Joachim Fischer - Wie sich das Bürgertum in Form hält

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Wie sich das Bürgertum in Form hält: краткое содержание, описание и аннотация

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Das Bürgertum wurde bereits vor 100 Jahren totgesagt. Dennoch erweist es sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts als ungemein vitale Klasse, die mit ihrer Lebensform Geltung beansprucht. Joachim Fischer zeigt, wie das moderne Bürgertum die Parameter der Globalisierung zugleich selbst setzt und pariert.

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Nicht das 19. Jahrhundert ist die bürgerliche Epoche schlechthin (kann es gar nicht sein, weil die Menschen damals mehrheitlich von den entsprechenden Strukturen gar nicht erfasst wurden) 18, sondern die Gegenwartsgesellschaft ist das bürgerliche Zeitalter par excellence, sie ist das durchgesetzte bürgerliche Zeitalter, sie ist die bürgerliche Epoche der Weltgeschichte – mit dem Bürger als massengesellschaftlich und weltgesellschaftlich ausstrahlender Sozialfigur. Das Bürgertum ist der stupor mundi zu Beginn des 21. Jahrhunderts – sieht man es vor dem Hintergrund seines vielfältig, aber sicher erwarteten Untergangs im 20. Jahrhundert. Es ist ein derart staunenswertes Gesellschafts-, ja Weltgesellschaftsphänomen, das die zuständige Disziplin, die Soziologie, davor erschrickt und es bisher nicht zu fassen bekommt. Jeder kann den Test machen: Wer vor konkreten »Bildungsbürgern«, die alle Ingredienzien des Bürgerlichen in sich und alle seine Insignien an sich tragen, von bürgerlichen Grundzügen der Gesellschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts spricht, sieht sich mit Abwehrreflexen konfrontiert. Allen solchen Exemplaren ist der Gestus des letzten Vertreters eingeschrieben, Zeuge einer (zum Glück, mit Bedauern) schwindenden Welt zu sein. Dabei verwechseln sie ihren eigenen »langen Abschied vom Bürgertum« – von den ihnen vertrauten Erscheinungsformen – mit dem Abschied des Bürgertums von der Bildfläche insgesamt. 19Sie erkennen im Formenwandel nicht die perennierenden, ja mehr und mehr implementierten, dabei historisch – vor dem Hintergrund des 20. Jahrhunderts – doch ganz unwahrscheinlichen Muster des Bürgertums.

Geht man nüchtern vom Jahr 1989 als Drehpunkt aus, wird klar, dass sich eine Verbürgerlichung auf zwei Ebenen abgespielt hat: Soziologisch gesehen wird die »bürgerliche Gesellschaft«, erstens, faktisch das Medium der »Massengesellschaft«, und zweitens ist sie definitiv erst nach 1989 faktisch das Medium der »Weltgesellschaft«. 20

Zunächst die Massengesellschaft: Es findet sich – wie noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfahren und erwartet – keine graue oder gar uniformierte Masse, sondern eine bunte, schillernde, mitunter schrille ›Masse‹ in den transnationalen Verbünden bürgerlicher Vergesellschaftung – offensichtlich durchzogen von den Zumutungen der bürgerlichen Lebensform, wenn auch in trivialisierter, eben massenhafter Form: Es gilt der auf dem Privateigentum beruhende Kapitalismus, der sich neben der fortdauernden Unternehmerfamilienform in den Aktionärskapitalismus ausdifferenziert und in die ›petite bourgeoisie‹ einsenkt; petite bourgeoisie ist als soziologischer Begriff für einen Erkenntnismoment erhellender als der deutsche Terminus ›Kleinbürgertum‹, der immer gallig daherkommt. Der Blick sollte vielmehr auf das kleine Bürgertum fallen, das nach dem kleinen Privateigentum strebt, so dass für die nachfolgende Generation durch Kredite ein Spielraum erreichbar wird – in der Perspektive durch das Pokerspiel oder den einen Lottogewinn multiplizierbar 21. Man muss diese kleine Bourgeoisie im Hintergrund der Finanzkrise sehen, die ja in erster Linie (jetzt die Verschärfung durch finanzielle Eigenoperationen der Banken beiseite gesetzt) in verschiedenen Gesellschaften eine Immobilienkrise ist, eine Hypothekenkrise der über-dehnten Kredite an die kleinen strebenden Grund- und Hauseigentümer, die in Zahlungsschwierigkeit geraten und damit die Banken überfordern – als Krise der massenhaften Überdehnung des Bourgeoisieprinzips ein Phänomen, das nicht-bürgerliche Gesellschaften gar nicht kennen können.

Ganz unabhängig von diesem Strukturprinzip durchfurcht das Vereins- oder Assoziationsprinzip, das sich in der Gestalt eines engmaschigen Netzes von »Bürgerinitiativen« permanent regeneriert, alle sozialen Ebenen – das sind in Deutschland zum Beispiel die 550 000 Vereine, in denen sich spontan, ohne Auftrag von oben, wildfremde Subjekte zu übergreifenden Zwecken zusammenschließen und nebenbei eine gesellige Schulung in Satzung, Debattenordnungen und Wahlen, in denen Kandidaturen riskiert und verloren werden, durchlaufen. 22Solche zivilgesellschaftliche Bewegungen feiern Triumphe, indem sie z. B. als ökologische »grüne« Bewegung eine ganze Gesellschaft (einschließlich des »Kapitals«) zur energiepolitischen Umsteuerung bringen und zwingen.

