Joachim Fischer - Wie sich das Bürgertum in Form hält
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Parallel entwickelt sich der folgenschwere Dauerverdacht des Bürgers gegen sich selbst. Hegel hat in Aufarbeitung der französischen und englischen Bürgertumsreflexion (Rousseau, Locke, Smith, Ferguson) die Prinzipien der neuzeitlichen Verbürgerlichung auf den Systembegriff der »bürgerlichen Gesellschaft« gebracht, voller Bewusstsein für die innere Dynamik (das unendliche »System der Bedürfnisse«) und für die internen Differenzierungen und Distinktionen. Beobachtungen und Beschreibungen 8, die noch Marx und Engels faszinierten und von ihnen in ihren geschichtsphilosophisch radikalen Abschiedsschriften auf das Bürgertum zur vernichtenden Kritik gedreht werden. 9Die Emergenz der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, der Auftritt der »Frauen und Männer des Bürgertums« 10als »Klasse« wird durchgehend von einer europäischen Kritik eskortiert, einem bürgerlichen Dauerverdacht gegen den eigenen Sozialtypus und seine Prinzipien. Diese Kritik bildet einen reichen Fundus an Topoi aus, aus denen in immer neuen, nicht zu kupierenden realen Krisen im 19. Jahrhundert der »Haß auf das Bürgertum« – wie Furet es genannt hat 11–, immer neue Geistesfunken schlägt. Zu diesen Topoi gehört die Kritik am Geld, am geldgesteuerten, nun universal werdenden Tauschprinzip, das tendenziell von aller menschlichen und sachlichen Substanz abstrahiert und entfremdet. Dazu gehört der Verdacht gegen das individuelle Autonomieprinzip, das die Menschen aus allen Bindungen löst und isoliert, jede eingelebte Solidarität (Nächstenliebe) und Vertrautheitsgemeinschaft durchkreuzt. Das selbst entfaltete Ethos der Gleichheit und Brüderlichkeit mündet aus Sicht der Kritik immer erneut in systemische Ungleichheiten, nicht nur der materiellen Lebensbedingungen, sondern vor allem auch der Assoziationsfähigkeit, der Vernetzbarkeit sowie in Ungleichheiten der existentiellen Ausdruckschancen. Zum Laster- und Lästerkatalog der klassischen Kritikpunkte am Bürgertum gehören weiter dessen ständige, von Kapitalverwertung sowie Konjunktur- und Finanzkrisen angetriebene innere Ruhelosigkeit; die unübersichtlichen, spontan einsetzenden und unkalkulierbaren Assoziationen, intermediären Gruppierungen; schließlich die immer wieder von neuem auftretenden verunsichernden existentiellen Welt- und Selbstaufbrüche der Subjekte. All diese Merkmale subvertieren jede Erwartung an eine vernünftige, ruhig sich reformierende Lebensform. Im bürgerlichen Primat der Zivilität gegenüber den kriegerischen Tugenden erkennen die Kritiker des Bürgertums – anders als beim Adel – zugleich eine fehlende Opferbereitschaft, das eigene Leben voller Leidenschaft für das Ganze einzusetzen. All diesen Kritiken gemeinsam ist der Vorwurf (von Benn in »Verlorenes Ich« paradigmatisch verdichtet), das Bürgertum vermöge strukturell keine in sich gefügte, zum Kreis sich schließende Welt- und Selbstanschauung zu garantieren, seit es in den spätmittelalterlichen Städten mit der Doppelcodierung von Christentum und Antikenorientierung zu experimentieren begann, später dann das Orientierungsverlangen in die Doppelcodierung von Aufklärung und Romantik spaltete, also gleichsam bereits »postmodern« operierte.
Diese gesamte, multiple Kritik am Bürgertum und der bürgerlichen Gesellschaft, vorgetragen von verzweifelten Bildungsbürgern, war auch eine Kritik der drei »Bürgertümer« aneinander, gründete auch in der konstitutionellen Heterogenität der »Bürgertümer« – der Prinzipienverschiedenheit von Bourgeoisie, des Assoziationsbürgertums bzw. der Citoyens und des Bildungsbürgertums. Im Zuge von Ausdifferenzierung und Krisen bekämpfen sie einander auf das Schärfste: die Künstlerkritik (des Bildungsbürgers) am verachteten geldheckenden Bourgeois, die Verwerfung des individualistischen Geniekults durch die auf Solidarität setzenden Assoziationen, die Kritik an den sich zusammenrottenden Assoziationen durch die Besitzindividualisten (»Der Einzige und sein Eigentum«). Als diese sich radikalisierende Selbstkritik nun in realen Krisen sich mit den Diskursen der nicht-bürgerlichen sozialen Lagen der Gesellschaft (vor allem der Bauern und der Industriearbeiter, aber auch der Soldaten) zusammenschließt, entstehen ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die großen nichtbürgerlichen Gesellschaftsprojekte der Moderne. Diese nehmen dann, unter intellektueller Beteiligung abspringender Bürger (von Marx über Brecht bis Adorno, von Sorel über Jünger bis Heidegger), als soziale Formationen ab dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts – und beschleunigt ab 1917 – reale Gestalt an.
