiven Therapie der Periimplantitis untersucht. Bezogen auf die Gesamtzahl der Implantate lag der Therapieerfolg bei 45 %. Dieser betrug 79 % für die Implantate mit einer nicht modifizierten Oberfläche. Ein Nutzen der adjuvanten systemischen Antibiotikagabe konnte für die Implantate mit modifizierter Oberfläche nach einem Follow-up von 12 Monaten als positiv bewertet werden im Gegensatz zu den nicht modifizierten Implantatoberflächen (Odds ratio 0,27 %; P = 0,506 bzw. Odds ratio 38,69; P = 0,002) 71. Die positiven Effekte einer adjuvanten systemischen Antibiotikagabe konnten allerdings in der Auswertung der 3-Jahres-Ergebnisse in der Folgestudie der gleichen Arbeitsgruppe nicht bestätigt werden 50.
Zusammenfassung und Empfehlung zur adjuvanten systemischen Antibiotikagabe zur Therapie der periimplantären Mukositis und der Periimplantitis
Die derzeitige Studienlage liefert nur wenige klinische, randomisierte und kontrollierte Studien, die die klinische Wirksamkeit einer adjuvanten, systemischen antimikrobiellen Therapie im Vergleich zu konventionellen Therapieverfahren der periimplantären Mukositis (nichtchirurgisches Therapieverfahren) und der Periimplantitis (nichtchirurgisches und chirurgisches Therapieverfahren) untersuchen. Die verfügbare Evidenzlage ist nicht ausreichend, um eine dezidierte Empfehlung zu geben. Zusammenfassend bietet eine adjuvante systemische Antibiotikagabe zur Therapie der periimplantären Mukositis und zur nichtchirurgischen Therapie der Periimplantitis nach der derzeit verfügbaren Evidenzlage keine Vorteile gegenüber dem mechanischen Debridement.
In der chirurgischen Therapie der Periimplantitis konnte ein positiver Effekt der adjuvanten systemischen Antibiotikagabe zur resektiven Therapie nur bei rauen im Vergleich zu maschinierten Implantatoberflächen und nur im ersten Jahr nach erfolgter Therapie beobachtet werden.
Weitere kontrollierte, randomisierte Studien sind notwendig, um den zusätzlichen Nutzen einer perioperativen Antibiotikagabe in der Therapie der periimplantären Infektionen zu bewerten.
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