Und schließlich nimmt das selbstriskierte Weltdurchdringungsprinzip die massenhafte Gestalt der »Individualisierung« an, in der die Subjekte sich zur Linienführung ihrer unverwechselbaren Biografien bilden sollen und müssen und darin als Karikaturen ihrer selbst scheitern können.

Wenn 1989 die bedeutendste Fremdaffirmation der bürgerlichen Gesellschaft von außen ist – eben aus dezidiert nichtbürgerlichen Moderneformationen –, dann kennen die bürgerlichen Prinzipien auch eine bedeutende längerfristige Selbstaffirmation – die aber erst 1989 auf den Punkt gebracht wird: Die Veränderung betrifft insgesamt die Frauen. Schon immer waren Frauen Mitträgerinnen und Mittäterinnen der bürgerlichen Gesellschaft, aus der privaten Sphäre heraus verantwortlich für die Kindererziehung und Einübung in die Sprachkommunikation, als bedeutende Konsumentinnen am Markt 23, als den Buchmarkt dominierende Leserinnern, als Erbinnen, aber auch seit dem 18. Jahrhundert bereits als Trägerinnen der Geschäftsbeziehungen der Familien. 24Seit ihrer »Emanzipation« decken die Frauen mit ihrem Spagat zwischen Privatsphäre und Familie, Beruf und Öffentlichkeit das gesamte Spektrum der bürgerlichen Gesellschaft ab. Sie sind zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Karyatiden der bürgerlichen Gesellschaft geworden, auf deren Balkonen sie zugleich stehen wollen. Diese Selbstaffirmation ist 1989 zutiefst mit der Fremdaffirmation verknüpft: Es optieren in ihrer Mehrheit die beruflich qualifizierten, emanzipierten Frauen dort, wo sie politisch alternativ entscheiden können, gerade nicht für die sozialistische Moderneformation – sondern saugen die bürgerlichen Gesellschaftsmuster vollständig in sich auf. Durch die Frauenbewegung hat sich insofern für die Frauen viel verändert, an den Mechanismen und Medien bürgerlicher sozialer Integration – Privateigentum und Kredit, Assoziationswesen und Zivilität, Bildungsbürgerlichkeit und Individualisierung – aber nichts. Schärfer gesagt: Soziologisch gesehen ist die Frauenemanzipation die bedeutendste innergesellschaftliche Selbstaffirmation der bürgerlichen Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Die Gesellschaftsrevolution von 1989 hat auch weltgesellschaftliche Folgen – wie es einer originalen Revolution entspricht. Seit 1989 spielt sich Weltvergesellschaftung im ›Medium‹ der bürgerlichen Gesellschaft ab – die drei nicht aufeinander rückführbaren Dynamisierungsquellen der bürgerlichen Moderne werden nichteuropäischen und nichtamerikanischen Gesellschaften zugemutet, strahlen auf sie aus, so dass sie in ihren Bann geraten. Das betrifft die südamerikanischen Gesellschaften, Indien, China – alles Gesellschaften, in denen noch bis in die 80er Jahre alternative Modernen prägend oder virulent, in jedem Fall zukunftsheischend waren. Die Weltgesellschaft scheint derzeit – z. B. im arabischen Nahen Osten – nur noch zu beobachten, wie die jeweiligen Gesellschaften aus ihren historisch eigenen mentalen und sozialstrukturellen Voraussetzungen ihren »bürgerlichen« Pfad bahnen und sich mit den Mittelschichten deren Träger rekrutieren.

Ob bürgerliche Gesellschaft eine gerechte, eine gute, eine lebenswerte Gesellschaftsformation ist, ist hier nicht die Frage. Das wäre die Frage des Sozialethikers und seiner Begründungen. 25Der Blick des Soziologen begnügt sich, unterhält sich aber auch mit der Frage, wie sich dieses Bürgertum in Form hält. Was sind die Medien, was die Mechanismen, mit denen es seine Herrschaft kommunikativ wider alle Erwartung durchzuhalten vermag, geradezu alternativlos erscheinen lässt? Es drängt sich dem analytischen Blick ein Spektrum von Phänomenen auf: Selbstverständlich ergreift die »Verbürgerlichung« der Gegenwartsgesellschaft gerade auch die virtuelle Medienwelt – frappant zum Beispiel das Wikipedia-Phänomen als Wiederkehr des aufgeklärten Enzyklopädistenprojekts selbsterzeugten und -verwalteten Wissens unter Massenbedingungen; oder das Facebook-Phänomen als Wilhelm Meisters Theaterspielplatz, sich vor anderen in Rollen ganz auszuführen, wie man »da« sein oder existieren möchte. Hier sind nur Proben möglich: Der Nonkonformismus der modernen bildenden Kunst, der revolutionäre Rekonstruktivismus der okzidentalen Stadt, die Strategien der Verbürgerlichung der Weltgesellschaft.

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