Seit Marx und Engels war das gattungsgeschichtlich notwendige Verschwinden des Bürgertums, der geschichtslogisch unausweichliche Anbruch einer »nachbürgerlichen« Gesellschaft, die Furie, die die bürgerliche Sozialfigur selbst kalt durchfuhr. Versetzt man sich für einen Moment in das Jahr 1940, in das Europa bis zum Ural (mit Ausnahme der Schweiz und Großbritanniens), kann man die verschiedenen, sich dezidiert als antibürgerlich stilisierenden und faktisch nichtbürgerlichen Gesellschaftsformationen in ihrer Wucht noch einmal auf sich wirken lassen, die reale Möglichkeit einer nicht-bürgerlichen Verfasstheit der Moderne bei voller Entfaltung ihrer wesentlichen Merkmale: Förderung und Ausnutzung technischer Innovationen, Naturwissenschaft als Quasi-Religion, Industrialisierung, gesellschaftliche Integration der Armeen durch Ausschaltung adliger Offizierseliten, fortschreitende Medizin, Verkehrsmobilität, moderner sozialer Städtebau, Sozialversicherung, Aufstiegsmobilität der Massen, Massenmedien und Massenkultur. 12Als neuer Prototyp der modernen Vergesellschaftung figuriert der sich sozialistisch koordinierende und organisierende Industriearbeiter und Arbeiterbauer einerseits, der nationalsozialistisch formierte, mit dem bäuerlichen Neusiedler und dem Soldaten verschmolzene Ingenieur andererseits. Beide liquidieren die Figur des Bürgers als konstitutiven Typus der modernen Gesellschaft. 13
Erst vor diesem Hintergrund erkennt man 1989 als den unerwarteten weltgesellschaftlichen Durchbruch des Bürgers – in seinen drei nicht aufeinander zu reduzierenden Prinzipien. An Vaclav Havel ließe sich diese revolutionäre dreifache Inkarnation dechiffrieren – Herkunft aus der tschechischen, enteigneten Großbourgeoisie, künstlerischer Bildungsbürger und außerdem der Mann der sich wieder riskierenden Zivilgesellschaft. Soziologisch gesehen ist 1989 eine originale Gesellschaftsrevolution – mindestens so originell wie die amerikanische oder die französische oder russische Revolution. Mitnichten ist sie eine bloß »nachholende Revolution« – weil es sich ja um den weltgeschichtlich erstmaligen revolutionären Übergang von sozialistischer Moderne in bürgerliche Moderne handelt. 14In diesem revolutionären Prozess finden offensichtlich drei heterogene Strukturmomente zu einem Junktim, zu einer historisch unwahrscheinlichen Verschränkung, die sich auch in einer vorläufigen gegenseitigen Anerkennung von drei nicht aufeinander rückführbaren Akteursgruppen spiegelt. Erstens das Prinzip der kapitalistischen Unternehmung, die auf die Erzielung von Profiten auf preisbildenden Märkten setzt; zweitens das Prinzip des Vereins oder der selbstgesetzten geselligen Assoziation mit Wahlämtern, Ausschüssen und Berichtswesen; drittens das Prinzip der individuellen, existentiell selbstregulierten Welt- und Selbsterschließung. Die »bürgerliche Gesellschaft« ist also die soziale Formation des kalkulierten Risikoeinsatzes von Kapital durch private Unternehmen und bringt insofern eine Bourgeoisie hervor. Prototyp ist der private Eigentümer an Grund und Boden, wie klein dieser auch immer ausfällt – entscheidend ist, dass er durch Kredit erwerbbar und mit Hypotheken belastbar ist. Die »bürgerliche Gesellschaft« ist, zweitens, ebenso die Gesellschaft des kalkulierten Risikoeinsatzes von spontanen Vereinsgründungen als einem geselligen Substrat der Öffentlichkeit und generiert insofern ein Vereins- oder Assoziationsbürgertum 15– den Kern der civil society (Prototyp ist hier der plädierende Anwalt, nicht der Unternehmer); und die »bürgerliche Gesellschaft« ist, drittens, schließlich eine Gesellschaft individuell selbst-gewagten, selbstdurchlittenen Risikoeinsatzes von Welt- und Selbstdurchdringungen, von Welt- und Selbstinszenierungen und bringt mithin ein Bildungsbürgertum hervor, das die erreichten Idiosynkrasien, Leiden und Individualisierungen einander gesellig kommuniziert – das was heute eine »creative class« 16genannt wird (Prototyp ist hier der auf Innovation zielende Forscher oder Künstler – diese »Erfindung der Kreativität« als bürgerliches Prinzip selbstverständlich bereits bei Franklin oder Goethe). 17Das revolutionär Neue, das durch 1989 affirmiert wird, ist das Junktim der nicht aufeinander rückführbaren Prinzipien – das Bewusstsein auch der entsprechenden Akteursgruppen, dass sie in ihrem jeweiligen Bestand einander voraussetzen. Luhmanns Systemtheorie hat dieses Phänomen in der Theorie der funktionalen Ausdifferenzierung von eigenlogisch operierenden, wechselseitig aufeinander verwiesenen Teilsystemen reflektiert. Als Systembegriff strukturiert die »bürgerliche Gesellschaft« über die Mechanismen der privaten Kapitalmaximierung einerseits die Ausdifferenzierung der Ökonomie und der Technik, über die Mechanismen der Unterwerfung unter selbstgesetzte Themen und Normen der öffentlich agierenden Assoziationen andererseits die Sphären der Öffentlichkeit, des Rechts und der Politik, und über die Mechanismen des Begehrens, dem eigenen Begehren in symbolischen Formen individuellen Ausdruck zu verleihen, weiterhin die Sphären der Kunst, Wissenschaft und Religion.
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